- Fische und Meeresfrüchte können mit Methylquecksilber – einer Form des giftigen Schwermetalls Quecksilber – belastet sein.
- Wir haben Thunfische im Labor auf den Gesamtgehalt an Quecksilber und spezifisch auf das organische Methylquecksilber untersuchen lassen.
- Testkandidaten sind 29 Thunfischprodukte, bevorzugt in Dosen verpackt. Dabei wählten wir ausschließlich Produkte mit Angaben wie "in eigenem Saft und Aufguss".
Thunfisch gehört zu den Fischen, die in Deutschland am häufigsten gegessen werden, und zwar am liebsten aus der Dose. Allerdings zählt er laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) auch zu den Fischarten, bei denen je nach Alter und Größe vergleichsweise hohe Gehalte an Methylquecksilber gemessen werden – einer Form des giftigen Schwermetalls Quecksilber, die hauptsächlich in Fisch und Meeresfrüchten vorkommt.
Aber wie geraten diese Stoffe eigentlich ins Meer beziehungsweise in die Fische? Und wie schädlich sind sie?
Wie gefährlich ist Quecksilber für den Menschen?
Quecksilber kommt natürlicherweise in der Natur vor, gelangt aber auch zum Beispiel beim Verbrennen von Kohle und Heizöl in die Umwelt. Es handelt sich um ein hochgiftiges Schwermetall für Mensch und Natur.
Hohe Dosen können für den Menschen tödlich sein, aber auch niedrige Mengen können das Nervensystem und vermutlich auch Herz, Immunsystem und den Fortpflanzungszyklus schädigen. Es wird in Leber, Nieren und Gehirn gespeichert und nur langsam über die Nieren ausgeschieden.
Methylquecksilber entsteht erst im Wasser. Bestimmte Bakterien wandeln das Quecksilber dort in Methylquecksilber um. Wasserorganismen nehmen es auf, die dann wiederum von bestimmten Fischen gefressen werden. Es gelangt also über die Nahrungskette im Meer auf unsere Teller.
Nehmen wir Methylquecksilber über die Nahrung auf, kann es in hohen Mengen im Magen-Darm-Trakt landen, sich darüber im Körper verteilen und alle Organen erreichen. Weil es auch die Blut-Hirn-Schranke gut überwindet, ist es möglich, dass Methylquecksilber auch ins zentrale Nervensystem gelangt. Dieses kann bei chronischer Belastung angegriffen werden.

Quecksilber in Thunfisch: Wie schlagen sich Saupiquet, Aldi & Co.?
Doch wie stark ist konservierter Thunfisch aus dem Handel wirklich belastet? Um das herauszufinden, haben wir 29 Produkte ins Labor geschickt und sie auf den Gesamtgehalt an Quecksilber und spezifisch auf das organische Methylquecksilber untersuchen lassen.
Das Ergebnis: Quecksilber wies das Labor in allen Produkten in Spuren nach. Bei den Methylquecksilbergehalten sind wir jedoch auf Mengen gestoßen, die wir als "erhöht" bewerten.
Methylquecksilber gefährdet Föten und Säuglinge
Bei unserer Beurteilung der gemessenen Laborwerte von Methylquecksilber haben wir uns an der tolerierbaren wöchentlichen Aufnahmemenge (TWI) der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) orientiert.
Der Wert wird empfohlen, weil Methylquecksilber besonders giftig für das sich entwickelnde Nervensystem und das Gehirn ist und die neurologische Entwicklung ungeborener Kinder und Säuglinge stören kann. Deshalb rät das BfR vor allem Schwangeren und Stillenden auch dazu, Fischarten mit hohen Methylquecksilbergehalten zu meiden.
Die detaillierten Testergebnisse finden Sie im ePaper:
Thunfisch mit relativ kurzer Lebensdauer
Für unseren Test haben wir die Art Echter Bonito, auch Skipjack genannt, ausgewählt. Er wird zum Großteil für Thunfischprodukte in Dosen verwendet, zählt anders als Gelbflossen- oder Blauflossenthunfisch aber nicht zur Gattung Thunnus, sondern zu Katsuwonus.
Deshalb liest man auf den Verpackungen auch seinen wissenschaftlichen Namen "Katsuwonus pelamis" und nicht etwa "Thunnus". Die Besonderheit: Er ist unter den kommerziell wichtigsten Thunfischen die kleinste Art mit einer relativ kurzen Lebensdauer.
Ältere und größere Raubfische sind stärker belastet
Das könnte erklären, warum wir in diesem Test wenige aus unserer Sicht kritische Gehalte gemessen haben. Denn die höchsten Methylquecksilberwerte werden laut BfR grundsätzlich in großen und älteren Raubfischen wie Hai, Schwertfisch und eben älterem Thunfisch gemessen – sie konnten schließlich im Laufe ihres Lebens viele belastete Meereslebewesen fressen.
Der vergleichsweise kleine Echte Bonito hat dafür weniger Zeit. Auch das BfR hat in einer Studie vergleichsweise niedrigere Gehalte bei Thunfisch aus der Konserve gemessen. Ganz ohne kommt er dennoch nicht aus, wie auch unser Test zeigt.
Greenpeace: Fangmengen übersteigen Empfehlungen
Übrigens: Der Echte Bonito steht auf der mittlerweile sehr kurzen "Guter Fisch"-Liste, die von der Deutschen Umwelthilfe, dem Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung, dem Naturschutzbund und dem WWF erstellt wurde. Er zählt also je nach Fanggebiet und verwendeten Fanggeräten zu den wenigen Fischarten, die die Verbände noch als empfehlenswert einstufen, wenn man Fisch konsumieren möchte.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace weist aber darauf hin, dass, auch wenn der Echte Bonito vielerorts zwar noch nicht als überfischt gelte, die Fangmengen dennoch oft die Empfehlungen überstiegen und die Fische kleiner würden.
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