Gesichtscremes für Männer im Test: 8 von 22 mit Bestnote empfehlenswert

Magazin November 2025: Leinöl | Autor: Annette Dohrmann/Hannah Pompalla/Dr. Eva Wolfgarten | Kategorie: Kosmetik und Mode | 30.10.2025

ÖKO-TEST
Foto: Gesichtscremes für Männer im Test: Wir haben 22 Produkte getestet.

Einfach nur pflegen ist nicht: Viele Gesichtscremes für Männer versprechen dank Koffein, Guaraná oder Hyaluron mindestens einen Energykick oder Hydroboost. Doch sind sie auch frei von bedenklichen Stoffen? Wir haben 22 Cremes für Männer unter die Lupe genommen.

  • Im Test: 22 Gesichtscremes für Männer, die ausloben, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Vier Produkte tragen ein Naturkosmetiksiegel. Pro 50 Milliliter kosteten die günstigsten Cremes 1,57 Euro. Für das mit Abstand teuerste Produkt zahlten wir – bei gleicher Menge – stolze 45 Euro.
  • Acht Männer-Gesichtscremes schneiden mit "sehr gut" ab.
  • Kritik gibt es unter anderem für bedenkliche Duftstoffe, ein kritisches Konservierungsmittel und synthetische Polymere.

Man muss sich die morgendliche Pflegeroutine von Männern als atemlose Angelegenheit vorstellen. Allein das Auftragen einer Feuchtigkeitscreme wirkt wie ein Bootcamp im Badezimmer: Was da unter Einsatz stimulierender Substanzen an "Hydro" geboostert, "Energy" gekickt und gepowert wird – und das bis zu 72 Stunden!

Da ist man schon beim Blick auf die Verpackungen völlig erschöpft und fragt sich, wie die Herren auf diesem Energielevel den Tag überstehen … Aber wie gewohnt lassen wir uns nicht von Marketingaussagen ablenken, sondern fokussieren uns auf den Inhalt der Cremes. Schließlich soll sich niemand für sein Geld bedenkliche Stoffe auf die Haut cremen.

Nivea, Weleda & Co.: Gesichtscremes für Männer im Test

Für unseren Test haben wir 22 Gesichtscremes für Männer eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: Acht Produkte können wir mit Bestnote empfehlen. Erfreulich ist, dass sich darunter auch günstige Produkte befinden: "Sehr gute" Männer-Gesichtscremes sind schon für 1,57 Euro pro 50 Milliliter zu haben. 

In einigen Männer-Geschichtscremes sind wir jedoch auf Inhaltsstoffe gestoßen, die wir kritisch sehen. Auch was ökologische Verpackungen angeht, gibt es noch viel Luft nach oben.

Im Handel gibt es inzwischen eine große Auswahl an Gesichtscremes für Männer. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben 22 solcher Cremes getestet.
Im Handel gibt es inzwischen eine große Auswahl an Gesichtscremes für Männer. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben 22 solcher Cremes getestet. (Foto: Grusho Anna/Shutterstock)

Bedenkliche Duftstoffe in Männer-Gesichtscremes

Doch was sind das für Stoffe, die wir abwerten? In vereinzelten Fällen sind wir auf Duftstoffe gestoßen, die unserer Meinung nach aus den Rezepturen gestrichen werden sollten:

  • Galaxolid und Tonalid: Die künstlichen Moschusdüfte reichern sich im menschlichen Fettgewebe und in der Umwelt an und stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Beide Verbindungen werden deshalb im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP aktuell neu bewertet. 
  • Cashmeran: Der Duftstoff ähnelt in seiner Struktur den beiden polyzyklischen Moschusverbindungen Galaxolid und Tonalid, er reichert sich ebenfalls im Fettgewebe des Körpers an.
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Weitere kritische Stoffe in Gesichtscremes für Männer

Wir kritisieren es außerdem, wenn ein Hersteller Chlorphenesin einsetzt. Die halogenorganische Verbindung dient als Konservierer, kann jedoch zu Hautirritationen führen. Die meisten Anbieter zeigen, dass es besser geht: Um ihre Produkte vor dem Verkeimen zu schützen, setzen sie auf andere Substanzen. 

Zu den weiteren Stoffen, die wir bemängeln, gehören synthetische Polymere. Diese Kunststoffverbindungen, die auf einigen Gesichtscremes für Männer im Test deklariert sind, sorgen in Kosmetik beispielsweise für eine schöne Konsistenz und ein angenehm glattes Hautgefühl. Doch wie sich die wasserlöslichen, schwer abbaubaren Kunststoffe auf die Umwelt auswirken, ist bislang unbekannt.

Viele Männer-Gesichtscremes sind nicht ökologisch verpackt

Andere Kritikpunkte betreffen eher Äußerlichkeiten: So sind viele Männer-Gesichtscremes im Test in Aluminium-, Plastiktuben oder -spendern extra nochmal in einem Umkarton verpackt. Wir sehen die Papphüllen in diesen Fällen als überflüssig und Ressourcenverschwendung an, da sie kein empfindliches Material schützen. Sie dienen Anbietern eher als Werbefläche, als dass sie für den Produktschutz wirklich notwendig sind.

Dagegen werten wir Plastiktuben ab, wenn für ihre Produktion weniger als 30 Prozent recycelter Kunststoff aus dem Wertstoffkreislauf eingesetzt wurde – oder wenn uns die Hersteller keine ausreichenden Belege dafür vorgelegt haben. Diesen Mindest-Anteil an Recyclingmaterial setzen nur die wenigsten Anbieter im Test nachweislich in ihren Verpackungen ein.

Anti-Aging-Auslobung nicht belegt

Manche Gesichtscremes für Männer erhalten wiederum Punktabzüge für nicht belegte Auslobungen auf ihren Verpackungen. So macht eine Gesichtscreme das Wirkversprechen, die Haut zu straffen – ohne diese Anti-Aging-Auslobung durch eine produktspezifische Studie zu belegen. Das ist uns dann doch zu dick aufgetragen.

Für Minuspunkte sorgen auch Umweltauslobungen wie "klimaneutral" oder "CO₂ neutral", die nicht näher erläutert werden. Wir finden: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten der Verpackung auf einen Blick entnehmen können, wie ein beworbener Umweltvorteil konkret zustande kommt.

"Energykick", "Hydroboost" & Co.: Was steckt dahinter? 

Von "Power" bis "Energykick"

Kaffee und noch mehr die Fruchtkerne der tropischen Liane Guaraná enthalten Koffein – ein Alkaloid, das stimulierend wirkt. Cremes mit Koffein oder Guaraná versprechen daher häufig "Power" oder einen "Energykick" und suggerieren damit, ihre Verwendung könne mit der Wirkung eines Kaffees oder Energydrinks mithalten.

Das ist nur Marketing, denn mehr als dass Koffein die Hautbarriere durchdringen kann, gibt eine Übersichtsarbeit von 2013 nicht her. Einige Hersteller setzen für eine anregende Wirkung ihrer Cremes auf Männerhaut auch auf Menthol.

Feuchtigkeitsspendender "Hydroboost"

Hersteller, die ihre Cremes mit "Hydroboost" bewerben, setzen häufig Hyaluron und Aloe Vera ein. Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der ein Vielfaches seines Gewichts an Wasser binden kann und die Haut vor dem Austrocknen schützen soll. Die Blätter der Wüstenpflanze Aloe speichern sehr viel Feuchtigkeit für Trockenphasen – ein Effekt, den sich die Kosmetik zunutze macht. Ob und wie viel Aloesaft oder -pulver jedoch in einer Creme steckt, ist sehr unterschiedlich.

Mattierender Effekt

Männerhaut ist tendenziell fettiger als die von Frauen. Einige Cremes loben daher einen mattierenden Effekt aus. Sie enthalten häufig Reis-, Tapiokastärke oder Tonerde – Substanzen, die überschüssige Feuchtigkeit und Fett absorbieren und so verhindern sollen, dass die Haut glänzt.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test sind Gesichtscremes für Männer, die ausloben, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Wir haben 22 Produkte – darunter vier mit Naturkosmetiksiegel – in Discountern, Drogeriemarktketten und (Bio-)Supermärkten eingekauft. Umgerechnet auf 50 Milliliter kosteten die günstigsten Cremes 1,57 Euro. Für das mit Abstand teuerste Produkt zahlten wir – bei gleicher Menge – stolze 45 Euro.

Zertifizierte Labore untersuchten alle Cremes in unserem Auftrag auf Formaldehyd/-abspalter, Diethylphthalat, deklarationspflichtige Duftstoffe, polyzyklische und Nitromoschusverbindungen sowie Cashmeran. War Chlorphenesin deklariert, ließen wir den Gehalt im Labor bestimmen. Enthielten die Rezepturen mineralische Inhaltsstoffe, beauftragten wir das Labor mit einer Schwermetallanalyse.

Per Deklaration erfassten wir Kunststoffverbindungen wie Silikone und synthetische Polymere. Lobten Anbieter eine Anti-Aging-Wirkung wie "Straffung der Haut" oder Ähnliches für ihre Creme aus, forderten wir produktspezifische Studien an, die diese Aussagen ausreichend belegen. Die Verpackungen der Cremes ließen wir auf umweltbelastende chlorierte Verbindungen analysieren.

Zudem wollten wir von den Anbietern wissen, ob sie für die Kunststoff- oder Aluminiumverpackungen recyceltes Material aus dem Wertstoffkreislauf enthalten, und baten sie für die untersuchte Charge um ausreichende Belege. Außerdem überprüften wir, ob Umweltauslobungen ohne weiterführende Informationen auf den Produkten zu finden sind. Umkartons, die kein Glas schützen, werten wir als Weiteren Mangel ab.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.Die Angabe des Rezyklatanteils versteht sich gegebenenfalls eingedenk eines geringfügigen Anteils an Additiven.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) ein gemessener Gehalt an Chlorphenesin von mehr als 0,0008 bis 0,3 Prozent; b) ein gemessener Gehalt an polyzyklischen Moschusverbindungen von mehr als 10 mg/kg (hier: Galaxolid und Tonalid, in Tabelle: "künstlicher Moschusduft") und/oder Cashmeran.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: keine produktspezifische Wirksamkeitsstudie zum Anti-Aging-Wirkversprechen vorgelegt. Zur Abwertung um zwei Noten führt: Silikone und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; c) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle dazu auf dem Produkt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte – außer bestimmte Anti-Aging-Versprechen durch entsprechende Studienabfrage – nicht überprüft haben.

Testmethoden

Allergene Duftstoffe aus Pflanzenextrakten: GC-MS. Qualitative Analyse auf Evernia Furfuracea Extrakt und Evernia Prunastri Extrakt.
Chlorphenesin: LC-UV.
Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS. Analyse auf Amyl cinnamal, Amylcinnamylalkohol, Benzylalkohol, Benzylsalicylat, Cinnamyl alkohol, Cinnamal, Citral, Cumarin, Eugenol, Geraniol, Hydroxycitronellal, Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde, Isoeugenol, Anise Alcohol, Benzylbenzoat, Benzylcinnamat, Citronellol, Farnesol, Hexyl Cinnamal, Butylphenyl Methylpropional, Limonen, Linalool, Methyl 2-Octynoate, Alpha-Isomethyl Ionon.
Elementaufschluss: Totalaufschluss in der Mikrowelle, ICP-MS. Untersuchte Elemente: Al, As, B, Ba, Cd, Co, Cr, Cu, Hg, Mn, Ni, Pb, Sb, Sn, Sr, Tl, Zn
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Juli 2025

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