- Im Test: 19 Mal Butterkekse: Elf konventionelle Produkte sind aus Weizenmehl gebacken, sieben von acht Bio-Produkten aus Dinkelmehl.
- Butterkekse sind eine Süßigkeit und sollten deshalb nur in Maßen verzehrt werden. 8 von 19 Produkten im Test schneiden mit Bestnote ab. Sie enthalten keine unerwünschten Inhaltsstoffe.
- Wir kritisieren vor allem aus unserer Sicht "erhöhte" Acrylamidgehalte und Pestizidrückstände. Während Acrylamid teils ein Problem in den Bios ist, sind Pestizidrückstände ein Thema in den konventionellen Butterkeksen.
- "Sehr gute" Butterkekse gibt es unter den Bio-Marken ebenso wie aus konventioneller Herstellung. Letztere sind allerdings deutlich günstiger.
Der Butterkeks ist ein Klassiker im Gebäcksortiment und kommt mit seinem immergleichen Zähnchen-Rand so lieb und traditionell daher. Doch seit der erste Butterkeks gegen Ende des 19. Jahrhunderts gebacken wurde, hat sich die ein oder andere nicht ganz so traditionelle Zutat in die Backstuben eingeschlichen, wie dieser Test zeigt.
Und es sind seither auch ein paar neue Erkenntnisse zu Lebensmittelschadstoffen aufgetaucht. So entdeckte im Jahr 2002 ein schwedisches Forscherteam, dass sich beim Erhitzen von stärkehaltigen Lebensmitteln ein Stoff namens Acrylamid bilden kann. Acrylamid erwies sich im Tierversuch als krebserregend und erbgutschädigend. Kekse gehören zu den Lebensmitteln, die potenziell gefährdet sind, hohe Acrylamidgehalte auszubilden.
"Erhöhte" Acrylamidgehalte in Bio-Butterkeksen im Test
Deshalb überraschte das Ergebnis unseres aktuellen Tests zunächst: Keinen einzigen konventionellen Butterkeks müssen wir wegen "erhöhter" Acrylamidgehalte kritisieren, unter den acht Bio-Produkten jedoch gleich vier.
Eine Erklärung könnte sein: Acrylamid bildet sich bei hohen Temperaturen aus der in Getreide vorkommenden Aminosäure Asparagin. Kann es also daran liegen, dass fast alle Bio-Kekse im Test aus Dinkelmehl gebacken sind, die konventionellen dagegen aus Weizen?

Nicht zwangsläufig, denn unter beiden Getreiden gibt es Sorten mit hohen und niedrigen Asparagingehalten, wie eine Studie der Uni Hohenheim zeigt.
Eine Reihe von Faktoren heizt die Acrylamidbildung aber an: Ganz vorn mit dabei ist laut dem Untersuchungsamt CVUA Stuttgart die Verwendung von Ammoniumsalzen als Backtriebmittel sowie das Süßen mit Einfachzuckern wie Fruktose oder Glukose, wie sie klassischerweise in Zuckersirupen oder auch Honig vorliegen. "Gerade sehr fruktosereiche Süßungsmittel wie Honig befeuern die Acrylamidbildung regelrecht", sagt Dr. Carmen Breitling-Utzmann vom CVUA Stuttgart.
Warum ist Acrylamid ein Problem in Bios?
Ein Blick in die Rezepturen zeigt: Tatsächlich sind drei der vier "sehr guten" Bio-Produkte mit unauffälligen Acrylamidgehalten weder mit Glukosesirup noch mit Honig gesüßt. Soweit, so nachvollziehbar. Aber: Die konventionellen Butterkekse deklarieren fast durchweg sowohl Glukosesirup als auch Ammonium(hydrogen) carbonat: Wie schaffen sie es dennoch, mit ihren Acrylamidgehalten im grünen Bereich zu bleiben?
Breitling-Utzmann vermutet dahinter den Einsatz des Enzyms Asparaginase. Dieses Enzym zerlegt die Aminosäure Asparagin im Teig, sodass daraus beim Backen kein Acrylamid entstehen kann. Die EU-Verordnung zur Minimierung von Acrylamid empfiehlt deren Einsatz explizit – da das Enzym aber als Verarbeitungshilfsstoff gilt, muss es als solches nicht auf der Zutatenliste stehen.
Wir fragten also bei den Anbietern nach. Ergebnis: Alle Konventionellen, die uns eine Rückmeldung gaben, verwenden eigenen Angaben zufolge Asparaginase, unter den Bios dagegen keiner.
"Ein Großteil der hierzulande eingesetzten Asparaginase ist gentechnisch hergestellt und kommt daher für Bio-Lebensmittel nicht infrage", erklärt Breitling-Utzmann.

Lebensmittelenzyme: Zulassungsprozess angestoßen
Auf dem Markt gibt es zwar eine Asparaginase, die laut Herstellerangabe frei von Gentechnik ist. Ob diese jedoch in Bio-Produkten eingesetzt werden kann, ist noch nicht geklärt.
Die EU ist derzeit dabei, eine Gemeinschaftsliste zugelassener Enzyme zu erstellen, sagt uns das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Für Asparaginase liegen fünf Zulassungsanträge vor: Bei allen handele es sich um Asparaginase aus gentechnisch veränderten Organismen. Unklar ist allerdings, ob es dieselben Asparaginasen sind, die hierzulande bereits eingesetzt werden.
Bis die Gemeinschaftsliste der EU verabschiedet ist, gilt laut BVL nationales Recht. Und das ist hierzulande denkbar lax: "In der deutschen Gesetzgebung müssen Lebensmittelenzyme normalerweise nicht zugelassen werden", so das BVL.
Butterkekse mit mehreren Pestizidrückständen
Immerhin fanden sich in keinem Bio-Keks im Test Pestizide. Bei allen elf konventionellen Produkten wies das Labor mindestens eine Pestizid-Spur nach, bei vielen sogar eine Mehrfachbelastung von bis zu vier Pestizidspuren. Solche Mehrfachbelastungen sehen wir kritisch und quittieren sie mit Punktabzug, denn mögliche Wechselwirkungen der Spritzgifte sind in unseren Augen noch nicht ausreichend erforscht.
In ein paar Produkten hat das Labor zudem Spritzmittel nachgewiesen, die wir als besonders bedenklich einordnen: Das stark bienentoxische Insektizid Deltamethrin und den Unkrautvernichter Glyphosat.
Glyphosat ist ein Totalherbizid, dessen Zulassung die EU Anfang 2024 für weitere zehn Jahre verlängert hat. Es macht auf den Feldern sämtliches Grün platt und gefährdet die biologische Vielfalt sowie den Lebensraum von Insekten und Vögeln.
Umstritten ist, ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hält es für wahrscheinlich, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht.
Unnötiges Aroma und Phosphate in der Kritik
Minuspunkte verteilen wir in diesem Test auch, wenn ein Hersteller dem Geschmack seiner Kekse mit Aroma auf die Sprünge hilft. Das halten wir für unnötig, denn gute Lebensmittel sollten auch ohne beigemischte Aromen geschmacklich überzeugen.
Phosphate sehen wir ebenfalls nicht gern. Denn Menschen mit hohen Phosphatmengen im Blut haben ein größeres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall, wie einige Studien zeigten.
Zuckergehalte in Butterkeksen im Test
Kommen wir noch auf die Zuckergehalte zu sprechen. Die meisten Kekse im Test süßen außer mit Zucker noch mit anderen Süßungsmitteln wie Glukose- oder Invertzuckersirup. Hohe Zuckergehalte führen in diesem Test jedoch nicht zu schlechteren Noten: Schließlich sind Butterkekse eine Süßigkeit und damit nicht gerade gesund.
Deshalb stört es uns auch, wenn ein Hersteller mit dem Hinweis "Ballaststoffquelle" wirbt. Das ist bei einem Lebensmittel zwar ab einem Ballaststoffgehalt von 3 Prozent erlaubt. Wir finden aber: Niemand sollte eine Süßigkeit wie Butterkekse essen, um etwas Gutes für seine Ballaststoffbilanz zu tun.
Dafür gibt es gesündere Lebensmittel mit vielfach höheren Ballaststoffgehalten: Haferflocken etwa bringen es auf über zehn Prozent Ballaststoffe – und kommen dabei ganz ohne Zucker daher.
Maisstangen und Reiswaffeln bei ÖKO-TEST
"Für die ganze Familie" steht auf vielen Butterkeks-Verpackungen. Wir empfehlen für Kinder Snacks ohne Zuckerzusatz – daher interessieren Sie vielleicht folgende Tests:
- Maisstangen & Co.: Schimmelpilzgifte in vielen Mais-Snacks: In dem Test, der zuletzt im Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 erschienen ist, konnten wir vier Produkte mit Bestnote empfehlen.
- Nichts fürs Kind: Krebserregendes Arsen in Reiswaffeln im Test entdeckt: Auch dieser Test ist zuletzt im Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 erschienen. 11 von 18 Reiswaffeln fielen durch, nur ein Produkt schnitt mit "sehr gut" ab.
Das Fazit des Butterkekse-Tests
Neben all der Kritik gibt es auch positive Nachrichten aus dem Test: 8 von 19 Produkten schneiden mit Bestnote ab. Sie enthalten keine Inhaltsstoffe, die wir kritisieren.
Und: "Sehr gute" Butterkekse gibt es unter den Bio-Marken ebenso wie aus konventioneller Herstellung. Letztere sind allerdings deutlich günstiger.
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