Vegane Mayo ist längst kein Exot mehr – doch wie gut ist sie wirklich?

Magazin Juni 2025: Sonnencreme | Autor: Lisa-Marie Karl/Annette Dohrmann/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 28.05.2025

Vegane Mayo im Test: Wir haben 13 Produkte getestet.
Foto: Pelagija/Shutterstock

Ob auf Pommes oder im Kartoffelsalat: Vegane Mayo hat sich in vielen Küchen etabliert. Aber ist sie auch frei von bedenklichen Inhaltsstoffen? Wir haben 18 Produkte getestet – und können viele empfehlen. 

  • Im Test: 18 vegane Mayos, 13 davon mit Biosiegel. Umgerechnet auf 250 Milliliter bzw. Gramm bezahlten wir zwischen 1,19 und 5,98 Euro.
  • Viele vegane Mayos im Test sind empfehlenswert.
  • In der Kritik stehen vor allem enthaltene Mineralölbestandteile, der Zusatz von natürlichem Aroma und umweltbelastende Stoffe.

Eine Portion krosse Pommes und dazu ein Klecks würzige Mayo – bei diesem Fast-Food-Klassiker werden ab und zu vermutlich sogar Menschen schwach, die sonst auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung achten.

Wenn die Mayo dann auch noch komplett ohne tierische Bestandteile hergestellt ist, können auch Veganerinnen und Veganer genussvoll zugreifen. Außerdem – noch ein Pluspunkt im Sommer – läuft der Nudelsalat für die Grillparty damit nicht Gefahr, zur Salmonellenschleuder zu werden.

Doch egal, ob als Fritten-Topping, Burger-Begleiter oder Basis für Dips und Dressings: Dass die cremige Pflanzensoße das reinste Hüftgold ist und es kalorienmäßig in sich hat, nehmen die meisten für den Genuss in Kauf.

Hellmann’s, Edeka & Co.: Vegane Mayo im Test

Die Gaumenfreude wäre allerdings getrübt, wenn bedenkliche Substanzen und Rückstände in den Gläsern und Tuben stecken. Um herauszufinden, wie es um solche Stoffe steht, haben wir 18 vegane Mayos eingekauft und im Labor umfassend untersuchen lassen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Viele Produkte sind empfehlenswert. 

Vegane Mayo ist längst kein Exot mehr: Verbraucherinnen und Verbraucher haben die Qual der Wahl. Aber wie steht es um bedenkliche Stoffe? Wir haben 18 vegane Mayos getestet.
Vegane Mayo ist längst kein Exot mehr: Verbraucherinnen und Verbraucher haben die Qual der Wahl. Aber wie steht es um bedenkliche Stoffe? Wir haben 18 vegane Mayos getestet. (Foto: atitiya wongasa/Shutterstock)

Fast alle Hersteller haben Belastung mit Mineralöl im Griff

Was ist im Test aufgefallen? In fast allen veganen Mayos im Test hat das von uns beauftragte Labor Mineralölbestandteile nachgewiesen; nur zwei Produkte sind komplett frei davon. Konkret handelt es sich hierbei um gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH/MOSH-Analoge).

Dieser Befund hat uns nicht sonderlich überrascht. Schließlich bestehen die veganen Mayos zur Hälfte oder mehr aus pflanzlichen Ölen, meist Sonnenblumen- oder Rapsöl – und solche fetthaltigen Lebensmittel sind besonders anfällig für Verunreinigungen mit Mineralölbestandteilen.

Das Problem: MOSH reichern sich im Körper an und bilden dort den mengenmäßig größten Anteil an Kontaminanten. Ob und was sie dort anrichten, ist bislang jedoch nicht ausreichend erforscht

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Immerhin zeigt der Test, dass die meisten Anbieter die Belastungen im Griff haben. Wir ordnen die Befunde als nicht abwertungsrelevant ein. Mit einer Ausnahme: Die Laborexperten sind in einem Fall auf aus unserer Sicht "stark erhöhte" Gehalte an MOSH/MOSH-Analogen gestoßen. Die Folge: Das Produkt fällt mit "mangelhaft" durch.

Vegane Mayo braucht keine Aromazusätze

Ein anderer Kritikpunkt in diesem Test: der Einsatz von natürlichem Aroma. Aromen sind ein beliebtes Hilfsmittel in der Lebensmittelherstellung, um Qualitätsunterschiede von Rohwaren auszugleichen und Produkte zu standardisieren.

Dass sie oft auch günstiger sind als "echte" Zutaten, dürfte so manchem Hersteller schmecken. Uns schmeckt das Standardisierungsprogramm jedoch weniger: Wir ziehen dafür eine Note unter den Inhaltsstoffen ab.

Das war’s dann aber erfreulicherweise auch schon mit unserer Kritik an Inhaltsstoffen und Zutaten der veganen Mayos im Test. Bei weiteren Analysen – etwa auf Fettschadstoffe, Pestizide, Schimmelpilzgifte oder die Keimbelastung – stieß das beauftragte Labor zwar bei einigen Produkten auf jeweils geringe Gehalte. Die ordnen wir jedoch in allen Fällen als unauffällige, nicht abwertungsrelevante Spuren ein.

Umweltbelastende Stoffe in den Deckeldichtungen

Abzug gibt’s erst wieder für die Haltungsnote, sprich: bei den Weiteren Mängeln. Einen Minuspunkt verteilen wir etwa, wenn der gemessene Salzgehalt zu stark von dem auf der Tube deklarierten Wert abweicht. 

Darüber hinaus bemängeln wir bei manchen veganen Mayos in Schraubgläsern, dass in den Deckeldichtungen chlorierte Verbindungen wie PVC/PVDC stecken. Die belasten die Umwelt doppelt: sowohl bei der Herstellung als auch bei der Entsorgung. So können sie in der Müllverbrennung gesundheitsschädliche Dioxine freisetzen.

Dass ein Anbieter für die Kunststofftube seiner Mayo auf Post-Consumer-Rezyklat zurückgreift, begrüßen wir zwar. Ausreichende Belege für die vollmundige Auslobung von "100 % recyceltem PET" im Flaschenkörper blieb er uns allerdings schuldig. Die anderen Anbieter, die ihre Mayos in einer Kunststoff- oder Aluminiumverpackung verkaufen, setzen entweder gar kein Recyclingmaterial ein, machten keine Angabe dazu oder lieferten ebenfalls keine glaubhaften Nachweise.

Vegane Mayo: Wissenswertes und Tipps

  • Fettanteil: Was den Fettgehalt angeht, haben es Mayos in sich. Doch es gibt Unterschiede – erkennbar an der Produktbezeichnung. So hat Mayonnaise einen Ölanteil von mindestens 70 Prozent, Salatmayonnaise weist mindestens 50 Prozent auf. Bei Salatcreme liegt der Fettgehalt bei 25 bis 30 Prozent.
  • Die fetthaltigste Mayo: Die Hälfte der veganen Mayos im Test werden als "vegane Salatmayonnaise" bezeichnet und haben einen Ölanteil von 50 Prozent. Der höchste Fettgehalt beträgt 71, der niedrigste 45 Prozent. 
  • Mehr Wasser in Salatmayonnaise: Aufgrund des geringeren Ölanteils enthalten Salatmayonnaise und -creme in der Regel mehr Wasser. Das wird durch Emulgatoren und Verdickungsmittel wie Johannisbrot-, Guarkernmehl oder Xanthan gebunden. Diese sorgen zugleich für eine festere Konsistenz.
  • Eigelbersatz: Eigelb wird in klassischer Mayonnaise als Emulgator eingesetzt. In der veganen Version wird es oft durch Sonnenblumenkernmehl, Erbsen- oder Ackerbohnenprotein ersetzt.
  • Aufbewahrung: Bewahren Sie vegane Mayonnaise nach dem Öffnen im Kühlschrank auf. Sie hält sich dort bis zu 2 Monaten. Prüfen Sie vor dem Verzehr Geschmack, Geruch und Konsistenz.
  • Weiterverarbeitung: Gehackte Kapern, Cornichons, Schalotte und Kräuter wie Dill, Kerbel oder Schnittlauch machen aus der Mayo eine vegane Remoulade. Mit Sriracha-Sauce oder Sambal Oelek wird ein feuriger Dip draus.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test: 18 vegane Mayos, 13 davon mit Biosiegel. Im Einkaufskorb landeten Eigenmarken von (Bio-)Supermärkten und Discountern sowie bekannte Markenprodukte. Umgerechnet auf 250 Milliliter bzw. Gramm bezahlten wir zwischen 1,19 und 5,98 Euro. Gab es von einer Marke Varianten mit unterschiedlichen Fettgehalten, wählten wir die mit dem höchsten Ölanteil.

In verschiedenen Laboren wurden alle Mayonnaisen einer umfangreichen Analyse unterzogen. Zum Schadstoffspektrum gehörten Mineralölbestandteile wie MOSH/MOSH-Analoge und MOAH, die Schimmelpilzgifte Alternaria-Toxine und Fettschadstoffe wie 3-MCPD und Glycidol. Darüber hinaus durchliefen die veganen Mayos ein Screening auf Pestizidrückstände. Wir prüften auch, ob die Mayos hygienisch in Ordnung sind; dazu wurde in allen Fällen die Gesamtkeimzahl bestimmt. Die einzige Mayo im Test, die gekühlt verkauft wird, ließen wir zusätzlich auf bedenkliche Keime wie Salmonellen, E. coli und Enterobakterien untersuchen.

Darüber hinaus ließen wir die Fett- und Salzgehalte der Mayos bestimmen und glichen sie mit den deklarierten Gehalten ab. Bei allen Mayos erfassten wir, ob sie Umweltauslobungen ohne ausreichende Informationen auf der Verpackung abgedruckt haben. Bei Produkten mit ausgelobtem NutriScore rechneten wir diesen nach.

Die Verpackungen ließen wir auf umweltschädliche PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen checken. Bei Mayos in Kunststoff- oder Aluminiumtuben fragten wir die Hersteller nach dem Einsatz von Post-Consumer-Rezyklat und ließen uns entsprechende ausreichende Belege zusenden.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte.

Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen und Analogen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 4 mg/kg (in Tabelle: "stark erhöht"). Zur Abwertung um eine Note führt: (natürliches) Aroma.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) eine Abweichung des deklarierten Salzgehaltes vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ±0,375 Gramm bei deklarierten Salzgehalten von weniger als 1,25 Gramm pro 100 Gramm. Diese Bewertung basiert auf dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden; b) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; c) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoff- bzw. Aluminiumverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122:2024-04.; Messung mittels LC-GC/FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).           

Alternariatoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

3-MCPD-Ester/Glycidylester: nach Fettextraktion mittels DGF C-VI 18:2010 mod.; die Modifikation betrifft die Messung mittels Automatisierung (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Gesamtfett: gravimetrisches Verfahren nach Säureaufschluss (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Natrium: nach DIN EN ISO 17294-2 (2017-01), mod. Die Modifikation betrifft die zusätzliche ICP-MS/MS. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).       

Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.

Dichte: Biegeschwinger (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2022-05.              

Enterobacteriaceen: nach ASU L 00.00-133/2:2019-12.        

Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/2:2021-03.

Salmonellen: nach ASU L 00.00-20:2021-07.              

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Januar–Februar 2025.

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