Kinderreisebetten im Test: Welche Modelle sind am besten?

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2014 | Autor: Christine Throl | Kategorie: Kinder und Familie | 10.01.2014

Welche Kinderreisebetten im Test überzeugen?
Foto: Ivolodina/Shutterstock

Kinderreisebetten sind praktisch für den Urlaub oder den Verwandtenbesuch. Wir haben uns im Test über Schadstoffe, unleserliche Bedienungsanleitungen und teilweise sehr unsichere Konstruktionen geärgert.

Aktualisiert am 10.01.2014 | Schlafen ist die Hauptbeschäftigung von Babys und Kleinkindern – auf 13 bis 16 Stunden pro Tag kommen sie. Daher ist auch unterwegs die Schlafstatt keine Nebensache. Da bietet sich die Investition in ein Reisebett an.

Für den Transport lässt sich das meist zwischen acht und zehn Kilo schwere mobile Bett, das mit einer Faltmatratze in einer Transporttasche verstaut wird, zumindest bei der Reise mit dem Auto gut mitnehmen. Wir haben sechs Reisekinderbetten umfassend auf Inhaltsstoffe prüfen lassen und auch einen großen Praxistest gemacht.

Kinderreisebetten im Test: Das Fazit

Im Praxistest nicht überragend, mit Schadstoffen belastet: Die besten Modelle gehen mit der Note "gut" und "befriedigend" aus dem Test. Zwei Kinderreisebetten schneiden trotz "guter" Praxiseigenschaften aufgrund der Belastung mit Problemstoffen nur mit "mangelhaft" ab.

Wie gut lassen sich die Kinderreisebetten aufbauen?

Aufbau und Abbau sind nichts für schwache Nerven. So richtig leicht aufzubauen ist nur ein Reisezelt – es entfaltet sich selbstständig innerhalb von Sekunden. Zudem ist es einfach wieder zusammengefaltet und in der Transporttasche verstaut.

Die meisten Modelle können aber selbst technikversierte Menschen nicht intuitiv aufbauen – ein gewisser Lernprozess gehört dazu. Die Tester prüften den jeweiligen Faltmechanismus, nachdem sie die Bedienungsanleitung durchgelesen hatten. Ein Modell ließ sich noch vergleichsweise einfach aufbauen. Bei allen anderen Modellen gestaltete sich entweder der Auf- und/oder Abbau etwas aufwendig bis aufwendig.

Bei einem Reisebett können Kinder im Stand leicht mit ihren Füßen zwischen Matratze und Rohrkonstruktion geraten.

Kritik an schlechter Sicht und harten Matratzen

Ein Produkt sieht nicht aus wie ein klassisches Bettchen, sondern ist eine Art Minizelt, in das das Baby hineingelegt wird. Die Tester bewerteten das Hineinlegen und Herausnehmen des Kindes als nur befriedigend: Durch die seitlichen Öffnungen kann das Kind nicht von oben ins Bett gelegt werden. Zudem lässt das Minizelt nur eine schlechte Sicht aufs Kind zu – für einen kontrollierenden Blick müssen Eltern nahe herantreten. Eine bessere Sicht durch die Netzwände der Betten war bei zwei anderen Modellen möglich.

Die mitgelieferten Matratzen haben nur eine dünne Polsterung und wurde von den Praxistestern daher als hart eingestuft. Dadurch sind die das Bett stabilisierenden Segmente teilweise deutlich spürbar. Die Polsterung ist daher meist nur befriedigend bis mangelhaft.

Schadstoffe in Kinderreisebetten im Test

In einem Modell stecken die giftigen zinnorganischen Verbindungen Dioktylzinn (DOT) und Dibutylzinn (DBT). In den Klettverschlüssen von drei anderen Produkten wurde im Labor das allergisierende Farbmittel Dispers Orange 37/76 gefunden.

Aus drei Modellen löste sich Antimon, das Haut und Schleimhäute reizen kann. In zwei Produkten stecken krebsverdächtige polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK).

Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch Kleinkinder für 2013 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2014 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Der Einkauf: Wir haben sechs Reisekinderbetten zwischen knapp 30 Euro und 150 Euro eingekauft: acht in herkömmlicher Bauweise und ein zeltförmiges Modell mit flexiblem Kunststoffgestänge. Durch ihre Konstruktion unterscheiden sich die Modelle in der Packform und im Gewicht: Das leichteste Modell wiegt rund drei Kilogramm, die meisten Bettchen zwischen acht und zehn Kilogramm. Das Gewebe der Testmodelle besteht überwiegend aus Polyestermaterial.

Die Inhaltsstoffe: Alle Textilgewebe wurden in einem umfangreichen Materialscreening auf mehr als 60 Substanzen wie Weichmacher und Flammenhemmer geprüft sowie auf Ausrüstungschemikalien und Produktionsrückstände wie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe und problematische zinnorganische Verbindungen analysiert. Auch ließen wir nach verbotenen und allergisierenden Farbbestandteilen fahnden. Lösen sich Farben aus dem Textilgewebe, wenn Babys daran nuckeln oder sich festklammern? Ein Test auf Speichel- und Schweißechtheit der Textilanteile beantwortete diese Frage. Alle Textil-, Plastik- und Metallteile wurden zudem auf problematische Schwermetalle und chlorierte Kunststoffe untersucht.

Die Praxisprüfung: Für die Praxisprüfung nahmen sich die Tester zuerst die Gebrauchsanweisung vor. Wird das Auf- und Abbauen der Modelle mithilfe deutlicher Abbildungen und Erklärungen dargestellt, ist die Schrift groß genug und sind Warnhinweise zum Umgang mit dem Bett entsprechend der Norm EN 716 gegeben? Dann machten sich die Prüfer daran, die Betten auf- und wieder abzubauen, beurteilten, wie gut sich das Kind hineinlegen lässt und wie gut es von außen sichtbar ist. Ein Prüfpunkt war auch das Verschieben der Betten im Raum und die Qualität der Polsterung. Ebenso wurde getestet, ob es Quetschstellen gibt, die eine Fingerfalle für Erwachsene beim Auf- und Abbau sein könnten oder etwa fürs Kind. Uns interessierte zudem, wie trittsicher die Matratzen waren.

Die Bewertung: Wir haben das Testergebnis Inhaltsstoffe und das Testergebnis Praxisprüfung zu gleichen Anteilen in das Gesamturteil einfließen lassen. Einerseits sollte ein Baby- und Kleinkinderartikel frei von Problemstoffen sein. Zum anderen sollten die Modelle in der Praxis bestehen, sich nicht nur leicht auf- und abbauen lassen, sondern auch sicher sein. Ein Modell, das aufgrund von Problemstoffen nur ein "ungenügendes" Testergebnis Inhaltsstoffe erreichte, konnte allerdings insgesamt nicht besser als "mangelhaft" sein.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein Gehalt von mehr 1.000 μg/kg Dioktylzinn und/oder Dioktylzinn und Dibutylzinn in der Summe. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) mehr als 100 μg/kg einer oder mehrerer PAK-Einzelverbindungen, soweit sie sich nicht auf mehr als 1.000 μg/kg addieren; b) allergisierende Dispersionsfarbstoffe (Dispers- Orange 37/76); c) ein Gehalt von mehr als 1.000 mg/kg phosphororganischen Verbindungen; d) ein Gehalt von mehr als 100 bis 1.000 μg/kg DBT, sofern nicht bereits ein Gehalt von mehr als 1.000 μg/kg DOT abgewertet wurde.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) halogenorganische Verbindungen; b) mehr als 1.000 mg/kg Antimon; c) mehr als 1 mg/kg lösliches Antimon; d) optische Aufheller mit Hautkontakt; e) chlorierte Verbindungen; f) mehr als 1.000 mg/kg des Ersatzweichmachers DEHT (Diethylhexylterephthalat).

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: In das Testergebnis Praxisprüfung gehen das Teilergebnis Gebrauchsanweisung zu 20 Prozent, das Teilergebnis Handhabung/Ergonomie zu 40 Prozent und das Teilergebnis Trittsicherheit zu 40 Prozent ein. Bei einem fehlenden Teilergebnis Trittsicherheit beruht das Testergebnis Praxisprüfung auf den Teilergebnissen Gebrauchsanweisung und Handhabung/Ergonomie. Bei einem Teilergebnis Trittsicherheit "mangelhaft", kann das Testergebnis Praxisprüfung nicht besser als "mangelhaft" sein. Die Ergebnisse sind kaufmännisch gerundet.

Teilergebnis Gebrauchsanweisung: Note 1,0 = sehr gut, Note 2,0 = gut, Note 3,0 = befriedigend. In das Teilergebnis Handhabung/Ergonomie gehen die Alterseignung zu 10 Prozent, die Durchschnittsnote für Aufbau und Abbau zu 30 Prozent, das Hineinlegen und Herausnehmen des Kindes zu 15 Prozent, die optische Kontrolle des Kindes zu 20 Prozent, das Verschieben des Bettes zu 5 Prozent und die Polsterung zu 20 Prozent ein. Alterseignung: Note 2,0 = ermittelte Alterseignung weicht um 9 Monate und mehr von der Altersangabe des Herstellers ab. Eine Angabe von max. 85 cm entspricht dem 95. Perzentil für 18 Monate alte Kinder und von max. 15 kg entspricht dem 95. Perzentil für 27 Monate alte Kinder. Aufbau/Abbau: Note 1,0 = sehr einfach, Note 2,0 = einfach, Note 3,0 = etwas aufwendig, Note 4,0 = aufwendig. Hineinlegen und Herausnehmen des Kindes ins Bett: Note 1,0 = sehr gut, Note 2,0 = gut, Note 3,0 = befriedigend. Optische Kontrolle des Kindes im Bett: Note 1,0 = gut sichtbar, Note 2,0 = etwas schlecht sichtbar, Note 3,0 = schlecht sichtbar. Verschieben des Betts im Raum: Note 2,0 = einfach, Note 3,0 = etwas aufwendig, Note 4,0 = aufwendig. Polsterung: Note 2,0 = gut, Note 3,0 = befriedigend, Note 4,0 = ausreichend, Note 5,0 = mangelhaft. Trittsicherheit: Note 2,0 = sicher, Note 3 = etwas unsicher, Note 4 = unsicher, Note 5 = sehr unsicher.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um eine Note: optische Aufheller ohne Hautkontakt.

Das Gesamturteil beruht zu 50 Prozent auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe und zu 50 Prozent auf dem Testergebnis Praxisprüfung. Bei einem Testergebnis Inhaltsstoffe "ungenügend", kann das Gesamturteil nicht besser als "mangelhaft" sein. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note.

Testmethoden

Testmethoden Reisekinderbetten: Testmethoden Inhaltsstoffe (geprüft wurde falls nicht anders angegeben eine Mischprobe der Textilanteile der Produkte, jeweils ohne Berücksichtigung der Transporttasche): Halogenorganische Verbindungen: Probe wird mit Reinstwasser in der Soxhlet-Apparatur eluiert. Binden der organischen Halogene an Aktivkohle. Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom. Microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe (alle Materialien der Produkte): Röntgenfluoreszenzanalyse. Schwermetalle (alle Materialien der Produkte): Röntgenfluoreszenzanalyse. Lösliches Antimon: Elution von Schwermetallen mittels saurer Schweißlösung. Elementbestimmung mittels ICP-MS. Nickelabgabe aus Metallaccessoires: Elution der Proben mittels saurer Schweißlösung. Elutionsdauer eine Woche. Angabe der Ergebnisse in µg Nickelabgabe pro qcm/Woche. Flüchtige organische Verbindungen: Emissionsprüfzellenmessung nach 24 h. GC/MS nach Thermodesorption. Phthalat-Weichmacher/Ersatzweichmacher/phosphororganische Verbindungen: GC/MS nach Extraktion und Derivatisierung. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe: 25 PAK nach EU/EPA/JECFA; GC-MSD. Zinnorganische Verbindungen: NaDDTC, EtOH, Hexan, NaBEt4, GC-AED. Aromatische Amine: § 64 LFGB 82.02-2 ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Juni 2004); § 64 LFGB 82.02-4 nach vorhergehender Extraktion DIN EN 14362-2 (Juni 2004); bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-9 (September 2006); 1. Methode GC/MS, 2. Methode TLC, zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine. Bestimmungsgrenze 5 mg/kg. Dispersionsfarbstoffe: § 64 LFGB 82.02-10 Norm DIN 54231 (November 2005). Dünnschichtchromatografie, TLC und HPLC mit DAD (UV/Vis-Detector). Optische Aufheller: qualitativer Nachweis (UV-Licht). Speichel- und Schweißechtheit: nach DIN V 53160/1,2 § 64 LFGB, B 82.10-1,2; die Bewertung der Echtheitsprüfungen erfolgte mittels Graumaßstab, wobei Note 5 die beste Note darstellt und Note 1 die schlechteste. Testmethoden Praxisprüfung: Gebrauchsanweisung: Beurteilung der Verständlichkeit, Ausführlichkeit und Lesbarkeit durch zwei Experten. Angabe der Durchschnittsnote. Warnhinweise in der Gebrauchsanleitung: Beurteilung der Warnhinweise in Anlehnung an die Norm DIN-EN 716-1:2008. Alterseignung: Für die Alterseignung wurden die inneren Abmessungen der Produkte erhoben und eine Zuordnung hinsichtlich der nutzbaren Liegefläche in Zentimetern und Alter nach Jahren vorgenommen (< 108 cm bis 2 Jahre, 108 - 113 cm bis 3 Jahre, > 113 cm bis 4 Jahre). Aufbau/Abbau/Hineinlegen und Herausnehmen des Kindes ins Bett: Beurteilung durch jeweils fünf Personen. Jeweils Angabe der Durchschnittsnote. Optische Kontrolle des Kindes im Bett: Beurteilung durch Experten anhand standardisierter Aufnahmen von einem im Produkt mittig liegenden Dummy vor einer weißen Wand. Verschieben des Betts im Raum: Beurteilung durch Experten. Polsterung: Beurteilung der Polsterung und Spürbarkeit einer Segmentierung durch Experten.

Einkauf der Testprodukte: Januar 2012.

Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch Kleinkinder für 2013 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2014 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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