Erstickungsgefahr für Babys: Alvi Matratze versagt im Test

Autor: Lena Wenzel | Kategorie: Kinder und Familie | 10.09.2019

Erstickungsgefahr für Babys: Alvi Matratze versagt im Test
Foto: ÖKO-TEST; Pixabay/ddimitrova

"Für Ihr Kind das Beste": Mit diesem Slogan wirbt das Unternehmen Alvi für seine Wave Kindermatratze. Wir raten im Babymatratzen-Test allerdings von dieser ab. Sie gehört zu den sechs Produkten, die durchfallen.

Wenn Babys schlafen, sind sie meist unbeaufsichtigt. Daher ist es besonders wichtig, dass sie in ihren Kinderbetten sicher sind. Unser Babymatratzen-Test zeigt: Leider ist das oft nicht der Fall. Grund dafür ist: Vier von 14 Matratzen sind auf jeweils einer Seite zu weich. Das Problem dabei: Liegt das Baby auf dem Bauch, kann es mit dem Gesicht so weit einsinken, dass es ersticken könnte.

Wir haben 14 Kindermatratzen in der Größe 70 mal 140 Zentimeter getestet, die in Betten für Babys und Kinder bis zum Vorschulalter passen. Nur vier können wir empfehlen, sechs Produkte enttäuschen im Test. Der große Verlierer des Tests ist die Alvi Wave Kindermatratze. Sie erhält die meisten Notenabzüge. 

Alvi Wave Matratze für Kinder: Es besteht Erstickungsgefahr 

Die Alvi Wave Kindermatratze fällt im Babymatratzen-Test mit "ungenügend" durch. Damit gehört sie zu insgesamt sechs Produkten, von denen wir im Test abraten. Unsere Hauptkritik in Kürze: fehlende Sicherheit und dreiste Werbung. 

Die europäische DIN-Norm EN 16890 soll seit 2017 sicherstellen, dass Kinder nicht im Bett ersticken, sich nicht einklemmen, strangulieren oder etwa Kleinteile verschlucken können. Sie ist rechtlich nicht verpflichtend, jedoch können Hersteller die Sicherheit ihrer Produkte mit der Norm überprüfen. Der sogenannte Kugeltest zeigt, wie tief ein Köpfchen einsinken kann, wenn Kinder auf dem Bauch schlafen.

Diese Prüfung hat die Alvi Wave Kindermatratze in unserem Test nicht bestanden. Das heißt, eine Seite der Matratze war nach der Dauerbelastungsprüfung im Labor zu weich. Somit besteht Erstickungsgefahr für Babys. Besonders ärgerlich: Die zu weiche Seite ist auch noch ausdrücklich für Babys ausgelobt. Das ist bei einer weiteren Matratze im Test der Fall. Insgesamt sind vier Matratzen auf einer Seite zu weich.

Dreiste Werbung spielt mit Angst der Eltern 

Dreist ist im Hinblick darauf auch die Werbung der Alvi Wave Kindermatratze: "Wellentäler fördern die Luftzirkulation", steht auf der Produktverpackung. Somit solle die Matratze so konstruiert sein, dass die CO2-Rückatmung reduziert werde. Auf unsere Nachfrage hin legte uns das Unternehmen allerdings keine Studie vor, die diese Behauptung belegt. Unserer Meinung nach spielt Alvi hier mit der Angst der Eltern vor dem plötzlichen Kindstod. Und das, obwohl die Matratze zu weich für Babys ist. 

Eine Reihe von Vorgaben aus der Sicherheitsnorm beziehen sich auch auf Kleinteile und Aufkleber, die sich von der Matratze lösen können. Das ist gefährlich für Babys, weil sie sich vieles in den Mund stecken und theoretisch ersticken könnten. Im Test haben wir Mängel an der Alvi Wave Kindermatratze entdeckt: So brach der Reißverschluss-Anfasser ab und die Matratzenfüllung war leicht zugänglich. Neben Alvi hielten vier weitere Hersteller im Test die Vorgaben zu Gefahrenquellen wie Kleinteile nicht ein. 

Kritik gibt es außerdem für eine geringe Menge lösliches Antimon, das unser eines der von uns beauftragten Labore in der Alvi Matratze gefunden hat. Antimon gilt als krebsverdächtig, wenn es eingeatmet wird. Zudem bemängeln wir optische Aufheller im Reißverschluss und der Watte sowie unvollständige Gebrauchs- und Warnhinweise. 

Den kompletten Test mit allen Detailergebnissen können Sie hier als e-Paper kaufen.

So reagierte der Hersteller Alvi 

In einem Schreiben nahm der Hersteller Alvi Bezug auf unsere Testergebnisse. Zum Kugeltest teilte es uns Folgendes mit: "Dass die Babyseite nach Prüfung der Dauerhaltbarkeit den Kugeltest nicht bestanden hat, ist für uns aufgrund unserer ständigen Qualitätskontrolle unerklärlich. Wir werden zeitnah mit unserem Schaumstoff-Lieferanten Kontakt aufnehmen und den Sachverhalt mit ihm besprechen, um schnelle Ursachenforschung vorzunehmen und Abhilfe zu schaffen." 

Laut Alvi sollen auch die Gebrauchs- und Warnhinweise zeitnah vervollständigt werden. Zudem sei der Reißverschlussanfasser mittlerweile vollständig in eine "eingenähte 'Einschub-Garage'" einschiebbar, sodass die Füllung nicht mehr leicht zugänglich sein soll. 

Wie sich das Gesamturteil zusammensetzt 

Allein weil die Babyseite der Alvi Wave Kindermatratze zu weich ist und Erstickungsgefahr besteht, ziehen wir fünf Noten von der möglichen Bestnote "sehr gut" im Teilergebnis Praxisprüfung ab. Zwei Minuspunkte gibt es für den Reißverschluss-Anfasser, der abbricht. Jeweils eine Note Abzug haben die leicht zugängliche Füllung, die unvollständigen Gebrauchs- und Warnhinweise und die fragwürdige Auslobung zur Folge. Somit lautet das Gesamturteil "ungenügend". 

Das enthaltene Antimon drückt das Teilergebnis Inhaltsstoffe von "sehr gut" auf "gut". Auch für die optischen Aufheller gibt es im Teilergebnis Weitere Mängel einen Notenabzug. Details zu Bewertung und Prüfmethoden lesen Sie hier auf der Seite zum Test im Abschnitt Testverfahren.

Das zeigt der Test: Im Babymatratzen-Test haben wir 14 Produkte getestet.  Im Fokus: Sicherheit, Verarbeitungsqualität und Schadstoffbelastungen. Das Ergebnis: Wir können nur vier mit "sehr gut" und "gut" empfehlen. Knapp die Hälfte der getesteten Matratzen fällt mit schlechten Gesamturteilen durch. Bei vier Kindermatratzen im Test besteht eine mögliche Erstickungsgefahr für Babys.

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