11 Krabbeldecken im Test

Am Boden

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2014 | | Kategorie: Kinder und Familie | 10.01.2014

11 Krabbeldecken im Test

Bei den Unterlagen für die Kleinsten lohnt es sich, genau hinzuschauen. Zwei Produkte fallen mit "ungenügenden" und "mangelhaften" Ergebnissen durch den ÖKO-TEST.

Die flauschigen Dinger tragen eigentlich die falsche Bezeichnung. Denn Krabbeldecken sind nichts für abenteuerlustige Knirpse, die bereits krabbelnd die Tiefe des Raumes erforschen. Krabbeldecken sind gemütliche Beobachtungsposten für Babys, die bequem rumliegen, nach den aufgenähten und angenähten Häschen und Mäuschen greifen und sich vielleicht mal an der ersten Drehung probieren wollen.

Wir haben 11 Krabbeldecken in die Labore geschickt und sie einem umfangreichen Prüfprogramm unterzogen.

Krabbeldecken im Test: Kritische Stoffe entdeckt

Das Testergebnis

Nicht berauschend: Sechs Modell erreichen ein "gut", zwei ein "befriedigend". Zwei Decken fallen mit "mangelhaft" und "ungenügend" durch den Test.

Schlusslicht ist eine Krabbelunterlage aus PVC-Schaum. Sie enthält stark erhöhte Mengen polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK).

Antimon im Polyester: Aus allen Krabbeldecken, die Polyester in der Füllung oder im Oberstoff enthalten, hat sich im Labortest das giftige Halbmetall Antimon gelöst, oft in Konzentrationen, die ÖKO-TEST abwertet. Es gibt Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass Antimonverbindungen Haut- und Schleimhäute reizen.

An einer Krabbeldecke finden sich Spielelemente. Im Praxistest simulierte das Labor, ob Babys Kleinteile abreißen und verschlucken können: Die Decke bestand fehlerfrei.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 12/2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2014  sofern die Anbieter Produktänderungen mitget...

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Der Einkauf

Wir kauften die Krabbeldecken im Fachgeschäft und im Internet. Die meisten Produkte auf dem Markt bestehen aus einem Baumwoll- und/oder Polyesterbezug sowie einer Polyesterfüllung, diese Modelle sind also entsprechend am häufigsten im Test vertreten. Eingekauft wurden aber auch reine Baumwollprodukte und eine Decke, die noch Polypropylen in der Wasser abweisenden Unterseite enthält. Schließlich wanderte auch eine ganz untypische Krabbeldecke in den Einkaufskorb: Sie besteht aus PVC-Schaum, sieht aus wie eine gängige Yogamatte, wird aber vom Hersteller als Krabbelunterlage (Rollenware) angeboten. Neben schlichten Decken, anderen mit Aufdrucken, haben wir auch solche ausgewählt, auf die Tier- und Pflanzenapplikationen aus Plüsch oder Baumwolle aufgenäht sind. Ebenfalls im Test: Modelle, die aufgrund angenähter Spielelemente oder mitgelieferter Spielgerüste als "Spieldecken" beworben werden.

Die Inhaltsstoffe

Die meisten Krabbeldecken sind bunt. Aber woraus bestehen die Farben? Wie bleiben sie stabil, und welche Chemikalien werden dafür eingesetzt? Um das zu prüfen, beauftragten wir verschiedene Labore mit ganz unterschiedlichen Prüfungen. Bestimmte Farbstoffbestandteile sind krebserregend und manche daher verboten. Andere wirken allergisierend. Damit die Farbe stabil bleibt, werden Ausrüstungsmaterialien eingesetzt. Das können zum Beispiel zinnorganische oder halogenorganische Verbindungen sein. Auch Formaldehyd gehört zu den Ausrüstungssubstanzen. Es soll beispielsweise Baumwolle pflegeleicht machen. Da einige Decken auch Kunststoffelemente - zum Beispiel als isolierende Unterseite - enthalten, testeten die Labore diese Decken auch auf PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die in Weichmacherölen enthalten sein können. Und per Materialscreening suchten die Labore bei allen Decken unter anderem nach in Babyartikeln verbotenen weichmachenden Phthalaten. Für die Labore gab es also viel zu tun.

Die Praxisprüfung

Krabbeldecken, die Babys durch angenähte Spielelemente zum Greifen, Ziehen, also Spielen animieren, haben wir auf die Einhaltung der Spielzeugrichtlinie testen lassen. Dabei simulieren Apparate das Zerren und Zupfen der Babys an Sternen, Bärchen und anderen Elementen. Sollten sich diese Elemente lösen, testen die Experten zusätzlich, ob die Teile in eine Röhre passen. So wird das lebensgefährliche Verschlucken von Kleinteilen nachgeahmt. Schließlich kontrollierten die Labore auch, ob die Hersteller die gesetzlich geforderten Warnhinweise und Deklarationspflichten erfüllten.

Die Bewertung

Krabbeldecken sind Babyartikel. Babys liegen stundenlang darauf und nehmen bekanntlich gern auch alles in den Mund. Gerade deshalb darf man von den Herstellern erwarten, dass sie ihre Produkte frei von Schadstoffen halten. Wo das nicht der Fall ist, addieren sich die Notenabzüge. Produkte, die gesetzliche Grenzwerte überschreiten, sind nicht verkehrsfähig und gehören aus Kinderzimmern und Geschäften entfernt.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um vier Noten: mehr als 200 µg/kg einer oder mehrerer PAK-Einzelverbindungen (PAK = polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe). Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) mehr als 100 bis 1.000 mg/kg in Spielzeug und Babyartikeln ab 1.000 mg/kg verbotene Phthalate (DEHP); b) mehr als 100 bis 1.000 µg/kg Dioktylzinn. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen im Produkt; b) halogenorganische Verbindungen; c) mehr als 1.000 mg/kg Ersatzweichmacher (DiNCH = Diisononylcyclohexan-1,2-dicarboxylat); d) optische Aufheller mit Hautkontakt; e) mehr als 1 mg/kg Antimon.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung; b) Kunststoffbeutel mit Kordel ohne Warnhinweis.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe, bei den Spielzeugdecken auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und auf dem Testergebnis Sicherheit und Deklaration. Hier kann es nicht besser sein als das schlechteste Einzelergebnis. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

Testmethoden: Inhaltsstoffe: Untersucht wurden repräsentative Mischproben der Materialien, falls nicht anders angegeben. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in Produkt und Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse (RFA). Phthalate, weitere Weichmacher: GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe: GC-MSD, getestet auf 25 PAK nach EU/EPA/JECFA. Antimon (falls RFA positiv): Eluatprüfung mittels saurer Schweißlösung. Elementbestimmung mittels ICP-MS. Zinnorganische Verbindungen: NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-AED. Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd im Oberstoff: DIN EN ISO 14184-1 und § 64 LFGB 82.02-1: wässrige Extraktion bei 40 °C, UV-spektroskopische Analyse nach der Acetylacetonmethode. Azo-Farbstoffe: Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung. Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2, Prüfung ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Juni 2004); Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-4 Prüfung nach vorhergehender Extraktion DIN EN 14362-2 (Juni 2004); bei Hinweisen auf p-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-9 (September 2006), 1. Methode GC/MS, 2. Methode TLC; zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine; Bestimmungsgrenze 5 mg/kg. Optische Aufheller: Qualitativer Nachweis (UV-Licht). Dispersionsfarbstoffe: Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005); Dünnschichtchromatografie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detektor).

Einkauf der Testprodukte: September 2011

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 12/2011 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2014  sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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