- Im Test: 24 Kinderzahncremes, ausgelobt für Kinder bis maximal sechs Jahre. Darunter befinden sich sieben zertifizierte Naturkosmetikprodukte und sieben ohne Fluorid.
- Vier Produkte sind mit Bestnote empfehlenswert.
- Unverantwortlich: In fünf Baby- und Kinderzahncremes steckt immer noch das in Lebensmitteln inzwischen verbotene Titandioxid, darunter sind große Marken.
Die Erfahrung lehrt: Beim Zähneputzen verschlucken Kinder Zahnpasta – kleine Kinder mehr, große Kinder weniger. Darum haben wir kein Verständnis dafür, dass 5 von 24 ab dem Babyalter ausgelobte Kinderzahncremes im Test den problematischen weißen Farbstoff Titandioxid enthalten. Der Stoff steht schon seit bald zwei Jahren in der Kritik, weil sich nicht ausschließen lässt, dass er das Erbgut schädigt.
Das Problem mit Titandioxid in Kinderzahnpasta
In Lebensmitteln ist Titandioxid seit August 2022 verboten. Bereits im Mai 2021 hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Titandioxid als nicht sicher eingestuft. Ausschlaggebend war eine neue Studienlage, nach der die EFSA nicht ausschließen konnte, dass der Stoff erbgutschädigend sein könnte.
Das Verbot gilt nicht für Kosmetika. Damit gibt es auch noch keine Regelung für Kinderzahnpasta, die Kinder erfahrungsgemäß verschlucken. Die EU-Kommission will erst in diesem Jahr eine Bewertung des Stoffes in Kosmetika veröffentlichen. Wir meinen: Der Stoff hat in Kosmetika, die verschluckt werden können, nichts mehr zu suchen und empfehlen: Raus damit!

Blei in einer Kinderzahnpasta im Test
Ebenfalls hoch problematisch: Blei in Kinderzahnpasta. Das von uns beauftragte Labor ist einmal im Test darauf gestoßen. Das Schwermetall ist für Kinder besonders gefährlich, es kann das Gehirn schädigen.
Natürlich ist Blei keine erlaubte Zutat für Kosmetik. Allerdings können andere erlaubte, natürliche Bestandteile mit Blei verunreinigt sein. Die Behörden tolerieren deshalb geringe Bleigehalte in Zahnpasta mit mineralischen Bestandteilen. Der gemessene Gehalt lag jedoch oberhalb dessen, was das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) als technisch unvermeidbare Spuren ansieht.
Kinderzahnpasta-Test: Putzi, Elmex & Co. im Vergleich
Kommen wir zum Thema Fluorid. Unter der Federführung des Expertennetzwerks "Gesund ins Leben" haben sich Kinderärzte und Kinderzahnärzte nach jahrzehntelangem Streit über die Art der Fluoridgabe endlich auf gemeinsame Empfehlungen geeinigt und diese im April 2021 veröffentlicht.
In ihrem aktuellen Konsensuspapier zur "Kariesprävention im frühen Säuglings- und Kindesalter" empfehlen sie, Säuglingen vor dem Durchbruch des ersten Zähnchens täglich eine Kombinationstablette mit 0,25 mg Fluorid und 400 bis 500 I.E. Vitamin D zu geben.
Ab dem ersten Zahn dann entweder mit einer Zahncreme mit 1.000 ppm Fluorid putzen und Vitamin D ohne Fluorid geben – oder noch bis zum Alter von zwölf Monaten bei den Kombitabletten und fluoridfreier Zahncreme bleiben.
Kinderzahnpasta mit Fluorid oder Fluoridtabletten?
Daran orientieren auch wir uns in unserer Bewertung. Fluoridtabletten in Kombination mit fluoridfreier Zahncreme sind danach im ersten Lebensjahr weiterhin möglich, ab dem Alter von zwölf Monaten empfehlen die Experten aber Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahncreme. Diesen Hinweis würden wir gern auf fluoridfreien Zahncremes sehen, die Produkte im Test tragen ihn aber nicht.
Auch der aus unserer Sicht auf fluoridfreien Zahncremes wichtige Hinweis, dem Baby anderweitig die passende Menge Fluorid zu geben, fehlt auf vier Produkten. Die Fachleute empfehlen für Kinderzahncreme von null bis sechs Jahren zudem einen Fluoridgehalt von 1.000 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg oder ppm). Eine geringere Fluoridkonzentration von 500 ppm erachten wir deshalb als überholt.
Lieferkette für Glimmer ist unklar
Ein Stoff, der aus unserer Sicht nicht in eine Zahnpasta gehört ist Maltodextrin. Er entsteht aus dem Abbau von Stärke und begünstig Karies. Maltodextrin steckt in einer Zahnpasta im Test.
Was ist außerdem aufgefallen? Auf den Verpackungen dreier Marken im Test ist Mica deklariert. Das Mineral, auch Glimmer genannt, lässt Zahncreme glitzern. Allerdings werden für dessen Abbau oft Kinder ausgebeutet. Keiner der Hersteller hat auf unsere Anfrage hin die Lieferkette bis zurück zur Mine offengelegt. Kinderarbeit können wir so nicht ausschließen.
Weitere Kinderzahnpasten im Test
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