Erdbeermarmelade im Test: Einige enthalten Pestizide und zu viel Zucker

Magazin September 2025: Marmelade | Autor: Lisa Hitschler/Michelle Sensel/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 28.08.2025

Erdbeermarmelade im Test: Wie schneiden die Produkte ab?
Foto: ÖKO-TEST

Erdbeermarmelade sollte nicht nur lecker schmecken, sondern bitte auch frei von mehreren Pestizidrückständen, Schadstoffen und zu viel Zucker sein – finden wir. Das schaffen nicht alle Produkte in unserem Test. Acht von 25 sind aber immerhin "sehr gut". 

  • Im Test: 25 Erdbeer-Fruchtaufstriche, darunter neun Bio-Produkte. Wir wählten bevorzugt Fruchtaufstriche aus, die neben Erdbeeren keine weiteren Früchte enthielten und kauften jeweils den Aufstrich mit dem höchsten Fruchtgehalt.  
  • Acht von 25 Aufstrichen schneiden mit Bestnote ab. 
  • Wir kritisieren vor allem Pestizidrückstände und zu viel Zucker. 
  • Tipp: Achten Sie beim Kauf auf den Zuckergehalt, denn hier gibt es große Unterschiede.

Erdbeermarmelade gehört für viele Menschen einfach zu einem guten Frühstück dazu. Dabei gibt es Erdbeermarmelade rein theoretisch gar nicht. Wie Anbieter ihre in Zucker eingekochten Früchte nennen dürfen, ist gesetzlich in der Konfitürenverordnung geregelt. Marmeladen sind demnach nur Zubereitungen aus Zitrusfrüchten – wie Orange und Zitrone.

Der allgemeine Sprachgebrauch ist ein anderer. Die meisten Menschen sprechen am Frühstückstisch von Erdbeermarmelade. In Wahrheit stehen aber häufig Fruchtaufstriche auf dem Tisch.

Anders als Marmelade oder auch Konfitüre fällt Fruchtaufstrich nicht unter die Konfitürenverordnung. Es gibt entsprechend auch keine speziellen Rechtsvorschriften für Frucht- und Zuckeranteil. Deshalb enthalten Fruchtaufstriche oft weniger Zucker als Marmeladen und Konfitüren. 

Was ist die beste Erdbeermarmelade?

Für unseren Test haben wir 25 Erdbeer-Fruchtaufstriche eingekauft. Dabei wählten wir bevorzugt Fruchtaufstriche aus, die neben Erdbeeren keine weiteren Früchte enthielten und kauften jeweils den Aufstrich mit dem höchsten Fruchtgehalt. 

Weil im allgemeinen Sprachgebrauch von Erdbeermarmelade die Rede ist, bleiben wir auch im Folgenden bei dieser Bezeichnung. Also: Was ist im Test von Erdbeermarmelade aufgefallen? 

Unser größter Kritikpunkt sind Pestizidrückstände. So sind wir in einigen Produkten auf Mehrfachrückstände gestoßen. Zwar gelten die gemessenen Gehalte nicht als akut giftig, aber die Wechselwirkung mehrerer Pestizidspuren ist noch nicht ausreichend erforscht. Eine Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson. 

Wir werten entsprechend ab zwei Spuren ab, für besonders bedenkliche Pestizide gibt es weitere Notenabzüge.

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Besonders bedenklicke Pestizide in Erdbeermarmelade

Auch diese hat das von uns beauftragte Labor nachgewiesen. Genau genommen handelt es sich um Cyprodinil, Fludioxonil und ein Abbauprodukt des vermutlich krebserregenden Mittels Captan. Zur Erklärung: 

  • Das Fungizid Cyprodinil wirkt laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als endokriner Disruptor. Es kann also unser Hormonsystem beeinflussen. Die gemessenen Werte deuten auf einen aktiven Einsatz auf dem Feld hin.
  • Fludioxonil ist von der ESFA ebenso als endokriner Disruptor eingestuft. 

Erdbeermarmeladen im Test mit zu viel Zucker 

Neben Pestizidrückständen stehen auch hohe Zuckergehalte in der Kritik. Denn in etwa einem Drittel der überprüften Erdbeermarmeladen steckt zu viel Zucker. Und das, obwohl es für Fruchtaufstriche anders als für Marmeladen und Konfitüren keine gesetzlich festgelegten Mindest-Zuckergehalte gibt – sie könnten also deutlich weniger enthalten.

Wir bemängeln Gehalte von mehr als 12,5 Gramm Zucker pro 30-Gramm-Portion. Denn die WHO empfiehlt für Erwachsene höchstens 25 Gramm Zucker am Tag. Isst man also beispielsweise 30 Gramm der kritisierten Produkte im Test, hat man schon mehr als 50 Prozent dieser Tagesempfehlung ausgeschöpft.

Da das Frühstück vermutlich nicht die einzige Zuckerquelle des Tages bleibt, ist die WHO-Empfehlung schnell überschritten.

Bisphenol A (BPA) in Erdbeermarmelade? 

Außerdem verteilen wir Minuspunkte, wenn Erdbeermarmeladen einen erhöhten Bisphenol-A-Gehalt (BPA) aufweisen. BPA besitzt eine hormonelle Wirkung für Mensch und Umwelt, ist als reproduktionstoxisch eingestuft und wird unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert.

Laut EFSA soll BPA außerdem schon in geringen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen. Deshalb hat die Behörde auch die am Körpergewicht orientierte Tagesdosis an BPA, die sie noch für gesundheitlich verträglich hält (TDI), stark abgesenkt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält den TDI zwar für zu streng, wir orientieren uns aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes aber trotzdem am TDI der EFSA.

In Aufstriche gelangen können Rückstände der Industriechemikalie beispielsweise über eine BPA-haltige Deckelbeschichtung oder durch Kontakt der Rohware mit BPA-haltigen Verpackungsmaterialien während der Ernte.

So schmecken die Erdbeermarmeladen im Test 

Bleibt die Frage, wie die Erdbeermarmeladen im Test schmecken? Hier können fast alle Aufstriche überzeugen. Kleinere Mängel betrafen laut der Sensorik-Experten deutliche Kochnoten oder weniger ausgeprägtes Aroma in Geruch und Geschmack. Auch für eine deutlich gelierte Konsistenz, also wenn der Aufstrich zu fest war, und für einen leicht dumpfen Geschmack gab es Notenabzüge.   

Und: Woher stammen die Erdbeeren für den Aufstrich? Da die Hersteller auf den Gläsern nicht zwingend angeben müssen, woher die verwendeten Erdbeeren stammen, haben wir nachgefragt und die Herkünfte im ePaper aufgelistet. Die meisten Hersteller beziehen ihre Erdbeeren demnach aus Ägypten, auf Platz zwei liegt Polen. Nur drei geben an, auch oder nur deutsche Früchte für ihre Aufstriche zu verwenden.

Was ist der Unterschied zwischen Erdbeermarmelade und Erdbeerkonfitüre?

Der Unterschied zwischen den Bezeichnungen im Detail: 

  • Marmelade: Welche Produkte sich Marmelade und Konfitüre nennen dürfen, ist in der Konfitürenverordnung geregelt. Marmelade ist demnach ein Erzeugnis aus Zitrusfrüchten und besteht aus Zitrusfruchtbestandteilen wie dem Fruchtmark oder dem Saft, Wasser und mindestens 55 Prozent Zucker. Für ein Kilogramm Marmelade müssen mindestens 200 Gramm Zitrusfrüchte verwendet werden.

    Auf bestimmten lokalen Märkten in Deutschland und Österreich darf der Traditionsbegriff "Marmelade" aber auch für andere Fruchterzeugnisse verwendet werden.

  • Konfitüre: Konfitüre ist laut Verordnung eine Zubereitung aus einer oder mehreren Fruchtarten. Ein Kilo Erdbeerkonfitüre muss mindestens 350 Gramm Frucht enthalten; wird sie als "Konfitüre extra" bezeichnet, dann sogar 450 Gramm. Beim Zucker gilt das gleiche wie bei der Marmelade.

  • Fruchtaufstrich: Anders als Marmelade und Konfitüre fällt Fruchtaufstrich nicht unter die Konfitürenverordnung. Es gibt entsprechend auch keine speziellen Rechtsvorschriften für Frucht- und Zuckeranteil. Deshalb enthalten Fruchtaufstriche oft weniger Zucker als Konfitüren.

Weiterlesen auf oekotest.de: 

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 25 Erdbeer-Fruchtaufstriche in (Bio-)Supermärkten, Discountern und Drogeriemärkten eingekauft – darunter neun Bio- Produkte. Das teuerste Produkt im Test kostete einheitlich auf 250 Gramm gerechnet 4,99 Euro, das günstigste 1,14 Euro. Dabei wählten wir bevorzugt Fruchtaufstriche aus, die neben Erdbeeren keine weiteren Früchte enthielten und kauften jeweils den Aufstrich mit dem höchsten Fruchtgehalt. Gab es keinen Aufstrich, der ausschließlich Erdbeeren als Fruchtzutat nutzte, kauften wir Produkte mit weiteren Fruchtzutaten wie Aronia- oder Holunderbeeren.

In spezialisierten Laboren ließen wir alle Produkte auf Pestizidrückstände untersuchen, darunter Fosetyl- und Phosphonsäure. Es wurde außerdem überprüft, ob die Produkte Rückstände von Chlorat oder Perchlorat enthalten. Alle Fruchtaufstriche ließen wir auf die Industriechemikalie Bisphenol A untersuchen und die Verpackungen auf chlorierte Verbindungen wie PVC.

Glutenfrei-Auslobungen auf den Verpackungen ließen wir im Labor überprüfen. Wir kontrollierten zudem, ob die deklarierten Zuckergehalte mit dem im Labor gemessenen Gesamtzucker übereinstimmten. Anhand der Deklaration überprüften wir, ob Anbieter mit Klima- und Umweltauslobungen werben, ohne weitergehende Informationen zu liefern. Die Hersteller fragten wir nach der Herkunft der verwendeten Erdbeeren. Geschulte Sensorik-Experten erfassten und bewerteten zudem Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack der Fruchtaufstriche.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKOTEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. Die tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) ist ein Schätzwert, wie viel von einem Stoff lebenslang pro Tag ohne gesundheitliche Folgen aufgenommen werden kann. Zugrunde gelegt haben wir ein Körpergewicht von 60 Kilogramm sowie eine Portion von 30 Gramm und eine durchschnittliche Energiezufuhr eines Erwachsenen von 2.000 Kilokalorien pro Tag.

Die in der Tabelle dargestellten sensorischen Eigenschaften sind gekürzt, es wurden nur die aus unserer Sicht relevanten bzw. besonderen Punkte dargestellt. Sofern der Fruchtaufstrich nicht fein passiert war, zeichneten sich alle Fruchtaufstriche durch Fruchtfasern und knackige Nüsschen aus, weshalb diese Eigenschaft in der Tabelle nicht genannt wurde.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um zwei Noten: ein Mehrfachrückstand von sieben bis zehn Pestiziden und/oder Wirkverstärkern. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an Bisphenol A, der den TDI der EFSA von 0,2 ng/kg Körpergewicht pro Tag zu mehr als 50 bis 100 % ausschöpft (in Tabelle: "Bisphenol A erhöht"); b) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/ oder Wirkverstärkern; c) ein bis zwei besonders bedenkliche Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,010 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN), Stand 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkumulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Captan-Metabolit, Cyprodinil, Fludioxonil); d) ein deklarierter Gehalt an Zucker von mehr als 12,5 g bis 25 g pro Portion, der die WHO-Empfehlung von maximal 25 g Zucker täglich mit einer Portion zu mehr als 50 bis 100 % ausschöpft.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) eine deutliche Kochnote in Geruch und Geschmack; b) Aromaausprägung zu gering in Geruch und Geschmack. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) eine deutliche Kochnote in Geruch oder Geschmack; b) ein leicht dumpfer Geschmack; c) Konsistenz deutlich geliert.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Deckeldichtung; b) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle auf dem Produkt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Sensorik, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Testergebnisse Weitere Mängel oder Sensorik, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Gesamtzucker: titrimetrisch nach Luff-Schoorl (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Bisphenol A: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Fosetyl, Phosphonsäure: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Pflanzenschutzmittel: nach DIN EN 15662 : 2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Chlorat, Perchlorat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Gliadin: quantitativ, ELISA Kit: RIDASCREEN® Gliadin (Art. No. R7001; r-biopharm).
Sensorik--Beschreibende Prüfung mit anschließender Qualitätsbewertung auf der 5-Punkte-Skala: nach § 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: April 2025

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