Ratgeber: Behauptungen, Mythen und Gerüchte

Der Wahrheit auf der Spur

ÖKO-TEST November 2017 | | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 26.10.2017

Ratgeber: Behauptungen, Mythen und Gerüchte

Über Rückenleiden wird zwar viel geforscht, geschrieben und geredet. Trotzdem halten sich manche Mythen hartnäckig. Sieben Behauptungen - und was an ihnen dran ist.

Bei Rückenschmerzen ist es gut, wenn man sich Schont

Dieser Ratschlag ist schon lange überholt und doch noch nicht aus der Welt. Bettruhe kann das Leiden verstärken, vor allem weil der Patient dann häufig eine Schonhaltung einnimmt, um Schmerzen so gut es geht zu vermeiden. Dabei beansprucht er unter Umständen andere Teile des Rückens zu sehr. So entsteht schlimmstenfalls ein Teufelskreis aus immer stärker werdenden Schmerzen. Stattdessen wird empfohlen, die täglichen Aktivitäten trotz der Beschwerden so gut es geht beizubehalten oder sie schrittweise wieder aufzunehmen - notfalls anfangs mithilfe von Schmerzmitteln.

In der Bevölkerung ist das allerdings noch nicht überall angekommen - und offenbar auch bei manchen Medizinern nicht: In einer repräsentativen Umfrage, die das Institut TNS Emnid im Sommer 2016 im Auftrag der Bertelsmann Stiftung für deren "Faktencheck Rücken" gemacht hat, gab über die Hälfte der rund 1.000 Befragten an, dass man sich bei Rückenschmerzen schonen müsse. Und nur drei Viertel der Patienten wurden demnach vom behandelnden Arzt körperliche Aktivitäten und Sport empfohlen, wie es die "Nationale Versorgungsleitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz", an der sich Mediziner orientieren sollen, auch vorsieht.

Wie ich mich ernähre, hat nichts mit dem Rücken zu tun

Wer sich gesund ernährt, bekommt keine Rückenschmerzen? Das zu behaupten, wäre wohl vermessen. Und doch spielt die Ernährung auch für die Knochengesundheit eine Rolle. Denn Übergewicht gehört zu den Risikofaktoren - wer zu viel wiegt, belastet damit dauerhaft seine Wirbelsäule. Und einige Mineralstoffe und Vitamine sind auch wichtig, um Beschwerden vorzubeugen: Calcium etwa trägt zur Härtung der Knochen bei, während Vitamin D dessen Aufnahme fördert. Unsere Haut bildet Vitamin D vor allem durch die UV-Strahlung der Sonne. Wir nehmen es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) außerdem etwa über Hering, Lachs, fetten Seefisch, bestimmte Pilzarten oder angereicherte Margarine auf. Calcium steckt beispielsweise in Milchprodukten, aber auch in Gemüse wie Brokkoli, Grünkohl oder Rucola, in Hasel- oder Paranüssen. Zudem gibt es calciumreiche Mineralwasser - gerade für Veganer und laktoseintolerante Menschen eine Alternative, denn ein gesunder Erwachsener sollte täglich mindestens 1.000 Milligramm Calcium zu sich nehmen. Mineralwasser dürfen als "calciumreich" deklariert werden, wenn sie mehr als 150 Milligramm pro Liter enthalten. Wer seinem Rücken etwas Gutes tun will, sollte auch reichlich Wasser trinken, denn die Bandscheiben sind darauf angewiesen: Vor allem über Nacht, aber auch bei Entlastung der Wirbelsäule saugt das Knorpelgewebe Flüssigkeit auf, die sie mit Nährstoffen versorgt und für die Pufferwirkung unerlässlich ist.

Physiotherapie ist sinnvoll

Bei akuten Beschwerden ist die Wirkung von Physiotherapie zwar nicht wissenschaftlich belegt. Anders sieht das aber bei ...