Ikea-Kinderzimmer im Test: Wie stark Kinderbett & Co. die Raumluft belasten

Jahrbuch Kinder und Familie für 2020 | Autor: Anna Mai | Kategorie: Bauen und Wohnen | 12.12.2019

Ikea-Kinderzimmer im Test: Wie stark Kinderbett & Co. die Raumluft belasten
Foto: ÖKO-TEST; pixabay

Wir haben für den Test ein komplettes Ikea-Kinderzimmer in die Labore geschickt und messen lassen, was in der Raumluft landet. Das Ergebnis überrascht.

Aktualisiert am 12.12.2019; Einkauf Testprodukte Okt 2018 | Rund fünf Milliarden Euro Umsatz bescherten Kunden Ikea im Jahr 2018 allein in Deutschland. Fast die Hälfte der deutschen Kunden ist 20 bis 40 Jahre alt. Überdurchschnittlich viele von ihnen haben Kinder im Haushalt. Kein Wunder, dass auch die Kindermöbel von Ikea hoch im Kurs stehen. Sie sind modern und funktional, vor allem aber erschwinglich. Viele Eltern fragen sich jedoch, ob die neuen Möbel auch wirklich unbedenklich sind und keine problematischen Stoffe ausdünsten.

Ikea-Kinderzimmer im Test: Welche Stoffe Stuva, Fritids, Plufsig, Malfors, Flisat und Urskog ausgasen

Im Test: Wir wollten es genau wissen und haben eine komplette Ikea-Kinderzimmereinrichtung eingekauft: die Hochbettkombination Stuva/Fritids mit Schreibtisch, einen Schrank, einen Hocker, einen Teppich, eine Faltmatratze zum Toben, Turnen und Ausruhen. Und auch die Matratze fürs Bett durfte nicht fehlen. Laborexperten haben die neuen Möbel in eine große Prüfkammer gepackt und dann gemessen, wie viele und welche Stoffe in den ersten Tagen aus dem kompletten Ikea-Kinderzimmer ausgasen.

Da wir uns auf den Übergang von Stoffen in die Raumluft konzentriert haben, vergeben wir kein Gesamturteil, sondern nur ein Testergebnis Raumluftbelastung für die Produkte. Bei der Bewertung, was akzeptabel oder unbedenklich ist, haben wir uns an bundesweiten Richtwerten und an Grenzwerten von Gütesiegeln orientiert, die aus unserer Sicht seriös sind.

Getestete Kindermöbel von Ikea dünsten insgesamt relativ wenig Schadstoffe aus

Das Ergebnis: Wir können Eltern weitgehend beruhigen: Die Einrichtungsgegenstände des Kinderzimmers dünsten insgesamt relativ wenig aus. Minuspunkte gibt es trotzdem, weil anfangs auch einige problematische Verbindungen unter den gemessenen Stoffen sind.

In der Summe geben die neuen Möbel und Ausstattungsgegenstände nur vergleichsweise wenige flüchtige organische Verbindungen (VOC) an die Raumluft ab. Vor allem wenn Möbel neu sind, können sie VOC ausdünsten.

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Zu den VOC gehören zum Beispiel Lösungsmittel aus Klebern und Beschichtungen, die sich verflüchtigen. Manche dieser Verbindungen riechen, andere sind geruchlos. Das von ÖKO-TEST beauftragte Labor nahm nach drei Tagen eine Probe der Prüfkammerluft.

Zu den gemessenen Stoffen gehören auch solche, die als Gefahrstoffe unter dem Kürzel CMR2 zusammengefasst sind. Wir haben nach drei und nach sieben Tagen messen lassen. Ergebnis: In den ersten Tagen entweichen einige dieser CMR2-Stoffe aus der Kinderzimmereinrichtung. Dafür gab es Notenabzug.

Ikea-Kinderzimmer im Test: Kleiderschrank, Kinderstuhl & Co. gasen anfangs Gefahrstoffe aus

Zu den CMR2-Stoffen gehört auch Formaldehyd, weil es möglicherweise genetische Defekte verursachen kann. Noch kritischer ist, dass das Gas als krebserregend eingestuft ist, wenn wir es einatmen. Die leichtflüchtige Verbindung kommt natürlicherweise im Holz vor, steckt aber häufig auch in den Klebstoffen und Beschichtungen der Holzwerkstoffe, aus denen die Möbel gebaut werden. Die vom Labor gemessene Formaldehydkonzentration lag deutlich unter dem Richtwert für die Innenraumluft. Und auch die deutlich strengeren Anforderungen der Gütesiegel von Natureplus und Eco-Institut-Label erfüllten die Ikea-Möbel.

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin Februar 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Viele Eltern kaufen Kinderzimmermöbel bei Ikea, weil sie modern und funktional, vor allem aber erschwinglich sind. Uns interessierte, wie eine ganz neue Ikea-Kinderzimmereinrichtung durch Ausdünstungen die Raumluft belastet. Bei der Auswahl der Möbel orientierten wir uns an einem Einrichtungsvorschlag auf der Ikea-Homepage. Im Zentrum des Arrangements die beliebte Hochbettkombination Stuva/Fritids, daneben vier weitere Möbel und Objekte aus der Abbildung: der Schrank, die Kinderbank, der Teppich und die Spiel- und Gymnastikmatte, außerdem noch die Matratze für das Bett.

Das Labor baute die Möbel auf und stellte sie für sieben Tage in eine Prüfkammer mit 20 Kubikmeter Volumen, was der Größe eines Kinderzimmers nahekommt. Wir gehen von einer Luftwechselrate von 0,5 pro Stunde aus, das heißt die Hälfte der Raumluft wird in dieser Zeit erneuert. Es wird also kräftig gelüftet. Nach drei Tagen erfolgte eine erste Messung der flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) in der Raumluft, von denen einige gesundheitsschädlich sind und die sich in ihrem Zusammenwirken auf das Wohlbefinden des Menschen, und erst recht eines Kindes, negativ auswirken können. Die Analyse umfasst auch das leichtflüchtige Formaldehyd, das krebserregend ist, wenn es eingeatmet wird.

Da wir uns auf den Übergang von Stoffen in die Raumluft konzentriert haben, vergeben wir kein Gesamturteil, sondern nur ein Testergebnis Raumluftbelastung. Wir bewerten die Summe und die Gefährlichkeit der nachgewiesenen Verbindungen für ein Kinderzimmer mit 12 Quadratmetern Grundfläche und 2,50 Meter Höhe, also 30 Kubikmetern. Dabei orientieren wir uns an den geltenden Richtwerten für Innenraumluft und an Grenzwerten von Gütesiegeln.  

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Raumluftbelastung: Unter dem Testergebnis Raumluftbelastung führt zur Abwertung um eine Note: in der Summe mehr als 50 μg/m3 CMR2- und vergleichbar eingestufte flüchtige organische Verbindungen nach drei Tagen in der Prüfkammer (VOC inkl. VVOC mit folgenden Einstufungen: Carcinogen Kat. 2, Mutagen Kat. 2, Reproduktionstoxisch Kat. 2 nach EG-Verordnung Nr. 1272/2008 / CLP-Verordnung; Group 2B nach IARC; Kat. III3 nach DFG/MAK-Liste). Da nur die Raumluftbelastung untersucht wurde, haben wir kein Gesamturteil vergeben.  

Testmethoden 

Die Möbel wurden nach Anleitung aufgebaut, Teppich und Gymnastikmatte auf den Boden der Prüfkammer gelegt, die Matratze ins Bett. Emissionsanalyse: nach DIN EN 16516; Prüfkammerbedingungen nach DIN ISO 16000-9, Kammervolumen 20 m³, 23 °C +/- 1 °C, 50 % +/- 1 % Luftfeuchte, normaler Luftdruck, gereinigte Luft, Luftwechselrate 0,5 h-1, Anströmgeschwindigkeit 0,3 m/s, spez. Luftdurchlassrate 10 m³/h, Luftprobennahme nach 3 bzw. 7 Tagen nach Prüfkammerbeladung. Analytik Aldehyde: DIN ISO 16000-3, Bestimmungsgrenze 2 µg/m³. Analytik flüchtige organische Verbindungen: DIN ISO 16000-6, Bestimmungsgrenze 1 µg/m³ (1,4-Cyclohexandimethanol, Diethylenglykol, 1,4-Butandiol, Linalylacetat, BIT 5 µg/m³); Umrechnung auf ein Raumvolumen von 12 m² x 2,50 m = 30 m³.

Einkauf der Testprodukte: Oktober 2018 

Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 2/2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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