- Im Test: 25 Erdbeer-Fruchtaufstriche, darunter neun Bio-Produkte. Wir wählten bevorzugt Fruchtaufstriche aus, die neben Erdbeeren keine weiteren Früchte enthielten und kauften jeweils den Aufstrich mit dem höchsten Fruchtgehalt.
- Acht von 25 Aufstrichen schneiden mit Bestnote ab.
- Wir kritisieren vor allem Pestizidrückstände und zu viel Zucker.
- Tipp: Achten Sie beim Kauf auf den Zuckergehalt, denn hier gibt es große Unterschiede.
Erdbeermarmelade gehört für viele Menschen einfach zu einem guten Frühstück dazu. Dabei gibt es Erdbeermarmelade rein theoretisch gar nicht. Wie Anbieter ihre in Zucker eingekochten Früchte nennen dürfen, ist gesetzlich in der Konfitürenverordnung geregelt. Marmeladen sind demnach nur Zubereitungen aus Zitrusfrüchten – wie Orange und Zitrone.
Der allgemeine Sprachgebrauch ist ein anderer. Die meisten Menschen sprechen am Frühstückstisch von Erdbeermarmelade. In Wahrheit stehen aber häufig Fruchtaufstriche auf dem Tisch.
Anders als Marmelade oder auch Konfitüre fällt Fruchtaufstrich nicht unter die Konfitürenverordnung. Es gibt entsprechend auch keine speziellen Rechtsvorschriften für Frucht- und Zuckeranteil. Deshalb enthalten Fruchtaufstriche oft weniger Zucker als Marmeladen und Konfitüren.
Was ist die beste Erdbeermarmelade?
Für unseren Test haben wir 25 Erdbeer-Fruchtaufstriche eingekauft. Dabei wählten wir bevorzugt Fruchtaufstriche aus, die neben Erdbeeren keine weiteren Früchte enthielten und kauften jeweils den Aufstrich mit dem höchsten Fruchtgehalt.
Weil im allgemeinen Sprachgebrauch von Erdbeermarmelade die Rede ist, bleiben wir auch im Folgenden bei dieser Bezeichnung. Also: Was ist im Test von Erdbeermarmelade aufgefallen?
Unser größter Kritikpunkt sind Pestizidrückstände. So sind wir in einigen Produkten auf Mehrfachrückstände gestoßen. Zwar gelten die gemessenen Gehalte nicht als akut giftig, aber die Wechselwirkung mehrerer Pestizidspuren ist noch nicht ausreichend erforscht. Eine Studie lieferte jüngst Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und Parkinson.
Wir werten entsprechend ab zwei Spuren ab, für besonders bedenkliche Pestizide gibt es weitere Notenabzüge.
Besonders bedenklicke Pestizide in Erdbeermarmelade
Auch diese hat das von uns beauftragte Labor nachgewiesen. Genau genommen handelt es sich um Cyprodinil, Fludioxonil und ein Abbauprodukt des vermutlich krebserregenden Mittels Captan. Zur Erklärung:
- Das Fungizid Cyprodinil wirkt laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) als endokriner Disruptor. Es kann also unser Hormonsystem beeinflussen. Die gemessenen Werte deuten auf einen aktiven Einsatz auf dem Feld hin.
- Fludioxonil ist von der ESFA ebenso als endokriner Disruptor eingestuft.
Erdbeermarmeladen im Test mit zu viel Zucker
Neben Pestizidrückständen stehen auch hohe Zuckergehalte in der Kritik. Denn in etwa einem Drittel der überprüften Erdbeermarmeladen steckt zu viel Zucker. Und das, obwohl es für Fruchtaufstriche anders als für Marmeladen und Konfitüren keine gesetzlich festgelegten Mindest-Zuckergehalte gibt – sie könnten also deutlich weniger enthalten.
Wir bemängeln Gehalte von mehr als 12,5 Gramm Zucker pro 30-Gramm-Portion. Denn die WHO empfiehlt für Erwachsene höchstens 25 Gramm Zucker am Tag. Isst man also beispielsweise 30 Gramm der kritisierten Produkte im Test, hat man schon mehr als 50 Prozent dieser Tagesempfehlung ausgeschöpft.
Da das Frühstück vermutlich nicht die einzige Zuckerquelle des Tages bleibt, ist die WHO-Empfehlung schnell überschritten.
Bisphenol A (BPA) in Erdbeermarmelade?
Außerdem verteilen wir Minuspunkte, wenn Erdbeermarmeladen einen erhöhten Bisphenol-A-Gehalt (BPA) aufweisen. BPA besitzt eine hormonelle Wirkung für Mensch und Umwelt, ist als reproduktionstoxisch eingestuft und wird unter anderem in Zusammenhang mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko, Übergewicht und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern diskutiert.
Laut EFSA soll BPA außerdem schon in geringen Mengen das Immunsystem beeinträchtigen. Deshalb hat die Behörde auch die am Körpergewicht orientierte Tagesdosis an BPA, die sie noch für gesundheitlich verträglich hält (TDI), stark abgesenkt. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hält den TDI zwar für zu streng, wir orientieren uns aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes aber trotzdem am TDI der EFSA.
In Aufstriche gelangen können Rückstände der Industriechemikalie beispielsweise über eine BPA-haltige Deckelbeschichtung oder durch Kontakt der Rohware mit BPA-haltigen Verpackungsmaterialien während der Ernte.
So schmecken die Erdbeermarmeladen im Test
Bleibt die Frage, wie die Erdbeermarmeladen im Test schmecken? Hier können fast alle Aufstriche überzeugen. Kleinere Mängel betrafen laut der Sensorik-Experten deutliche Kochnoten oder weniger ausgeprägtes Aroma in Geruch und Geschmack. Auch für eine deutlich gelierte Konsistenz, also wenn der Aufstrich zu fest war, und für einen leicht dumpfen Geschmack gab es Notenabzüge.
Und: Woher stammen die Erdbeeren für den Aufstrich? Da die Hersteller auf den Gläsern nicht zwingend angeben müssen, woher die verwendeten Erdbeeren stammen, haben wir nachgefragt und die Herkünfte im ePaper aufgelistet. Die meisten Hersteller beziehen ihre Erdbeeren demnach aus Ägypten, auf Platz zwei liegt Polen. Nur drei geben an, auch oder nur deutsche Früchte für ihre Aufstriche zu verwenden.
Was ist der Unterschied zwischen Erdbeermarmelade und Erdbeerkonfitüre?
Der Unterschied zwischen den Bezeichnungen im Detail:
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Marmelade: Welche Produkte sich Marmelade und Konfitüre nennen dürfen, ist in der Konfitürenverordnung geregelt. Marmelade ist demnach ein Erzeugnis aus Zitrusfrüchten und besteht aus Zitrusfruchtbestandteilen wie dem Fruchtmark oder dem Saft, Wasser und mindestens 55 Prozent Zucker. Für ein Kilogramm Marmelade müssen mindestens 200 Gramm Zitrusfrüchte verwendet werden.
Auf bestimmten lokalen Märkten in Deutschland und Österreich darf der Traditionsbegriff "Marmelade" aber auch für andere Fruchterzeugnisse verwendet werden.
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Konfitüre: Konfitüre ist laut Verordnung eine Zubereitung aus einer oder mehreren Fruchtarten. Ein Kilo Erdbeerkonfitüre muss mindestens 350 Gramm Frucht enthalten; wird sie als "Konfitüre extra" bezeichnet, dann sogar 450 Gramm. Beim Zucker gilt das gleiche wie bei der Marmelade.
- Fruchtaufstrich: Anders als Marmelade und Konfitüre fällt Fruchtaufstrich nicht unter die Konfitürenverordnung. Es gibt entsprechend auch keine speziellen Rechtsvorschriften für Frucht- und Zuckeranteil. Deshalb enthalten Fruchtaufstriche oft weniger Zucker als Konfitüren.
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