- Leinöl ist eine gute Quelle für die wichtigen Omega-3-Fettsäuren – für Veganerinnen und Veganer also quasi ein Muss.
- Wir haben 20 Bio-Leinöle in Supermärkten, Bio-Läden, Drogerien, Discountern und online eingekauft – und ins Labor geschickt. Die Preisspanne reichte von 1,35 bis 9,69 Euro für 250 Milliliter.
- Das Ergebnis: Neun der 20 Leinöle sind mit Bestnote empfehlenswert. Darunter auch Produkte, die pro 250 Milliliter weniger als zwei Euro kosten.
- Kritik gibt es vor allem für die gefundenen Mineralölbestandteile MOSH/MOSH-Analoga und Pestizidrückstände.
Lein beziehungsweise Flachs ist eine der ältesten Kulturpflanzen, gehört zur Familie der Leingewächse und blüht meistens himmelblau. So wie Flachs in Mitteleuropa die wichtigste Pflanzenfaser zur Herstellung von Leinen war, gehörte Leinöl zu den Grundnahrungsmitteln. Mit der Verbreitung von Baumwolle und dem Aufkommen synthetischer Fasern kam der Leinanbau für Textilien fast vollständig zum Erliegen – und in der Folge geriet Leinöl nahezu in Vergessenheit.
Obwohl es gut 54 Prozent an der mehrfach ungesättigten Alpha-Linolensäure (ALA) enthält, wird Leinöl lange nicht in den Mengen zu sich genommen wie Olivenöl oder Rapsöl. Dabei ist es somit eine der reichhaltigsten pflanzlichen Omega-3-Quellen.
Kann man mit Leinöl den Omega-3-Bedarf decken?
Wer täglich einen Teelöffel Leinöl zu sich nimmt, kann damit laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung seinen Bedarf an Omega-3-Fettsäuren decken. Doch wie kann man Leinöl in seinen Speiseplan einbauen?
Leinöl zum Braten? Es eignet sich nur für die kalte Küche
Da Leinöl sehr empfindlich ist, sollte man es grundsätzlich nicht erhitzen. Es eignet sich nur für die kalte Küche. Bei der Erhitzung würden die wertvollen Inhaltsstoffe verloren gehen. Zudem hat es einen niedrigen Rauchpunkt; das Öl fängt also schon bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen an, in der Pfanne zu rauchen, wobei dann krebserregende Stoffe freigesetzt werden.
Leinöl passt wunderbar in Salate, Quark, Dips, Smoothies und Müslis. Wenn es einem warmen Gericht seine typisch nussige Note verleihen soll, kann man es nach dem Erhitzen der Speisen auf dem Teller zugeben.

Warum sind Omega-3-Fettsäuren wichtig für den Körper?
Bei der pflanzlichen Omega-3-Fettsäure, die so reichlich in Leinöl steckt, handelt es sich um Alpha-Linolensäure (ALA). Wie auch die Omega-6-Linolsäure (LA) ist sie essenziell: Der Körper braucht sie, kann sie aber nicht selbst herstellen, sondern muss sie über die Nahrung aufnehmen. Für gesunde Erwachsene kein Problem. Der Bedarf lässt sich mit den verfügbaren Lebensmitteln gut decken.
Omega-3-Fettsäuren werden geradezu wundersame gesundheitsfördernde Eigenschaften nachgesagt: fürs Herz-Kreislauf-System, die Gefäße und die Immunabwehr. Außerdem sollen sie vor Diabetes, Depressionen, Demenz, Autoimmunerkrankungen und nicht zuletzt vor Herzinfarkten und Schlaganfällen schützen.
Alnatura, dm & Co.: 20 Bio-Leinöle im Test
Damit Sie wissen, welches Leinöl Sie ohne Bedenken in Ihren Speiseplan integrieren können, haben wir 20 Bio-Leinöle getestet. Erfreulich ist, dass wir knapp die Hälfte der Produkte mit "sehr gut" empfehlen können.
Verglichen etwa mit unseren bisherigen Olivenöl-Tests ist das ein gutes Ergebnis. Denn bei Speiseölen ziehen oft vor allem Verunreinigungen mit Mineralöl die Gesamtergebnisse deutlich nach unten. Nicht bei der Mehrzahl der Leinöle: Einige der Hersteller scheinen das Mineralölproblem im Griff zu haben.
Die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoga stecken allerdings in aus unserer Sicht abwertungsrelevanten Mengen noch in neun Produkten. MOSH können sich im Körper anreichern, und was sie dort anrichten, dazu fehlen noch wichtige Erkenntnisse.
Mineralölbestandteile in Leinöl
Die noch bedenklicheren aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe MOAH hat das Labor nur einmal nachgewiesen. Bei den MOAH handelt es sich um eine große Gruppe von Stoffen, von denen einige krebserregend sind.
MOAH haben aus unserer Sicht in Lebensmitteln nichts zu suchen – und ja, auch wenn jedes Produkt mit MOAH eins zu viel ist, ist es trotzdem eine gute Nachricht, dass das Labor die Verunreinigung nur in einem Öl gefunden hat. Das war in früheren Speiseöl-Tests schon anders.
Wie gelangt Mineralöl in Leinöl?
Diese Verunreinigungen können im Grunde während der gesamten Produktionskette immer da entstehen, wo das Lebensmittel oder die Rohware, in dem Fall also die Leinsaat, in Kontakt mit Schmierölen kommt – also schon während der Ernte oder der maschinellen Produktion.
Eine weitere gute Nachricht aus dem Test: Den Geschmackstest haben fast alle Leinöle mit "sehr gut" oder "gut" bestanden. Und: Es war kein Öl dabei, das ranzig oder fischig schmeckte. Das ist nicht selbstverständlich, weil Leinöl vergleichsweise leicht verderblich ist und dann schnell unangenehm schmeckt. Ein paar beschreiben die Sensorikexperten aber als "sehr stark bitter" oder "stark bitter".
Kritik an Pestizidrückständen in Bio-Leinölen im Test
Ein Thema, das uns immer wieder begleitet, sind Pestizidrückstände. Das von uns beauftragte Labor hat sie auch in diesem Test nachgewiesen. Enthält ein Leinöl mehr als ein Pestizid, verteilen wir einen Minuspunkt. Wir sehen die Mehrfachbelastung mit verschiedenen Pestiziden kritisch, weil mögliche Wechselwirkungen aus unserer Sicht noch nicht ausreichend erforscht sind.
Eine aktuelle Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson.
Abgesehen davon hat das Labor vereinzelt auch Pestizide nachgewiesen, die wir als besonders bedenklich einstufen – DDT, Deltamethrin, Tebuconazol und Thiabendazol.
Warum sind die Pestizide "besonders bedenklich"?
- DDT
Das Spritzgift DDT ist in Deutschland seit über 50 Jahren im Anbau verboten. Es gilt als wahrscheinlich krebserregend, ist hochgiftig für viele Tierarten und gehört zudem zu den Verbindungen, die sich in der Umwelt nur äußerst langsam abbauen. Die betroffene Leinsaat stammt aus dem EU-Land Rumänien, auch dort ist DDT lange verboten.
Genau diesen überraschenden Fall, DDT in einem Bio-Öl, hatten wir schon einmal – in unserem Rapsöl-Test im Jahr 2024. Auch das damals kritisierte Rapsöl stammte aus Rumänien. Möglich, dass es sich um Leinsaat aus noch belastetem Boden handelt, eben weil DDT sich so extrem langsam abbaut.
Wir unterstellen hier also keine aktive Anwendung des verbotenen Spritzgifts, und es besteht bei Verzehr auch keine akute Gesundheitsgefahr. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass Hersteller nur Produkte ohne solch bedenkliche Pestizidrückstände anbieten sollten – noch einmal mehr, wenn es sich um Bio-Produkte handelt, an die Verbraucherinnen und Verbraucher in Sachen Pestizidfreiheit zu Recht höhere Ansprüche stellen.
- Deltamethrin
Das Insektizid ist als vermutlich fruchtbarkeitsschädigend, vermutlich krebserregend und als bienengiftig eingestuft.
- Tebuconazol
Das Fungizid gilt als vermutlich schädigend für das Kind im Mutterleib.
- Thiabendazol
Thiabendazol ist als wahrscheinlich krebserregend eingestuft und kann das Hormonsystem stören.
Fünf Leinöle fallen durch den Test von ÖKO-TEST
Alle Kritikpunkte haben zur Folge, dass fünf Leinöle im Test mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen und ein paar nur mittelmäßig abschneiden. Die detaillierten Testergebnisse finden Sie im ePaper: Bio-Leinöl im Test.
Wissenswertes zur Lagerung und Haltbarkeit
Da Leinöl sehr schnell ranzig wird, sollte es nach dem ersten Öffnen grundsätzlich kühl und dunkel gelagert werden – also am besten im Kühlschrank. Unter idealen Bedingungen ist Leinöl bis zu drei Monate haltbar. Ein ranziger Geruch oder ein bitterer Geschmack sind jedoch Anzeichen für Verderb. Frisches Leinöl ist klar und hellgelb und schmeckt mild-nussig.
Verdorbenes Öl schmeckt unangenehm – ranzig und bitter. Wenn das Öl dunkel und trüb ist, ist auch das ein Zeichen für Verderb. Dann ist die Haltbarkeit überschritten.
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