- Im Test: 22 Gesichtscremes für Männer, die ausloben, die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Vier Produkte tragen ein Naturkosmetiksiegel. Pro 50 Milliliter kosteten die günstigsten Cremes 1,57 Euro. Für das mit Abstand teuerste Produkt zahlten wir – bei gleicher Menge – stolze 45 Euro.
- Acht Männer-Gesichtscremes schneiden mit "sehr gut" ab.
- Kritik gibt es unter anderem für bedenkliche Duftstoffe, ein kritisches Konservierungsmittel und synthetische Polymere.
Man muss sich die morgendliche Pflegeroutine von Männern als atemlose Angelegenheit vorstellen. Allein das Auftragen einer Feuchtigkeitscreme wirkt wie ein Bootcamp im Badezimmer: Was da unter Einsatz stimulierender Substanzen an "Hydro" geboostert, "Energy" gekickt und gepowert wird – und das bis zu 72 Stunden!
Da ist man schon beim Blick auf die Verpackungen völlig erschöpft und fragt sich, wie die Herren auf diesem Energielevel den Tag überstehen … Aber wie gewohnt lassen wir uns nicht von Marketingaussagen ablenken, sondern fokussieren uns auf den Inhalt der Cremes. Schließlich soll sich niemand für sein Geld bedenkliche Stoffe auf die Haut cremen.
Nivea, Weleda & Co.: Gesichtscremes für Männer im Test
Für unseren Test haben wir 22 Gesichtscremes für Männer eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: Acht Produkte können wir mit Bestnote empfehlen. Erfreulich ist, dass sich darunter auch günstige Produkte befinden: "Sehr gute" Männer-Gesichtscremes sind schon für 1,57 Euro pro 50 Milliliter zu haben.
In einigen Männer-Geschichtscremes sind wir jedoch auf Inhaltsstoffe gestoßen, die wir kritisch sehen. Auch was ökologische Verpackungen angeht, gibt es noch viel Luft nach oben.

Bedenkliche Duftstoffe in Männer-Gesichtscremes
Doch was sind das für Stoffe, die wir abwerten? In vereinzelten Fällen sind wir auf Duftstoffe gestoßen, die unserer Meinung nach aus den Rezepturen gestrichen werden sollten:
- Galaxolid und Tonalid: Die künstlichen Moschusdüfte reichern sich im menschlichen Fettgewebe und in der Umwelt an und stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen. Beide Verbindungen werden deshalb im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP aktuell neu bewertet.
- Cashmeran: Der Duftstoff ähnelt in seiner Struktur den beiden polyzyklischen Moschusverbindungen Galaxolid und Tonalid, er reichert sich ebenfalls im Fettgewebe des Körpers an.
Weitere kritische Stoffe in Gesichtscremes für Männer
Wir kritisieren es außerdem, wenn ein Hersteller Chlorphenesin einsetzt. Die halogenorganische Verbindung dient als Konservierer, kann jedoch zu Hautirritationen führen. Die meisten Anbieter zeigen, dass es besser geht: Um ihre Produkte vor dem Verkeimen zu schützen, setzen sie auf andere Substanzen.
Zu den weiteren Stoffen, die wir bemängeln, gehören synthetische Polymere. Diese Kunststoffverbindungen, die auf einigen Gesichtscremes für Männer im Test deklariert sind, sorgen in Kosmetik beispielsweise für eine schöne Konsistenz und ein angenehm glattes Hautgefühl. Doch wie sich die wasserlöslichen, schwer abbaubaren Kunststoffe auf die Umwelt auswirken, ist bislang unbekannt.
Viele Männer-Gesichtscremes sind nicht ökologisch verpackt
Andere Kritikpunkte betreffen eher Äußerlichkeiten: So sind viele Männer-Gesichtscremes im Test in Aluminium-, Plastiktuben oder -spendern extra nochmal in einem Umkarton verpackt. Wir sehen die Papphüllen in diesen Fällen als überflüssig und Ressourcenverschwendung an, da sie kein empfindliches Material schützen. Sie dienen Anbietern eher als Werbefläche, als dass sie für den Produktschutz wirklich notwendig sind.
Dagegen werten wir Plastiktuben ab, wenn für ihre Produktion weniger als 30 Prozent recycelter Kunststoff aus dem Wertstoffkreislauf eingesetzt wurde – oder wenn uns die Hersteller keine ausreichenden Belege dafür vorgelegt haben. Diesen Mindest-Anteil an Recyclingmaterial setzen nur die wenigsten Anbieter im Test nachweislich in ihren Verpackungen ein.
Anti-Aging-Auslobung nicht belegt
Manche Gesichtscremes für Männer erhalten wiederum Punktabzüge für nicht belegte Auslobungen auf ihren Verpackungen. So macht eine Gesichtscreme das Wirkversprechen, die Haut zu straffen – ohne diese Anti-Aging-Auslobung durch eine produktspezifische Studie zu belegen. Das ist uns dann doch zu dick aufgetragen.
Für Minuspunkte sorgen auch Umweltauslobungen wie "klimaneutral" oder "CO₂ neutral", die nicht näher erläutert werden. Wir finden: Verbraucherinnen und Verbraucher sollten der Verpackung auf einen Blick entnehmen können, wie ein beworbener Umweltvorteil konkret zustande kommt.
"Energykick", "Hydroboost" & Co.: Was steckt dahinter?
Von "Power" bis "Energykick"
Kaffee und noch mehr die Fruchtkerne der tropischen Liane Guaraná enthalten Koffein – ein Alkaloid, das stimulierend wirkt. Cremes mit Koffein oder Guaraná versprechen daher häufig "Power" oder einen "Energykick" und suggerieren damit, ihre Verwendung könne mit der Wirkung eines Kaffees oder Energydrinks mithalten.
Das ist nur Marketing, denn mehr als dass Koffein die Hautbarriere durchdringen kann, gibt eine Übersichtsarbeit von 2013 nicht her. Einige Hersteller setzen für eine anregende Wirkung ihrer Cremes auf Männerhaut auch auf Menthol.
Feuchtigkeitsspendender "Hydroboost"
Hersteller, die ihre Cremes mit "Hydroboost" bewerben, setzen häufig Hyaluron und Aloe Vera ein. Hyaluronsäure ist ein körpereigener Stoff, der ein Vielfaches seines Gewichts an Wasser binden kann und die Haut vor dem Austrocknen schützen soll. Die Blätter der Wüstenpflanze Aloe speichern sehr viel Feuchtigkeit für Trockenphasen – ein Effekt, den sich die Kosmetik zunutze macht. Ob und wie viel Aloesaft oder -pulver jedoch in einer Creme steckt, ist sehr unterschiedlich.
Mattierender Effekt
Männerhaut ist tendenziell fettiger als die von Frauen. Einige Cremes loben daher einen mattierenden Effekt aus. Sie enthalten häufig Reis-, Tapiokastärke oder Tonerde – Substanzen, die überschüssige Feuchtigkeit und Fett absorbieren und so verhindern sollen, dass die Haut glänzt.
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