- Wir haben zwölf Falafel-Produkte getestet, davon tragen sechs ein Bio-Siegel. Die Falafeln sind im Werk bereits vorgebraten, -frittiert oder -gegart worden.
- Empfehlenswert sind nur vier Falafel-Produkte. Sie enthalten keine Pestizide und können geschmacklich überzeugen.
- Viele Produkte enthalten Glyphosatrückstände. Außerdem in der Kritik: Zu hohe Salzgehalte und Mineralölbestandteile.
Aktualisiert am 17.10.2025 | Ein Fladenbrot, gefüllt mit knusprigen Falafel-Bällchen, Gemüse und Hummus: Dieser orientalische Imbiss-Klassiker hat sich als vegane Alternative nicht nur in Dönerbuden etabliert, sondern auch in den Kühltheken von Supermärkten breit gemacht. Falafel sind eigentlich schnelles Essen im allerbesten Sinn: Denn wegen ihres hohen Anteils an Kichererbsen gelten sie als gesund.
Überzeugen Falafeln aus dem Bio- und Supermarkt?
Das jedenfalls hätten wir mit diesem Test gerne verkündet. Doch nachdem wir die Laborberichte gelesen haben, muss unser Lob ein kleines bisschen leiser ausfallen. Zwölf verschiedene Marken von vorfrittierten oder vorgegarten Falafelbällchen hatten wir in Super- und Bio-Märkten eingekauft.
Empfehlen können wir am Ende nur vier Fabrikate. Auf der anderen Seite fallen zwei Produkte glatt durch.
Viele Falafeln im Test enthalten Glyphosatspuren
Aber warum enttäuschen so viele Produkte? In fast allen Falafeln, bei denen die Zutaten aus konventionellem Anbau stammen, hat das Labor den Unkrautvernichter Glyphosat nachgewiesen. Dass Glyphosat im Kichererbsen-Anbau eine Rolle spielt, wissen wir aus vergangenen Tests der Hülsenfrüchte. Allerdings können wir bei den Falafeln nicht genau sagen, ob das Spritzmittel nur aus den Kichererbsen oder auch aus einer der anderen Zutaten kommt. Denn Falafeln enthalten häufig auch Gemüse, Zwiebeln und Gewürze, die auch Glyphosat enthalten können.
Wir bewerten Glyphosat als besonders bedenklich. Denn das umstrittene Totalherbizid, dessen Zulassung die EU Anfang 2024 für weitere zehn Jahre verlängert hat, macht auf den Feldern sämtliches Grün platt, es gefährdet die biologische Vielfalt und den Lebensraum von Insekten und Vögeln.
Ob Glyphosat krebserregend ist oder nicht – das ist noch immer umstritten: Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) hält es für wahrscheinlich, die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) nicht.
Mehrfachrückstände von Pestiziden in der Kritik
Glyphosat ist aber nicht das einzige Pestizid in den Falafeln. In fünf Produkten wies das Labor noch mindestens ein anderes Spritzmittel nach. Die höchste Mehrfach-Belastung zählten wir in einem Produkt mit vier Pestizidspuren.
Dieses Nebeneinander an Spritzmitteln sehen wir selbst bei Spurengehalten kritisch, denn mögliche Wechselwirkungen sind in unseren Augen noch nicht genug erforscht. Eine Studie der Harvard-Universität von 2023 deutet auf einen Zusammenhang zwischen Pestizid-Mehrfachrückständen und der Parkinson-Erkrankung hin.
Im Test sind fast alle Falafeln zu salzig
Außerdem auffällig: Fast alle Falafeln enthalten aus unserer Sicht zu viel Salz. Ein zu hoher Salzkonsum erhöht auf Dauer das Risiko für Bluthochdruck und seine Folgeerkrankungen. In Finnland müssen Fertig- und Halbfertiggerichte mit einem Salzgehalt über 1,1 Gramm pro 100 Gramm einen Warnhinweis tragen.
Diese Marke hält nur ein Falafel-Produkt ganz knapp ein, es gelangt so aufs Siegertreppchen. Die restlichen Produkte liegen drüber, der höchste Salzgehalt im Test lag bei 1,6 Gramm.
Ein Blick auf die Zutatenlisten zeigt zudem, dass die Hersteller das traditionelle Falafelrezept ziemlich frei variieren: Mit dabei sind neben Kichererbsen in sehr unterschiedlichen Anteilen durchweg Zwiebeln, Kräuter und Gewürze sowie wahlweise Reis, Sojabohnen, Weizenmehl, Maisstärke oder Gemüse; bei einigen Herstellern noch Zusatzstoffe wie Verdicker, Säuerungsmittel oder Konservierungsstoffe.
Mineralölbestandteile im Labor entdeckt
Was ist außerdem aufgefallen? Im schlechtestes Bio-Produkt im Test hat das Labor einen aus unserer Sicht "erhöhten" Gehalt an gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffen (MOSH) nachgewiesen. Diese Stoffe können sich im Körper anreichern. Dort stellen sie die wohl größte Verunreinigung dar.
Welche Folgen das hat, ist bisher noch unklar. Immerhin schaffen es alle anderen Falafeln frei von Mineralölbestandteilen zu sein. Das hat uns bei so intensiv verarbeiteten Industrieprodukten positiv überrascht.
Können die Falafeln im Test geschmacklich überzeugen?
Um bei den versöhnlichen Nachrichten zu bleiben: In keinen Kichererbsenbällchen waren Acrylamid oder der Fettschadstoff 3-MCPD ein Thema. Diese krebsverdächtigen Stoffe, die beim Frittieren und Braten entstehen können, lagen durchweg im niedrigeren Spurenbereich oder bei null.
Und lecker schmeckten die Falafeln im Test übrigens alle. Bei der Verkostung überzeugten die meisten mit "sehr gut".
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 1/2025 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch für 2026 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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