Die großen, beliebten Metropolen Europas ziehen viele Menschen an, das kann schnell anstrengend werden. Dabei gibt es auch abseits der Touristen-Hochburgen jede Menge zu entdecken. Wir stellen sechs Alternativen für Städtetrips vor.
Niederlande: Hollands Hits und Ruhe-Oasen in Alkmaar
Alkmaar nennt sich nicht umsonst Klein-Holland: Nirgendwo sonst in den Niederlanden werden alle Holland-Klischees so stilecht bedient wie hier, von den Tulpenfeldern über historische Mühlen, malerische Grachten bis zu den historischen Fassaden – all das weniger als zehn Kilometer von der Nordseeküste entfernt.
Touristen strömen freitags in die Kleinstadt, weil da von April bis September der Käsemarkt auf dem Waagplein stattfindet und eine jahrhundertealte Tradition lebendig hält.
Käsemuseum und 400 historische Häuser
Das Käsemuseum im Gebäude der Stadtwaage, in dem seit 1582 traditionell die Käselaibe gewogen werden, ist der zweite Hotspot. Schaustücke – nicht nur freitags – sind aber auch die 400 historischen Häuser aus der Blütezeit der Stadt. Die begann im 16. Jahrhundert nach dem 80-jährigen Krieg gegen Spanien, und schon damals war Alkmaar eine altehrwürdige Schönheit. Im Zentrum mit Grachten und Gassen verstecken sich mit acht Innenhöfen ganz besondere Ruhe-Oasen.
Zwei dieser "Hofjes" können besucht werden: Hofje van Splinter (Anno 1646) am Ritsevoort und das Wildemanshofje (Anno 1714) an der Oudegracht gelten jetzt als Museen, die übrigen Innenhöfe sind noch bewohnt und nur am Tag des offenen Denkmals (13./14. September 2025) für Besucher geöffnet.

Mehr Infos: visitalkmaar.com
Anreise: Per Zug zum Beispiel ab Köln, Düsseldorf oder Frankfurt nach Amsterdam Centraal. Dort fährt mehrmals am Tag ein Intercity nach Alkmaar (Fahrtzeit ca. 30 Minuten). Man kann das Fahrrad mitnehmen – perfekt für Ausflüge ins Umland und an die nahe Küste.
Übernachten: Die sechs Zimmer des Hotels Luttik haben einen Blick auf die Gracht, den Käsemarkt und die Dächer der Altstadt. Im Concept-Store kann man alles kaufen, was einem im Hotelzimmer und in der Coffeebar gefällt. Zimmerpreis für zwei 150 Euro.
Alternative Städtetrips: Auf nach Crema in Norditalien
Verwinkelte Gassen, pastellfarbene Fassaden mit schmiedeeisernen Balkonen, figurengeschmückte Palazzi und der Duft frisch gebrühten Espressos: Willkommen in Crema. Wer den Zauber des italienischen Alltags erleben will, findet in der norditalienischen Kleinstadt mit 33.000 Einwohnern das perfekte Ziel.
Touristisch liegt Crema seit jeher im Schatten der großen Nachbarn, Mailand ist 40 Kilometer entfernt, Verona und Venedig sind berühmte Nachbarn. Doch Crema hat den Reichtum der historischen Altstadt mit drei Dutzend Palazzi und Kirchen noch ganz für sich.
Die Renaissance-Piazza Duomo, umrahmt von historischen Gebäuden und am Fuße der Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, ist mit prächtigen Laubengängen und Freiluftcafés einer der schönsten Plätze Italiens.
In familiären Trattorien lockt die italienische Küche mit landestypischen Köstlichkeiten und einer lokalen Pasta- Spezialität: Die Teigtaschen Tortelli Cremaschi mit ihrer süßlichwürzigen Füllung sind kleine Kunstwerke. Sie werden in einer Butter-Salbei-Soße serviert und sollen süchtig machen.

Mehr Infos:
Anreise: Mit dem Zug in 4,3 Stunden über Bozen und Rovereto nach Treviglio, von dort mit dem Regionalzug R6 in 20 Minuten weiter nach Crema. Der Bahnhof von Crema liegt unweit der Altstadt.
Übernachten: Das kleine Boutique B&B San Clemente liegt ideal in der Altstadt, alle Zimmer haben Patio bzw. Dachterrasse, Frühstück wird aufs Zimmer gebracht; Zimmerpreis für zwei Gäste 130 Euro, Suite 150 Euro.
Tschechien: Ein Marktplatz zum Staunen und Träumen
Unwirklich wie eine Filmkulisse, liegt das tschechische Städtchen Telč zwischen malerischen Teichen. Und wer den Marktplatz betritt erkennt sofort, dass das Städtchen einst sehr wohlhabend gewesen sein muss – zu elegant sind die verzierten Fassaden.
Tatsächlich war Telč lange ein Handelsplatz auf halbem Weg zwischen Prag und Wien, die Bürger lebten vom Bierbraurecht, dem Salzverkauf und dem Ehrgeiz des Landadligen Zacharias von Neuhaus. Der machte Schloss Telč im 16. Jahrhundert zu seinem Herrensitz, holte italienische Baumeister ins mährische Hochland und hübschte sein Provinzstädtchen mächtig auf.
Jedes Haus, jede Fassade ist ein Kunstwerk. Unterbrochen wird die Symmetrie der arkadengeschmückten Häuser nur von zwei Kirchen. Am südlichen Ende steht die Heilig-Geist-Kirche mit ihrem romanischen Turm, gegenüber das Jesuitenkolleg mit der Jakobskirche.

Schloss mit perfekter Renaissance-Architektur
Am nördlichen Ende des Marktplatzes thront das Schloss Telč mit seiner perfekten Renaissance-Architektur. Das Schloss ist von einem Park umgeben und bietet Führungen durch prunkvolle Säle mit historischen Möbeln und Fresken an.
Und während man später in aller Ruhe über den Marktplatz flaniert mit Blick auf die farbenfrohen Fassaden, kommt es einem unweigerlich in den Sinn, wie es wäre, wenn beispielsweise Frankfurt solch eine Phalanx prächtiger Bürgerhäuser aus Gotik, Barock und Renaissance hätte.
Dann wären die lauschigen Gewölbe der Arkadengänge von zahllosen Cafés bevölkert, mit astronomischen Preisen auf der Speisekarte – und vermutlich würde man trotzdem keinen freien Tisch finden. In Telč, das bisher lediglich ab und an als Kulisse für historische Filme diente, bleibt es weitgehend still, Cafés in den Arkadengängen muss man suchen.
Mehr Infos: telc.eu
Anreise: Telč liegt 150 Kilometer (zwei Autostunden) südöstlich von Prag. Von Wien ist man mit dem Flixbus mit Umsteigen in Brünn in sechs Stunden am Ziel. Ab Prag geht es per Zug über Havlickuv Brod in 3,5 Stunden nach Telč.
Übernachten: Etliche Hausbesitzer am Marktplatz bieten eine moderne und voll ausgestattete Ferienwohnung an mit Schlafzimmer, Küche, Bad und kleinem Garten auf der Rückseite des Hauses. Da es noch keine Webseiten in englischer oder deutscher Sprache gibt, reserviert man am besten über ein Buchungsportal.
Alle Ferienwohnungen mit der Adresse "Náměstí Zachariáše z Hradce" liegen direkt am historischen Marktplatz und kosten in der Hochsaison für zwei Personen zwischen 50 und 100 Euro pro Nacht. Empfehlenswert zum Beispiel: "Apartman U Jarosu", 60 Náměstí Zachariáše z Hradce 60, "Privat No.40", Náměstí Zachariáše z Hradce 40 oder "Penzion Telč No.20", Náměstí Zachariáše z Hradce 20. Alle bei booking.com

Urlaub abseits der Metropolen: Schon mal was von Ptuj gehört?
In Slowenien kennt man das Soča-Tal, den Bleder See und die Hauptstadt Ljubljana; doch Ptuj, die älteste Stadt des Landes, auf halber Strecke zwischen Maribor und Kroatien gelegen, ist noch ein Geheimtipp.
Hoch über der Altstadt thront das Schloss von Ptuj, der Blick auf das Patchworkmuster der Altstadt-Dächer über der Drau ist den Aufstieg wert. In der benachbarten Burg zeigt ein Museum Möbel, Rüstungen und Musikinstrumente und – gleich neben der Kasse – die Kurent-Fellmasken, die zur bekanntesten slowenischen Karnevalstradition gehören.
Beim "Kurentovanje" im Februar sind die wilden Kerle los, vertreiben als Zottelwesen bunt geschmückt und tanzend das Böse, inzwischen als immaterielles Weltkulturerbe. Das Herz von Ptuj schlägt jedoch unten, in den engen Gassen rund um den Mestni trg, den Hauptplatz mit Kulturcafés, Galerien und liebevoll gestalteten Innenhöfen.
In Ptuj befindet sich der ältester Weinkeller Sloweniens
Idyllisch ist auch der Drau-Uferweg, im Gasthaus Ribic mit der Terrasse am Flussufer wird zur genialen Aussicht die lokale Spezialität Haloška Gibanica serviert, ein traditioneller mit Quark, Eigelb und Sauerrahm gefüllter Hefekuchen, der am besten frisch aus dem Ofen und in Begleitung der erstklassigen Ptujer Weißweine schmeckt.
Ptuj ist für seine Weißweine bekannt, in Sloweniens ältestem Weinkeller Ptujska klet werden schon seit 700 Jahren die besten Weine der Region gehütet, bei einer Führung durch den Keller kann man sie probieren. Baden gehen kann man auch: Die "Terme Ptuj" bietet ein großes Thermal- und Wellnesszentrum mit Pools, Saunen und Massagen.

Mehr Infos:
Anreise: Mit dem Zug z. B. ab München über Salzburg und Graz nach Maribor, von dort weiter mit dem Regionalzug nach Ptuj (ca. 35 Minuten). Oder mit dem Flixbus ab München täglich in sieben Stunden ohne Umsteigen direkt ans Ziel.
Übernachten: Das Hotel Mitra ist das erste Haus am Platz, liegt zentral unterhalb des Burgbergs, hat ein eigenes Café, das älteste der Stadt mit einer Kaffeetradition seit 1786, und einen eigenen Weinkeller. Sehr schöner Innenhof und Dachgarten, ausgezeichnetes Frühstück. Doppelzimmer mit Frühstück für 120 Euro.
Stressfreier Städtetrip: Flanienieren in Bad Radkersburg
Das kleine Bad Radkersburg im äußersten Südosten der Steiermark lockt mit zwei Superlativen: die 80 Grad heiße Thermalquelle und die malerische Altstadt.
Angelegt wurde die Stadt mit heute 3.200 Einwohnern im 13. Jahrhundert als Festung gegen die Ungarn. Die spätmittelalterliche Stadtmauer mit den Festungsanlagen umschließt ein Puzzle historischer Städtebaukunst. An das Zentrum schließt ein großer Stadtpark an, der entlang der Mur zur Therme führt, auf der anderen Uferseite liegt bereits Slowenien. Am heutigen Hauptplatz befand sich im Mittelalter der Marktplatz.
Händler, die in die Stadt kamen, mussten sich dazu verpflichten, mindestens drei Tage lang zu bleiben – was Gastronomie und Gasthäusern zugutekam. In bester Tradition reihen sich heute rund um den Hauptplatz die Cafés aneinander.

Stille Gassen und Arkadenhöfe
Der Rathausturm ist das Wahrzeichen der Stadt, die Mariensäule erinnert an die Pestplage von 1680. Hier biegt die Murgasse ab, die im historischen Stil mit natürlichen Flusssteinen, den sogenannten Murnocken, gepflastert ist.
Bad Radkersburg ist ein Fall für Flaneure mit stillen Gassen und Arkadenhöfen wie im Palais Herberstorff in der Langgasse 27, den man über den Seiteneingang in der Dechanthofgasse aus erreicht. Wer nichts verpassen will: Jeden Donnerstag startet bei der Gästeinfo am Hauptplatz eine Altstadtführung.
Mehr Infos: steiermark.com/de
Anreise: Von Graz verkehren direkte Regionalzüge nach Bad Radkersburg (90 Minuten Fahrtzeit). Graz erreicht man per Zug via Salzburg und Bruck an der Mur. Der kleine Bahnhof von Bad Radkersburg liegt knapp zwei Kilometer nördlich der Altstadt.
Übernachten: Das Hotel Sporer in einem historischen Bau in der Altstadt mit modernem Innendesign hat 13 Zimmer und einen idyllischen Innenhof, die Therme ist zehn Fußminuten entfernt. Das Doppelzimmer mit Frühstück für zwei kostet 150 Euro.
Frankreich: Dole ist nicht nur etwas für Gourmets
Dole ist ein Glücksfall für alle, die Frankreich jenseits der bekannten Routen entdecken wollen. Das Städtchen liegt zwischen Dijon und Besançon in der Franche-Comté, genauer: am Canal des Tanneurs, wo früher die Gerber ihre Felle wuschen.
Heute spiegelt sich die verwinkelte, mittelalterliche Altstadt im Wasser. An den Hängen darüber recken sich die steilen Dächer historischer Häuser in den Himmel. Überragt werden die Gassen, Treppen und kleinen Plätze von der mächtigen Stiftskirche Notre-Dame.
Gleich daneben: das Geburtshaus von Louis Pasteur, heute ein kleines Museum über den berühmten Forscher, der als drittes von fünf Kindern aus einer armen Familie von Gerbern stammte und später als Chemiker unter anderem das Verfahren der Pasteurisierung von Lebensmitteln erfand.

Fest für Feinschmecker im September
Herz und Seele der Stadt ist die Markthalle von Dole, die "Halles de Dole", ein mächtiger Stahl-Glas-Bau aus dem Jahr 1883 auf der Place Nationale gegenüber der Stiftskirche, wo Dutzende Stände regionale Produkte wie Käse (Comté, Morbier), Wurst (Saucisse de Morteau), Honig, frische Fische und Backwaren anbieten.
Feinschmecker können Platz nehmen: In der Weinbar Maurin werden Tapas und Käse-Charcuterie-Platten serviert, Chez Julien lockt mit lokalen Bieren und Wein-Spezialitäten und samstags trifft man sich bei Chez Lison zu Weißwein und Austern. Montag, Mittwoch und Sonntag ist der Markt geschlossen, an allen anderen Tagen kann man sich von 8 bis 13 Uhr, freitags auch von 14 bis 18 Uhr mit Tapas, Brot und Käse für ein Picknick eindecken.
Ein Fest für Feinschmecker ist auch das "Gourmand"-Weekend vom 26. bis 28. September, bei dem in der Innenstadt drinnen und draußen getafelt wird. Das Wochenende für Foodies lädt mit Musik und Kunsthandwerk zum Schlemmen ein und lockte 2024 zum zehnjährigen Bestehen 60.000 Besucher ins Städtchen.

Mehr Infos: weekend-gourmand-dole.fr
Anreise: Zum Beispiel mit dem ICE von Frankfurt am Main nach Strasbourg (1,5 Stunden), dort umsteigen in den TGV nach Besançon (3 Stunden) von dort weiter mit dem Regionalzug (25 Minuten) nach Dole.
Übernachten: Ein Top-Tipp für Feinschmecker ist das 3-Sterne-Haus La Chaumière am Stadtrand von Dole mit einem Michelinprämierten Restaurant. 19 elegant eingerichtete Zimmer, ein Garten mit Pool gehört auch dazu. Doppelzimmer mit Frühstück 120 Euro.
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