- Die meisten weißen Wandfarben für Allergiker im Test sind mit "sehr gut" empfehlenswert.
- Sie enthalten keine umstrittenen Konservierungsmittel.
- Eine getestete weiße Wandfarbe fällt durch den Test.
Aktualisiert am 14.05.2020; Einkauf Testprodukte Jan/Feb 2019 | Vor nicht als so langer Zeit durften Wandfarben das Umweltzeichen "Blauer Engel" auch dann tragen, wenn sie Konservierungsmittel enthielten. Doch immer mehr kritische Stimmen wurden laut. Denn viele der eingesetzten Konservierungsmittel können nämlich Allergien auslösen.
Dann folgte die Kehrtwende. Der Blaue Engel sollte strenger werden. Seit Januar 2019 gelten nun die neuen Kriterien. In "emissionsfreien Innenwandfarben", die das Umweltzeichen tragen wollen, dürfen Hersteller künftig keine Konservierungsmittel mehr einsetzen.
Weiße Wandfarbe im Test: Vergleich von 10 Produkten
Wir haben zehn weiße Wandfarben getestet, die als "konservierungsmittelfrei" ausgelobt sind oder den Hinweis enthalten, dass sie für "Allergiker" geeignet sind. Wir wollten wissen, ob die Farben wirklich frei von Konservierungsmitteln sind. Außerdem haben wir überprüft, ob die Farben problematische Stoffe ausgasen oder mit Schwermetallen und umstrittenen halogenorganischen Verbindungen belastet sind.
Bislang verwendeten Farbenhersteller als Konservierungsmittel häufig Isothiazolinone. Das Problem: Die Zahl der Menschen, die auf diese Verbindungen allergisch reagieren, nahm dramatisch zu – auch weil die Industrie die Stoffe häufig als Konservierer in Kosmetika nutzte und viele Verbraucher so in Kontakt mit ihnen kamen. Für Isothiazolinone in Kosmetika gelten mittlerweile Grenzwerte.
Auch für andere Anwendungen verschärfte der Gesetzgeber die Regeln. Das betrifft auch Gemische wie Farben und Lacke.
- Rezepturen mit mehr als 50 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Benzisothiazolinon müssen den Hinweis tragen: "Kann allergische Reaktionen hervorrufen."
- Von Mai 2020 an müssen Produkte, die mehr als 1,5mg/kg des noch potenteren Allergens Methylisothiazolinon enthalten, mit diesem Satz gekennzeichnet werden.
Weiße Wandfarbe für Allergiker meist "sehr gut"
Angesichts dieser Entwicklungen handelte auch die Jury Umweltzeichen, die den Blauen Engel vergibt. Bislang ließ er beide Verbindungen in einer Konzentration bis 100mg/kg zu. Künftig müssen Farben, die das Zeichen tragen sollen, ganz ohne Konservierungsmittel auskommen. Denn die Industrie ist längst in der Lage, sie so herzustellen.
Neun der zehn getesteten weißen Wandfarben für Allergiker schneiden "sehr gut" ab. Sie enthalten keine der umstrittenen Konservierungsmittel. Weder allergene Isothiazolinone noch krebsverdächtiges Formaldehyd, nicht einmal in Spuren. Zudem belastet keine der zehn getesteten Farben beim Trocknen die Raumluft durch ausgasende Stoffe.

Eine Dispersionsfarbe für Allergiker durchgefallen
Eine weiße Wandfarbe im Test schneidet allerdings "ungenügend" ab. Allerdings hat der Anbieter sie inzwischen aus dem Sortiment genommen.
Sie enthielt Bor – das ergab unsere Analyse. Laut Technischem Merkblatt auf der Homepage des Anbieters steckten in der Farbe die Borverbindungen Borsäure und Borax. Sie gelten als besonders gefährlich, weil sie vermutlich die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen können.
Wir haben bereits in früheren Tests Produkte der Marke, die durchgefallen ist, wegen schädlicher Borverbindungen kritisiert. Besonders pikant: Die Biozid-Verordnung erlaubt es nicht, diese Stoffe als Konservierungsmittel in Farben zuzugeben. Auf unsere Bitte um eine Stellungnahme hat Anbieter nicht geantwortet. Ob zur Konservierung oder in anderer Funktion: Aus unserer Sicht haben schädliche Borverbindungen in Wandfarben nichts zu suchen.
Kritik an Silber als Inhaltsstoff in Wandfarbe im Test
Außerdem enthielt die weiße Wandfarbe Silber. Silberionen sind antibakteriell wirksam und in medizinischen Anwendungen wie Wundauflagen wichtig. Kommen Sie auch außerhalb der Medizin in vielen alltäglichen Produkten zum Einsatz, kann das zur Folge haben, dass Bakterien resistent gegen Silberionen werden und Silber seine medizinische Wirkung verliert.
Silber ist nicht als Konservierungsmittel in Farben zugelassen, auch wenn derzeit noch eine Übergangsregelung greift. Wir werten Silber grundsätzlich in Alltagsprodukten ab; es sollte der Medizin vorbehalten bleiben.

Problemstoffe auf Verpackung verschwiegen
Dürftig war die Verbraucherinformation der "ungenügenden" weißen Wandfarbe im Test. In der als "Volldeklaration" bezeichneten Inhaltsstoffangabe auf der Verpackung fehlten die Borverbindungen und auch Silber. Auf dem Technischen Merkblatt im Internet war eine Volldeklaration mit Borsäure und Borax zu finden. Von Silber war auch hier nicht die Rede.
Auf der Verpackung erwähnte der Hersteller stattdessen Parmetol. Das ist der Handelsname für ein Konservierungsmittel mit Isothiazolinonen. Die hat das Labor nun aber nicht nachgewiesen. Einerseits gut. Andererseits schlecht: Wenn auf der Verpackung etwas steht, was gar nicht drin ist, dann ist das ein Zeichen für eine chaotische Deklaration.
Ohne Konservierungsmittel – wie machen die Hersteller das?
Statt mit Konservierungsmitteln rücken die Hersteller Bakterien und Schimmelpilzen mit einem hohen pH-Wert auf den Leib. Die pH-Werte der als konservierungsmittelfrei ausgelobten Rezepturen im Test sind so hoch, dass dauerhaft keine Mikroben wachsen können. Sie liegen zwischen 11,1 und 11,4 auf der Skala von 0 bis 14. Sie sind also hoch alkalisch.
Damit die Farbe sauber bleibt, müssen die Hersteller auch sorgfältig, besonders sauber und mit ausgewählten Rohstoffen produzieren. Denn nicht alle Rohstoffe vertragen einen hohen pH-Wert.
Durch den höheren Aufwand sind die Farben im Schnitt etwas teurer als Farben mit Konservierungsmitteln. Farbreste im Eimer können Sie nach dem Streichen noch eine gewisse Zeit aufbewahren – sofern sie sauber sind. Der hohe pH-Wert schützt sie weiterhin gegen Schimmel.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
Diesen Test haben wir erstmals im ÖKO-TEST Magazin 6/2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für den Ratgeber Bauen &Wohnen 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.
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