- Mit Bestnote schneidet nur eine Packung Küchenrollen im Test ab, 13 weitere sind "gut".
- Wir können nicht jedes Küchenpapier guten Gefühls für den Kontakt mit Lebensmitteln empfehlen.
- Wenn Sie Küchenrolle verwenden, dann am besten aus Altpapier. Achten Sie beim Einkauf auf die Zertifizierung Blauer Engel.
Die Auberginen trocken tupfen. Mal eben das Fett aus der Pfanne aufsaugen. Ups, die Sahne ist auf dem Boden verschüttet? Mit Küchenrolle ist das Malheur schnell behoben. Die Einweghelfer von der Rolle sind aus unserem Haushalt nicht mehr wegzudenken. Doch sie sind Wegwerfprodukte und verschwenden Ressourcen. Wir haben in diesem Test erstmals Küchenrollen bewertet.
Uns interessierte, wie viel Altpapier die Küchenrollen enthalten, wie praxistauglich sie sind und ob sie schädliche Chemikalien abgeben. Ein Ergebnis: Guten Gefühls können wir nicht jedes Küchenkrepp für den Kontakt mit Lebensmitteln empfehlen.
Ein Chlorpropanol in zwölf Küchenrollen im Test
Am Ende reichte es nur bei einer Packung Küchenrollen im Test für ein "sehr gut". 13 Küchenkrepps sind aber immerhin "gut". Auffällig: Ein Produkt fällt aus der Rolle. Der Grund: In diesen Küchenrollen steckt zu viel des Chlorpropanols 3-MCPD. Das ist eine halogenorganische Verbindung, die die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) als "möglicherweise krebserregend für den Menschen" einstuft und die im Tierversuch Nieren und Hoden schädigte.
Das von uns beauftragte Labor fand das Chlorpropanol in insgesamt zwölf der 20 untersuchten Packungen Küchenrollen – jedoch nur einmal in einer Menge, die über dem vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) festgelegten Richtwert liegt.

Küchenpapier und der Kontakt mit Lebensmitteln
Das Problem 3-MCPD ist bekannt. Untersuchungsämter haben deswegen schon häufiger Strohhalme oder Muffinförmchen aus dem Verkehr gezogen. 3-MCPD ist ein Spaltprodukt jener Kunstharze, mit denen die Hersteller Papierprodukte stabilisieren, damit sie sich beim Kontakt mit Wasser nicht umgehend in ihre Bestandteile auflösen.
Das nennt sich Nassverfestigung – und alle Hersteller verwenden dafür die gleichen Substanzen, sogenannte Epichlorhydrinharze. Doch manche tun es offenbar sorgfältiger als andere.
Besteht nun eine akute Gesundheitsgefahr beim Kontakt von Lebensmitteln mit Küchenkrepp, das den BfR-Richtwert überschreitet? Bei den von uns gefundenen Mengen wohl eher nicht. Das BfR rechnet so: Liegen rund zwei Blatt Küchenrolle für 24 Stunden in einem Liter kaltem Wasser, dürfen sich höchstens 12 Mikrogramm 3-MCPD lösen.
"Was technisch vermeidbar ist, sollten Hersteller vermeiden"
Diese 12 Mikrogramm würden dann bei einem 60 Kilo schweren Menschen ein Zehntel des TDI (tolerable tägliche Aufnahmemenge) ausschöpfen. Der Richtwert lässt also noch Luft für andere Quellen, aus denen wir ebenfalls 3-MCPD aufnehmen können. Und: Es ist ungeklärt, wie viel Chlorpropanol tatsächlich bei einem kurzen Kontakt vom Küchenkrepp ins Lebensmittel übergeht.
Andererseits sind zwei Blatt schnell verbraucht, und wir meinen: Was technisch vermeidbar ist, sollten Hersteller auch vermeiden.
Neben diesem Chlorpropanol können noch weitere halogenorganische Verbindungen in den Küchenkrepps stecken. Sie können beispielsweise aus der Chlorbleiche oder aus dem eingesetzten Altpapier ins Küchenkrepp gelangen. Um welche Verbindungen es sich genau handelt, lässt sich mit der eingesetzten Untersuchungsmethode nicht bestimmen. Viele halogenorganische Verbindungen gelten als allergisierend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.

Mehrheit der Küchenpapiere überzeugt im Praxistest
In die Gesamtnote der Küchenrollen fließt auch ihre Praxistauglichkeit ein. Ein Labor hat für uns getestet, wie saugfähig die Tücher sind und wie reißfest jeweils in nassem und trockenem Zustand. Hier zeigte sich, dass alle Rollen solide arbeiten – die meisten bestehen in der Praxis mit "gut".
Kommen wir nun zur Umwelt: Küchenrolle wird bei Weitem nicht nur im Lebensmittelkontakt eingesetzt, sondern vermutlich sehr viel häufiger als Wischlappen. Die Einweg-Tücher sind aber nicht recycelbar und deshalb für den Papierkreislauf ein für allemal verloren – unter anderem wegen der eingesetzten Kunstharze.
Wir finden: Wenn schon Saubermachen mit Einwegtüchern, dann wenigstens mit solchen aus Altpapier. Darum haben wir bevorzugt Recycling-Küchenrollen eingekauft, wenn die Marke sie anbietet. Neun Küchenkrepps sind aus Frischholz hergestellt: Das quittieren wir mit zwei Noten Abzug.
Küchenrolle aus Altpapier ist umweltfreundlicher
Tatsächlich ist weniger als jede zehnte Küchenrolle in Deutschland aus Altpapier hergestellt. Das ist ein Jammer. Denn ist der Zellstoff erst zum Küchenkrepp geworden, kann es nie wieder recycelt werden. Dabei könnte man aus altem Papier theoretisch über 25 Mal wieder neues Papier herstellen, besagt eine Studie der TU Darmstadt.
Die Herstellung von Recyclingpapier hat viele Vorteile für die Umwelt: Der wichtigste ist, dass weniger Bäume gefällt werden müssten. Laut WWF fällt fast jeder zweite Baum für die Papierindustrie. Doch unsere Wälder sind nicht nur komplexe Lebensräume. Sie speichern weltweit 662 Milliarden Tonnen CO2 und drosseln damit die Klimaerwärmung.

Wasser und Energie sparen mit Recycling-Küchenpapier
Außerdem: Die Herstellung von Recyclingpapier verbraucht nur die Hälfte an Energie im Vergleich zum Aufbereiten frischen Holzes zu Zellstoff. Und weniger als ein Drittel der Wassermenge. Hinzu kommt, dass Altpapier meist aus lokalen Kreisläufen stammt, also der Rohstoff dafür in Deutschland oder angrenzenden Staaten gesammelt wird.
Da hat der Zellstoff für manche Primärfaserprodukte unseres Tests sehr viel weitere Wege zurückgelegt: Wir haben Eukalyptus aus Uruguay oder Brasilien dabei und Nadelhölzer, die in Skandinavien oder Osteuropa gewachsen sind. Ein Rohstoff im Test stammt sogar aus China: der als nachhaltig beworbene Bambus.
Übrigens: Bei einem Malheur in der Küche muss der Griff zum Küchenpapier nicht immer sein. Öfter mal an den guten alten Putzlappen denken.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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