Maultaschen im Test: Mit den meisten landen Pestizide auf dem Teller

Magazin November 2025: Leinöl | Autor: Lisa-Marie Karl/Michelle Sensel/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 30.10.2025

Maultaschen im Test: Wir haben zwölf Produkte getestet.
Foto: ÖKO-TEST

Maultaschen sind nicht nur bei den Schwaben beliebt. Nach unserem Test können wir jedoch nur wenige Produkte mit Fleischfüllung empfehlen. Pestizidspuren, zu viel Salz und Haltungsformen, die unserer Ansicht nach nicht artgerecht sind, verderben den Appetit. Nur drei Marken sind "gut".  

  • Im Test: zehn gekühlte und zwei tiefgekühlte Maultaschen mit Fleischfüllung. Vier Produkte tragen eine Bio-Zertifizierung. Pro 250 Gramm zahlten wir zwischen 1,24 und 6,27 Euro.
  • Nur drei Produkte schneiden mit der Note "gut" ab. Sechs Maultaschen fallen durch den Test.
  • Kritik gibt es für zu hohe Salzgehalte und Rückstände von Pestiziden, darunter auch von besonders bedenklichen Spritzgiften.
  • Minuspunkte verteilen wir außerdem für Fleisch aus Haltungsform 1 und Eier aus Bodenhaltung – fehlende Angaben dazu auf den Verpackungen werten wir ebenfalls ab.

Ein schwäbischer Mönch stand einmal vor einem Dilemma: In der Fastenzeit war Fleisch eigentlich tabu – "verkomme lasse" wollte er es aber auch nicht. Um es vor den Augen Gottes zu verbergen, versteckte er es gemeinsam mit Gemüse in Nudeltaschen und servierte es seinen Brüdern im Kloster Maulbrunn als Fastenspeise – so soll zumindest einer gern erzählten schwäbischen Legende nach das "Herrgottsb’scheißerle" entstanden sein, im Rest von Deutschland besser bekannt als Maultasche.

Heute gibt es das schwäbische Nationalgericht gefüllt und vorgekocht deutschlandweit aus dem Kühl- und Tiefkühlregal. Was versteckt sich außer Fleisch und Gemüse noch in den Maultaschen?

Bürger, Rewe & Co.: Maultaschen im Test

Um das herauszufinden, haben wir zwölf Maultaschen eingekauft und im Labor untersuchen lassen. Das Ergebnis: Nur drei Produkte können wir mit der Note "gut" empfehlen. Die Hälfte der Maultaschen im Test bewerten wir mit "ungenügend" oder "mangelhaft". 

Fertige Maultaschen aus dem Handel sind schnell zubereitet. Aber welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben zwölfmal Maultaschen getestet.
Fertige Maultaschen aus dem Handel sind schnell zubereitet. Aber welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben zwölfmal Maultaschen getestet. (Foto: Sergii Koval/Shutterstock)

In vielen Maultaschen stecken Pestizidrückstände

Ein großer Kritikpunkt sind Pestizidspuren. Diese hat das von uns beauftragte in den meisten Maultaschen im Test gefunden. Auch wenn die gemessenen Gehalte nicht als akut giftig gelten, ist die Wechselwirkung mehrerer Spritzmittelspuren noch nicht ausreichend erforscht.

Eine Studie stellte beispielsweise kürzlich einen Zusammenhang zwischen Mehrfachrückständen und Parkinson-Erkrankungen fest. Wir werten daher ab zwei Spuren ab.

Maultaschen im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen!

Labor stößt auf besonders bedenkliche Pestizide

Für Pestizide, die wir als besonders bedenklich einordnen, gibt es weitere Notenabzüge. So haben die Laborexperten Spuren von Glyphosat und Lambda-Cyhalothrin nachgewiesen.

Der Unkrautvernichter Glyphosat fördert nachweislich den Verlust von Biodiversität, und auch der Verdacht auf eine krebserregende Wirkung ist noch nicht abschließend ausgeräumt. So schätzt die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) den Wirkstoff als wahrscheinlich krebserregend ein, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) wiederum nicht.

Das Insektizid Lambda-Cyhalothrin stufen wir als besonders bedenklich ein, weil es giftig für Säugetiere, Wasserorganismen und Bienen ist.   

Kritik an salzigen Maultaschen

Kritisch sehen wir es außerdem, wenn Maultaschen zu salzig sind. Salz kann bei empfindlichen Menschen den Blutdruck erhöhen.

Wir orientieren uns bei unserer Bewertung an den finnischen Kennzeichnungsvorgaben. Je nach Produktart müssen Lebensmittel dort ab bestimmten Salzgehalten Warnhinweise tragen – bei Fertig- und Halbfertiggerichten über 1,1 Prozent. Da wir Maultaschen zu dieser Produktart zählen, werten wir mehr als 1,1 Gramm Salz pro 100 Gramm ab. 

Wir werten es zudem ab, wenn ein Hersteller Diphosphate als Stabilisatoren einsetzt. Denn eine zu hohe Phosphataufnahme kann den Nieren schaden. 

"Erhöhte" Keimzahl in Maultaschen nachgewiesen

Und damit nicht genug: In vereinzelten Fällen hat das Labor am Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums eine Gesamtkeimzahl gemessen, die wir als "erhöht" einordnen.

Das kann zum Beispiel ein Anzeichen für mangelnde Hygiene in der Produktion oder ein Hinweis dafür sein, dass das Produkt langsam beginnt, zu verderben. Ein Problem für die Gesundheit muss eine erhöhte Gesamtkeimzahl nicht gleich sein: Krank machende Keime wie E.coli-Bakterien, Listerien oder Salmonellen waren in keinem Produkt nachweisbar.

Fleisch stammt meist aus Haltungsstufe 1

Wenn Hersteller Fleisch und Eier für ihre Maultaschen verwenden, dann ist es unserer Ansicht nach das Mindeste, dass sie dafür sorgen, dass die Tiere artgerecht gehalten wurden – und die Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Verpackung über die Haltungsform informiert werden.

Auch wenn die Angabe auf der Verpackung bei den Maultaschen nicht gesetzlich vorgeschrieben ist, bemängeln wir es, wenn sie fehlt. Auf Nachfrage teilten uns die meisten Hersteller mit, dass die Schweine im oder unter anderem im Stall gehalten wurden, was der niedrigsten Haltungsstufe 1 und damit der gesetzlichen Mindestanforderung an Schweinehaltung entspricht.

Nicht einmal ein Quadratmeter Platz zum Leben steht einem Schwein laut dieser Mindestanforderung zu – im geschlossenen Stall, ohne Tageslicht und Frischluft

Eier aus Bodenhaltung: Das geht besser 

Was die Eier angeht, geben die Hersteller fünf konventioneller Produkte Bodenhaltung auf der Verpackung an. Das ist zwar transparent für die Verbraucherinnen und Verbraucher; den Hennen hilft das aber nicht. Denn Bodenhaltung bedeutet für sie meist ein Leben auf extrem kleinem Raum, ohne Freilauf und nennenswertes Tageslicht.

Für den Einsatz von Eiern aus Bodenhaltung verteilen wir Minuspunkte. Auf Nachfrage teilten uns auch die restlichen Hersteller der konventionellen Maultaschen mit, dass die Hennen in Bodenhaltung gehalten wurden.   

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben aus der Kühlung zehn Maultaschen mit Fleischfüllung in (Bio-)Supermärkten, Discountern und online eingekauft, sowie bei den Direktvertreibern Bofrost und Eismann zwei Tiefkühlprodukte. Vier Maultaschen tragen eine Bio-Zertifizierung. Auf 250 Gramm gerechnet zahlten wir zwischen 1,24 und 6,27 Euro.

Ein Labor untersuchte die Produkte auf Pestizidrückstände inkl. Glyphosat und Chlormequat/Mepiquat sowie auf Cadmium und Mineralölbestandteile. Zudem erfolgte eine mikrobiologische Untersuchung auf pathogene Keime wie Enterobakterien, E. coli, Bacillus cereus, Staphylokokken, Liste­rien sowie Salmonellen und eine Bestimmung der aeroben Gesamtkeimzahl.

Um zu überprüfen, ob der deklarierte Salzgehalt stimmt, ließen wir den Salzgehalt im La­bor bestimmen. Da einige Anbieter die Anteile an Teigmantel und Füllung in der Zutatenliste angaben, ließen wir diese überprüfen. Auch den Anteil an Trockenmasse in den Teigmänteln ließen wir analysieren, da ein Anteil von mindes­tens 23 Prozent Teil der Spezifikation für die geschützte geografi­sche Angabe "Schwäbische Maultaschen" ist.

Da alle Maultaschen im Test Fleisch und Eier enthalten, erfassten und be­werteten wir die Haltungsformen und fragten bei den Herstellern nach, wenn diese nicht auf den Verpackungen standen. Die Zuta­tenlisten schauten wir uns hinsichtlich kritischer Zusatzstoffe wie Aromen oder Phosphate an. Die Verpackungen überprüften wir auf Werbung mit Selbstverständlichkeiten und unzureichend er­klärte Umweltauslobungen. War ein Nutri-Score deklariert, rechneten wir diesen nach und fragten fehlende Angaben bei den Herstellern nach.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Bei Richt- und Orientierungswerten sowie Verarbeitungsfaktoren handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; b) ein bis zwei besonders bedenkliche Pestizide in gemessenen Gehalten von mehr als 0,010 mg/kg. Dabei orientieren wir uns an der Liste der hochgefährlichen Pestizide des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN), Stand: 12/2024, insbesondere der in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als sehr bienentoxisch oder sehr bioakkummulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten genannten Stoffe, sowie an wissenschaftlichen Erkenntnissen, Einstufungen von Pestiziden in der EU-Datenbank oder CLP-Verordnung als kanzerogen oder reproduktionstoxisch (hier: Glyphosat, Lambda-Cyhalothrin); c) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,1 Gramm pro 100 Gramm, wenn der deklarierte Salzgehalt dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden entspricht. 1,1 Gramm pro 100 Gramm entsprechen dem Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von Fertig- und Halbfertiggerichten in Finnland; d) ein gemessener Salzgehalt von mehr als 1,1 Gramm pro 100 Gramm, wenn der deklarierte Salzgehalt nicht dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden entspricht, Annahme analog oben; e) eine gemessene aerobe Gesamtkeimzahl von mehr als 1 × 106 KBE/g (in Tabelle: "erhöhte Gesamtkeimzahl"). Dieser Wert entspricht einer Überschreitung des Richtwerts der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) für feuchte, verpackte, gefüllte und ungefüllte Teigwaren; e) Phosphate.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: die Verwendung von Schweinefleisch aus Stallhaltung (Haltungsstufe 1) (in Tabelle: "Stall"). Zur Abwertung um zwei Noten führt: die Verwendung von Eiern aus Bodenhaltung. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) fehlende Deklaration zur Haltungsform der Hühner und/oder Schweine auf der Verpackung; b) eine Abweichung des deklarierten Salzgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ± 20 Prozent bei deklarierten Salzgehalten von 1,25 Gramm pro 100 Gramm und mehr oder eine Abweichung von mehr als ± 0,375 Gramm bei deklarierten Salzgehalten von weniger als 1,25 Gramm pro 100 Gramm. Diese Bewertung basiert auf dem EU-Leitfaden für Toleranzen zur Nährwertdeklaration für zuständige Behörden.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122:2024-04 mod.; die Modifikation betrifft die Epoxidierung und eine zusätzliche Aufreinigung; Messung mittels LC-GC/FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.
Pestizid-Screening: nach ASU L 00.00-34 : 2010-09 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Glyphosat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Chlormequat/Mepiquat: nach ASU L 00.00-76:2008-12 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Präparation: gravimetrisch, Trennung in Teigmantel und Füllung.
Trockenmasse: gravimetrisches Verfahren, Bestimmung im Teigmantel nach Präparation.
Cadmium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung mit ICP-MS nach DIN EN 15763:2010-04 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).
Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2022-05.
Enterobacteriaceen: nach ASU L 00.00-133/2:2019-12.
Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/1:2021-03.
Präsumtive Bacillus cereus: nach ASU L 00.00-33:2021.03 (Oberflächenverfahren).
Koagulase-positive Staphylokokken: nach ASU L 00.00-55:2024-08.
Listeria monocytogenes: nach ASU L 00.00-22:2018-03 (Oberflächenverfahren).
Salmonellen: nach ASU L 00.00-20:2021-07.

Einkauf der Testprodukte: Juni bis Juli 2025

Tests und deren Ergebnisse sind urheber- und leistungsschutzrechtlich geschützt. Sie dürfen ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in keiner Form (elektronisch) vervielfältigt, verbreitet, verwertet, öffentlich wiedergegeben oder zugänglich gemacht oder in Datenbanken aufgenommen sowie auf elektronischen Datenträgern gespeichert werden. Der Verlag behält sich die Nutzung der Beiträge iSv § 44b UrhG vor.