- Im Test: 20 Mal Rouge. Kein Produkt schneidet mit "sehr gut" ab.
- Viele Produkte sind mit Schwermetallen wie Arsen oder Blei belastet.
- Aufällig: In einem Produkt wurde der Konservierungsstoff Propylparaben gefunden – und zwar in einer Menge, die in der EU nicht mehr erlaubt ist.
Ein Tupfer Rouge am Morgen sorgt für eine gesunde Gesichtsfarbe, wie es so schön heißt. Aber gesund kann das nicht sein: In sechs von 20 getesteten Rouges fand das von uns beauftragte Labor Blei, Antimon und/oder Arsen in Gehalten, die als technisch vermeidbar gelten.
In mehr als der Hälfte steckt außerdem zu viel Nickel, im Rest immerhin noch Spuren von Schwermetallen. Kein Wunder, dass einige Rouges mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen.
Rouge im Test: Woher stammen die Schwermetalle?
Rohstoffe aus unterirdischen Vorkommen spielen in den Rezepturen der getesteten Produkte eine tragende Rolle: Pudrige Mineralien wie Talkum oder Kaolin bilden häufig die Basis; Eisenoxide und Mica sorgen für Farbe und Glimmer.
Das alles sind mögliche Eintragsquellen für Schwermetalle, denn Arsen und Co. kommen natürlicherweise in unserer Erdkruste vor. Darum sind Naturkosmetik-Produkte hier auch nicht im Vorteil. Schließlich stecken in ihnen ebenfalls die Rohstoffe aus der Erde.

So bewertet ÖKO-TEST die Schwermetalle in Rouge
Bewusst dürfen Elemente wie Blei oder Arsen der Kostmetik nicht beigemischt werden. Dennoch kommt es in der Herstellung zu unbeabsichtigten und kaum vermeidbaren Einträgen der Schwermetalle.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat eben für diese unbeabsichtigten Einträge Richtwerte festgelegt, oberhalb derer es das Auftreten der Stoffe als technisch vermeidbar ansieht. Wir haben Noten abgezogen, wenn diese Werte überschritten wurden.
Auch für Nickel gibt es einen Orientierungswert für einen unbeabsichtigten Eintrag. Dieser stammt von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährung. Zu einem Punkteabzug kam es in unserem Test ebenfalls nur, wenn der vom Labor gemessene Wert über dem Richtwert lag. Das war bei mehr als der Hälfte der getesten Produkte der Fall – in ihnen steckt aus unserer Sicht zu viel Nickel.
Wie schlimm sind Blei und Arsen in Rouge?
Sicher, Rouge kommt nicht großflächig auf die Haut und die gesundheitliche Belastung relativiert sich somit. Aber:
- Blei reichert sich im Körper an und kann auf Dauer zu Vergiftungen führen.
- Antimon und auch Arsen gelten in ihren anorganischen Formen als krebserregend.
- Nickel ist eines der stärksten Kontaktallergene.
Darum meinen wir, dass vermieden werden sollte, was als vermeidbar gilt.
Konservierer ist vermutlich hormonell wirksam
Das sehen wir nur ganz selten in Kosmetik: Ein Produkt enthält mehr Propylparaben, als die Kosmetikverordnung der EU erlaubt. Es überschreitet also den gesetzlichen Grenzwert – wenn auch nach Abzug der Messunsicherheit einigermaßen knapp.
Da sind wir streng und ziehen die rote Karte. Denn der Einsatz des früher recht verbreiteten Konservierungsstoffes unterliegt mit gutem Grund strengen Grenzen: Propylparaben gehört zu jenen längerkettigen Parabenen, die in Verdacht geraten sind, wie ein Hormon zu wirken und im Tierversuch fortpflanzungsgefährdend waren.
Kunststoffe in Rouge im Test belasten die Umwelt
Was ist außerdem aufgefallen? In zehn Produkten ist das Labor auf synthetische Polymere oder Silikone gestoßen.
- Synthetische Polymere sind flüssige Kunststoffverbindungen. Zum Teil können sie in der Umwelt über lange Zeit nicht abgebaut werden – mit weitgehend unbekannten Folgen. Ob Kunststoffe in flüssiger, pastöser oder gar in fester Form als Mikroplastik vorliegen, spielt dabei in unseren Augen keine große Rolle.
- Silikone stecken in vielen Kosmetika. Sie gehören zur großen Gruppe der synthetischen Polymere.
Ärgerlich: Inhaltsstoffe oft nicht sofort erkennbar
Kundinnen und Kunden haben es nicht ganz leicht. Zum Beispiel wenn sie beim Kauf von Schminke bestimmte Inhaltsstoffe meiden wollen – allergieauslösende Azofarben oder nicht veganes Karminrot etwa. Der Farbstoff Karminrot steckt in der Hälfte der Rouges im Test. Karminrot verbirgt sich hinter dem Kürzel CI 75470 und wird aus dem Blut zerquetschter Schildläuse gewonnen.
Wegen der kleinen Packungen sind Hersteller nicht verpflichtet, die Liste der Inhaltsstoffe (INCI) direkt aufs Produkt zu drucken. Auf sieben Rouges im Test stehen sie löblicherweise dennoch. Bei den anderen muss man suchen: In gut geführten Drogeriemärkten stecken die INCIs in Form von dicken Booklets in Produktnähe.
Ist das betreffende Rouge darin endlich ausfindig gemacht, tauchen die Farbstoffe am Ende der Liste aber häufig mit dem Hinweis "May contain" auf. Kann drin sein, muss aber nicht. Und nun? Vielleicht online nachsehen? Wir haben lieber direkt beim Hersteller nachgefragt und herausgefunden: Selbst manche farbton-spezifische Online INCI war veraltet und enthielt etwa Pigmente, die gar nicht drin waren.
Die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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