Luftbefeuchter-Test: Fünf Bakterienschleudern entlarvt

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2020 | Autor: Jörg Döbereiner | Kategorie: Bauen und Wohnen | 25.10.2019

Luftbefeuchter-Test: Wir haben acht Geräte überprüft. Einige fallen negativ auf.
Foto: Yury Stroykin/Shutterstock

Vor allem im Winter sorgt trockene Luft in Innenräumen für Unbehagen, fördert Krankheiten. Luftbefeuchter sollen helfen. Manche Geräte verteilen allerdings Bakterien im Raum, andere sind wenig effizient. Nur drei von acht Modellen im Test (für das Jahrbuch 2020 aktualisiert) sind empfehlenswert.

Aktualisiert am 17.10.2019; Einkauf Testprodukte Mai 2018 | Wenn draußen Kälte und Regen herrschen, wollen wir uns zuhause wohlfühlen. Dazu nötig: die richtige Luftfeuchtigkeit. Gegen trockene Luft in Innenräumen verkauft die Industrie Luftbefeuchter. Aus früheren Tests wissen wir: Einige Geräte schleudern Bakterien in den Raum. Wir wollten wissen, wie gut aktuelle Modellen sind und haben acht Luftbefeuchter getestet. 

Luftbefeuchter-Test: Die besten Raumbefeuchter im Vergleich

Etwa 40 bis 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit empfinden wir dauerhaft als behaglich, so Experten des Umweltbundesamts (UBA). Liegt die Luftfeuchtigkeit außerhalb dieser Spanne, kann das auf Dauer Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen. Eine Feuchte von weniger als 20 Prozent hingegen begünstigt das Austrocknen unserer Schleimhäute und verbessert Bedingungen für Krankheitserreger. Wir sind dann anfälliger für Infekte.

Wir husten, unser Hals kratzt, die Augen tränen. Schuld daran ist das Zusammenspiel von trockener Luft und Staub. "Erhöhte Feuchte bindet Staub. Fehlt sie, fliegen die Staubteilchen trocken umher. Atmen wir dann diesen Staub ein, machen sich Reizerscheinungen bemerkbar", erklärt Dr. Heinz-Jörn Moriske vom UBA.

Verdampfer, Verdunster & Ultraschallzerstäuber im Test

Im Luftbefeuchter-Test: Wir haben fünf Ultraschallzerstäuber, zwei Verdunster und einen Verdampfer in ein spezialisiertes Prüfinstitut geschickt. Die Experten für Energie- und Umwelttechnik maßen die Leistung der Geräte und prüften in einem klimatisierten Raum, wie viel Wasser sie maximal pro Stunde abgeben.

Ein anderes Labor analysierte in einem Langzeitversuch, ob die Geräte vermehrt Schimmelpilze oder Bakterien in die Raumluft einbringen. Dafür haben die Prüfer nach vier und acht Wochen in einer speziellen Kammer die Keimzahlen in der Luft gemessen. Die Geräte haben Sie dabei streng nach Bedienungsanleitung gereinigt.

Zudem beurteilten die Prüfer die Bedienungsanleitung. Ein drittes Labor checkte das Material der Befeuchter auf giftige Elemente wie Antimon und chlorierte Verbindungen, die ein Umweltproblem sind.

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Wenige Luftbefeuchter im Test sind "sehr gut"

Das Ergebnis: Drei Luftbefeuchter im Test können wir mit "sehr gut" und "gut" empfehlen, zwei fallen mit "mangelhaft" durch. Auffällig: Fünf von acht Geräten tragen viele Bakterien in die Luft ein.

Die höchsten gemessenen Werte lagen zwischen 400.000 und gut 60 Millionen koloniebildende Einheiten (KBE) pro Stunde. Die normale Bakterienkonzentration in Innenräumen schwankt. Sie liegt bei etwa 100 bis 500 KBE pro Kubikmeter Luft. Die Zerstäuber bringen also jede Menge zusätzliche Bakterien in die Luft.

Kritik gibt es außerdem für Wasser, das aus zwei Raumluftbefeuchtern im Test ausläuft. Während der Tests bemerkten die Prüfer auf dem Boden vor den beiden Produkten einen deutlichen Wasserniederschlag. Das sollte besser nicht auf dem eigenen Parkettboden passieren.

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  • Liegt die relative Feuchte länger unter 30 Prozent, können Luftbefeuchter helfen. Wir können Ihnen drei Produkte im Test empfehlen. Auch diese regelmäßig reinigen und das Wasser mindestens einmal pro Tag wechseln.
  • Achtung: Dauerhaft mehr als 60 Prozent relative Luftfeuchtigkeit begünstigt Schimmel.

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Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Bauen und Wohnen 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Testverfahren

Wir haben acht Luftbefeuchter eingekauft und in ein auf Energie- und Umwelttechnik spezialisiertes Prüfinstitut geschickt. Die Experten maßen die Leistung der Geräte und prüften in einem klimatisierten Raum bei 23 °C und 45 Prozent relativer Luftfeuchte, wie viel Wasser sie maximal pro Stunde abgeben.

Ein anderes Labor analysierte in einem Langzeitversuch, ob die Geräte vermehrt Schimmelpilze oder Bakterien in die Raumluft einbringen. Dafür haben die Prüfer nach vier und acht Wochen in einer speziellen Kammer die Keimzahlen in der Luft gemessen. Die Geräte haben Sie dabei streng nach Bedienungsanleitung gereinigt. Außerdem beurteilten die Prüfer die Bedienungsanleitung.

Ein drittes Labor checkte das Material der Befeuchter auf giftige Elemente wie Antimon und chlorierte Verbindungen, die ein Umweltproblem sind. Unsere Beurteilung beruht auf einem Punktesystem. Besonders viele Minuspunkte vergeben wir, wenn die Geräte die Raumluft unnötig mit Bakterien belasten. Aber auch für Mängel in Deklaration und Ausstattung ziehen wir Punkte ab.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Praxisprüfung: Das Testergebnis Praxisprüfung ergibt sich aus den Minuspunkten für die jeweils vorhandenen Mängel: Zur Abwertung um sieben Minuspunkte führt: eine auffällige maximale stündliche Bakterienabgabe in die Raumluft (in der Tabelle: "bedenklich"; alle abgewerteten Produkte erreichten in mindestens einer von zwei Prüfungen mehr als 400.000 Koloniebildende Einheiten pro Stunde (KBE/h)). Zur Abwertung um jeweils drei Minuspunkte führen: a) Befeuchtungsmenge pro Stunde und Watt beträgt weniger als 50 Prozent des effizientesten Geräts im Test (entspricht weniger als 7,0 g/h pro Watt; in der Tabelle: "wenig effizient"); b) Gerät verursachte im Testbetrieb Wasserniederschlag auf dem Boden. Zur Abwertung um jeweils einen Minuspunkt führen: a) kein eingebauter Hygrostat, wenn die eingesetzte Technik relativ leicht eine zu hohe Luftfeuchte verursachen kann (bei Verdampfern oder Ultraschallzerstäubern); b) deutliche Kalkablagerungen im Gerät; c) fehlende Hinweise zur Entkalkung; d) die Herstellerangabe zur maximal abgegebenen Wassermenge fehlt auf der Verpackung und in der Bedienungsanleitung oder weicht mehr als 15 Prozent von der im Labor gemessenen Menge ab. Die Minuspunkte werden addiert und wie folgt in Noten umgerechnet: 0–2 Minuspunkte = sehr gut; 3–5 Minuspunkte = gut; 6–8 Minuspunkte = befriedigend; 9–11 Minuspunkte = ausreichend; 12–14 Minuspunkte = mangelhaft.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PVC/ PVDC/chlorierte Verbindungen; b) ein Gehalt von mehr als 1.000 mg/kg Antimon im Gehäuse.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Praxisprüfung. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" oder "sehr gut" ist, führt zu keiner Verschlechterung des Gesamturteils.  

Testmethoden 

Elemente, PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen: Röntgenfluoreszenzanalyse. Elektrische Leistung (Watt): Messgerät "Metra Hit 29 S". Befüllung bis zur Markierung für den maximalen Füllstand mit Leitungswasser der Wasserhärte 18,6 °dH. Zunächst Inbetriebnahme für mind. 5 Minuten. Der angegebene Wert wurde nach Erreichen des stationären Betriebs über 60 Sek. gemittelt.
Maximale abgegebene Wassermenge (g/h): In Anlehnung an DIN 44973, Teil 2 in einem nahezu zugfreien, klimatisierten Raum. Raumtemperatur 23 °C +/- 1 °C, relative Luftfeuchte 45 % +/–2 %. Abweichend von der DIN 44973 wurden die Prüfungen bei unterschiedlichen Stufen und die Wiederholungsmessung der Verdunster bei einer Raumtemperatur von 23 °C +/- 1 °C und einer relativen Luftfeuchte von 20 % +/- 2 % über einen Zeitraum von 24 Stunden nicht durchgeführt. Der angegebene Wert ist der Mittelwert aus drei Wiederholungsmessungen. Vor Beginn der Messungen hatten Geräte und Wasser eine Temperatur von 23 °C. Die Geräte wurden jeweils auf maximaler Stufe ohne Befeuchtungsregelung betrieben. Zusätzliche wasser- oder nebelerwärmende Funktionen waren eingeschaltet. Die Prüfungen erfolgten jeweils über eine Dauer von 3 Stunden. Ermittlung der abgegebenen Wassermenge aus der Differenz des Gerätegewichts vor und nach jeder Prüfung.
Mikrobiologische Analyse: Für die Prüfung wurden die Befeuchter acht Wochen lang täglich von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr unter Praxisbedingungen nach der jeweiligen Betriebsanleitung in Betrieb gehalten und strikt nach den Betriebsanweisungen regelmäßig gereinigt. Die Ultraschallvernebler wurden auf niedriger Stufe betrieben. Bei den Verdunstern wurden die Ventilatoren auf die niedrigste Stufe gestellt. Während des Dauerbetriebes wurden die Geräte ohne wasser- oder nebelerwärmende Funktionen betrieben, bei den Messungen jedoch mit den Funktionen. Das Wasser im Test fällt in die Kategorie weich (7,3 °dH).
In einer Prüfkammer mit den Innenmaßen 960 x 960 x 1040 Millimeter wurden nach vier und nach acht Wochen jeweils Messungen wie folgt durchgeführt. Die Kammer ist mit einem Lufteinlass und einem Luftauslass versehen, die sich gegenüber befinden. Durch den Lufteinlass tritt Raumluft, die über ein Schwebstoff-Filter (Filterstufe H 13) nahezu keimfrei gemacht wird, in die Kammer ein. Über den Luftauslass wird die Luft wieder abgesaugt (Volumenstrom ca. 260 l/min). Zur Messung befindet sich das zu untersuchende Prüfgerät eingeschaltet in der Kammer. Ein Querstromventilator in der Kammer vermischt die Luft vollständig.
Die abgesaugte Luft wird mit zwei unterschiedlichen Systemen (Impingment 20 min und Impaktion 2 x 4 min) beprobt. Beginn der Probenahme, nachdem das Prüfgerät 15 Minuten in der strömenden Luft in der Kammer in Betrieb war, und sich ein Fließgleichgewicht der Mikroorganismen-Konzentration in der durchströmenden Kammerluft eingestellt hat.
Am Anfang, in der Mitte und am Ende der Messungen werden Leerkammermessungen durchgeführt. Bestimmung des Blindwerts mit der gleichen Messtechnik wie für die Emissionswerte selbst. Als Leerwert für die Berechnung der stündlichen Freisetzungsrate wird der Mittelwert der drei Leermessungen herangezogen.
Probenahmegerät am Auslass: Luftkeimsammler nach dem Impaktionsprinzip (Klotz Bactair). Die Luft aus dem Abluftrohr wird mittels des Luftkeimsammlers und einer Spezialsonde direkt auf Agarplatten (CASO für Bakterien und DG18 für Schimmelpilze) gesogen. Für die Ultraschallvernebler zusätzlich Verwendung von Impinger AGI-30. Dabei werden die Keime in jeweils 30 ml physiologischer Kochsalzlösung unter Zusatz von 0,01 % Tween 80® (Poly[oxyethylen][80]-sorbitanmonooleat) abgeschieden. Probenvolumen ca. 250 l; das exakte Volumen jeder einzelnen Messung wurde mit einem Flowmeter erfasst. Unmittelbar nach der Messung Überführung der Keimsuspensionen ins Labor. Jeweils 10 ml der Probensuspension werden membranfiltriert und die Membranfilter anschließend auf Nährböden aufgelegt. Die restliche Probensuspension wird pro Parameter in je einer mehrstufigen Verdünnungsreihe zu je drei Parallelen auf geeignete Nährböden ausplattiert: CASO für Bakterien und DG18 für Schimmelpilze. Die Nährböden werden 2 bzw. 7 Tage lang bei 30 °C bzw. 25 °C bebrütet. Die während dieser Zeit aus den einzelnen Keimen wachsenden Kolonien werden in zweitägigem Abstand ausgezählt. Zur Auswertung werden die Koloniezahlen umgerechnet in koloniebildende Einheiten (KBE) pro m³ Luft. Die Differenz zwischen der Auslasskonzentration und dem Blindwert wird mit dem am Messtag eingestellten und gemessenen Volumenstrom multipliziert, um die stündliche Freisetzungsrate (KBE/h) der Prüfgeräte zu berechnen.
Parallel zu den Messungen der Keimfreisetzungsraten nach 8 Wochen wird in jedem Gerät die Besiedlungsdichte mit Bakterien und Schimmelpilzen auf den inneren ständig feuchten Oberflächen untersucht. Dazu Beprobung einer 5 cm² großen Fläche mit sterilen Abstrichtupfern. Die Tupfer werden direkt auf die Nährböden ausgestrichen: CASO (Bakterien) und DG18-Nährböden (Schimmelpilze). Die Nährböden werden 2 bzw. 7 Tage lang bei 30 °C (Bakterien) bzw. 25 °C (Schimmelpilze) bebrütet. Auszählung der Kolonien in zweitägigem Abstand. Vor der Messung der Freisetzungsrate von Schimmelpilzen und Bakterien aus den Geräten wird jeweils eine Wasserprobe aus dem Vorratsbehälter bzw. dem Tank entnommen und im Labor auf den Gehalt an Bakterien analysiert. Täglicher Betrieb des Geräts während des Prüfzeitraums: Das Wasser wurde gemäß Bedienungsanleitung gewechselt und das Gerät entsprechend gereinigt.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2018 

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Ratgeber Bauen und Wohnen 2019 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch 2020, sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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