- Im Test: 20 getönte Tagescremes mit mittlerem Farbton. Davon sind acht Produkte als Naturkosmetik zertifiziert.
- Nur vier getönte Tagescremes im Test schneiden mit Bestnote ab.
- Besonders ärgerlich: In einer geprüften Creme steckt der bedenkliche Duftstoff Lilial, in einer anderen das giftige Schwermetall Cadmium. Beide stehen im Verdacht, fortpflanzungsschädlich zu sein.
- Kritik gibt es unter anderem auch für hormonverdächtige und wenig hautfreundliche Substanzen.
Getönte Tagescremes sind praktisch: Sie wirken hautpflegend und sorgen zugleich für einen schöneren Teint. Zwar reicht die Deckkraft durch ihre enthaltenen Farbpigmente nicht für jeden Fleck oder jede Hautrötung. Dafür bleibt aber der bei Make-up gefürchtete starre "Maskeneffekt" meist aus.
Aber wie sieht es mit den Inhaltsstoffen dieser leichten Schönheitspflegeprodukte aus? Unser Test zeigt: Diese sind leider nicht per se natürlich.
dm, Nivea & Co.: Getönte Tagescremes im Test
Wir haben 20 getönte Tagescremes eingekauft und ins Labor geschickt. Das Ergebnis: Gerade einmal acht Produkte sind mit "sehr gut" oder "gut" empfehlenswert. Ebenso viele Cremes enttäuschen jedoch und fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch.
Die von uns beauftragten Labore haben so einige bedenkliche Substanzen gefunden, die aus unserer Sicht nicht in eine getönte Tagescreme hineingehören.

Bedenklicher Duftstoff Lilial entdeckt
Besonders auffällig: Einmal hat das beauftragte Labor den problematischen Duftstoff Butylphenyl Methylpropional (Lilial) nachgewiesen. ÖKO-TEST kritisiert den Einsatz dieses künstlichen Duftstoffs seit Jahren als unnötiges Risiko.
Lilial ist in der Chemikalienverordnung (CLP) als Gefahrstoff eingestuft, weil es wahrscheinlich die Fortpflanzung gefährden und das Kind im Mutterleib schädigen kann. Seit diesem März ist es in der EU in Kosmetika verboten. ÖKO-TEST hatte das Produkt kurz vor Inkraftreten des Verbots eingekauft.
Der betroffene Anbieter ist wohl nur durch unseren Befund auf die Belastung seiner getönten Tagescreme aufmerksam geworden. Man habe Lilial schon 2019 aus allen Kosmetika verbannt, es sei bei der Creme zu einer Fehllieferung des Parfümöl-Lieferanten gekommen, erklärte er.
Der Hersteller habe nach unserem Befund sofort den Verkauf gestoppt und einen Rückruf gestartet. Künftig werde die Creme wieder ohne Lilial produziert, teilt er mit.
Giftiges Cadmium in einer getönten Tagescreme
Keine Maßnahmen angekündigt hat uns hingegen eine Firma, deren getönte Tagescreme in unserem Test mit Cadmium belastet war. Auch dieses Schwermetall ist als Gefahrstoff eingestuft: Es ist giftig für die Nieren. Zudem steht Cadmium unter anderem unter dem Verdacht, ebenfalls fortpflanzungsschädlich zu sein.
Das Element kommt natürlicherweise in der Erdkruste vor und kann etwa über Farbpigmente in Kosmetika gelangen. Der in diesem Produkt gemessene Gehalt lag oberhalb des Orientierungswertes des Bundesamts für Verbraucherschutz (BVL). Gehalte unter diesem Wert toleriert das BVL als "technisch nicht vermeidbar".

In einigen Cremes stecken Paraffine und Silikone
Außerdem ärgerlich: Sieben getönte Tagescremes im Test enthalten mehr als ein Prozent Silikone und/oder Paraffine. Diese erdölbasierten Stoffe kritisieren wir, weil sie sich nicht so gut ins Gleichgewicht der Haut einfügen wie natürliche Fette.
Zudem finden die Labore in Produkten mit Paraffinen regelmäßig Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen (MOAH). Genau das ist auch bei einer Tagescreme im Test der Fall. MOAH haben aus unserer Sicht in Kosmetik nichts verloren, weil zu der Stoffgruppe auch krebserregende Verbindungen gehören können.
Kritik an weiteren problematischen Inhaltsstoffen
Doch damit nicht genug: Minuspunkte vergeben wir auch für Substanzen, die von den Herstellern bewusst eingesetzt wurden und als deklarationspflichtige Stoffe in der Zutatenliste stehen:
- Butylhydroxytoluol (BHT): Das Antioxidans soll Kosmetika vor Reaktionen mit Sauerstoff schützen. Es steht im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken.
- Ethylhexylmethoxycinnamat und Octocrylen: Die chemischen UV-Filter sind ebenfalls hormonverdächtig. Für Ethylhexylmethoxycinnamat liegen hierzu hierzu Hinweise aus Tierversuchen vor, für Octocrylen aus Zellversuchen.
- Halogenorganische Verbindungen: Sie dienen oft zum Konservieren. Viele Stoffe aus dieser Gruppe sind allergieauslösend, fast alle reichern sich in der Umwelt an.
- PEG-Verbindungen: Die Emulgatoren können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.
Getönte Tagescremes im Test nicht ökologisch verpackt
Kritik gibt es letztendlich auch aus Umweltgründen. So hat uns lediglich ein einziger Hersteller im ganzen Test angegeben, dass seine Plastikverpackung Recyclingmaterial enthält. Für die getestete Charge ausreichend belegt hat die Firma uns das jedoch nicht. Die übrigen Anbieter schwiegen sich entweder dazu aus oder teilten uns mit, dass sie kein Rezyklat verwendeten.
Ebenfalls enttäuschend: In vielen getönten Tagescremes steckt, vereinfacht gesagt, auch noch Plastik. Für diese synthetischen Polymere ziehen wir Noten ab, weil sie schwer abbaubar sein und die Umwelt belasten können. Schließlich gelangen sie früher oder später ins Abwasser und so über den Klärschlamm in unsere Böden und Gewässer.
Tipps zu getönten Tagescremes
Was wir Ihnen beim Kauf und Gebrauch von getönten Tagescremes raten:
- Eine Tagescreme lässt rote Stellen, Pickel oder Augenringe nicht komplett verschwinden. Wer sich das wünscht, kann solche Stellen vorab punktuell mit einem Concealer behandeln.
- Cremes mit BB im Namen haben oft eine höhere Deckkraft als solche die nur "getönte" Tagescreme" heißen.
- Beim Farbton gilt: besser etwas zu hell als etwas zu dunkel. Ob er richtig zum natürlichen Teint passt, sieht man leider nur bei Tageslicht und Probeauftragen im Gesicht. Falls das Geschäft Probeexemplare im Regal hat, etwas davon nehmen und kurz nach draußen gehen – oder alternativ das Risiko eingehen und die angebrochene Creme weiter verschenken, wenn der Farbton doch nicht passt.
Die Testsieger, die Testtabelle sowie das gesamte Ergebnis im Detail lesen Sie im ePaper.
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