- In unserem Juli Magazin 2022 haben wir 21 gemahlene Kurkumas getestet. Elf davon in Bio-Qualität.
- Die Mehrheit der getesteten Produkte ist aus unserer Sicht stark mit Mineralöl belastet. Auch wenn man Gewürze meist sparsam einsetzt: Da es keine verbindlichen Grenzwerte gibt, werten wir die gemessenen Gehalte genau so streng wie in anderen Lebensmitteln.
- Neben Mineralöl stößt das beauftragte Labor auf Pestizide und ein Krebsgift.
Mit seinem aromatischen Geruch und der leichten Schärfe und Bittere eignet sich Kurkuma gut, um Fisch, Geflügel, Eintöpfe und orientalischen Gerichte zu verfeinern. Außerdem gilt das Gewürz als gesundheitsfördernd und wird in Deutschland immer beliebter. Laut Statista wurden 2020 fast 5.700 Tonnen Kurkuma nach Deutschland importiert. Zwölf Jahre zuvor waren es mit 2.100 Tonnen knapp die Hälfte.
Kurkuma im Test: Ein Gewürz erhält Bestnote
Doch nach unserem Test von 21 Marken gemahlenem Kurkuma haben wir wenig Anlass die Produkte hochzuloben: Nur ein Produkt erreicht ein "sehr gut". 18 fallen durch – vor allem wegen aus unserer Sicht zu hoher Belastung mit Mineralölbestandteilen. Dazu kommen Pestizide und das krebserregende Benzo[a]pyren.
Besonders auffällig: In allen getesteten Kurkuma-Pulvern stecken gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe, kurz MOSH. Die Stoffe reichern sich im menschlichen Körper an. Was das für die Organe bedeutet, ist noch unklar.
Zum Teil fand das Labor erhebliche Mengen an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen von mehr als 10 mg/kg. Bereits Werte über 4 mg/kg sehen wir als "stark erhöht" an. Das trifft auf 18 der 21 geprüften Produkte zu.
Strenge Bewertung für Mineralöl in Kurkuma
Bislang gibt es nur Orientierungs-, aber keine Grenzwerte für MOSH. Wir kategorisieren die gemessenen Gehalte daher genau so streng wie in anderen Lebensmitteln auch. Die Bewertung mag streng erscheinen, wenn man von einem sporadischen und sehr sparsamen Einsatz als Gewürz ausgeht.

Für ein Curry-Gericht oder eine Goldene Milch braucht es aber ordentlich Kurkuma. Beispiel: 1 EL Kurkuma-Pulver für 250 ml Goldene Milch. Da kommt einiges an Mineralölkohlenwasserstoffen zusammen. Dass es auch anders geht, zeigt ein Bio-Produkt im Test. Es enhält nur Spuren dieser Verunreinigung.
Neben den gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) hat das Labor auch die völlig unerwünschten aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nachgewiesen – zum Glück nur in einem Kurkuma-Pulver.
Die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen sind deshalb so unerwünscht, da nicht auszuschließen ist, dass sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden.
Wie kommt das Mineralöl in Kurkuma?
Mineralöl kann unter anderem aus Jutesäcken, die vielfach in den Ursprungsländern eingesetzt würden, in die Gewürze gelangen. Das scheiben uns einige Anbieter. Ebenso sprechen viele Anbieter von einer sogenannten "ubiquitären Grundbelastung des eingesetzten Rohstoffs". Ubiquitär bedeutet soviel wie "überall vorkommend". Hinzu kommt noch der Eintragsweg aus Kunststoffen – zum Beispiel aus Verpackungen.
Etliche Anbieter schreiben uns, sie seien sich der Problematik bewusst, würden an "Minimierungsstrategien" arbeiten. Ein Anbieter geht noch einen Schritt weiter und nimmt die betreffende Charge aus dem Verkauf.
Krebsgift überschreitet Grenzwert
In einem Produkt wurden aus unserer Sicht erhöhte Werte von polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen gemessen. Etliche polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, gelten als krebserregend oder zumindest krebsverdächtig. Die Verbindungen können beim Trocknen des Kurkumas über offenem Feuer in das Gewürz übergehen.
Ein Bio-Produkt fiel bei der Laboruntersuchung völlig aus dem Rahmen: Es riss nicht nur den Grenzwert von 10 μg/kg für das krebserregende Benzo[a]pyren (BaP) deutlich, sondern auch den für die Summe der krebserregenden PAK-4 (außer BaP noch Chrysen, Benzo[a]anthracen und Benzo[b] fluoranthen) von 50 μg/kg, jeweils gültig für getrocknete Gewürze.
Der Anbieter reagierte prompt auf unsere Herstellerinformation mit diesen Analysenergebnissen: Er nahm die betroffene Charge aus dem Verkauf.
Kritik an Pestiziden in Bio-Kurkuma im Test
In einigen Produkten stieß das Labor auf Pestizid-Werte, für die wir Noten abziehen. Drei davon sind Bio-Produkte. Das ist ungewöhnlich und ärgerlich. Denn Verbraucher greifen zu Bio, um Pestizidbelastungen zu umgehen.
Eine geringe Menge Ethylenoxid fand das Labor in einem gemahlenen Bio-Kurkuma. Bei dem Begasungsmittel, das auch zur Entkeimung eingesetzt wird, handelt es sich um ein in der EU schon lange nicht mehr zugelassenes Pestizid. Aus gutem Grund, gilt es doch als wahrscheinlich krebserregend und erbgutverändernd.
Kein Problem: Schwermetalle und Schimmel
Immerhin: Schimmelpilzgifte wie Aflatoxine und Ochratoxin A sind kein Problem. Auch die gemessenen Spurengehalte des Schwermetalls Blei sind unproblematisch.
Zudem hat das beauftragte Labor keine Hinweise auf krebserregendes Bleichromat im Kurkuma gefunden. In einer 2019 veröffentlichten Arbeit fanden Wissenschaftler Anzeichen für die leuchtend gelbe, aber giftige Verbindung Bleichromat in verschiedenen Kurkuma-Produkten aus Bangladesh.
Offenbar waren die Proben damit gefärbt worden. Dieses Gift ist aktuell in unserem Test kein Thema. Das ist trotz der vielen schlechten Ergebnisse eine gute Nachricht.
Kurkuma kaufen und lagern
- Statt fertig gemahlenen Kurkuma zu verwenden, bietet sich frischer Kurkuma an. Äußere Korkschicht entfernen, mit Messer zerkleinern. Dabei Handschuhe tragen, ansonsten leuchten die Finger tagelang gelb.
- Kurkuma dunkel lagern, da das Gewürz am Licht schnell verblasst und sein Aroma verliert.
- Kurkuma kann den teuren Safran ersetzen, um zum Beispiel Reis einzufärben.
- Übrigens: Der Kurkumaanbau kann sich lohnen – dieses Fazit zieht das Gartenbauzentrum des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen in Geisenheim nach einem ersten Anbauversuch. Nach rund 40 Wochen, angefangen mit dem Auslegen von Bio-Handelsware bis zur Kultur in Kisten, habe sich eine "anbauwürdige Erntemenge an qualitativ hochwertigen Rhizomen gebildet".
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