Chicken Nuggets sind bei Kindern beliebt – Test zeigt viele Probleme

Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 | Autor: Johanna Michl/Marieke Mariani/Lena Wenzel/Meike Rix | Kategorie: Essen und Trinken | 11.12.2023

Wir haben 14-mal Chicken Nuggets zur Überprüfung ins Labor geschickt.
Foto: ÖKO-TEST

Iglo und Burger King sind die großen Verlierer im Chicken-Nuggets-Test. Die Produkte überzeugen weder mit ihren Inhaltsstoffen noch in puncto Tierwohl und Transparenz. Das Gesamturteil lautet "ungenügend". Insgesamt macht der Chicken-Nugget-Test einige Probleme deutlich.

  • Wir haben insgesamt elf Chicken Nugget-Marken aus der Tiefkühlabteilung überprüft, darunter vier Bio-Produkte. Außerdem: Nuggets der drei Fast-Food-Ketten McDonald’s, Burger King und KFC.
  • Eingeschränkt können wir zwei Chicken-Nugget-Marken mit der Note "gut" empfehlen. Was das Tierwohl angeht, ist aber Luft nach oben. 
  • Thema Tierwohl: Für die meisten Anbieter im Test ist Haltungsstufe 2 anscheinend der Standard – ein Armutszeugnis.
  • In der Kritik stehen bedenkliche Inhaltsstoffe, wie Mineralölbestandteile, Fettschadstoffe und ein antibiotikaresistenter Keim. 
  • Die Testverlierer sind Burger King und Iglo. 

Aktualisiert am 11.12.2023 | Industrielle Hühnerhaltung ist oft grausam: Die Tiere gehören zu qualvoll schnell wachsenden Rassen. Sie leben dicht an dicht zusammengepfercht, meist ohne jemals das Tageslicht zu sehen. Geht das auch anders? Ein bisschen besser geht es schon.

Wir haben den Anbietern der Chicken Nuggets im Test umfangreiche Fragebögen zur Tierhaltung geschickt. Die Antworten und die vorgelegten Dokumente zeigen, dass es durchaus einen Unterschied macht, welche Nuggets wir kaufen.

Iglo und Burger Kind sind "ungenügend" 

  • Die denkbar schlechteste Auskunft zum Thema Tierwohl kommt vom Fast-Food-Riesen Burger King: Als einziges Unternehmen im Test beantwortete die Kette unsere Fragebögen schlichtweg gar nicht. Auch das Testergebnis Inhaltsstoffe der King Nuggets fällt "ungenügend" aus.
  • Zweites Schlusslicht im Test: die Chicken Nuggets classic der beliebten Tiefkühlmarke Iglo. Wie in den King Nuggets fand das Labor auch darin Fettschadstoffe.
  • Eingeschränkt empfehlen können wir nur zwei Produkte im Test.  

Doch der Reihe nach. Schauen wir uns Inhaltsstoffe, Sensorik, Tierwohl und die Transparenz der Anbieter genauer an. 

Chicken Nuggets sind ein beliebtes Fast Food. Das Problem: Sie sind alles andere als gesund.
Chicken Nuggets sind ein beliebtes Fast Food. Das Problem: Sie sind alles andere als gesund. (Foto: Pixel-Shot/Shutterstock)

Fettschadstoffe in Chicken Nuggets im Test

In Sachen Schadstoffe stehen die meisten Chicken Nuggets ganz gut da. Anders als in vielen der veganen Produkte sind Mineralölbestandteile hier nur bei einem Produkt ein Thema. Darin hat das Labor Gehalte an MOSH nachgewiesen, die wir als "erhöht" einstufen.

Aus einem anderen Grund fallen dagegen die Nuggets von Burger King und Iglo aus dem Rahmen. Das beauftragte Labor hat darin Gehalte an 3-MCPD-Fettsäureestern ermittelt, die wir als "erhöht" einstufen. Die Stoffe können sich in verarbeiteten Lebensmitteln, etwa in raffinierten pflanzlichen Ölen bilden. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hat 3-MCPD als möglicherweise krebserregend für den Menschen eingestuft.

Da auch Kinder Chicken Nuggets lieben, haben wir für die Bewertung ein Kind mit 30 Kilogramm Körpergewicht zugrunde gelegt: Mit einer Portion von 150 Gramm würde es schon mehr als die Hälfte der täglich tolerierbaren Aufnahmemenge (TDI) ausschöpfen, die die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) festgelegt hat.

Chicken Nuggets enthalten viel Panade

Die Nuggets von Burger King und Iglo fielen auch durch ihren überproportional großen Anteil an Panade im Verhältnis zum Fleisch negativ auf. Dafür, dass sie zu mehr als 40 Prozent aus Panade bestehen, kritisieren wir auch weitere Chicken Nuggets im Test.

Bei Burger King kommt noch ein Phosphatzusatz hinzu, auf den Fertiglebensmittelhersteller aus unserer Sicht besser verzichten sollten, da zu viel Phosphat den Nieren schaden kann. Weiterer Kritikpunkt: Die Fast-Food-Kette hat keine komplette Zutatenliste auf ihre Internetseite gestellt. Das halten wir für wenig verbraucherfreundlich.  

Chicken Nuggets im Test: Alle Ergebnisse als ePaper kaufen

Wie schmecken die Nuggets im Test? 

In der Prüfung von Aussehen, Geschmack und Geruch schlugen sich fast alle Chicken Nuggets "gut" bis "sehr gut" – bis auf wenige Produkte. Die Kritik der Experten: "außen nicht knusprig", "innen zu weich" oder "gummiartiger Kern und Panade".  

(Foto: ÖKO-TEST )

Ein Produkt enthält einen multiresistenten Keim

Das unappetitlichste Ergebnis im Bereich Inhaltsstoffe hängt unmittelbar mit den Missständen in der Massentierhaltung zusammen: Der massenhafte Einsatz von Antibiotika begünstigt die Entwicklung multiresistenter Keime, die gar nicht oder nur schwer mit Medikamenten behandelt werden können.

Auf solche Keime sind wir einmal im Test gestoßen. Das beauftragte Labor hat darin sogenannte ESBL-bildende E.-coli-Bakterien nachgewiesen. Sie können Penicillin und moderne Breitbandantibiotika (Cephalosporine) zerstören.

Schwacher Trost: Bei guter Küchenhygiene und vollständigem Durcherhitzen der Nuggets besteht für den Menschen keine akute Gesundheitsgefahr.

Was steckt in den Chicken Nuggets im Test? 

Die antibiotikaresistenten Keime haben Ihnen bereits den Appetit verdorben? Für das, was jetzt kommt, brauchen Sie einen starken Magen. Was schätzen Sie, wie viele Hühner für eine Charge tiefgekühlter Chicken Nuggets verarbeitet werden?

Im Fall der drei "guten" Produkte im Test sind es rund 15.000 Tiere von einem Mäster. Für eine Charge einer anderen getesteten Marke hingegen wurden in 27 Mastbetrieben fast eine Million Tiere getötet.  

Niedrige Haltungsanforderungen in der Hähnchenmast

Der Albert-Schweitzer-Stiftung für unsere Mitwelt zufolge werden in Deutschland jährlich 600 Millionen Hühner gemästet und getötet – das sind 84 Prozent aller geschlachteten Landtiere.

Um diese unvorstellbaren Massen an Tieren überhaupt bereitstellen zu können, greifen die Produzenten auf schnell wachsende Rassen zurück, die in sehr kurzer Zeit das nötige Schlachtgewicht erreichen und bereits nach rund 30 bis 40 Tagen Platz für die nächsten Hühner machen.

Bis zu neun Mastdurchgänge werden so in der konventionellen Hähnchenmast jährlich durch einen Stall geschleust. Niedrige Haltungsanforderungen machen’s möglich: Wie viele Tiere auf engstem Raum zusammengepfercht werden dürfen, wird nach Gesamtgewicht pro Quadratmeter bemessen.

Viele Tiere auf engem Raum 

Zur Haltungstufe 1

In der schlechtesten Haltungsstufe 1, in der die Tiere für Iglo und Kentucky Fried Chicken (KFC) gemästet werden, sind es 39 Kilogramm.

Zur Haltungsstufe 2

In Haltungsstufe 2, dem Standard der übrigen konventionellen Anbieter, mit 35 Kilo pro Quadratmeter kaum weniger. Für ein Hähnchen, das kurz vor der Schlachtung rund zweieinhalb Kilogramm auf die Waage bringt, bedeutet das, dass es sich einen Quadratmeter Stall mit bis zu 15 Artgenossen teilen muss.

Zur Haltungsstufe 4

In Haltungsstufe 4, dem Standard für Bio-Produkte, sind höchstens 21 Kilo pro Quadratmeter erlaubt – unser Vergleichshähnchen hat dann immerhin nur sieben weitere Artgenossen unmittelbar um sich.

Über das Haltungsformlabel

Das Haltungsform-Label ist eine freiwillige, vom Handel selbst entwickelte Kennzeichnung. Mitte Juni hat der Bundestag die Einführung einer verpflichtenden staatlichen Tierhaltungskennzeichnung beschlossen, Anfang Juli hat der Bundesrat den Weg für das Gesetz frei gemacht. 

Tierwohl garantieren kann auch diese nicht, doch sie soll mehr Transparenz bringen. Bis sie in Kraft treten kann, wird es aber noch mindestens bis 2024 dauern.

(Foto: ÖKO-TEST )

Kein Platz für natürliches Sozialverhalten

Oft werden die Tiere bis zum Erreichen eines bestimmten Gewichts in noch größeren Gruppen gehalten und später getrennt, um die vorgeschriebene Besatzdichte nicht zu überschreiten. Dieses Vorgehen nennt man "Splitting".

Platz für artgerechte Bewegung und natürliches Sozialverhalten bleibt in diesem System nicht. Und das ist auch gar nicht gewünscht, denn aktive Tiere legen langsamer an Gewicht zu. Eine schwache Lichtstärke von rund 20 Lux hält die Tiere darüber hinaus in einem absichtlichen Dämmerzustand.

Tierschützer fordern in den Hellphasen im Stall eine Lichtstärke von mindestens 50 Lux, um Tageslicht wenigstens zu simulieren. Doch diese Anforderung erfüllen nicht einmal die Bio-Anbieter im Test.  

Auf engstem Raum und kein Zugang ins Freie

Würde es nach dem Wesen der Hühner gehen, würden sie in Gruppen von mehreren Hennen und einem Hahn in einer Rangordnung leben und den Tag aktiv mit der Futtersuche verbringen. Sie zu Zehntausenden ohne Tageslicht auf engsten Raum zu quetschen, entspricht ihrem ursprünglichen Verhalten in keiner Weise.

Wir meinen: Ein freier Zugang zu einem richtigen Außenbereich in der Hühnerhaltung sollte Mindeststandard sein. Konkrete Vorgaben dazu machen nur die Haltungsstufe 4 sowie die Kriterien von Bio-Verbänden wie Naturland und Biokreis: Masthähnchen und Puten müssen demnach mindestens ein Drittel ihrer Lebenszeit Zugang zu Freigelände haben. Das hört sich gut an.

Bei einer Lebensdauer von im Schnitt 70 Tagen – damit liegt die Lebenszeit von Bio-Hähnchen schon rund doppelt so hoch wie die konventioneller Masthähnchen – sind das allerdings gerade einmal 23 Tage. Die Haltungsstufen 1 und 2 sehen keinerlei Zugang zum Außenbereich vor. Sonnenlicht sehen diese Hühner in ihrem kurzen Leben nie.

Die meisten Masthühner sehen in ihrem kurzen Leben nie das Sonnenlicht.
Die meisten Masthühner sehen in ihrem kurzen Leben nie das Sonnenlicht. (Foto: David Tadevosianl/Shutterstock)

So werden die Tiere geschlachtet

Egal wie sie ihr kurzes Dasein verbracht haben, alle Masthähnchen werden irgendwann geschlachtet. Nach einem oft leidvollen Leben soll eine Betäubung zumindest einen qualvollen Tod verhindern. Da die industrielle Fleischproduktion auf Effizienz ausgelegt ist, soll auch dieser Schritt möglichst schnell gehen.

Am zuverlässigsten erfolgt die Betäubung mit Gas in einem sogenannten Betäubungstunnel – aus unserer Sicht eine vergleichsweise akzeptable Art der Betäubung. Immerhin für sechs Produkte konnten uns die Anbieter diese aufzeigen, darunter allerdings kein Bio-Produkt.

Noch immer wird jedoch auch die umstrittene Wasserbadmethode praktiziert: Die Hühner werden kopfüber hängend durch Wasser gezogen, das dabei unter Strom gesetzt wird.

Doch viel zu oft bewegen sie sich dabei und ziehen den Kopf aus dem Wasser, sodass die Betäubung nicht richtig wirkt. Diesen Tieren wird dann bei vollem Bewusstsein der Kopf abgetrennt – die Standardschlachtung eines Masthuhns –, und sie sterben beim anschließenden Ausbluten.

(Foto: ÖKO-TEST)

Antibiotika in der Massentierhaltung

Mit Ausnahme von vier Anbietern gaben die Hersteller für alle Produkte an, in der Mast der verarbeiteten Hühner Antibiotika eingesetzt zu haben. Zwei teilten uns sogar ganz offen mit, auch Reserveantibiotika einzusetzen. Das Risiko für Resistenzen steigt dadurch beträchtlich.

Einen Plan B für die Behandlung bakterieller Infektionen beim Menschen ohne wirksame Antibiotika gibt es nicht. Das Robert-Koch-Institut zählt Antibiotikaresistenzen zu den größten Bedrohungen der öffentlichen Gesundheit.  

So können die Bedingungen verbessert werden 

So kann es nicht weitergehen. Wie können die Bedingungen in der Hühnermast verbessert werden? Als ersten Schritt hat die Albert-Schweitzer-Stiftung gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen die Europäische Masthuhn-Initiative ins Leben gerufen.

Deren Unterzeichner verpflichten sich, unter anderem:

  • Überzüchtung einzuschränken,
  • den Tieren mehr Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten
  • eine Beleuchtung von 50 Lux in den Ställen vorzuhalten.

Auch einige in unserem Test vertretene Anbieter, Produzenten und Lieferanten haben sich der Initiative angeschlossen – darunter ausgerechnet Anbieter, die im Test mit Haltungsstufe 1 nicht gerade mit ihrem Engagement für mehr Tierwohl glänzen.

Nur ein minimales Plus an Tierwohl 

Wie kann das sein? Nun, sie haben es nicht besonders eilig. Umgesetzt werden müssen die Kriterien erst bis 2026. Für einen Großteil der Masthühner wird sich ohnehin in absehbarer Zeit nichts zum Positiven verändern. Zu viele Branchenriesen sind noch außen vor.

Von den großen Einzelhandelsunternehmen sehe man "vor allem Lidl in der Pflicht, den Weg für die noch fehlenden Einzelhändler zu ebnen", sagt Mahi Klosterhalfen, Präsident der Stiftung. In der Gastronomie vermisse man McDonald’s und Burger King.

Gleichzeitig wissen die Initiatoren, dass die Initiative auch mit den jetzigen Mitgliedern nur ein Kompromiss ist – der kleinste gemeinsame Nenner mit der Industrie für ein minimales Plus an Tierwohl. Besser als nichts, aber noch lange nicht genug.  

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Wie steht's um vegane Nuggets? 

(Foto: ÖKO-TEST )
  • Wir haben 17 vegane Nuggets auf Basis von Tofu, Reisflocken oder von Soja-, Weizen- Ackerbohnen- oder Erbseneiweiß ein gekauft, darunter tiefgekühlte und gekühlte aus Supermärkten und Discountern sowie fertig zubereitetes Fast Food von McDonald’s und Burger King.  
  • Vegane Nuggets sind frei von Tierleid. Leider schneiden sie im Testergebnis Inhaltsstoffe im Schnitt schlechter ab als die Produkte mit Hähnchenfleisch. Das größte Problem: Gefundene Mineralölbetsandteile. 
  • Insgesamt sieben der 17 veganen Nuggets im Test fallen mit "ungenüegnd" durch. Immerhin vier sind aber mit "gut" empfehlenswert. Mehr dazu: Vegane Nuggets im Test

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben insgesamt elf Chicken Nugget-Marken aus der Tiefkühlabteilung eingekauft, darunter vier Bio-Produkte, außerdem Nuggets der drei Fast-Food-Ketten McDonald’s, KFC und Burger King.

Im Labor ließen wir sie auf Fettschadstoffe (3-MCPD- und Glycidol-Fettsäureester), Chlorat und Perchlorat, Mineralölbestandteile, Rückstände von Tierarzneimitteln sowie auf krankheitserregende bis hin zu antibiotikaresistenten Keimen untersuchen. Die Laborprüfer analysierten zudem die Art des verarbeiteten Fleisches und das Verhältnis von Panade zu Fleisch. Anhand der Verpackungsangaben erfassten wir Aroma- und Phosphatzusätze, den Salzgehalt sowie Portions- und Nährwertangaben. Für die Nuggets von Burger King, KFC und McDonald’s bezogen wir die Angaben über die Anbieterwebsites und Rückfragen an die Hersteller. Salz- und Fettgehalte ließen wir im Labor überprüfen; fehlte die Deklaration, wurde auf Aroma analysiert.

Geschulte Sensoriker beurteilten Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack der Nuggets. Die Tiefkühlprodukte wurden dafür gemäß Anleitungen in der Pfanne zubereitetet, die Nuggets von McDonald’s, KFC und Burger King vor Ort gekauft und zur Verkostung in dieselben Laborräume gebracht.

Zum Thema Tierwohl und Transparenz verschickten wir in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) umfassende Fragebögen. Orientiert an den Kriterien der Europäischen Masthuhn-Initiative stellten wir darin Fragen zu den Haltungs-, Mast- und Schlachtbedingungen, dem eingesetzten Futter sowie zu Medikamenten und ließen uns die Antworten mit Nachweisen belegen.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) der Nachweis von antibiotikaresistenten Keimen (hier: ESBL positive E. coli [3MRGN]); b) ein gemessener Gehalt an 3-MCPD-Estern (berechnet als 3-MCPD), der zu einer Ausschöpfung der täglich tolerierbaren Aufnahmemenge (TDI) für 3-MCPD von 2 μg/kg Körpergewicht von mehr als 50 % führt (in Tabelle: "3-MCPD erhöht"). Zugrunde gelegt haben wir ein Kind mit 30 kg Körpergewicht und eine Portion von 150 g. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) der Zusatz von (natürlichem) Aroma und/oder Geschmacksverstärker (hier: Mononatriumglutamat); b) ein Panadeanteil von mehr als 40 % ermittelt nach präparativer Methode; c) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,7 g pro 100 g (in Tabelle: "Salz erhöht"). Dieser Wert entspricht der Grenze für den Warnhinweis aus der Salzreduktionsstrategie von Finnland für Würstchen; d) der Zusatz von Phosphat.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zur Abwertung um zwei Noten: ein gummiartiger Kern und Panade. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Panade (bzw. "außen") nicht knusprig; b) geschmacksarm; c) Panade bröckelt stellenweise ab; d) Konsistenz innen zu weich.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: eine nicht transparente Darstellung der gesamten Zutatenliste. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an Gesamtfett, der vom jeweils deklarierten Gehalt um mehr als ±20 % abweicht; b) die angegebene Ausschöpfung der Referenzmengen und die Angabe berechnet auf eine Portion beziehen sich auf das unzubereitete Produkt. Unter den angegebenen Zubereitungsmöglichkeiten ist jedoch keine bis 36 Punkten "befriedigend", bei 35 bis 28 Punkten "ausreichend", bei 27 bis 20 Punkten "mangelhaft" und bei weniger als 20 Punkten "ungenügend".

Es gab drei Fragebögen: Der erste richtete sich an die Inverkehrbringer, der zweite an den bzw. die Schlachtbetrieb( e), der dritte an die landwirtschaftlichen Betriebe bzw. Mäster. Angeschrieben wurden die Inverkehrbringer.

Unter dem Punkt "Fragen zu den Unternehmen, zu Haltung und Landwirtschaft beantwortet und belegt" wurde die Vollständigkeit der ausgefüllten Fragebögen 1 bis 3 betrachtet, und es wurden von der Gesamtpunktzahl maximal 15 Punkte vergeben. Bei 15 bis 14 Punkten sind die Fragen zum Unternehmen, zu Haltung und Landwirtschaft ausführlich beantwortet und neben weiteren Dokumenten auch mit vollständigen Aufzuchtberichten oder Eigenkontrollen belegt (in Tabelle: "ausführlich"), bei 13 bis 12 Punkten sind die Fragebögen vollständig beantwortet, aber nur teilweise mit Dokumenten belegt (in Tabelle: "überwiegend"), bei 11 bis 10 Punkten sind die Fragebögen beantwortet, aber unzureichend belegt (in Tabelle: "teilweise") und bei 9 Punkten oder weniger als unzureichend oder gar nicht beantwortet und nicht belegt (in Tabelle: "unzureichend").

Unter dem Punkt "Lieferkette belegt" werden maximal 8 Punkte vergeben. Bei 8 Punkten ist die Lieferkette beginnend von der Chargennummer auf dem Produkt bis hin zu allen Mästern ausführlich mit Dokumenten belegt (in Tabelle: "vollständig"), bei 4 Punkten ist die Lieferkette nur für einen Teil der Mäster belegt (in Tabelle: "teilweise"), bei 2 Punkten wurde die Lieferkette nicht mit Dokumenten belegt, es wurde jedoch eine Liste der Betriebe zugesendet (in Tabelle: "nicht belegt, Betriebe mit Liste genannt"), und bei 0 Punkten wurden keine Dokumente zur Lieferkette zugesendet und die einzelnen Betriebe nicht genannt (in Tabelle: "keine Angabe"). Innerhalb des Fragebogens an den Inverkehrbringer erfolgt die Vergabe von 1 Punkt für Unternehmen, die die Europäische Masthuhn-Initiative der Albert-Schweitzer-Stiftung mitunterzeichnet haben, auch wenn diese für das aktuelle Produkt noch nicht umgesetzt ist (in Tabelle: "ja"). Zertifizierte Bio-Produkte erhalten an dieser Stelle zudem auch jeweils 1 Punkt, da die Bio-Vorgaben bei den meisten Aspekten strenger als die der Europäischen Masthuhn-Initiative sind (in Tabelle: "entfällt"). Hat ein konventioneller Betrieb die Initiative bisher nicht unterzeichnet oder keine Angabe hierzu gemacht, gibt es 0 Punkte (in Tabelle: "nein" oder "keine Angabe"). Innerhalb des Fragebogens an den Schlachtbetrieb erfolgt unter dem Aspekt "Nachhaltigkeitsziele belegt" die Vergabe von 3 Punkten, wenn Umweltziele beschrieben und durch Dokumente überzeugend belegt wurden (in Tabelle: "vollständig"). Die Vergabe von 2 Punkten erfolgt, wenn eigene Umweltziele beschrieben wurden (in Tabelle: "teilweise"), 1 Punkt wird vergeben, sofern nur ein Umweltbericht vorhanden ist (in Tabelle: "gering") und 0 Punkte, wenn keine Angabe hierzu gemacht wurde.

Unter dem Aspekt "Akzeptable Betäubung bei Schlachtung" wird 1 Punkt vergeben, sofern die Betäubung bei der Schlachtung ausschließlich mit Gas durchgeführt wird (in Tabelle: "ja"). Für eine ausschließliche oder teilweise Betäubung mit Strom/Wasser oder bei keiner Angabe hierzu werden 0 Punkte vergeben, da hier die Gefahr einer Nichtbetäubung (zum Beispiel Windung der Hühner aus dem Wasser) nur schwer ausgeschlossen werden kann (in Tabelle: "nein" oder "keine Angabe"). Innerhalb des Fragebogens an die landwirtschaftlichen Betriebe bzw. Mäster erfolgt unter dem Aspekt "Haltungsstufe" die Vergabe von 8 Punkten bei einer Zertifizierung der Haltungsstufe "4 Premium". Für die Haltungsstufe "2 Stallhaltung Plus" werden 2 Punkte vergeben und für die Haltungsstufe "1 Stallhaltung" oder wenn hierzu keine Angabe gemacht wurde, gibt es 0 Punkte.

Unter dem Aspekt "Mastdurchgänge pro Stall und Jahr" werden 2 Punkte bei dauerhaft weniger als sechs Mastdurchgängen vergeben. Bei sechs oder mehr Mastdurchgängen oder bei keiner Angabe hierzu gibt es 0 Punkte. Bei einer hohen Anzahl an Mastdurchgängen werden schnell wachsende Rassen wie Ross 308 oder Cobb 500 eingesetzt, und die Tageszunahme liegt folglich in der Regel höher.

Unter dem Aspekt "Besatzdichte pro Quadratmeter" werden bei weniger als 22 kg 3 Punkte vergeben. Bei 22 bis 38 kg gibt es 1 Punkt und bei mehr als 38 kg oder bei keiner Angabe 0 Punkte.

Unter dem Aspekt "Splitting" erfolgt die Vergabe von 1 Punkt, sofern kein Splitting durchgeführt wurde (in Tabelle: "nein"). Bei der Durchführung eines Splittings oder bei keiner Angabe hierzu gibt es 0 Punkte (in Tabelle "ja" oder "keine Angabe").

Unter dem Aspekt "Licht im Stall" erfolgt die Vergabe von 1 Punkt, sofern in den Hellphasen eine Mindestdurchschnittslichtstärke von 50 Lux erreicht wird. 0 Punkte werden vergeben, sofern die 50 Lux während der Hellphase unterschritten werden oder wenn keine Angabe hierzu gemacht wurde. Bei 50 Lux handelt es sich um die Vorgabe, die gemäß der Europäischen Masthuhn-Initiative gefordert wird. Unter den Aspekten "Keine Antibiotika" und "Keine weiteren Medikamente" erfolgt die Vergabe von jeweils 1 Punkt, falls dies erfüllt wird (in Tabelle: "ja"). Jeweils 0 Punkte gibt es, wenn Antibiotika oder weitere Medikamente gegeben wurden oder keine (vollständige) Angabe hierzu gemacht wurde (in Tabelle: "nein" oder "keine Angabe").

Unter dem Aspekt "Eigenkontrolle vorgelegt" gibt es weitere 2 Punkte, sofern die Angabe zu Antibiotika und weiteren Medikamenten durch die Vorlage vollständiger Eigenkontrollen belegt wurde (in Tabelle: "ja"). Sofern keine oder keine vollständigen Eigenkontrollen vorgelegt oder keine Angabe gemacht wurde, gibt es 0 Punkte (in Tabelle: "nein" oder "keine Angabe"). Bezogen auf das Futter erfolgt für die Aspekte "Anteil Soja" und "Soja GVO-frei" die Vergabe von jeweils 2 Punkten, sofern kein Soja eingesetzt wird bzw. bei eingesetztem Soja, sofern es sich um solches ohne gentechnische veränderten Organsimen (GVO) handelt (in Tabelle Anteil Soja "nein"; Soja GVO-frei: "ja"). Bei einem Anteil an Soja oder bei nicht GVO-freiem Soja bzw. bei keiner Angabe hierzu gibt es jeweils 0 Punkte (in Tabelle Anteil Soja: "ja"; Soja GVO-frei: "nein" oder "keine Angabe"). Bei Soja aus entwaldungsfreier Lieferkette und/oder bei Einsatz von Bio-Futter (inklusive des maximal zulässigen Anteils an bis zu 5 % konventionellem Futter) gibt es jeweils 1 Punkt (in Tabelle: "ja"). Ist dies nicht der Fall oder wurde keine Angabe gemacht, werden jeweils 0 Punkte vergeben (in Tabelle: "nein" oder "keine Angabe"). Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht zu 50 % auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und zu 50 % auf dem Testergebnis Tierwohl und Transparenz, wobei das Gesamturteil nicht besser sein kann als das Testergebnis Tierwohl und Transparenz. Bei Produkten mit Haltungsstufe 2 kann das Testergebnis Tierwohl und Transparenz zudem nicht besser als "ausreichend" ausfallen. Es wird kaufmännisch gerundet. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Testergebnis Inhaltsstoffe um zwei Noten. Testergebnisse Weitere Mängel oder Sensorik, die "befriedigend" sind, verschlechtern das Testergebnis Inhaltsstoffe um jeweils eine Note. Testergebnisse Weitere Mängel oder Sensorik, die "gut" sind, verschlechtern das Testergebnis Inhaltsstoffe nicht.  

Testmethoden 

Je nach Zusammensetzung des Produktes, bzw. nach Auskunft des Anbieters: 3-MCPD und Glycidol: DGF C-VI 18:2010 mod. (Die Modifikation betrifft die Messung mittels Automatisierung)Anteil Panade, Fleischanteil: Präparation Aromaanalyse: LRI-Kapillar-Gaschromatographie/Full-Scan MS und Chirodifferenzierung per GC/MS nach Destillation, Extraktion und Anreicherung (ASU L 00.00-106 modifiziert.)Chlorat/Perchlorat: LC-MS/MS Gesamtfett: Gravimetrie nach Säureaufschluss Glutamat: Enzymatisches Verfahren. Histologie: ASU L 06.00-13: 1989-12 Mikrobiologie: Angabe in KBE/g: Gesamtkeimzahl aerob (DIN EN ISO 4833-2: 2014-05), Enterobacteriaceae (ASU L 00.00-133/2: 2019-12), E.Coli (ASU L 00.00-132/2: 2021-03), präsumptive Bacillus cereus (ASU L 00.00-33: 2021-03), koagulase-pos. Staphylokokken (ASU L 00.00-55: 2019-12), Clostridium perfringens (ASU L 00.00-57: 2006-12)Angabe pro 25 g: Salmonellen (ASU L 00.00-20: 2021-07), Listeria monocytogenes (ASU L 00.00-22: 2018), MRSA/Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (PCR), präsumptive ESBL/Extended-Spectrum Beta Lactamases (Screening Test); Bei positiven Befunden an MRSA bzw. präsumptive ESBL: Keimidentifizierung MALDI-TOF MS & ESBL-Bestätigung mittels Agar-Diffusionsverfahren
Mineralöl (MOSH/MOAH): DIN EN 16995: 2017-08 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix) Natrium: ASU L 00.00-144: 2019-07Phosphor: ASU L 00.00-144: 2019-07PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Rohprotein: ASU L 07.00-7: 2014-08Salzäquivalente: berechnet nach LMIV. Sensorik: beschreibend (ASU L 00.90-6, 2015:06 mod.); Zubereitung: in einer Pfanne gemäß Anleitung auf der Verpackung. Tierarzneimittel: LC-HRMS.

Einkauf der Testprodukte: März 2023 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 8/2023 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kinder und Familie für 2024 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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