Gnocchi-Genuss ohne Bedenken? Worauf Sie beim Kauf achten sollten

Magazin Oktober 2025: Besser schlafen? | Autor: Lisa-Marie Karl/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 25.09.2025

Gnocchi im Test: Wir haben 24 Produkte getestet.
Foto: Alesia.Bierliezova/Shutterstock

Kleine Klößchen aus Kartoffeln – was kann da schon schiefgehen? Ein bisschen was schon, wie unser Test zeigt. Zu viel Salz, Aromen, Pestizidrückstände und Eier aus Bodenhaltung verhageln den Notendurchschnitt. Nur 5 von 24 Gnocchi-Marken sind rundum empfehlenswert. Außerdem: Tipps zum Einkauf. 

  • Im Test: 24 Gnocchi-Marken, darunter 21 gekühlte und drei ungekühlte Produkte – insgesamt sieben mit Bio-Zertifizierung. Wir bezahlten dafür, einheitlich auf 500 Gramm umgerechnet, zwischen 99 Cent und 4,98 Euro.
  • Fünf Gnocchi-Marken schneiden mit Bestnote ab.
  • In der Kritik stehen vor allem zu hohe Salzgehalte, Zusätze von Aromen, Mehrfachrückstände von Pestiziden und Eier aus Bodenhaltung.

Abgepackte Gnocchi aus dem Supermarkt lassen sich schnell und einfach zubereiten und vielseitig kombinieren. Aber können die kleinen Fertigklößchen regelmäßig bedenkenlos auf unseren Tellern landen? Um das herauszufinden, haben wir 24 Gnocchi-Marken ins Labor geschickt und umfangreich untersuchen lassen. Was dabei aufgefallen ist. 

Viele Gnocchi enthalten zu viel Salz

"Erhöhte" Salzgehalte kommen häufig in Gnocchi vor. Das Problem daran? Zu viel Salz kann bei empfindlichen Menschen den Blutdruck erhöhen.

Wir orientieren uns bei unserer Bewertung an den finnischen Kennzeichnungsvorgaben für einen hohen Salzgehalt für Fertig- und Halbfertiggerichte, zu denen wir Gnocchi zählen. Dort liegt dieser bei 1,1 Prozent. Alle Produkte, die mehr Salz enthalten, werten wir um eine Note ab.

Gnocchi lassen sich vielfältig und unkompliziert zubereiten. Doch wie steht es um mögliche Schadstoffe? Wir haben 24 Produkte getestet.
Gnocchi lassen sich vielfältig und unkompliziert zubereiten. Doch wie steht es um mögliche Schadstoffe? Wir haben 24 Produkte getestet. (Foto: Alesia.Bierliezova/Shutterstock)

Aromazusätze und Pestizide gehören nicht in Gnocchi 

Auffällig dabei ist, dass diese Kritik vor allem Bio-Gnocchi trifft. Ob die Bio-Hersteller so geschmacklich ausgleichen, dass sie keine Aromen zusetzen dürfen? Zumindest drei der konventionellen Gnocchi führen Aromen in der Zutatenliste auf, was zu einer Note Abzug führt.

Denn aus unserer Sicht sollten die Hersteller ganz auf zugesetzte Aromastoffe verzichten, mit natürlichen Zutaten überzeugen und den Salzgehalt auf ein gesundes Maß reduzieren.

Neben zu viel Salz und Aromazusätzen haben auch Rückstände von mehreren Pestiziden nichts in Gnocchi zu suchen. Und doch ist das von uns beauftragte Labor darauf gestoßen. 

Zwar geht von den gefundenen Gehalten keine unmittelbare Gesundheitsgefahr aus. Es ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht, welche Wechselwirkungen mehrere Pestizidspuren haben können. Eine Studie lieferte zuletzt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Mehrfachrückständen von Pestiziden und Parkinson.

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Gnocchi mit Ei? Dann bitte nicht aus Bodenhaltung 

Übrigens: Etwas mehr als die Hälfte der Hersteller produzieren ihre Gnocchi ohne tierische Inhaltsstoffe. Zehn Marken im Test enthalten Ei – in den meisten Fällen Eier aus Bodehaltung. 

Bodenhaltung? Sind das nicht meist riesige Hallen, vollgestopft mit bis zu 6.000 Hühnern, in denen sich neun ausgewachsene Tiere einen Quadratmeter Bodenfläche teilen? Ohne Freilauf und nennenswertes Tageslicht? Ein artgerechtes Hühnerleben sieht unserer Ansicht nach anders aus, weshalb wir den Einsatz von Eiern aus Bodenhaltung kritisieren.

Bodenhaltung als "kleiner Beitrag zum Tierschutz"?

Besonders negativ fällt ein Anbieter auf, der versucht, die Bodenhaltung auf der Verpackung seiner Gnocchi als "Zeichen für einen kleinen Beitrag zum Tierschutz" zu verkaufen. Und weiter: "Eine artgerechte Haltung unserer Legehennen ist uns wichtig!" Frei nach dem Motto: Schlimmer geht immer.

Das stimmt zwar, aber nicht mehr lange. Auch wenn die reine Käfighaltung bereits verboten ist – eine beschönigende Zwischenstufe, die sogenannte Käfighaltung in Kleingruppen, ist hierzulande noch bis Ende 2025 erlaubt, EU-weit bis 2027.

Neue Ställe mit dieser Haltungsform werden allerdings längst nicht mehr genehmigt. Sollte das wirklich der Maßstab sein, den man beim Tierwohl anlegt? Wir finden nicht. 

Tipps zum Gnocchi-Kauf 

Worauf kann ich nun achten, wenn ich Gnocchi im Handel kaufen möchte? 

  • Werfen Sie einen Blick aufs Kleingedruckte – und meiden Sie hohe Salzgehalte sowie Aromazusätze.
  • Wer sich vor einer Pestizidbelastung schützen will, greift besser zu Bio-Produkten. Sie sind in der Regel frei von Rückständen, weil chemisch-synthetische Pestizide im Bio-Anbau verboten sind.
  • Gnocchi sind nicht immer vegan, einige enthalten Ei – das sogar häufig aus Bodenhaltung stammt. Wem Tierwohl am Herzen liegt, der wählt besser solche ohne Ei oder Bio-Gnocchi. Denn in diesen stecken zumindest Eier aus Bio-Haltung. 

Die gute Nachricht aus unserem Test: Gnocchi-Genuss ohne Bedenken ist möglich. Fünf von 24 Marken schneiden mit Bestnote ab. 

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

In (Bio-)Supermärkten und Discountern kauften wir 24 Gnocchimarken ein, darunter 21 gekühlte und drei ungekühlte Produkte – insgesamt sieben mit Bio-Zertifizierung. Wir bezahlten dafür, einheitlich auf 500 Gramm umgerechnet, zwischen 99 Cent und 4,98 Euro.

Ein Labor untersuchte alle Produkte auf Pestizidrückstände inklusive Glyphosat. Es erfolgten weitere Analysen auf Mineralölbestandteile, das Schwermetall Cadmium und die Glykoalkaloide Solanin und Chaconin – giftige Pflanzenstoffe, die in grünen Tomaten und grünen, gekeimten Kartoffeln vorkommen. Das Labor prüfte die Gnocchi außerdem auf Schwefeldioxid, welches von Sulfiten freigesetzt wird und als Konservierungsmittel und Antioxidans fungiert. Für diese ist ab einem Gehalt von zehn Milligramm pro Kilogramm eine Allergenkennzeichnung verpflichtend.

Wir ließen zudem den Natriumgehalt messen und so den Salzgehalt bestimmen – und prüften, ob dieser mit dem deklarierten Gehalt übereinstimmte. Produkte mit Maisgrieß und Reismehl ließen wir auf gentechnisch veränderte Bestandteile (GVO) überprüfen. Zudem erfolgte eine mikrobiologische Untersuchung auf Enterobakterien, E. coli, Bacillus cereus, Staphylokokken, Listerien, Salmonellen und eine Bestimmung der aeroben Gesamtkeimzahl.

Die Zutatenlisten der Produkte schauten wir uns hinsichtlich weiterer Zusätze wie Aromen an. Bei Gnocchi mit Ei erfassten und bewerteten wir die Haltungsform der Legehennen. Wir überprüften die Verpackungen auf Werbung mit Selbstverständlichkeiten, unzureichend erklärte Umweltauslobungen und weitere kritische Aussagen. War ein Nutri-Score deklariert, rechneten wir diesen nach und fragten fehlende Angaben bei den Herstellern ab.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) ein Mehrfachrückstand von zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; b) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,1 g/100 g (in Tabelle: "Salz erhöht"). Dies entspricht dem Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von Fertig- und Halbfertiggerichten in Finnland; c) (natürliches) Aroma.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) die Verwendung von Eiern aus Bodenhaltung; b) eine Auslobung zur Haltungsform der Hühner, die einen positiven Beitrag zum Tierwohl suggeriert, obwohl Bodenhaltung lediglich einem unteren Standard entspricht. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Werbung mit Selbstverständlichkeiten mit Hinweis auf gesetzliche Regelungen, wobei gesetzlich vorgeschriebene Eigenschaften oder selbstverständliche Umstände als etwas Besonderes hervorgehoben werden, obwohl vergleichbare Produkte diese ebenso aufweisen; b) mangelnde Transparenz aufgrund fehlender Deklaration zur Haltungsform der Hühner auf der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Testmethoden und Anbieterverzeichnis finden Sie unter oekotest.de/M2510.

Testmethoden

Mineralölbestandteile: nach ISO 20122:2024-04 mod.; die Modifikation betrifft die Epoxidierung und eine zusätzliche Aufreinigung; Messung mittels LC-GC/FID (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Salzäquivalente: berechnet gemäß LMIV nach der Formel: Salz = Natrium × 2,5.

Gesamtschwefeldioxid: nach ASU L 00.00-46/1:1999-11SU 07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pestizid-Screening: GC-MS/MS und LC-MS/MS nach DIN EN 15662:2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Cadmium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung mit ICP-MS nach DIN EN 15763:2010-04 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Solanin, Chaconin: mittels LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2022-05.

Enterobacteriaceen: nach ASU L 00.00-133/2:2019-12.

Escherichia coli: nach ASU L 00.00-132/1:2021-03.

Präsumtive Bacillus cereus: nach ASU L 00.00-33:2021.03.

Koagulase-positive Staphylokokken: nach ASU L 00.00-55:2024-08.

Listeria monocytogenes: nach ASU L 00.00-22:2021-07.

Salmonellen: nach ASU L 00.00-20:2021-07.

Gentechnisch veränderte Bestandteile (GVO): PCR nach DNA-Extraktion; CAMV35S, NOS nach ASU L 00.00-122:2008-06; FMV34S nach ASU L 00.00-148:2014-02; EPSPS, pat, bar nach ASU L 00.00-154:2014-08 mod.; die Modifizierung (EPSPS, pat, bar) bezieht sich auf die Konzentrationen der Primer und Sonden im PCR-Mix; Cry1Ab/Ac mittels PCR.

Einkauf der Testprodukte: Juni – Juli 2025.

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