- Im Test: 21 grüne Pestos, die wir in (Bio-)Supermärkten und beim Discounter eingekauft haben, darunter elf Produkte mit Bio-Siegel.
- Mehr als die Hälfte der Produkte fällt im Test durch. Der Grund dafür: Die Pestos sind entweder mit Mineralölbestandteilen verunreinigt oder enthalten Pestizidrückstände – oder gleich beides.
- Immerhin: Vier grüne Pestos sind empfehlenswert.
- Tipp: Geöffnetes Pesto hält sich im Kühlschrank nur wenige Tage. Frieren Sie es ein, wenn Sie es nicht rechtzeitig aufbrauchen können.
Wenn der Vorratsschrank leer ist, kann man immer noch Spaghetti mit Pesto essen. Doch schon unser Vorgängertest aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Pestogenuss einen bitteren Beigeschmack haben kann. Bis zu zehn Pestizide steckten damals in den Produkten – und ausnahmslose alle kassierten Minuspunkte wegen Belastungen mit Mineralöl. Doch wie sieht es im aktuellen Test aus?
Grünes Pesto im Test: Mineralöl bleibt ein großes Problem
Immerhin können wir erstmals grünes Licht für grünes Pesto geben: Zwei Produkte schneiden mit Bestnote ab, zwei weitere sind immerhin "gut". Und von 21 getesteten Produkten bleibt ein glattes Drittel ohne Notenabzug für Mineralöl.
Das ist erfreulich, denn ÖKO-TEST kritisiert Mineralölbestandteile in Lebensmitteln schon seit Jahren, und offenbar hat sich bei einigen Herstellern nun auch was getan. Trotzdem: Am Ende fällt immer noch über die Hälfte der Pestos im Test mit "ungenügend" durch.
MOAH übersteigt Richtwert der Europäischen Kommission
Doch wie gelangen Mineralölrückstände überhaupt in ein Pesto? Mineralöl geht potenziell leichter in fettige Lebensmittel über: Dass Pestos dafür prädestiniert sind, liegt bei ihren hohen Ölanteilen also auf der Hand. In 14 Produkten kritisieren wir die Gehalte an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH-Analoge), häufig ordnen wir sie sogar als "stark erhöht" ein.
Von diesen Verbindungen weiß man, dass sie sich im menschlichen Fettgewebe und Organen anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen – die Auswirkungen sind noch unklar.
Noch kritischer sehen wir die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) in zwölf Produkten, denn zu dieser Gruppe gehören auch Substanzen, die Krebs erregen können. Die Hälfte davon reißt sogar jene MOAH-Höchstgehalte, die die Europäische Kommission für diese Kategorie von Lebensmitteln vorgeschlagen hat.
Bis zu fünf Pestizidspuren in Pesto im Test
Ein weiterer Kritikpunkt: Viele grüne Pestos sind mit Rückständen von bis zu fünf Pestiziden belastet. Auch wenn die Gehalte der einzelnen Wirkstoffe unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen: Wir sehen das Zusammentreffen mehrerer Pestizide kritisch, denn sie können interagieren, und mögliche Wechselwirkungen dazu sind nicht ausreichend erforscht.
Außerdem wies das Labor auch Pestizide nach, die in unseren Augen besonders bedenklich sind: Das umwelttoxische Insektizid Chlorantraniliprol und gleich reihenweise das Fungizid Dimethomorph, das in der EU als reproduktionstoxisch der Kategorie 1B eingestuft und seit 2024 nicht mehr zugelassen ist. Da für Dimethomorph während der Produktion unserer Pestos allerdings noch eine Aufbrauchfrist galt, ziehen wir wegen der fehlenden Zulassung keine Extrapunkte ab.
Einige grüne Pestos enthalten Phthalatweichmacher
Was ist außerdem aufgefallen? In einigen Pestos stecken Weichmacher – und zwar mehr, als laut EU-Verordnung für Kunststoffe in Lebensmittelkontakt ins Essen übergehen dürften: Zweimal war es das als fortpflanzungsgefährdend eingestufte Diethylhexylphthalat (DEHP), in einem weiteren steckt Diisononylphthalat (DiNP), das im Tierversuch chronisch toxisch wirkte.
Die Phthalate könnten sich zum Beispiel im Laufe der Herstellungskette aus Schläuchen oder Kanistern gelöst haben und in einzelne Rohstoffe übergegangen sein.
So schmecken die grünen Pestos im Test
Und wie schmecken die grünen Pestos im Test? Fest steht: Besonders simpel sind die Rezepturen der meisten Testprodukte nicht – dabei sind die Zutaten des ursprünglich in Ligurien erfundenen Pesto genovese denkbar einfach: Basilikum, Olivenöl, Pinienkerne, Parmesan, Pecorino, Salz und Knoblauch.
Der Test zeigt jedoch: Bei der Qualität der Zutaten gibt es erhebliche Unterschiede. Manche Marken helfen beim Geschmack ihrer Pestos sogar nach und fügen Aromastoffe zu. Dafür ziehen wir eine Note ab, denn wir finden: Lebensmittel sollten mit natürlichen Zutaten überzeugen.
Dennoch überzeugen die meisten Pestos im Geschmackstest. Geschulte Sensoriker, die die Produkte in unserem Auftrag verkosteten, bescheinigten meist nur kleinere Fehlnoten: etwa wenn die Produkte zu wenig nach Basilikum, leicht bitter oder zu salzig schmeckten. War ihre Konsistenz "faserig", werteten wir etwas strenger ab.
Was in ein Pesto "alla" genovese gehört – und was wirklich drin ist
Das Originalrezept von Pesto genovese enthält nichts als Basilikum, Olivenöl, Pinienkerne, Parmesan, Pecorino, Salz und Knoblauch. Produkte, die sich daran anlehnen, heißen häufig Pesto "alla genovese" – übersetzt: "nach Genoveser Art" – oder auch Pesto verde.
Das heißt allerdings nicht, dass sich die Hersteller ans Originalrezept halten: Insbesondere teure Originalzutaten wie Olivenöl oder Pinienkerne sind in diesen Zutatenlisten mitunter nur noch mit dürftigen ein Prozent vertreten. Cashewkerne oder Sonnenblumenöl sind eben günstiger.
Aber nicht alle Anbieter sparen: Laut Deklaration enthält ein Pesto im Test stolze 39 Prozent Olivenöl und 15 Prozent Pinienkerne. Der Rekord für den Basilikumanteil liegt bei 57 Prozent und ist damit mehr als doppelt so hoch wie bei dem Produkt mit dem wenigsten Basilikum (25 Prozent).
Doch was sind kritikwürdige Zutaten? In einem aktuellen Marktcheck von grünen Pestos kritisiert Greenpeace Österreich, dass die Hersteller viele günstige Füllstoffe, Aromen oder Zusatzstoffe in ihre Produkte mischen. Auch in unserem Test deklarieren einige Produkte Füllstoffe wie Maisfasern oder Kartoffelflocken oder für Pesto unübliches Molkenpulver und -eiweiß. Über die Hälfte der Pestos enthält Zucker oder Süßungsmittel: Auch das steht nicht im Originalrezept.
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