- Mit "sehr gut" können wir 17 von 49 Gläsern und Dosen passierte Tomaten empfehlen.
- Ärgerlich: Jede fünfte Passata im Test hat ein Problem mit Schimmelpilzgiften.
- Wer passierte Tomaten in Bio-Qualität kauft, unterstützt einen Anbau ohne synthetische Pestizide und Kunstdünger. Doch Vorsicht bei der Auswahl: Im Test sind vor allem Bio-Produkte mit Schimmelpilzgiften belastet.
- Manche Etiketten zur Herkunft der Tomaten können verwirren. Wir erklären, worauf Verbraucherinnen und Verbraucher achten können.
Passierte Tomaten bilden zu jeder Jahreszeit eine aromatische Grundlage für Saucen und Suppen. Allerdings hat unser Test Unappetitliches zu Tage gefördert: In jeder fünften Passata kritisieren wir giftige Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen. Das bedeutet, bei der Herstellung sind schimmelige Tomaten in Gläser und Dosen gewandert.
Die entdeckten bedenklichen Schimmelpilzgifte zählen zu den Alternariatoxinen. Die Schwärzepilze der Gattung Alternaria, die auf Pflanzen weit verbreitet sind, produzieren diese Gifte.
Kritik an Schimmelpilzgiften in passierten Tomaten
Wir kritisieren Schimmelpilzgifte, weil sie ein mögliches Gesundheitsrisiko bergen. So hat das Gift Alternariol (AOH) in Zellstudien das Erbgut geschädigt und eine östrogenähnliche Wirkung gezeigt. Die in unserem Test häufiger festgestellte Tenuazonsäure (TEA) hat in Tierversuchen die Bildung körpereigener Proteine gehemmt, was zu Organschäden führen könnte.
Um mehr über die Wirkungen der Gifte zu erfahren, müsste die Wissenschaft sich dringend intensiver mit den Stoffen befassen: "Insgesamt ist die Datenlage noch dünn und es besteht dringender Forschungsbedarf", sagt Markus Schmidt-Heydt, der sich am Max Rubner-Institut mit den Schimmelpilzgiften beschäftigt.
Neben hohen TEA- oder AOH-Gehalten ist der Stoff Ergosterol ein Hinweis auf verarbeitete gammlige Früchte. Er steckte auch in den meisten passierten Tomaten mit hohen TEA- oder AOH-Gehalten. Der Stoff an sich ist allerdings gesundheitlich unbedenklich.
Übrigens: Verpflichtende gesetzliche Grenzwerte für Alternariatoxine gibt es bislang nicht. Sie sind auch nicht in Arbeit. Vorgesehen sind zunächst nur Richtwerte ("indicative levels"), bei deren Überschreitung die Hersteller gehalten sind, die Ursachen zu ermitteln.
Bio-Passata besonders betroffen
Auffällig: Besonders deutliche Belastungen mit Pilzgiften hat das beauftragte Labor vor allem in Bio-Produkten gefunden. Das ließe sich zwar erklären. So argumentierte ein Hersteller, er habe es deshalb schwerer, Schimmelpilzbelastungen zu minimieren, weil Bio-Landwirte keine Fungizide spritzen dürfen. Stimmt.
Allerdings zeigen 19 von 26 Bio-Produzenten, dass es besser geht. In der Praxis heißt das: Verdorbene Tomaten vor dem Verarbeiten per Hand oder elektronisch aussortieren.
Pestizidgehalt überschreitet gesetzlichen Grenzwert
Was gibt es außerdem über die Inhaltsstoffe der passierten Tomaten im Test zu sagen? Einmal hat das von uns beauftragte Labor das in der Europäischen Union längst verbotene Pestizid Chlorfenapyr gefunden. Der Wert liegt klar oberhalb des gesetzlichen Rückstandshöchstgehalts. Chlorfenapyr steht etwa beim Pestizid Aktionsnetzwerk PAN auf der Liste der weltweit besonders gefährlichen Pestizide, weil es stark bienengiftig ist.
Doch damit nicht genug. In dem Produkt stecken sechs weitere Pestizide in Spuren, darunter das ebenfalls bienentoxische Cypermethrin. Laut Anbietergutachten waren in einem chargengleichen Rückstellmuster keine Pestizidrückstände nachweisbar.
In den anderen Passata im Test wies das von uns beauftragte Labor, wenn überhaupt, nur Spuren von ein bis zwei Pestiziden nach.
Passierte Tomaten: Über Arbeitsrecht und Transparenz
Weil im Geschäft mit den Tomaten weltweit viel im Argen liegt, was Arbeitsrecht, Transparenz und Transportwege betrifft, haben wir den Herstellern auch Fragen zu ihren Lieferketten und zum Anbau der Tomaten geschickt.
Wie steht es um die Arbeitsbedingungen?
Reguläre Arbeitsverträge, gesetzlicher Mindestlohn, das Recht auf Gewerkschaften – das sollten auch im Tomatenanbau Selbstverständlichkeiten sein. Tatsächlich konnte uns jedoch nur knapp die Hälfte der Anbieter von ihren Bemühungen um faire Arbeitsbedingungen überzeugen: mit Zertifikaten und Auditberichten, die sich an internationalen Sozialstandards orientieren.
Branchenvereinbarungen, Lieferantenverträge oder Firmenleitbilder, die keiner unabhängigen Kontrolle durch Dritte unterliegen, ließen wir nicht als Beleg gelten.
Woher kommen die Tomaten?
Auf der Mehrheit der Packungen ist ausdrücklich Italien als Herkunftsland angegeben. Tatsächlich konnten die Hersteller uns in den meisten Fällen auch mit Lieferdokumenten den Anbau der Tomaten in Italien plausibel darlegen. Sogar für die Produkte ohne Herkunftshinweise auf der Verpackung bekamen wir Belege für den Anbau in Italien.
Nebulös bleibt dagegen ausgerechnet die Herkunft der Tomaten mit dem besonders regionalspezifischen Namen Gustibus Passierte Tomaten mit sizilianischen Kirschtomaten. Auf der Rückseite der Flasche findet sich der Hinweis, dass die sizilianischen Früchte gerade einmal 49,9 Prozent ausmachen. Belege schickte uns die Firma weder dafür noch für die restlichen 50,1 Prozent.
Herkunft der Tomaten: Darauf können Sie achten
Und worauf können Vebraucherinnen und Verbraucher achten? Von manchen Etiketten lässt sich rein gar nichts zum Ursprung der Rohware ablesen, von anderen richtig viel. Manche Angaben können verwirren.
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Sichere Sache: Wenn unter dem EU Bio-Logo "italienische Landwirtschaft" steht, dann hat eine Öko-Kontrollstelle diese Angabe im Rahmen ihrer jährlichen Bio-Kontrolle mit überprüft.
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Schwammig: "IT-BIO-007, EU-Landwirtschaft" bedeutet dagegen nur, dass eine Kontrollstelle in Italien tätig war und Rohwaren aus der EU verarbeitet wurden. Auch eine italienische Herstelleradresse sagt nichts über die Herkunft, sondern lediglich über den Ort der Abfüllung.
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Patriotisch: Wenn der Produktname oder eine Flagge ein bestimmtes Land suggeriert, aber die Hauptzutat nicht von da stammt, muss der Hersteller das zumindest angeben.
Herstellung passierter Tomaten nicht immer transparent
Nach Zahlen der Naturschutzorganisation WWF werden in Süditalien für ein Kilo Tomaten 115 Liter Wasser benötigt – ein Spitzenwert im südeuropäischen Anbau. Umso wichtiger sind wassersparende Maßnahmen:
Immerhin 30 Anbieter der Passata im Test haben uns geantwortet, dass die Landwirte darauf achten, Wasser sparsam einzusetzen. Einsparungen erreiche man vor allem durch Tröpfchenbewässerung, Mulchen oder die Überwachung von Temperatur, Feuchtigkeit und weiteren Messdaten.
Die Anbieter einiger Marken im Test haben gar keine Antwort auf unsere Fragen geschickt. Dabei ist Transparenz die Grundvoraussetzung dafür, dass sich die Lage für Mensch und Umwelt in der Tomatenproduktion verbessert.
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