Badeteppiche im Test: Die meisten sind "sehr gut"

ÖKO-TEST Jahrbuch Kosmetik für 2011 | Autor: Meike Meyer | Kategorie: Bauen und Wohnen | 05.11.2010

Badeteppiche im Test: Enthalten sie giftige Chemikalien?
Foto: New Africa/Shutterstock

Saubere Sache: Die meisten untersuchten Badeteppiche sind "sehr gut". In zwei Marken wurde allerdings ein krebsverdächtiger Farbstoffbestandteil nachgewiesen, betroffen ist auch ein Teppich von Ikea.

Badezimmerteppiche aus unverrottbarem Polyacryl kommen bei der Kundschaft an - die hoch verzwirbelten Spinnfasern trocknen schnell und stellen sich idealerweise von selbst wieder auf, sodass der Teppich nicht platt getrampelt aussieht. Auch Baumwollteppiche sind beliebt. Viele lassen sich von beiden Seiten nutzen. Die fehlende Antirutschbeschichtung wird teilweise durch höheres Eigengewicht ausgeglichen.

Badeteppiche im Test: Die Mehrheit erhält Bestnote

Wer es einfacher mag oder ein kleines Badezimmer hat, der nimmt Baumwollduschmatten, die etwa doppelt so dick sind wie ein Handtuch, oder legt einfach ein normales Handtuch auf den Boden. Ein neuerer Trend sind Badematten aus widerstandsfähigem Holz. Dem Badeteppich seinen Rang ablaufen werden sie aber in nächster Zukunft nicht. Sie sind eben nicht weich.

ÖKO-TEST wollte wissen, ob Badezimmerteppiche frei von Schadstoffen sind. Dazu schickten wir 20 Produkte mit und ohne Antirutschbeschichtung in die Labore.

Wer diesen Test in der Badewanne liest, der kann sich raus auf den Badeteppich trauen. Mit 13 Modellen ist die Mehrheit der Testprodukte "sehr gut", fünf weitere sind "gut". Nur zwei Marken können wir überhaupt nicht empfehlen.

In der Kritik: Anilin und halogenorganische Verbindungen

In den Teppichen von Ikea und SIG hat das Labor den krebsverdächtigen Farbstoffbaustein Anilin nachgewiesen. Anilin ist ein aromatisches Amin. 22 andere Vertreter dieser Stoffgruppe dürfen in der EU inzwischen nicht mehr zum Färben von Textilien eingesetzt werden. Farbstoffe, die Anilin enthalten oder abspalten können, sind jedoch noch erlaubt.

Aus fünf Badeteppichen, darunter wiederum die von Ikea und SIG, lösten sich umstrittene halogenorganische Verbindungen. Viele halogenorganische Verbindungen können Allergien auslösen. Fast alle reichern sich in der Umwelt an.

Optische Aufheller in Badeteppichen müssen nicht sein

Zwei Teppiche schneiden nur mit "gut" ab, weil im Flor optische Aufheller stecken. Wenn diese Weißmacher auf die Haut gelangen, können sie im Zusammenspiel mit Sonnenlicht allergische Reaktionen hervorrufen. Optische Aufheller an Stellen, wo kein direkter Hautkontakt besteht, wie an der Unterseite des Teppichs, werten wir hingegen unter Weitere Mängel ab.

Lichtblick: Es gibt keine Probleme mit Schwermetallen oder antibakteriellen Wirkstoffen. Giftige zinnorganische Verbindungen stecken nur in geringen Spuren in den Teppichen mit gummierter Unterseite.

Badeteppiche im Test: Viele stammen aus Asien

Die Firma Rhomtuft produziert nach eigenen Angaben als einziger großer Hersteller noch fast alle Produkte komplett in Deutschland. Ein Vorteil sei, dass man sehr schnell auf Kundenwünsche reagieren und die Produktion umstellen könne. Innerhalb der EU werden Badeteppiche noch in Tschechien, Belgien und Portugal hergestellt.

Nach Schätzungen der Firma Grund werden jedoch 60 bis 65 Prozent der Badeteppiche aus Polyacryl in China gefertigt und 80 Prozent der Baumwollbadeteppiche in Indien.

So reagierten die Hersteller

Die Firma Rhomtuft teilte mit, dass künftig nach dem Färbungsprozess noch intensiver gewaschen werden soll, damit keine halogenorganischen Verbindungen mehr am Joop! Cotton eckig, brombeer sind.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Badeteppiche gibt es sehr billig und sehr teuer. Da wir aus zahlreichen anderen Tests wissen, dass man vom Preis nicht unbedingt auf die Qualität schließen kann, haben wir sowohl die Baumarkteigenmarke für 9,95 als auch die Designermarke für 129 Euro eingekauft. Im Durchschnitt kosteten die Testprodukte aber etwa 50 Euro.

Die Inhaltsstoffe: Die Badeteppiche mussten durch das große Prüfprogramm eines Textilientests: So ließen wir untersuchen, ob sie in einer schweißähnlichen Lösung giftige Schwermetalle abgeben, und ob sie mit Rückständen von verbreiteten antibakteriellen Substanzen, Insektiziden oder problematischen Farbstoffen belastet sind. Wo vorhanden, ließen wir natürlich auch die rutschfesten Unterseiten auf giftige Inhaltsstoffe wie zinnorganische Verbindungen und Phthalatweichmacher untersuchen.

Die Bewertung: Anilin ist bisher gesetzlich nicht verboten. Als Ausgangsstoff bei der Herstellung von Farbstoffen kommt das aromatische Amin nach wie vor häufig zum Einsatz. Bei ÖKO-TEST fallen Produkte mit dem krebsverdächtigen Stoff klar durch.

Bewertungslegende

Zur Abwertung um vier Noten führen: 5 mg/kg oder mehr Anilin.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) halogenorganische Verbindungen; b) optische Aufheller mit Hautkontakt. Unter Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: optische Aufheller ohne direkten Hautkontakt, wenn nicht schon wegen optischer Aufheller mit Hautkontakt unter Inhaltsstoffe abgewertet wurde.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.


Testmethoden

Aromatische Amine: Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung.

Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2, Prüfung ohne vorherige Extraktion nach DIN EN 14362-1 (Juni 2004) und Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-4 Prüfung nach vorhergehender Extraktion nach DIN EN 14362-2 (Juni 2004); bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-9 (September 2006), Bestimmungsgrenze 5 mg/kg; 1. Methode GC/MS, 2. Methode TLC; zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine.

Dispersionsfarbstoffe: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-10 nach Norm DIN 54231 (November 2005).

Methoden:Dünnschichtchromatografie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detector).

Antimikrobiell wirksame Substanzen/Phosphororganische Flammschutzmittel/Weichmacher/Phenolische Verbindungen/Insektizide: GC/MS nach Extraktion mit Aceton/Ethylacetat und Derivatisierung.

Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht).

Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.

PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe in der gummierten Unterseite/in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Schwermetalle: Elution von Schwermetallen mittels saurer Schweißlösung, Elementbestimmung mittels ICP-MS.

Zinnorganische Verbindungen (bei Badeteppichen mit gummierter Unterseite): NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-AED.

Mischprobenzusammensetzung jeweils ungefähr entsprechend der Zusammensetzung des Teppichs. Ausnahme: bei aromatischen Aminen und Dispersionsfarbstoffen ohne Gummierung und wenn mehrfarbig in Mischproben aus allen Farben zu gleichen Teilen.

Steht bei Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Nachweisgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Einkauf der Testprodukte: Juli 2009.

Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch für 2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik 2011 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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