Alles Vanille – oder was? In welchen Puddings echte Vanille steckt

Magazin November 2025: Leinöl | Autor: Lisa Hitschler/Heike Baier/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 30.10.2025

Vanille in Vanillepudding: Wie kommt der Geschmack zustande?
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock; VITTO-STUDIO/Shutterstock

Ein Pudding, der nach Vanille schmeckt, ist eine beliebte Süßigkeit. Doch Vanillegeschmack ist nicht gleich echte Vanille. Sie legen Wert darauf, dass der Geschmack mit echten Vanilleschoten erzeugt wurde? Unser Test von 26 Puddings und Dessertcremes zeigt, bei welchen Produkten das der Fall ist. 

  • Im Test: 26 Puddings und Dessertcremes, die laut Auslobung nach Vanille schmecken. Dabei wählten wir möglichst von jeder Marke einen Pudding oder ein Dessert mit der Bezeichnung "Vanille" und zusätzlich ein Dessert mit "Vanillegeschmack". Bei Letzteren bevorzugten wir solche mit Sahnehaube und griffen alternativ zu "Softpuddings".
  • Wir haben ausschließlich ihre Vanillearomatisierung unter die Lupe genommen: Ein spezialisiertes Labor hat für uns untersucht, ob diese Aromatisierung mit dem Namen, den Abbildungen und den deklarierten Zutaten der Produkte übereinstimmt.
  • Es kann sich stark unterscheiden, wie viel echte Vanille in einem Vanillepudding eingesetzt wurde.
  • Trägt ein Pudding den Zusatz "mit Vanillegeschmack", können Verbraucherinnen und Verbraucher davon ausgehen, dass der durch Aromastoffe erzeugt ist.
  • Gemahlene Vanilleschoten, Vanillemark, Vanilleextrakt, natürliches Vanillearoma und Co.: Wir erklären, was hinter den Begrifflichkeiten steckt.

Echte Vanille gehört zu den begehrtesten und zeitweise auch teuersten Gewürzen weltweit. Die Versuchung, die kostbaren Schoten mit preiswerten Aromen zu ersetzen oder sogar zu fälschen, ist da immer gegeben. Um Lebensmittel, die nach Vanille schmecken, ist deshalb ein kompliziertes Regelwerk entstanden: Es legt genau – allerdings nicht rechtlich bindend – fest, was sie bei welcher Aromatisierung auf die Verpackung schreiben oder abbilden sollen.

Der kleine Haken dabei: Der ganz normale Supermarktkunde, der nach Feierabend noch schnell einen Nachtisch braucht, dürfte sich mit den Unterschieden gar nicht so genau auskennen: Gelbe Farbe, vielleicht eine Sahnehaube, irgendwo das Wörtchen Vanille – ist doch ein Vanillepudding, oder?

Dass es aber einen feinen Unterschied gibt zwischen einem Produkt, das sich als "Vanillepudding" bezeichnet, und einem, das nur Pudding mit "Vanillegeschmack" auf dem Deckel stehen hat, das wissen vielleicht Lebensmittelkontrolleure, aber nicht der durchschnittliche Verbraucher. Das glauben wir zumindest und behandeln deshalb alle 26 Desserts in unserem Test gleich.

Ein spezialisiertes Labor untersuchte das Vanillearomaspektrum aller Produkte in unserem Test.
Ein spezialisiertes Labor untersuchte das Vanillearomaspektrum aller Produkte in unserem Test. (Foto: New Africa/Shutterstock )

Vanillepudding und Pudding mit Vanillegeschmack 

Beim Einkauf ist es dennoch hilfreich, den Unterschied zu kennen.

  • Produkte mit dem Zauberwörtchen "Vanille"

Ein Pudding oder Dessert, das das Wörtchen "Vanille" oder "Bourbonvanille" im Namen trägt, soll laut den rechtlich nicht bindenden Leitsätzen für Puddings und andere süße Desserts den Vanillegeschmack immer ausschließlich mit Bestandteilen der echten Vanille beziehungsweise Bourbonvanille erzeugen.

Das Aromaprofil der echten Vanille ist hochkomplex und setzt sich aus über 400 Einzelkomponenten zusammen: Hauptaromastoff ist mit einem Anteil von rund 90 Prozent das Vanillin. Das Labor hat die Gehalte einzelner Aromakomponenten gemessen und überprüft, ob sie das Aromaprofil der authentischen Vanilleschote glaubhaft abbilden. 

Übrigens: Wie viel echte Vanille in einem Vanillepudding eingesetzt wurde, kann sich stark unterscheiden: Nur bei drei Produkten im Test ist der im Labor gemessene Gehalt "hoch" oder "sehr hoch".  

  • Produkte mit "Vanillegeschmack" 

Eine Dessertcreme oder ein Pudding mit der Bezeichnung "Vanillegeschmack" darf diesen dagegen zu 100 Prozent mit (synthetisch) hergestellten Aromastoffen nachbilden. Je nach Ausgangsrohstoffen und Herstellungsverfahren müssen sie die auf der Liste der Zutaten dann als "Aroma" oder "natürliches Aroma" deklarieren.

Hier kommen Inhaltsstoffe zum Einsatz wie Anisaldehyd. Es kann Aromabestandteil unterschiedlicher Geschmacksrichtungen sein und wird häufig verwendet, um einen Vanillegeschmack künstlich nachzubilden. 

(Foto: ÖKO-TEST)

Vanillegeschmack durch Aromastoffe

Zur Bewertung: Für eingesetzte Aromastoffe in diesen Desserts ziehen wir grundsätzlich eine Note ab, auch wenn die Produkte konform sind mit den Leitsätzen. Geschmackserlebnisse mit echten Lebensmitteln oder Gewürzen zu erzielen, finden wir allemal überzeugender, als (synthetische) Aromastoffe zuzusetzen.

Denn: Eine Studie von 2022 legt nahe, dass zugesetzte Aromen zu übermäßigem Essen und damit zu einer Gewichtszunahme führen können. In zahlreichen Tierversuchen habe man beobachtet, dass Futter mit zugesetzten Aromastoffen im Vergleich zu nichtaromatisierten Kontrolldiäten die Futteraufnahme und somit auch das Körpergewicht erhöhten.

Einen möglichen Grund dafür sehen die Autoren unter anderem darin, dass die vom Gehirn erlernte Kopplung von bestimmten Geschmacksmerkmalen mit dem Nährwert eines Lebensmittels durch dessen künstliche Aromatisierung gestört werde.

Frühere Untersuchungen des Technologie-Transfer-Zentrums Bremerhaven (TTZ) hatten bereits gezeigt, dass Kinder, die sehr früh an aromatisierte Lebensmittel gewöhnt wurden, diese später dem Original vorzogen – ihnen schmeckte dann beispielsweise der Joghurt mit künstlichem Erdbeeraroma besser als der mit echten Erdbeeren. Auch das könnte die Tür für Adipositas öffnen: Denn Aromen stecken überdurchschnittlich häufig in hoch verarbeiteten Lebensmitteln – und deren Verzehr wiederum ist eindeutig mit Übergewicht assoziiert.

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Vanille in Vanillepudding: 26 Produkte im Test 

Vanillepudding und Pudding mit Vanillegeschmack: Wir haben aus beiden Gruppen Dessertcremes getestet und uns ausschließlich ihre Vanillearomatisierung angesehen. Ein spezialisiertes Labor hat für uns untersucht, ob diese Aromatisierung mit dem Namen, den Abbildungen und den deklarierten Zutaten der Produkte übereinstimmt.  

Die Testergebnisse finden Sie im ePaper: 

Vanille in Vanillepudding: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Wissen: Was steckt hinter den Zutaten? 

Vanillegeschmack kann durch viele Zutaten hergestellt werden. Wir erklären, was hinter den Bezeichnungen steckt: 

  • Gemahlene Vanilleschoten heißt das Pulver, das durch Zermahlen der getrockneten Vanilleschote entsteht.
  • Vanillemark bezeichnet die aus der Vanilleschote herausgekratzten Samen.
  • Vanilleextrakt: Diese Lösung enthält den überwiegenden Anteil der natürlichen Vanillearomabestandteile, die zuvor den Schoten entzogen wurden. Doch Vorsicht: Ein Vanilleextrakt kann beliebig verdünnt sein – die Angabe eines Gehalts sagt hier also wenig aus.
  • Natürliches Vanillearoma: Hier müssen die Aromabestandteile zu mindestens 95 Prozent aus der echten Vanille stammen.
  • Gemahlene extrahierte Vanilleschoten sind das, was bei der Herstellung von Vanilleextrakt übrig bleibt. Diese Zutat liefert kaum noch Vanillearoma, dafür aber die typischen schwarzen Pünktchen.
  • Natürliches Aroma oder Aroma setzt sich jeweils aus einzelnen, industriell hergestellten Aromastoffen zusammen und kann sowohl Vanille als auch jeden anderen Geschmack nachahmen. So kann das für den Vanilleeindruck so zentrale Vanillin sowohl fermentativ beispielsweise aus Reis oder Mais ("natürliches Aroma") als auch synthetisch (" Aroma") gewonnen werden.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 26 Puddings oder Dessertcremes eingekauft, die laut Auslobung nach Vanille schmecken. Dabei wählten wir möglichst von jeder Marke einen Pudding oder ein Dessert mit der Bezeichnung "Vanille" und zusätzlich ein Dessert mit "Vanillegeschmack". Bei Letzteren bevorzugten wir solche mit Sahnehaube und griffen alternativ zu "Softpuddings". Ausgeschlossen haben wir vegane oder laktosefreie Produkte, Puddings mit Einlagen, Soßen oder "High Protein"-Auslobung sowie Mischungen mit anderen Geschmacksrichtungen. Die Preisrange für 200 Gramm Pudding reicht von 39 Cent bis zu 2,42 Euro.

Ein spezialisiertes Labor untersuchte das Vanillearomaspektrum aller Produkte. Anhand einer Analyse der Aroma- und Begleitstoffe der Vanillepflanze überprüften wir, ob gemäß den vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat herausgegebenen Leitsätzen für Puddings, andere süße Desserts und verwandte Erzeugnisse bei einer "Vanille"-Auslobung auf dem Produkt und/oder der Abbildung einer Vanilleschote beziehungsweise -blüte der Vanilleeindruck ausschließlich aus der echten Vanilleschote stammt.

Zudem untersuchten wir bei einer Herkunftsangabe der Vanille aus "Bourbon", ob das Aromaprofil auf die Bourbonvanilleart Vanilla planifolia hindeutet. Darüber hinaus ordneten wir bei diesen Produkten den Vanilleeinsatz anhand der gemessenen Gehalte an Vanillin und Vanillinsäure ein und stellen den Gehalt zur Information in der Tabelle dar.

(Natürliche) Aromen erfassten wir zum einen per Deklaration, ließen jedoch auch im Labor überprüfen, ob schwerflüchtige, vanillefremde Aromastoffe vorhanden sind, die isoliert vorliegen, dem Vanillegeschmack dienen und nicht dem authentischen Aromaspektrum der Vanille entstammen. Zudem wollten wir von den Herstellern wissen, ob das deklarierte (natürliche) Aroma den Geschmackseindruck "Vanille" erzeugen sollte oder ob dieses für einen anderen Geschmackseindruck eingesetzt wird.

Wir überprüften, ob Produkte, die gemäß Deklaration und Herstellerangabe zur Erzielung des Vanillegeschmacks (natürliche) Aromen einsetzen, dies leitsatzkonform mit der Bezeichnung "mit Vanillegeschmack" kenntlich machen und ob diese Produkte zusätzlich auch authentisches Aroma aus der Vanillepflanze beinhalten.  

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode. Bezüglich vanillefremder Aromen bedeutet das, es wurden nicht mehr als fünf Prozent vanillefremde Aromastoffe in einem als natürliches Bourbonvanille-Aroma deklarierten Aroma nachgewiesen. Bei Leitsätzen handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen.

Bewertung Testergebnis Vanille-Aromatisierung: Unter dem Testergebnis Vanille-Aromatisierung führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) Die vanillefremden Aromastoffe Anisaldehyd und Maltol wurden in einem auffallend hohen Gehalt in einem als "Vanillepudding" bezeichneten Produkt nachgewiesen (in Tabelle: "Anisaldehyd und Maltol"). Diese Aromastoffe können unter anderem dazu eingesetzt werden, den Vanillegeschmack nachzubilden beziehungsweise zu verstärken; b) (natürliches) Aroma als aromatisierende Zutat für den Vanilleeindruck.  

Testmethoden 

Vanille-Analytik: Bestimmung der Vanille-Inhaltsstoffe und schwerflüchtiger Aromastoffe per UPLC-DAD-MS/MS nach ASU L 00.00-134

Einkauf der Testprodukte: Juni bis Juli 2025 

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