Aktualisiert am 7.1.2011 | Kinder mögen es am liebsten knallig bunt – deshalb greifen sie gerne zu Filzstiften, denn deren Farben leuchten besonders kräftig. Bei Erstklässlern sind die Fasermaler fester Bestandteil des Startpakets und auch kleinere Kinder verwenden sie gerne zum Kritzeln oder Malen.
Sind Filzstifte ein Fall für den Sondermüll oder gibt es Marken, mit denen Eltern ihre Kinder getrost malen lassen können?
Filzstifte im Test: Ergebnis fällt schlechter aus
Wir wollten es wissen und haben 19 Filzschreibersets eingekauft. Wir ließen die Stifte in einer umfangreichen Schadstoffprüfung unter anderem auf giftige Schwermetalle, gesundheitsschädliche Lösemittel und Konservierungsstoffe durchchecken.
Das Testergebnis: Unterm Strich hat sich das Ergebnis im Vergleich zum letzten großen ÖKO-TEST Filzstifte im Jahr 2001 sogar etwas verschlechtert. Waren damals noch 14 von 20 Produkten ohne größere Mängel, trifft dies heute nur noch auf ein Viertel der Stifte zu.
Cadmiumgehalt in Filzstift über Grenzwert
In vier Stiften stecken giftige Schwermetalle – allerdings in den Ummantelungen, was deren Einsatz umso fragwürdiger macht, da die Farbe der Hülle absolut keinen Einfluss darauf hat, wie schön ein Stift schreibt oder nicht.
In einem Produkt, das wir im Frühjahr 2010 einkauften, wurde in der roten Stifthülse sowie in der Verpackung Cadmium nachgewiesen. Cadmium ist im Tierversuch krebserregend und wirkt laut Bundesinstitut für Risikobewertung wahrscheinlich auch beim Menschen kanzerogen.
Der Grenzwert der Chemikalien-Verbotsverordnung von 100 Milligramm pro Kilogramm wird um ein Vielfaches überschritten. Ein derart belasteter Stift hätte gar nicht verkauft werden dürfen. Wie so etwas auch noch einem bekannten Anbieter passieren kann, ist uns schleierhaft. Auch in weiteren roten Stiften des Anbieters, die ÖKO-TEST im Anschluss des Tests auf Leserwunsch hin untersuchen ließ, bestätigte sich dieser Wert. Inzwischen ist der Stift wenigstens aus dem Internetauftritt der betroffenen Firma verschwunden.
Labor stößt auf "stark erhöhte" Bleigehalte
In vereinzelten Fällen ist das von uns beauftragte Labor außerdem auf "stark erhöhte" beziehungsweise "erhöhte" Bleigehalte gestoßen. Hinzu kommt: Beim Anknabbern und Verschlucken besteht die Gefahr einer Bleiaufnahme, da ein Teil des giftigen Schwermetalls in Magensäure löslich ist.
Trotzdem: Laut EU-Spielzeugrichtlinie – unter die auch Filzstifte fallen – gelten die betroffenen Produkte als verkehrsfähig. Zum Vergleich: In die USA darf Spielzeug mit deutlich geringeren Bleigehalten nicht mehr importiert werden.
Weitere Problemstoffe in Filzstiften im Test
Was ist noch in unserem Filzstifte-Test aufgefallen?
- In zwölf Filzstift-Marken stecken halogenorganische Verbindungen. Viele Vertreter dieser umstrittenen Stoffgruppe gelten als allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
- Das von uns beauftragte Labor ist auf problematische Mengen von Diethylenglykol gestoßen. Die ölig süßliche Flüssigkeit dient dazu, die Filzstiftspitze feucht zu halten – leider nicht ohne Nebenwirkungen: Die Dämpfe und die Flüssigkeit reizen die Augen, bei längerem Kontakt auch die Haut.
- Ein Filzstift-Set enthält erhebliche Gehalte des Farbstoffbestandteils Anilin, der sich im Tierversuch als krebserzeugend erwiesen hat. Die laschen Grenzwerte der Spielzeugrichtlinie werden zwar nicht überschritten. Trotzdem hat Anilin unserer Ansicht nach in Malutensilien für Schul- und Kindergartenkinder absolut nichts verloren.
Tipps zu Filzstiften
Das rät ÖKO-TEST:
- Folienschreiber mit Aufschriften wie "permanent", "Allesmarker" oder "Whiteboardstifte" sind für Kinderhände tabu. Sie enthalten schnell verdunstende, organische Lösungsmittel. Kinder unter fünf Jahren malen ohnehin besser mit Kreide, Buntstiften, Wasserfarben oder Wachsmalstiften.
- Die meisten Fasermaler haben Kappen mit Luftschlitzen. So ist sichergestellt, dass ein Kind nicht erstickt, falls die Kappe versehentlich heruntergeschluckt wird und im Atemweg hängen bleibt. Entsprechende Stifte erfüllen die Sicherheitsanforderungen der Norm ISO 11 540.
Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 5/2010 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2011 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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