Viele junge Männer lassen die Gesichtshaare sprießen, um männlicher und reifer auszusehen. Das zeigt die Jugendstudie des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW) aus dem Jahr 2016. Die Marktforscher fanden auch heraus, dass 30 Prozent der jungen Männer zwischen 14 und 21 Jahren Bartpflegeprodukte verwenden.
Aber warum eigentlich ein Bartpflegeprodukt? "Aus zwei Gründen: Die Kopfnote des Dufts bleibt im Haar länger erhalten als auf der Haut. Außerdem entzieht der Bart der Haut Feuchtigkeit, sie fängt an zu schuppen, zu jucken oder man bekommt Pickel. Ein Balsam oder Öl versorgt die Haare, damit die sich wiederum nicht die Feuchtigkeit aus der Haut holen", erklärt uns Friseur Ali "Barber", wie Freunde ihn augenzwinkernd nennen, aus Mainz am Rhein.
Bartpflege im Test: Vier Produkte überzeugen
Die Frage nach der Daseinsberechtigung wäre damit geklärt. Wie aber ist es um die Inhaltsstoffe der Bartpflegemittelchen bestellt? Wir haben 15 Produkte eingekauft und in Laboren analysieren lassen.
Das Ergebnis: Bartträger können immerhin aus vier empfehlenswerten Bartpflegen im Test wählen. Fünf Produkte fallen mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch, der Rest nur im Mittelfeld. Die Probleme sind vielfältig und beschränken sich nicht auf eine Produktgruppe.
Bedenkliche Duftstoffe in zwei Bartölen
Herb und männlich soll der Bart duften – dafür sorgen einige nicht immer harmlose Riechstoffe. Ein Bartöl im Test verdient sich sein "ungenügend" sogar ausschließlich mit Problemen, die aus Duftstoffen herrühren: Für Lilial etwa liegen aus Tierversuchen Hinweise auf eine fortpflanzungsgefährdende Wirkung vor. Künstlicher Moschusduft lagert sich im Fettgewebe an und steht im Verdacht, Leberschäden zu verursachen. Des Weiteren enthält das Bartöl Diethylphthalat (DEP), das beispielsweise zur Denaturierung von Alkohol und zur Stabilisierung des Dufts eingesetzt wird – es beeinflusst aber den Schutzmechanismus der Haut. Der Duftstoff Lyral verursacht oft allergische Reaktionen.
Auch der Duftstoff Cinnamal kann starke Allergiesymptome auslösen, weshalb wir ihn um zwei Noten abwerten. Umso wichtiger, dass er auf der Packung genannt wird – wie gesetzlich ab einer Menge von 10 mg/kg für Kosmetik, die auf der Haut bleibt, gefordert. Bei einem getesteten Bartöl ist das nicht der Fall, obwohl das Labor die annähernd 60-fache Menge nachgewiesen hat. Für diesen Deklarationsmangel gibt es Punktabzug als Weiteren Mangel.

Kritik an Inhaltsstoffen von Bartbalsamen im Test
Alternativen zu Bartöl können Bartfluids oder Bartbalsame sein. Doch auch Inhaltsstoffe dieser Bartpflegeprodukte bemängeln wir:
- Ein Bartbalsam im Test enthält PEG/PEG-Derivate, die die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können.
- Ein weiteres getesteten Bartbalsam schneidet wegen PEG/PEG-Derivaten und Cashmeran, das sich im Fettgewebe anreichert, nur "mangelhaft" ab.
- Ein anderes Produkt im Test beinhaltet Mikroplastik sowie Silikonöle, die sich nicht so gut ins Hautgleichgewicht wie natürliche Öle einfügen.
Weichmacheralarm: Neben dem bereits angesprochenen DEP haben die Labore auch ein anderes Phthalat in für uns abwertungsrelevanter Menge nachgewiesen. Ausgerechnet ein BDIH-zertifiziertes Bartöl enthält Diisononylphthalat (DINP). Wir ziehen eine Note unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe ab. Dass Phthalate in deutlich niedrigeren Mengen oder gar nicht nachweisbar sein können, beweisen andere Produkte. Die Ansprüche an Naturkosmetik erfüllt das Bartöl mit dieser Phthalatmenge unserer Ansicht nach jedenfalls nicht, was wir als Weiteren Mangel werten.
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