- Acht Orangensäfte im Test schneiden mit "gut" ab.
- Erste Wahl bei der Verpackung sind Glas-Mehrwegflaschen. Vor allem wenn regionale Hersteller sie befüllen. Überregional erhältlicher Saft ist gut in Kartons aufgehoben. Sie sind leichter und hinterlassen im Transport einen geringeren CO2-Fußabdruck.
- Auffällig im Test: Die Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern sind teils sehr bitter.
Orangensaft zum Frühstück schmeckt frisch und sorgt für einen Vitaminkick. O-Saft ist in Deutschland beliebt, sogar beliebter als Apfelsaft. Doch die Bedingungen, unter denen Arbeiterinnen und Arbeiter in Brasilien, Mexiko und Südafrika die Orangen für unseren Frühstückssaft ernten, sind teilweise bitter.
Studien belegen, dass die Farmarbeiter oft zu wenig verdienen, um die Grundbedürfnisse für sich und ihre Familien abzudecken – etwa Nahrung, Kleidung, Bildung und Gesundheitsversorgung. Die Studien offenbarten auch eine Behinderung von gewerkschaftlicher Arbeit und eine mangelnde Arbeitssicherheit.
Orangensaft-Test: Hohes C, Innocent & Co. im Vergleich
Wir wollten herausfinden, ob die Anbieter hierzulande Verantwortung für die Produktionsbedingungen entlang der Lieferkette übernehmen und sich um faire Verhältnisse kümmern. Dazu haben wir uns Unterstützung von den Experten der Control Union Certifications Germany geholt.
Wir fragten nach, ob die Hersteller uns die Lieferketten bis zu den Plantagen und faire Arbeitsbedingungen für die Pflücker belegen können, ob Farmen und Saftfabriken existenzsichernde Löhne zahlen und ob hochgefährliche Pestizide im Anbau verboten sind. Zudem ließen wir die 20 Orangensäfte in unserem Test in Laboren auf ihre Inhaltsstoffe, ihr Aroma und den Geschmack prüfen.

Vier Orangensäfte im Test fallen durch
Das Ergebnis: Kein Orangensaft im Test schneidet mit Bestnote ab, acht Säfte können wir aber immerhin mit "gut" empfehlen. Auffällig: Der Preis ist kein Indiz für gute Qualität. Unter den vier Produkten, die mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durchfallen, befinden sich auch teure Produkte.
Was ist im Test von 20 Organgensäften aufgefallen? Erfreulich ist, dass alle Anbieter unsere Fragebögen beantwortet und teils umfangreiche Dokumente und Belege zum Nachweis ihrer Angaben geschickt haben. Zehn Anbieter legten ihre Lieferkette vollständig offen.
Enttäuschend aufseiten der Bio-Anbieter: Trotz kleinerer Anbau-Kooperativen und kürzerer Lieferketten zeigten nur zwei von ihnen vollständige Transparenz.
So steht es um faire Arbeitsbedingungen und Löhne
Alle konventionell erzeugten Orangensäfte stammen aus Brasilien, die Bio-Säfte in unserem Test haben ihren Ursprung in Mexiko, Paraguay, Südafrika, Spanien und Ägypten. Wir wollten wissen, wie es um die Bedingungen für die Arbeiter auf den Farmen, Plantagen und in den Saftfabriken steht.
Wir fragten unter anderem nach den Möglichkeiten für sie, sich über Missstände zu beschweren, und ob Schutzkleidung beim Ausbringen von Pestiziden oder bei der Orangenernte bereitsteht. Alle neun Produkte mit dem Label der Rainforest Alliance können hier glänzen. Das Siegel steht für all diese Forderungen und regelmäßige Überprüfungen vor Ort durch unabhängige Dritte.
Sehr dünn dagegen fanden wir die Antworten und Belege, die wir von den Anbietern ohne nachgewiesene Zertifikate erhielten.

Hersteller und Anbieter sollten uns zudem darlegen, ob Berechnungen für existenzsichernde Löhne für die jeweilige Anbauregion vorliegen und ob bereits erste Schritte zu deren Sicherstellung erfolgt sind. Die deutlichsten Hinweise dazu gab es auch hier zu den Produkten, die von Rainforest Alliance zertifiziert sind. Auch andere Anbieter konnten mithalten.
Ein paar O-Säfte schmecken "wie frisch gepresst"
Und wie schmecken die Orangensäfte im Test? Nur drei von ihnen erzielten in der Sensorikprüfung ein "sehr gut". Den Geschmack beschrieben die geschulten Prüfer als "wie frisch gepresst". Es gibt auch wenige Produkte, die in der Sensorik nicht überzeugten.
Sie zeigten bräunliche Reflexe in der Farbe. Das kann auf einen beginnenden Abbau der Frische hindeuten oder auf eine zu starke Erhitzung. Ihr Orangengeruch war zudem weniger ausgeprägt.
Direktsaft vs. Orangensaft aus Konzentrat
Übrigens: Die drei in der Sensorikprüfung "sehr guten" Produkte sind allesamt Direktsäfte. Ihr Saft stammt direkt aus der Pressung. Die Säfte aus Konzentrat werden hingegen nachträglich mit Trinkwasser wieder aufbereitet. Dabei werden auch die zuvor verlorengegangenen Aromen zugefügt.
Alle Produkte im Test durchliefen in einem Labor auch eine Aromastoffanalyse. Hier fiel ein O-Saft negativ auf. Das typische Aromaspektrum eines Direktsafts war deutlich abgereichert und entsprach eher einem nicht hinreichend rearomatisierten Saft aus Konzentrat, so das Urteil der Prüfer.
Unser Tipp: Orangensaft nicht direkt aus dem Kühlschrank trinken. Eine Weile stehen lassen. Erst dann entfaltet sich das volle Aroma.
Vitamin C in Orangensäften im Test
Weitere Testergebnisse:
- Orangensaft gilt als effektiver Vitamin-C-Spender. Ein O-Saft im Test unterschritt jedoch den in den Leitsätzen für Fruchtsäfte empfohlenen Mindestgehalt an Vitamin C von 200 Milligramm je Liter.
- Einem anderen Produkt ohne Fruchtfleisch hingegen ist Vitamin C zugesetzt – was wir als überflüssig abwerten. In Orangen steckt ausreichend natürliches Vitamin C.
- Eine gute Nachricht zum Schluss: Das von uns beauftragte Labor wies in keinem der Säfte Pestizide nach.
Für die Umwelt: Weg mit dem Verpackungsmüll
Kommen wir auf die Verpackungen zu sprechen. Fast jeder zweite Frucht- und Gemüsesaft und -nektar in Deutschland ist in eine PET-Einwegflasche gefüllt. Bislang landeten sie größtenteils im Gelben Sack. Seit Juli 2021 ist die Pfandpflicht allerdings auf nahezu alle Einweggetränkeflaschen aus Kunststoff und Getränkedosen ausgeweitet.
Damit sollen sich die Raten in Sammlung, Sortierung und Verwertung erhöhen und die Entsorgung in der Umwelt reduzieren. Bisherige Ausnahmen von der Pfandpflicht, unter anderem für Fruchtsäfte und alkoholische Mischgetränke, fallen weg.
Nur wenige Orangensäfte in Glas-Mehrwegflaschen
Es gilt eine Übergangsfrist bis Juli 2022, für Milch oder Milcherzeugnisse bis 2024. Alle PET-Einwegflaschen im Test sind bereits pfandpflichtig oder werden es in Kürze sein, teilten die Anbieter mit.
Glas-Mehrwegflaschen stellen bei Frucht- und Gemüsesaft und -nektar laut Statistik des Fruchtsaftverbands (VdF) nur etwa zwölf Prozent. Dafür ist rund jeder dritte Frucht- und Gemüsesaft und -nektar in Deutschland ist in einer Kartonverpackung erhältlich. Bei Orangensaft liegt der Anteil an Kartons etwas höher.
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