Testveröffentlichung erstmals 4/2018; Einkauf Testprodukte 12/2017 | Unter den Fruchtsäften rangiert Orangensaft ganz vorn in der Gunst der Verbraucher. Die Deutschen trinken ihn genauso gern wie Apfelsaft. 2018 haben wir 20 verschiedene Orangensäfte getestet.
Orangensaft-Test: Die bittere Seite des süßen Saftes
Orangensaft enthält per Definition 100 Prozent Frucht. Allerdings kann man auch nicht „und sonst gar nichts“ sagen. Denn so darf etwa das Antioxidationsmittel Ascorbinsäure zugegeben werden. Zusätzliche Zuckergaben sind in Fruchtsäften hingegen tabu. Anders Orangennektar: Er besteht laut Fruchtsaftverordnung nur zur Hälfte aus Orangensaft, der Rest sind Wasser und Zucker. Orangenfruchtsaftgetränke enthalten sogar vor allem Wasser, Zucker und Aromen, während der Fruchtanteil nur noch mindestens sechs Prozent beträgt. Die Getränkeart muss auf dem Etikett deutlich erkennbar sein.
Der weitaus größte Teil des hierzulande angebotenen konventionellen Orangensafts stammt aus Brasilien. Mexiko ist der weltweit größte Produzent von Bio-Orangensaft, nachdem der größte Bio-Lieferant aus Brasilien seine Zertifizierung aufgrund von Verstößen gegen das Pestizidverbot verloren hatte. Kleinere Bio-Anteile kommen auch aus Spanien und Ägypten, dann als Direktsaft.
Direktsäfte und Konzentrate im Orangensaft-Test
Im Test: Wir haben 20 einfache Orangensäfte ohne Fruchtfleisch getestet, überwiegend eingekauft in Supermärkten, Discountern und Bio-Läden. Wir haben die Säfte unter anderem auf Rückstände von Pestiziden und den Vitamin-C-Gehalt untersucht. Außerdem im Fokus der Laborprüfungen: Aussehen, Geruch und Geschmack.
Das Ergebnis: Dreimal „gut“ heißt es für zwei Bio- und einen Fairtrade-Orangensaft. Unter den konventionellen Produkten schneiden sechs mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ ab. Schlechte Noten gab es insbesondere für fehlende Hinweise auf eine faire Produktion sowie Einwegverpackungen.
Der Vitamin-C-Zusatz im Valensina-Saft ist überflüssig. Orangensaft muss bereits mindestens 200 Milligramm Vitamin C pro Liter enthalten. Das erfüllen alle Produkte. Die meisten liegen sogar deutlich darüber. In vier Produkten steckt künstlich hergestelltes Vitamin C als Antioxidationsmittel: Diese Ascorbinsäure wird zur Farbstabilisierung eingesetzt. Weil der Zusatzstoff unbedenklich ist, werten wir nicht ab. Übrigens: Frisch gepresst toppt abgepackt: 400 bis 500 Milligramm Vitamin C stecken in einem Liter.
Getesteter Bio-Orangensaft ist nicht immer besser
Im Beutelsbacher Orangensaft Demeter Direktsaft hat das Labor einen höheren Gehalt an ätherischem Öl festgestellt als eine Industrie-Richtlinie vorschreibt. Diese hat zum Ziel, den Übergang von Schalenbestandteilen durch zu starkes Auspressen zu begrenzen. Beutelsbacher begründet den erhöhten Gehalt mit dem natürlich hohen Schalenölanteil der verwendeten Orangensorte. Das ändert nichts daran, dass der Gehalt zu hoch ist, warum auch immer. Denkbar ist etwa auch die Zugabe von Zitrusöl, die auch für Direktsaft zulässig ist.
Vier der fünf Direktsäfte schmeckten den Sensorikexperten „wie frisch gepresst“ – und damit besser als die meisten Säfte aus Konzentrat. Stärkere Abzüge vergaben sie für die Säfte von Rewe und Valensina. Sie machten darin leichte Fehler im Geruch und beim Rewe-Saft auch leichte Fehler im Geschmack aus. Die analytisch ermittelten Aromenprofile waren durchweg in Ordnung.
Kaum faire Label: Fairtrade-Säfte die Ausnahme
Elf Produkte tragen Label, die für einen verantwortungsvolleren Anbau der Orangen sprechen. Den Bio-Anbau bewerten wir positiv, da keine Pestizide im Einsatz sind, allerdings fehlen soziale Kriterien – oder sie werden, wie bei Demeter, nicht überprüft. Das Fairtrade-Label auf dem konventionellen Pfanner 100 % Orange bewerten wir wegen des möglichen Einsatzes hochgiftiger Pestizide nur mit „gut“, während das Label der Rainforest Alliance unter diesem Testergebnis insgesamt zu einem „befriedigend“ führt. Alle anderen Säfte sind nicht gelabelt und „mangelhaft“: Denn der Verbraucher ist auf ein Label angewiesen, will er seine Kaufentscheidung auch in Hinblick auf eine verantwortungsvollere Produktion treffen.
Laut dem Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) sind Einwegflaschen aus PET genauso kritisch zu sehen wie Glas-Einweg. Denn bedingt durch eine Sauerstoffbarriere etwa aus Polyamid lässt sich der Kunststoff nicht hochwertig recyceln. Getränkekartons beurteilt das IFEU positiv, da sie sich gut wiederverwerten lassen.
Unser Tipp: Achten Sie bei Orangensaft grundsätzlich auf Bio oder das Label von Fairtrade. Orangensaft trägt, in Maßen getrunken, zu einer ausgewogenen Ernährung bei. Verdünnt mit Mineralwasser ist er auch ein guter Durstlöscher.
Bitte beachten Sie: In diesem Test bewerten wir Produkte, die im Dezember 2017 eingekauft wurden. Den Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin April 2018 veröffentlicht, die Ergebnisse zuletzt im Oktober 2018 für das Jahrbuch 2019 aktualisiert, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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