Männer-Rasierseifen im Test: Diese Duftstoffe gehören nicht auf die Haut

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025 | Autor: Jil Eichhorn/Michelle Sensel/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 01.11.2024

Rasierseifen für Männer im Test: Welche Produkte sind empfehlenswert?
Foto: ÖKO-TEST

Vermeintlich männlich riechende, synthetische Moschusdüfte, die Mann und Umwelt beeinträchtigen könnten, sowie allergene Duftstoffe: Das sind die beiden Hauptkritikpunkte unseres Rasiermittel-Tests. Erfreulich hingegen ist, dass wir die Hälfte der Rasierseifen empfehlen können.

  • Wir haben 18 feste Rasierseifen für Männer getestet, darunter ein zertifiziertes Naturkosmetikprodukt. Pro 100 Gramm zahlten wir zwischen 3,22 und 19,09 Euro.
  • Die Hälfte der Produkte ist empfehlenswert. Fünf Rasierseifen fallen durch.
  • Kritik gibt es insbesondere für bedenkliche und teilweise allergene Duftstoffe. Wir sind außerdem auf weitere kritische Inhaltsstoffe gestoßen, darunter besonders problematische Mineralölbestandteile (MOAH), BHT, PEG-Verbindungen und Phosphonate.
  • Darüber hinaus beanstanden wir bei vielen Rasierseifen zu viel Verpackungsmaterial.

Aktualisiert am 1.11.2024 | Aus ökologischer Sicht gelten feste Rasiermittel im Vergleich zu Rasierschaum als die bessere Wahl – weniger Wasser, weniger Konservierungsstoffe und oft auch weniger Verpackungsmaterial. Doch wie steht um die Inhaltsstoffe?

Rasierseifen im Test: Mühle, Proraso & Co. im Vergleich

Um das herauszufinden, haben wir 18 feste Rasierseifen für Männer eingekauft und einer umfangreichen Schadstoffanalyse unterzogen. Die Hälfte der Produkte schneidet "gut" oder "sehr gut" ab.

Enttäuschend ist hingegen, dass einige – darunter auch bekannte Männerkosmetikmarken – in unserem Test so gar nicht überzeugen. So fallen fünf Rasierseifen mit "ungenügend" oder "mangelhaft" durch. Einige Hersteller setzen auf bedenkliche Duftstoffe und andere kritische Inhaltsstoffe. 

Wie ist es um bedenkliche Substanzen in Rasierseifen für Männer bestellt? Wir haben 18 feste Rasiermittel untersucht.
Wie ist es um bedenkliche Substanzen in Rasierseifen für Männer bestellt? Wir haben 18 feste Rasiermittel untersucht. (Foto: Nejron Photo/Shutterstock)

In einigen Rasierseifen stecken künstliche Moschusdüfte

Männlich, sinnlich und verführerisch – so wird Moschusduft in Parfüms und Kosmetika für Männer oft beworben. Die möglichen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit finden wir nicht ganz so verführerisch. In etlichen Rasierseifen im Test hat das von uns beauftragte Labor polyzyklische Moschusverbindungen nachgewiesen, die wir abwerten. Dabei handelt es sich konkret um Galaxolid, Tonalid und Celestolid.

Galaxolid und Tonalid reichern sich im menschlichen Fettgewebe und in der Umwelt an und stehen im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinträchtigen, weshalb sie im Rahmen des EU-Aktionsplans CoRAP aktuell zur Neubewertung anstehen.

Galaxolid ist zudem sehr schwer abbaubar und wurde schon vor vielen Jahren in der Umwelt nachgewiesen – in Flüssen und Klärschlämmen, in der Nordsee und sogar in Muttermilch. Die dritte polyzyklische Moschusverbindung, Celestolid, reichert sich ebenfalls menschlichen Fettgewebe an.

Rasierseifen-Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Weitere kritische Duftstoffe in Rasierseifen im Test

Das von uns beauftragte Labor hat außerdem vereinzelt Cashmeran und Moschus-Keton in Rasierseifen gefunden. Beides sehen wir kritisch. 

Der synthetische Duftstoff Cashmeran, der strukturell den polyzyklischen Moschusverbindungen ähnelt, reichert sich wie diese auch im menschlichen Fettgewebe an. Die Nitro-Moschusverbindung Moschus-Keton ist in der EU als krebsverdächtig eingestuft und ist giftig für Wasserorganismen.

Für Verbraucher und Verbraucherinnen besonders tückisch: Die Moschusverbindungen müssen nicht in den Inhaltsstoffen deklariert werden und verstecken sich hinter dem Begriff "Parfum" – gemeinsam mit etlichen weiteren nichtdeklarationspflichtigen Duftstoffen.

Diese Duftstoffe können Allergien auslösen

Was hingegen auf der Inhaltstoffliste stehen muss, sind Duftstoffe, die Allergien auslösen können – das schreibt die EU-Kosmetikverordnung vor. Das gilt für die gefundenen Duftstoffe Isoeugenol, Hydroxycitronellal und Cinnamylalkohol. 

Isoeugenol löst besonders häufig allergische Reaktionen aus. Hydroxycitronellal und Cinnamyl Alkohol sind weniger stark allergisierend, aber dennoch problematisch.

Weniger potente Allergene aus dem Spektrum unserer Duftstoffanalyse wie Citral, Citronellol und Geraniol führen wir in der Test-Tabelle im ePaper zur Info für Menschen mit bekannter Kontaktallergie auf, bewerten sie aber nicht.

Besonders bedenkliche Mineralölbestandteile entdeckt

Was ist noch im Test von Rasierseifen für Männer aufgefallen? Vereinzelt sind wir noch auf einige weitere problematische Inhaltsstoffe gestoßen:

  • Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): Diese Substanzen sind aus unserer Sicht besonders bedenklich, da sich unter ihnen auch krebserregende Verbindungen befinden können. MOAH können als Verunreinigung von Paraffinen ins Produkt gelangen. Ob sich MOAH im Körper anreichern, ist derzeit noch unklar. 
  • Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidans wird von Kosmetikherstellern eingesetzt, um ein Produkt vor Oxidationsprozessen zu schützen. Es steht allerdings unter Verdacht, wie ein Umwelthormon zu wirken. Tierversuche geben unter anderem Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion.
  • Diethylphthalat (DEP): Die Substanz wird unter anderem als Trägerstoff für Duftstoffe eingesetzt. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft DEP derzeit wegen des Verdachts, hormonell wirksam zu sein.
  • PEG-Verbindungen: Die Stoffe dienen zum Beispiel als Emulgatoren. Wir sehen sie aber als kritisch, weil etliche die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. In Naturkosmetik sind PEG-Verbindungen übrigens verboten.

Umweltbelastende Substanzen in Rasierseifen im Test

Minuspunkte verteilen wir auch aus ökologischen Gründen: In knapp der Hälfte der Rasierseifen für Männer im Test beanstanden wir Phosphonate. Laut Umweltbundesamt sind die chemischen Verbindungen nur schwer biologisch abbaubar und belasten die Umwelt stark.

Für verzichtbar halten wir außerdem das silikonbasierte Polymer Dimethicone. Denn solche Kunststoffe gelangen beim Abspülen ins Abwasser und können, wenn sie nicht herausgefiltert werden, in die Umwelt gelangen. Wie man bei allen anderen festen Rasiermitteln im Test sieht, geht es auch problemlos ohne solche zusätzlichen Kunststoffeinträge in die Umwelt.

Es geht auch mit weniger Verpackungsmaterial

Kommen wir zu den Verpackungen: Bei acht Rasierseifen im Test kritisieren wir zu viel Verpackungsmaterial. Einige feste Rasiermittel machen dagegen vor, wie es richtig geht: Kein zusätzlicher Karton um Tiegel, die nicht aus Glas sind, keine doppelt verpackten festen Rasiermittel in Pappe.

Auch beim Thema Recyclinganteil in der Verpackung hinken einige Hersteller noch nach. Von den Herstellern in unserem Test, die ihre Produkte in Kunststoff oder Aluminium verpacken, sagen lediglich zwei Anbieter, dass sie recyceltes Material einsetzen, weisen das auf Nachfrage aber nicht nach.

Nass- oder Trockenrasur: Was ist besser?

Laut einer Erhebung der "Arbeitsgemeinschaft Verbrauchs- und Medienanalyse" rasieren sich die meisten Männer lieber nass – also mit dem Handrasierer und einem Rasiermittel.

Die Trockenrasur mit einem elektrischen Rasierer gilt jedoch als schonender, da sie die Haut weniger reizt. Das liegt daran, dass der elektrische Rasierer die Haare nicht so nah an der Haut abschneidet, was wiederum die Hautoberfläche schont.

"Rasiermittel mit Emulgatoren, also reinigenden Substanzen, ziehen zusätzlich Lipide aus der Haut", sagt Prof. Christiane Bayerl, Chefärztin der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden. "Sie machen zwar Haare und Hautoberfläche weich, können aber eben auch einen irritativen Effekt auf die Haut haben."

Menschen mit fettiger Haut macht das keine Probleme. Für Männer, die zu Heuschnupfen, Asthma, Neurodermitis oder trockener Haut neigen, sei die Trockenrasur aber deutlich besser geeignet.  

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 18 feste Rasiermittel für Männer in Drogerien und online eingekauft, darunter ein zertifiziertes Naturkosmetikprodukt. Das günstigste Produkt im Test kostete 3,22 Euro pro 100 Gramm, für das teuerste bezahlten wir bei gleicher Menge 19,09 Euro.

Die von uns beauftragten Labore untersuchten die Rasiermittel auf Diethylphthalat (DEP), deklarationspflichtige Duftstoffe, polyzyklische und Nitro-Moschusverbindungen, Cashmeran sowie aufbedenkliche Formaldehyd/-abspalter. Enthielten die Rezepturen bestimmte mineralische Inhaltsstoffe, analysierte ein Labor zusätzlich den Gehalt an Schwermetallen und anderen Elementen. Produkte mit deklarierten Paraffinen ließen wir auf die Mineralölbestandteile MOAH untersuchen. War das Antioxidans BHT (Butylhydroxytoluol) deklariert, prüften wir auch darauf. Anhand der Deklaration erfassten wir PEG/PEG-Derivate, Phosphonate und synthetische Polymere/Silikone.

Außerdem wollten wir von den Anbietern wissen, ob sie für Plastik- oder Aluminiumverpackungen nennenswerte Anteile an Recyclingmaterial verwenden und baten sie um Belege für die von uns getestete Produktionscharge. Wir sahen uns außerdem an, ob bei den getesteten Produkten Umweltauslobungen ohne weitere Erklärung vorhanden sind und ob Produkte, die nicht aus Glas sind, dennoch zusätzlich in Umkartons verpackt wurden. Die Verpackung ließen wir zudem auf chlorierte Verbindungen analysieren.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden.Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.  

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: Moschus-Keton. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) ein gemessener Gehalt an polyzyklischen Moschusverbindungen von mehr als 10 mg/kg (hier: Celestolide [ADBI], Galaxolid [HHCB], Tonalide [AHTN]; in Tabelle: "künstlicher Moschusduft") oder Cashmeran; b) MOAH; c) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Isoeugenol).

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PEG/PEG-Derivate; b) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Hydroxycitronellal, Cinnamyl Alkohol), falls nicht schon wegen Isoeugenol um zwei Noten abgewertet wurde; c) BHT; d) DEP.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Silikone (hier: Dimethicone); b) Phosphonate (hier: Tetrasodium Etidronate, Etidronsäure). 

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent im Verpackungsmaterial der Seife bzw. des Nachfüllers in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung/Aluminiumverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent im Verpackungsmaterial des Tiegels in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung/ Aluminiumverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu, falls nicht schon wegen des Anteils von Rezyklaten von weniger als 30 Prozent im Verpackungsmaterial der Seife bzw. des Nachfüllers um eine Note abgewertet wurde; c) Umkarton der Seife bzw. des Nachfüllers, der kein Glas schützt; d) Umkarton des Tiegels, der kein Glas schützt; falls nicht schon wegen des Umkartons der Seife/des Nachfüllers abgewertet wurde; e) Deklarationsmangel: Die allergisierenden Duftstoffe Eugenol und Citronellol sind nicht deklariert, wurden jedoch im Labor in Konzentrationen weit über der Deklarationsgrenze von 100 mg/kg für von der Haut abgespülte Kosmetikprodukte nachgewiesen.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.  

Testmethoden

Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.

Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS; nach Zugabe von Wasser und organischem Lösungsmittel werden die Allergene durch Flüssig-Flüssig-Extraktion aus den Proben extrahiert. Ein Aliquot des organischen Extrakts wird mit GC-MS analysiert.

Formaldehyd/-abspalter: Bestimmung mittels Fotometrie nach saurer Wasserdampfdestillation und Derivatisierung.

PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse

Mineralöl: LC-GC/FID

Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.

BHT: HPLC/DAD

Einkauf der Testprodukte: Juni – Juli 2024.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 10/2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2025 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2025