Nachtcremes: Wie sinnvoll sie sind – und welche im Test überzeugen

Magazin Dezember 2025: Teelichter | Autor: Dimitrij Rudenko/Michelle Sensel/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 27.11.2025

Nachtcremes im Test: Wir haben 20 Produkte getestet.
Foto: ÖKO-TEST

Nachts repariert die Haut Schäden vom Tag. Nachtcremes sollen sie dabei unterstützen. Unser Test zeigt: 10 von 20 Produkten schneiden mit Bestnote ab, darunter auch günstige Cremes. Mit einigen Inhaltsstoffen sind wir allerdings nicht einverstanden.

  • Im Test: 20 Nachtcremes, darunter zehn zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Eingekauft haben wir die Produkte zu Preisen zwischen 1,95 und 58,17 Euro pro 50 Milliliter.
  • Die Hälfte der Nachtcremes schneidet mit Bestnote ab.
  • Kritik gibt es vor allem für Chlorhexidindigluconat, PEG-Verbindungen, Salicylsäure und Kunststoffe in den Rezepturen.

Vor dem Schlafengehen noch eine Nachtcreme auftragen? Das machen laut einer Erhebung des Marktforschungsinstituts IfD Allensbach fast 17 Millionen Frauen in Deutschland. Fragt man die Hersteller der Cremes, dann sind sie anders als Tagescremes reichhaltiger formuliert – enthalten also höhere Anteile an Ölen und Fetten. Aber braucht die Haut überhaupt nachts eine andere Pflege? Die Antwortet lautet: Ja. 

Wie sinnvoll ist eine Nachtcreme?

Tagsüber setzen wir uns der Sonne und anderen Umwelteinflüssen aus. Entsprechend braucht die Haut am Tag vor allem Feuchtigkeit und einen UV-Schutz. "Nachts regenerieren sich Körper und Haut durch den Einfluss von Melatonin. Die Hautzellen teilen sich schneller, und die Haut repariert Schäden vom Tag", erklärt die Münchner Dermatologin Dr. Marion Moers-Carpi.

"Während die Haut am Tag Feuchtigkeit verliert, nimmt sie nachts mehr Nährstoffe auf, und auch die Entgiftung wird gefördert." Die Haut kümmert sich also vor allem um Zellregeneration und Kollagenproduktion.

Was braucht die Haut nachts wirklich?

Bei der Pflegeroutine am Abend sei besonders wichtig, das Gesicht zunächst gut zu reinigen. "Wenn Schmutz oder Staub auf der Haut liegt, kommt keine Pflege in die Haut", sagt die Dermatologin.

Bei der Wahl der richtigen Pflege komme es dann auf den Hauttyp an. "Während für ältere, feuchtigkeitsärmere oder trockene Haut eher eine fettreichere Pflege sinnvoll ist, benötigt junge Haut eine hydratisierende Pflegecreme." Grundsätzlich empfehlenswert für die Nacht seien leichte Cremes mit Stoffen wie Hyaluronsäure oder bei trockener Haut mit Urea.

Zu viel Fett sollte es nachts übrigens nicht sein: "In der Praxis sehe ich häufig eine periorale Dermatitis. Das ist eine Erkrankung, bei der meistens Frauen zu viel Creme auftragen, wodurch es zu Entzündungen der Haut kommt", sagt Hautärztin Dr. Marion Moers-Carpi. "Um das zu verhindern ist es wichtig, keine reichhaltigen, ölreichen Substanzen, sondern eher hydratisierende, wasserbasierende Cremes zu benutzen."

Nivea, Lavera & Co.: Nachtcremes im Test

Es ist also sinnvoll, eine Nachtcreme aufzutragen, weil die Haut nachts mehr Nährstoffe aufnimmt. Nun ist die Auswahl in den Verkaufsregalen groß. Stellt sich die Frage: Sind die Produkte auch frei von bedenklichen Stoffen? Um das herauszufinden, haben wir 20 Produkte eingekauft und im Labor analysieren lassen.

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Das Ergebnis: Die Hälfte der Nachtcremes im Test können wir mit Bestnote empfehlen. Positiv fällt auf, dass sich darunter auch günstige Produkte befinden, die für 1,95 Euro pro 50 Milliliter zu haben sind. Wir sind jedoch auch auf Inhaltsstoffe gestoßen, die die Hersteller aus unserer Sicht besser aus den Rezepturen streichen sollten.

Bedenkliche Stoffe in Nachtcremes im Test

Konkret kritisieren wir in unserem Nachtcreme-Test folgende Stoffe:

  • Chlorhexidindigluconat: Der Konservierungsstoff kann Allergien auslösen.
  • PEG-Verbindungen: Sie können in Cremes als Emulgatoren dienen, in dem sie Wasser und Öl miteinander verbinden. Etliche dieser Verbindungen können jedoch auch die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Das muss nicht sein, vor allem in Kosmetikprodukten, die wie Nachtcremes auf der Haut verbleiben und nicht abgewaschen werden.
  • Salicylsäure: Die Substanz kommt wegen ihrer hornlösenden Eigenschaften oft in Produkten gegen unreine Haut oder in Anti-Schuppen-Shampoos zum Einsatz. Die Säure ist in der EU allerdings als reproduktionstoxisch eingestuft und kann laut dem wissenschaftlichen Ausschuss der EU-Kommission für Verbrauchersicherheit (SCCS) Augenreizungen verursachen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft Salicylsäure außerdem wegen des Verdachts, hormonell wirksam zu sein.

Kunststoffe sind verzichtbar

Darüber hinaus bemängeln wir es, wenn Nachtcremes Kunststoffverbindungen enthalten. Sie können schließlich schwer abbaubar sein und das Abwasser unnötig belasten. Auch wenn die Kläranlage sie erfolgreich herausfiltert, gelangen sie möglicherweise mit dem Klärschlamm in die Umwelt. Immerhin: Der Großteil der Nachtcremes im Test zeigt, dass es auch ohne Kunststoffe geht.

Nachtcremes im Test oft nicht ökologisch verpackt

Kritik üben wir auch aus Umweltgründen: Nur fünf Nachtcreme-Hersteller haben uns nachgewiesen, dass sie für ihre Plastiktiegel oder -tuben mehr als 30 Prozent Plastik aus Verbraucherabfällen (Rezyklat) einsetzen.

Der Rest machte entweder keine Angabe dazu, legte keine ausreichenden Nachweise vor oder teilte uns mit, gar keinen recycelten Kunststoff einzusetzen. Wir sind der Meinung, Hersteller sollten möglichst wenig neuen Kunststoff für ihre Verpackungen verwenden, und werten entsprechend ab.

Ebenfalls eine Note Abzug gibt es für Produkte, die in Plastiktiegeln oder -tuben verpackt sind und zusätzlich noch in einem Pappkarton. Das betrifft 11 von 20 Nachtcremes im Test. Aus unserer Sicht ist das unnötig und verursacht nur noch mehr Verpackungsmüll

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 20 Nachtcremes getestet, darunter zehn zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Eingekauft haben wir die Produkte in Drogerien, (Bio) Supermärkten und Discountern zu Preisen zwischen 1,95 Euro und 58,17 Euro, einheitlich umgerechnet auf 50 Milliliter. Dabei wählten wir Produkte ohne Anti-Aging-Versprechungen auf den Verpackungen.

Verschiedene Labore untersuchten die Produkte auf Formaldehyd/ abspalter, Diethylphthalat, Nitromoschusund polyzyklische Moschusverbindungen sowie Cashmeran. Zudem erfolgte eine Analyse auf deklarationspflichtige Duftstoffe. Ein Produkt mit flüssigem Paraffin in der Inhaltsstoffliste untersuchte ein Labor auf Mineralölrückstände. Ein Produkt mit einem Tonmineral ließen wir auf kritische Schwermetalle untersuchen.

Über die Deklaration erfassten wir kritische Inhaltsstoffe wie Silikone, synthetische Polymere, Salicylsäure, Chlorhexidindigluconat und PEG/PEG-Derivate. Die Verpackungen ließen wir auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen untersuchen. Außerdem prüften wir, ob Umweltauslobungen ohne weiterführende Informationen auf den Produkten zu finden sind. Bei Nachtcremes, die nicht in Glastiegeln angeboten werden, überprüften wir, ob sie doppelt verpackt sind. War auf den Produkten angegeben, für welche Hauttypen sie geeignet sind, nahmen wir das als Information mit in die Tabellen auf.

Wenn nicht auf dem Produkt angegeben, fragten wir die Hersteller danach, ob ihre Nachtcremes vegan sind und welcher Unterschied zwischen der Nachtcreme und einer Tagespflege besteht. Im Fall von Plastiktiegeln und tuben ließen wir uns die PCR-Anteile für die getestete Charge des Produkts belegen.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das, "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Die Angabe des Rezyklatanteils versteht sich gegebenenfalls eingedenk eines geringfügigen Anteils an Additiven.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PEG/PEG-Derivate; b) Salicylsäure; c) Chlorhexidindigluconat.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führtzur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "ausreichend" oder "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (von den Herstellern versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS. Analyse auf Amyl cinnamal, Amylcinnamylalkohol,
Benzylalkohol, Benzylsalicylat, Cinnamyl alkohol, Cinnamal, Citral, Cumarin, Eugenol, Geraniol, Hydroxycitronellal, Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde, Isoeugenol, Anise Alcohol, Benzylbenzoat, Benzylcinnamat, Citronellol, Farnesol, Hexyl Cinnamal, Butylphenyl Methylpropional, Limonen, Linalool, Methyl 2-Octynoate, Alpha-Isomethyl Ionon.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Paraffine: LC-CG/FID.
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
Salicylsäure: LC-UV.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom,
microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit organischem Lösungsmittel, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Juli - September 2025

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