- Im Test: 24 Kerzen, die der gängigen Optik und Aufmachung eines Teelichts entsprechen. Darunter 15 paraffinhaltige Teelichter, fünf aus Bienenwachs und vier aus Pflanzenwachsen oder Rest- und Abfallfetten.
- Insgesamt elf Produkte schneiden im Test mit "gut" ab.
- Viele Teelichter sind mit Blei und/oder Nickel belastet. Außerdem überzeugen nicht alle Kerzen in der Praxisprüfung, beispielsweise was Brennverhalten und -dauer betrifft.
- Tipp: Gut durchlüften hilft, Schadstoffe in der Raumluft loszuwerden. Wichtig dabei ist, dass Sie nicht bei brennender Kerze lüften, sondern erst nach dem Erlöschen.
- Die Aluminiumhüllen enthalten meist kaum Rezyklat, und ihre Entsorgung ist vielerorts wenig praktikabel geregelt. Nachhaltiger sind Teelichter ohne Hülle im wiederverwendbaren Glasbecher.
Schon seit der Antike nutzen Menschen Kerzen, um Licht und Wärme zu spenden. Zunächst bestand die Brennmasse hauptsächlich aus Tierfett und wurde nach und nach um Bienenwachs und Pflanzenfett erweitert. Seit dem 19. Jahrhundert werden Kerzen hauptsächlich aus billigem erdölbasierten Paraffin hergestellt. So auch Teelichter, deren Geschichte erst vor rund 400 Jahren beginnt – als Lichte, eine veraltete Bezeichnung für Kerzen, zum Warmhalten von Tee.
Zwar verwenden auch heute noch viele die kompakten Kerzen im Stövchen unter der Teekanne, doch sie haben sich auch als Wohnaccessoire etabliert. Ob im Glashalter, als Wärmequelle im Duftlämpchen oder in allerlei weihnachtlichen Deko artikeln – aus der dunklen Jahreszeit sind Teelichter nicht wegzudenken.
Welche Teelichter sind die besten?
Doch auch wenn die kleinen Kerzen harmlos wirken, bergen sie gewisse Risiken. Neben der Brandgefahr verbrauchen sie wie alle Kerzen Sauerstoff und können Ruß und Schadstoffe in die Raumluft abgeben.
Wir haben die Inhaltsstoffe und die Brenneigenschaften von 15 paraffinhaltigen Teelichtern sowie fünf aus Bienenwachs und vier aus anderen Wachsen in spezialisierten Laboren untersuchen lassen und die Verpackungen unter die Lupe genommen. Schlussendlich schneiden 11 der 24 Produkte mit "gut" ab. Ein paar fallen auch durch.
Viele Teelichter sind mit Blei und/oder Nickel belastet
Das von uns beauftragte Labor ist aber auch auf ein paar Stoffe gestoßen, die wir kritisieren. So ergaben die Analysen teils deutliche Belastungen mit Blei und Nickel. Beide Schwermetalle können beim Abbrennen der Kerzen in die Raumluft übergehen und bergen gesundheitliche Risiken.
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Blei wirkt sich vor allem bei Kindern negativ auf die Gehirn- und Intelligenzentwicklung aus und kann bei dauerhafter Belastung Nierenschäden und Krebs bei Erwachsenen verursachen. Für die Bewertung von Blei legen wir die Sollwerte der Prüforganisation RAL für Kerzen zugrunde. Diese werden von manchen Kerzen überschritten.
- Bestimmte Nickelverbindungen gelten bei Aufnahme über die Atemluft als krebserregend. Manche der nachgewiesenen Gehalte überschreiten den auf EU-Ebene diskutierten Grenzwert von 0,5 Milligramm pro Kilogramm, den uns auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auf Nachfrage als eine Konzentration bestätigte, unterhalb derer gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht zu erwarten seien.
Da jedoch Kerzen nicht die einzige Aufnahmequelle für Nickel sind, bewerten wir bereits eine Ausschöpfung des Wertes um mehr als die Hälfte mit einer Note Abzug.
Ist nur drin, was drauf steht?
Es gibt Verbraucherinnen und Verbraucher, die bewusst nach Alternativen zu erdölbasierten paraffinhaltigen Teelichtern suchen. Und wer zu vermeintlich nachhaltigeren Kerzenmaterialien greift, erwartet zu Recht, dass diese keine Fremdbestandteile enthalten. Um das herauszufinden, ließen wir die Teelichter aus Bienenwachs und anderen Wachsen im Labor auf verschiedene Qualitätsparameter unter suchen. Darunter auch mögliche Verunreinigungen mit Kohlenwasserstoffen, die einen Rückschluss auf eine Kontamination mit Paraffin zulassen.
Während die Authentizitätsprüfung der Teelichter aus anderen Wachsarten unauffällig blieb, fand das Labor in fast allen Bienenwachskerzen Hinweise auf Verunreinigungen mit Paraffinen. Da Bienen selbst Kohlenwasserstoffe bilden, hat RAL für sein Gütezeichen einen Sollwert für den Gesamtgehalt an Kohlenwasserstoffen von maximal 18 Prozent festgelegt, an dem wir uns bei der Bewertung orientiert haben.
Paraffinhaltige Mittelwände als Erklärung für die Rückstände
Eine Erklärung für derartige Rückstände könnte der Einsatz von billigeren paraffinhaltigen Mittelwänden sein, die vor allem in chinesischen Bienenstöcken häufig eingesetzt und dann von den Bienen weiterverarbeitet werden.
Das Bayerische Landwirtschaftsministerium warnt hiesige Imkerinnen und Imker auf seiner Internetseite vor Mittelwänden mit Paraffinbeimischung – zum einen, weil sie das Bienenwachs verunreinigen und verfälschen, zum anderen, weil frisch gebaute Honigwaben wegen des im Vergleich zu Bienenwachs niedrigeren Schmelzpunkts von Paraffin bei warmen Außentemperaturen zusammenbrechen können.
Nicht alle Teelichter im Test meistern die Brandprüfung
Kommen wir nun auf die Ergebnisse der Praxisprüfung zu sprechen. Für Kerzen, die ihr Gütezeichen tragen, definiert RAL einige Kriterien: Während seiner mindestens vierstündigen Brenndauer sollte ein Teelicht möglichst gleichmäßig, mit ruhiger Flamme und ohne sichtbare Rußabgabe abbrennen. Nachdem es heruntergebrannt ist, sollte die Flamme von selbst erlöschen und der Docht nur noch kurze Zeit nachglühen.
Diese Parameter haben auch wir der von uns beauftragten Praxisprüfung zugrunde gelegt, sie wurden auf alle Produkte im Test angewendet. Viele Teelichter, darunter auch paraffinfreie Kerzen ohne RAL-Zeichen, hielten die Vorgaben in Sachen Brennverhalten und -dauer ein. Zwölf Produkte erfüllten die Kriterien nicht in allen Punkten, darunter sechs mit RAL-Siegel.
Kritik-Beispiele aus unserer Praxisprüfung:
- Nicht alle Kerzen brannten vier Stunden.
- Teelichter rauchten zu lange nach, wodurch zu viel potenziell schadstoffbelasteter Rauch in die Raumluft abgegeben werden kann.
- Die Flammenhöhe blieb zu gering – eine ausreichende Flammenhöhe ist wichtig, um den Tee warm zu halten.
- Kerzen überschritten die Maximalhöhe für Teelichter von 17 Millimetern. Bei der Verwendung im Stövchen kann die Höhe zum Sicherheitsrisiko werden, weil es zu einem Wärmestau kommen kann.
Verpackungen und Aluminum als Umweltprobleme
In Sachen Verpackungsmüll haben die neun paraffinfreien Teelichtmarken klar die Nase vorn: Bis auf eine Ausnahme sind alle in Umkartons aus Pappe verpackt. Im Gegensatz dazu sind sämtliche paraffinhaltigen Teelichter in Kunststoffbeutel oder -folien eingepackt, in denen die meisten Hersteller kein oder nur wenig Rezyklat einsetzen – vollständige, chargenbezogene Nachweise blieben uns alle schuldig.
Bei den Teelichthüllen, die zumindest in Sachen Entsorgung als Produktbestandteil und nicht als Verpackung gelten, sieht es kaum anders aus: Nur sechs Anbieter alternativer Teelichter verzichten ganz auf Einweghüllen, Schälchen aus Kunststoff bestehen nur selten aus Plastik mit Post-Consumer-Rezyklat.
Sämtliche paraffinhaltigen Teelichter sind mit Aluminium umhüllt. Bei der energieintensiven Herstellung von Primäraluminium fallen jährlich rund 180 Millionen Tonnen giftiger Rotschlamm an. Daher werten wir den Einsatz von Aluminiumhüllen für Teelichter generell um zwei Noten unter dem Testergebnis Weitere Mängel ab.
Aluminiumrecycling mit sogenannter Massenbilanzierung
Eigentlich ist Aluminium sehr gut recycelbar. Trotzdem sind die Rezyklatanteile, die die Hersteller uns dafür mitteilten, in der Regel überschaubar. Chargenbezogene Nachweise für die konkreten, von uns getesteten Produkte erhielten wir gar nicht.
Das könnte daran liegen, dass das System des Aluminiumrecyclings häufig über die sogenannte Massenbilanzierung abgewickelt wird. Dabei zahlen Hersteller dafür, dass in der Gesamtproduktion ein bestimmter Anteil recycelten Aluminiums verwendet wird, ohne den genauen Anteil im konkreten Endprodukt zu kennen.
Wie entsorge ich abgebrannte Teelichter?
Die Schälchen, in denen Teelichter verkauft werden, gelten offiziell als Teil des Produkts, nicht als Verpackung. Obwohl Aluminium ein wertvoller und sehr gut recycelbarer Rohstoff ist, dürfen sie deshalb nicht in den Gelben Sack bzw. die Gelbe Tonne. Dort hinein gehören ausschließlich gebrauchte und restentleerte Verpackungen, so die Initiative "Mülltrennung wirkt".
Stattdessen sollen die Aluhüllen im Restmüll oder der Wertstoffsammlung entsorgt werden. Das Problem: Im Restmüll wird Aluminium nicht recycelt, und Wertstofftonnen gibt es längst nicht in jeder Kommune. Wollen Verbraucherinnen und Verbraucher ohne eine solche Tonne die Schälchen dem Wertstoffkreislauf zuführen, müssen sie sie zum örtlichen Wertstoffhof bringen. Das ist wenig verbraucherfreundlich, finden wir.
So erkennt man nachhaltigere Kerzen
- RAL-Kerzensiegel
Verbraucherzentralen, darunter Hamburg und Bayern, raten, beim Kerzenkauf auf das RAL-Siegel zu achten, das sowohl Sicherheits- als auch Umweltaspekte umfasst. Constanze Gillé, Geschäftsführerin der siegelvergebenden Gütegemeinschaft Kerzen erklärt, dass zertifizierte Kerzen sauberer verbrennen, weniger rußen, tropfen oder flackern, um die Gesundheits- und Brandgefahr zu reduzieren.
Ein Umweltaspekt sei der Verzicht auf schadstoffbelastete Rohstoffe. RAL sei jedoch kein Öko-Siegel. "Es sagt nichts darüber aus, ob die Rohstoffe nachhaltig oder klimafreundlich gewonnen wurden", stellt Gillé klar. Rund 70 Prozent der in Deutschland angebotenen Kerzen tragen Gillé zufolge das RAL-Siegel.
- Rohstoffsiegel
Zudem können Verbraucherinnen und Verbraucher auf rohstoffspezifische Siegel achten. Das wäre bei einer Stearinkerze mit Hauptbestandteil Palmöl beispielsweise das RSPO-Label als Mindeststandard. Für Kerzen, die überwiegend aus gehärtetem Sojaöl bestehen, gibt es analog das Round-Table-on-Responsible-Soy (RTRS)-Siegel.
RTRS steht nach eigener Aussage unter anderem für umweltgerechte, sozialverträgliche und wirtschaftlich tragfähige Herstellungsverfahren ohne die Abholzung oder Umwandlung von Wäldern. Genau wie beim RSPO gibt es jedoch Kritik aufgrund von Nichteinhaltung dieser Versprechen – unter anderem von Greenpeace. Deshalb sollte auch RTRS nur als Mindeststandard betrachtet werden.
- Öko-Siegel für Kerzen
Letztlich widmen sich bekannte Zertifizierer wie Ecocert auch Kerzen als Produktgruppe. Dabei steht das Siegel unter anderem für umweltfreundliche Produktions- und Verarbeitungsverfahren sowie einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen. Trägt es den Zusatz "biologisch", handelt es sich bei den in den Kerzen verarbeiteten Rohstoffen ausschließlich um natürliche Inhaltsstoffe, die zu 95 Prozent aus ökologischer Landwirtschaft stammen müssen.
>> Mehr zum Thema, wie nachhaltig Kerzen sind, können Sie in unserer Titelgeschichte "Schöner Schein mit Schattenseiten: Warum es den perfekten Kerzenrohstoff nicht gibt" lesen:
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