Pesto-Test: Viele mit Mineralöl und Pestiziden belastet

Magazin Oktober 2025: Besser schlafen? | Autor: Sarah Becker/Heike Baier/Rebecca Welsch/Dr. Eva Wolfgarten | Kategorie: Essen und Trinken | 24.09.2025

Im Test: Grüne Pesto – wir haben 21 Produkte im Labor überprüfen lassen.
Foto: ÖKO-TEST

Mamma mia! Gutes Pesto stellen wir uns anders vor: Rückstände von Mineralöl und Pestiziden haben nichts darin zu suchen – und doch ist das Labor in vielen unserer Testkandidaten darauf gestoßen. Die Folge: Die meisten grünen Pestos fallen durch, nur vier Produkte überzeugen. 

  • Im Test: 21 grüne Pestos, die wir in (Bio-)Supermärkten und beim Discounter eingekauft haben, darunter elf Produkte mit Bio-Siegel.
  • Mehr als die Hälfte der Produkte fällt im Test durch. Der Grund dafür: Die Pestos sind entweder mit Mineralölbestandteilen verunreinigt oder enthalten Pestizidrückstände – oder gleich beides. 
  • Immerhin: Vier grüne Pestos sind empfehlenswert. 
  • Tipp: Geöffnetes Pesto hält sich im Kühlschrank nur wenige Tage. Frieren Sie es ein, wenn Sie es nicht rechtzeitig aufbrauchen können.

Wenn der Vorratsschrank leer ist, kann man immer noch Spaghetti mit Pesto essen. Doch schon unser Vorgängertest aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Pestogenuss einen bitteren Beigeschmack haben kann. Bis zu zehn Pestizide steckten damals in den Produkten – und ausnahmslose alle kassierten Minuspunkte wegen Belastungen mit Mineralöl. Doch wie sieht es im aktuellen Test aus? 

Grünes Pesto im Test: Mineralöl bleibt ein großes Problem 

Immerhin können wir erstmals grünes Licht für grünes Pesto geben: Zwei Produkte schneiden mit Bestnote ab, zwei weitere sind immerhin "gut". Und von 21 getesteten Produkten bleibt ein glattes Drittel ohne Notenabzug für Mineralöl.

Das ist erfreulich, denn ÖKO­-TEST kritisiert Mineralölbestandteile in Lebensmitteln schon seit Jahren, und offenbar hat sich bei einigen Herstellern nun auch was getan. Trotzdem: Am Ende fällt immer noch über die Hälfte der Pestos im Test mit "ungenügend" durch.

MOAH übersteigt Richtwert der Europäischen Kommission 

Doch wie gelangen Mineralölrückstände überhaupt in ein Pesto? Mineralöl geht potenziell leichter in fettige Lebensmittel über: Dass Pestos dafür prädestiniert sind, liegt bei ihren hohen Ölanteilen also auf der Hand. In 14 Produkten kritisieren wir die Gehalte an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH/MOSH­-Analoge), häufig ordnen wir sie sogar als "stark erhöht" ein.

Von diesen Verbindungen weiß man, dass sie sich im menschlichen Fettgewebe und Organen anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen – die Auswirkungen sind noch unklar.

Noch kritischer sehen wir die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) in zwölf Produkten, denn zu dieser Gruppe gehören auch Substanzen, die Krebs erregen können. Die Hälfte davon reißt sogar jene MOAH-­Höchstgehalte, die die Europäische Kommission für diese Kategorie von Lebensmitteln vorgeschlagen hat.

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Bis zu fünf Pestizidspuren in Pesto im Test 

Ein weiterer Kritikpunkt: Viele grüne Pestos sind mit Rückständen von bis zu fünf Pestiziden belastet. Auch wenn die Gehalte der einzelnen Wirkstoffe unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte liegen: Wir sehen das Zusammentreffen mehrerer Pestizide kritisch, denn sie können interagieren, und mögliche Wechselwirkungen dazu sind nicht ausreichend erforscht.

Außerdem wies das Labor auch Pestizide nach, die in unseren Augen besonders bedenklich sind: Das umwelttoxische Insektizid Chlorantraniliprol und gleich reihenweise das Fungizid Dimethomorph, das in der EU als reproduktionstoxisch der Kategorie 1B eingestuft und seit 2024 nicht mehr zugelassen ist. Da für Dimethomorph während der Produktion unserer Pestos allerdings noch eine Aufbrauchfrist galt, ziehen wir wegen der fehlenden Zulassung keine Extrapunkte ab.

Einige grüne Pestos enthalten Phthalatweichmacher

Was ist außerdem aufgefallen? In einigen Pestos stecken Weichmacher – und zwar mehr, als laut EU-­Verordnung für Kunststoffe in Lebensmittelkontakt ins Essen übergehen dürften: Zweimal war es das als fortpflanzungsgefährdend eingestufte Diethylhexylphthalat (DEHP), in einem weiteren steckt Diisononylphthalat (DiNP), das im Tierversuch chronisch toxisch wirkte.

Die Phthalate könnten sich zum Beispiel im Laufe der Herstellungskette aus Schläuchen oder Kanistern gelöst haben und in einzelne Rohstoffe übergegangen sein.

So schmecken die grünen Pestos im Test

Und wie schmecken die grünen Pestos im Test? Fest steht: Besonders simpel sind die Rezepturen der meisten Testprodukte nicht – dabei sind die Zutaten des ursprünglich in Ligurien erfundenen Pesto genovese denkbar einfach: Basilikum, Olivenöl, Pinienkerne, Parmesan, Pecorino, Salz und Knoblauch.

Der Test zeigt jedoch: Bei der Qualität der Zutaten gibt es erhebliche Unterschiede. Manche Marken helfen beim Geschmack ihrer Pestos sogar nach und fügen Aromastoffe zu. Dafür ziehen wir eine Note ab, denn wir finden: Lebensmittel sollten mit natürlichen Zutaten überzeugen.

Dennoch überzeugen die meisten Pestos im Geschmackstest. Geschulte Sensoriker, die die Produkte in unserem Auftrag verkosteten, bescheinigten meist nur kleinere Fehlnoten: etwa wenn die Produkte zu wenig nach Basilikum, leicht bitter oder zu salzig schmeckten. War ihre Konsistenz "faserig", werteten wir etwas strenger ab.

Was in ein Pesto "alla" genovese gehört – und was wirklich drin ist

Das Originalrezept von Pesto genovese enthält nichts als Basilikum, Olivenöl, Pinienkerne, Parmesan, Pecorino, Salz und Knoblauch. Produkte, die sich daran anlehnen, heißen häufig Pesto "alla genovese" – übersetzt: "nach Genoveser Art" – oder auch Pesto verde.

Das heißt allerdings nicht, dass sich die Hersteller ans Originalrezept halten: Insbesondere teure Originalzutaten wie Olivenöl oder Pinienkerne sind in diesen Zutatenlisten mitunter nur noch mit dürftigen ein Prozent vertreten. Cashewkerne oder Sonnenblumenöl sind eben günstiger.

Aber nicht alle Anbieter sparen: Laut Deklaration enthält ein Pesto im Test stolze 39 Prozent Olivenöl und 15 Prozent Pinienkerne. Der Rekord für den Basilikumanteil liegt bei 57 Prozent und ist damit mehr als doppelt so hoch wie bei dem Produkt mit dem wenigsten Basilikum (25 Prozent).

Doch was sind kritikwürdige Zutaten? In einem aktuellen Marktcheck von grünen Pestos kritisiert Greenpeace Österreich, dass die Hersteller viele günstige Füllstoffe, Aromen oder Zusatzstoffe in ihre Produkte mischen. Auch in unserem Test deklarieren einige Produkte Füllstoffe wie Maisfasern oder Kartoffelflocken oder für Pesto unübliches Molkenpulver und -eiweiß. Über die Hälfte der Pestos enthält Zucker oder Süßungsmittel: Auch das steht nicht im Originalrezept.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 21 grüne Pestos in (Bio-)Supermärkten und beim Discounter eingekauft, darunter elf Produkte mit Bio-Siegel. Dabei haben wir nach Produkten mit Olivenölanteil Ausschau gehalten und vegane Produkte ausgeschlossen. Hauptbestandteil bei den meisten Pestos ist Basilikum, bei einem Produkt rangieren noch vor dem Basilikum als mengenmäßig wichtigste Zutat grüne Tomaten. Pro 100 Gramm Pesto bezahlten wir zwischen 52 Cent und 3,74 Euro.

Geschulte Sensorikexperten verkosteten alle Pestos und beurteilten sie in unserem Auftrag hinsichtlich Geruch, Geschmack, Aussehen und Konsistenz. Spezialisierte Labore überprüften die Produkte auf Mineralölbestandteile, Rückstände von Pestiziden und Weichmacher. Hier ließen wir auch die Salz- und Fettgehalte messen, mit den deklarierten Werten vergleichen und beurteilten, ob die Abweichungen innerhalb der zulässigen Toleranzen liegen.

Die Dichtungen der Deckel ließen wir auf chlorierte Verbindungen untersuchen, die bei der Entsorgung problematisch für die Umwelt sind. Zudem gab es Laboranalysen auf Alternariatoxine, Bisphenol A, das ebenfalls aus Deckeln ins Füllgut übergehen kann, sowie die Fettschadstoffe 3-MCPD und Glycidol. In dem Produkt mit Hauptbestandteil grüne Tomaten ließen wir den Solaningehalt bestimmen.

Über die Deklaration der Pestos erfassten wir Aromen und kritikwürdige Auslobungen: Dazu gehören die Werbung mit Selbstverständlichkeiten ebenso wie Umweltversprechen ohne ausreichende Erklärung oder einer Fundstelle auf dem Produkt.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um fünf Noten: ein gemessener Gehalt an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH) der Kettenlängen > C10 bis C50 von mehr als 1 mg/kg (in Tabelle: "MOAH über Richtwert"). Dies entspricht dem vorgeschlagenen Höchstgehalt der Europäischen Kommission für Lebensmittel mit mittlerem Fettgehalt (> 4 Prozent und ≤ 50 Prozent).

Zur Abwertung um jeweils vier Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an MOAH der Kettenlängen > C10 bis C50 bis 1 mg/kg (in Tabelle: "MOAH"); b) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analogen der Kettenlängen > C17 bis C35 von mehr als 4 mg/kg (in Tabelle: "stark erhöht"), wenn nicht bereits wegen MOAH abgewertet wurde.

Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analogen der Kettenlängen > C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "erhöht"); b) ein gemessener Gehalt an DEHP über dem für diesen Weichmacher festgelegtem spezifischen Migrationslimit (SML) von 0,6 mg/kg (in Tabelle: "DEHP") und/oder ein gemessener Gehalt an DiNP über dem für die Weichmacher DiNP + DiDP festgelegten spezifischen Migrationslimit (SML[T]) von 1,8 mg/kg (in Tabelle: "DiNP"); SML beziehungsweise SML(T) gemäß Verordnung (EU) Nr. 10/2011.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) (natürliches) Aroma, b) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; c) ein gemessener Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg von ein bis zwei als besonders bedenklich eingestuften Pestiziden. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN), Stand: 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe sowie an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Chlorantraniliprol und Dimethomorph).

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um zwei Noten: eine faserige Konsistenz. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) deutlich säuerlicher Geschmack; b) sehr salziger Geschmack; c) leicht oder etwas anhängend bitterer Geschmack; d) zu geringer oder fehlender charakteristischer Geruch und/oder Geschmack nach Basilikum; e) etwas aromatisierter Geschmack nach Basilikum.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle auf dem Produkt; b) eine Abweichung des deklarierten Fettgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ± 20 Prozent bei deklarierten Fettgehalten von 10 bis 40 Gramm pro 100 Gramm sowie ± 8 Gramm bei deklarierten Fettgehalten von über 40 Gramm pro 100 Gramm. Diese Bewertung basiert auf dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden; c) eine Abweichung des deklarierten Salzgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ± 20 Prozent bei deklarierten Salzgehalten von über 1,25 Gramm pro 100 Gramm. Diese Bewertung basiert auf dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden; d) PVC/PVCD/chlorierte Verbindungen in der Deckeldichtung; e) fehlende Prozentangaben bei wertgebenden Inhaltsstoffen gemäß Verordnung (EU) Nr. 1169/2011.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Testergebnisse Weitere Mängel und Sensorik,
die "befriedigend" oder "ausreichend" sind, verschlechtern das Gesamturteil um jeweils eine Note. Testergebnisse
Weitere Mängel und Sensorik, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122:2024-04 mod.; die Modifikation betrifft die Epoxidierung und eine zusätzliche Aufreinigung; Messung mittels LC-GC/FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.

Gesamtfett: gravimetrisches Verfahren nach Säureaufschluss (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).3-MCPD-Ester/Glycidylester: nach Fettextraktion mittels DGF C-VI 18: 2010 mod.; die Modifikation betrifft die Messung mittels Automatisierung. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).           

Gliadin: quantitativ, ELISA Kit: RIDASCREEN® Gliadin (Art. No. R7001; r-biopharm).

Pestizidscreening:  ASU L 00.00-34 : 2010-09 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Alternariatoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Bisphenol A: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Phthalate: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Sensorik: Beschreibende Prüfung mit anschließender Qualitätsbewertung auf der 5-Punkte, Methode § 64 LFGB L 00.90-14:2019-03, mod.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Einkauf der Testprodukte: Juni 2025

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