- Im Test: 20 Nachtcremes, darunter zehn zertifizierte Naturkosmetikprodukte. Eingekauft haben wir die Produkte zu Preisen zwischen 1,95 und 58,17 Euro pro 50 Milliliter.
- Die Hälfte der Nachtcremes schneidet mit Bestnote ab.
- Kritik gibt es vor allem für Chlorhexidindigluconat, PEG-Verbindungen, Salicylsäure und Kunststoffe in den Rezepturen.
Vor dem Schlafengehen noch eine Nachtcreme auftragen? Das machen laut einer Erhebung des Marktforschungsinstituts IfD Allensbach fast 17 Millionen Frauen in Deutschland. Fragt man die Hersteller der Cremes, dann sind sie anders als Tagescremes reichhaltiger formuliert – enthalten also höhere Anteile an Ölen und Fetten. Aber braucht die Haut überhaupt nachts eine andere Pflege? Die Antwortet lautet: Ja.
Wie sinnvoll ist eine Nachtcreme?
Tagsüber setzen wir uns der Sonne und anderen Umwelteinflüssen aus. Entsprechend braucht die Haut am Tag vor allem Feuchtigkeit und einen UV-Schutz. "Nachts regenerieren sich Körper und Haut durch den Einfluss von Melatonin. Die Hautzellen teilen sich schneller, und die Haut repariert Schäden vom Tag", erklärt die Münchner Dermatologin Dr. Marion Moers-Carpi.
"Während die Haut am Tag Feuchtigkeit verliert, nimmt sie nachts mehr Nährstoffe auf, und auch die Entgiftung wird gefördert." Die Haut kümmert sich also vor allem um Zellregeneration und Kollagenproduktion.
Was braucht die Haut nachts wirklich?
Bei der Pflegeroutine am Abend sei besonders wichtig, das Gesicht zunächst gut zu reinigen. "Wenn Schmutz oder Staub auf der Haut liegt, kommt keine Pflege in die Haut", sagt die Dermatologin.
Bei der Wahl der richtigen Pflege komme es dann auf den Hauttyp an. "Während für ältere, feuchtigkeitsärmere oder trockene Haut eher eine fettreichere Pflege sinnvoll ist, benötigt junge Haut eine hydratisierende Pflegecreme." Grundsätzlich empfehlenswert für die Nacht seien leichte Cremes mit Stoffen wie Hyaluronsäure oder bei trockener Haut mit Urea.
Zu viel Fett sollte es nachts übrigens nicht sein: "In der Praxis sehe ich häufig eine periorale Dermatitis. Das ist eine Erkrankung, bei der meistens Frauen zu viel Creme auftragen, wodurch es zu Entzündungen der Haut kommt", sagt Hautärztin Dr. Marion Moers-Carpi. "Um das zu verhindern ist es wichtig, keine reichhaltigen, ölreichen Substanzen, sondern eher hydratisierende, wasserbasierende Cremes zu benutzen."
Nivea, Lavera & Co.: Nachtcremes im Test
Es ist also sinnvoll, eine Nachtcreme aufzutragen, weil die Haut nachts mehr Nährstoffe aufnimmt. Nun ist die Auswahl in den Verkaufsregalen groß. Stellt sich die Frage: Sind die Produkte auch frei von bedenklichen Stoffen? Um das herauszufinden, haben wir 20 Produkte eingekauft und im Labor analysieren lassen.
Das Ergebnis: Die Hälfte der Nachtcremes im Test können wir mit Bestnote empfehlen. Positiv fällt auf, dass sich darunter auch günstige Produkte befinden, die für 1,95 Euro pro 50 Milliliter zu haben sind. Wir sind jedoch auch auf Inhaltsstoffe gestoßen, die die Hersteller aus unserer Sicht besser aus den Rezepturen streichen sollten.
Bedenkliche Stoffe in Nachtcremes im Test
Konkret kritisieren wir in unserem Nachtcreme-Test folgende Stoffe:
- Chlorhexidindigluconat: Der Konservierungsstoff kann Allergien auslösen.
- PEG-Verbindungen: Sie können in Cremes als Emulgatoren dienen, in dem sie Wasser und Öl miteinander verbinden. Etliche dieser Verbindungen können jedoch auch die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. Das muss nicht sein, vor allem in Kosmetikprodukten, die wie Nachtcremes auf der Haut verbleiben und nicht abgewaschen werden.
- Salicylsäure: Die Substanz kommt wegen ihrer hornlösenden Eigenschaften oft in Produkten gegen unreine Haut oder in Anti-Schuppen-Shampoos zum Einsatz. Die Säure ist in der EU allerdings als reproduktionstoxisch eingestuft und kann laut dem wissenschaftlichen Ausschuss der EU-Kommission für Verbrauchersicherheit (SCCS) Augenreizungen verursachen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft Salicylsäure außerdem wegen des Verdachts, hormonell wirksam zu sein.
Kunststoffe sind verzichtbar
Darüber hinaus bemängeln wir es, wenn Nachtcremes Kunststoffverbindungen enthalten. Sie können schließlich schwer abbaubar sein und das Abwasser unnötig belasten. Auch wenn die Kläranlage sie erfolgreich herausfiltert, gelangen sie möglicherweise mit dem Klärschlamm in die Umwelt. Immerhin: Der Großteil der Nachtcremes im Test zeigt, dass es auch ohne Kunststoffe geht.
Nachtcremes im Test oft nicht ökologisch verpackt
Kritik üben wir auch aus Umweltgründen: Nur fünf Nachtcreme-Hersteller haben uns nachgewiesen, dass sie für ihre Plastiktiegel oder -tuben mehr als 30 Prozent Plastik aus Verbraucherabfällen (Rezyklat) einsetzen.
Der Rest machte entweder keine Angabe dazu, legte keine ausreichenden Nachweise vor oder teilte uns mit, gar keinen recycelten Kunststoff einzusetzen. Wir sind der Meinung, Hersteller sollten möglichst wenig neuen Kunststoff für ihre Verpackungen verwenden, und werten entsprechend ab.
Ebenfalls eine Note Abzug gibt es für Produkte, die in Plastiktiegeln oder -tuben verpackt sind und zusätzlich noch in einem Pappkarton. Das betrifft 11 von 20 Nachtcremes im Test. Aus unserer Sicht ist das unnötig und verursacht nur noch mehr Verpackungsmüll.
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