14. Juni 2018 - Riesig ist der Aufschrei, wenn der Gesetzgeber Duftstoffe, die sich als besonders schädlich erwiesen haben, reglementieren oder sogar verbieten will. Derzeit trifft es die Duftstoffe Lyral sowie Atranol und Chloratranol, beides natürliche Bestandteile von Eichenmoos- und Baummoosextrakten. Sie dürfen künftig nicht mehr in Kosmetika stecken. Das einzigartige Parfüm, der spezielle Hauch - alles dahin?
"Jeder Verlust eines Duftstoffs bedeutet einen Verlust an Duftbildern und Vielfalt in der Duftwelt", schreibt uns der Verband der Riechstoffhersteller. Solche Reglementierungen sind zwar eine große Herausforderung, aber zu bewältigen, sagt Parfümeur Marc vom Ende. Er arbeitet beim Duftstoffhersteller Symrise, der auch große und bekannte Dufthäuser wie Guerlain, Hermès und Dior zu seinen Kunden zählt. "Ich persönlich habe noch keinen Fall erlebt, in dem sich die Rezeptur eines Parfüms nicht anpassen ließ." Es sei die Aufgabe technischer Parfümeure, die Rezepturen vorhandener Düfte entsprechend zu modifizieren. Und auch bei Neukompositionen müsse man die gewünschten Effekte eben mit anderen Stoffen hinbekommen. Genau das sei die Kunst des Parfümeurs: "Parfümerie ist immer auch Veränderung, schon allein, weil wir nicht mehr die Düfte der 70er-Jahre haben wollen." So hat sich auch Marylin Monroes Parfüm, der Klassiker Chanel No 5, verändert: Es fiel in früheren Tests durch Moschusverbindungen auf, heute sind diese nicht mehr enthalten.
Etwas verändern an den Düften - das wollte auch die EU, und zwar zum Schutz der Verbraucher. Im Jahr 2012 veröffentlichte das wissenschaftliche Beratergremium der EU-Kommission ein Papier, in dem 82 Duftstoffe und ätherische Öle als nachgewiesene Kontaktallergene genannt waren, dazu viele weitere, die wahrscheinlich Allergien erzeugen können. Lyral, Atranol und Chloratranol bewerteten die Experten als "nicht sicher", zwölf weitere Duftstoffe wollten sie in ihrer Konzentration begrenzen. Über viele weitere allergene Duftstoffe sollten Verbraucher auf dem Etikett informiert werden. Denn während alle übrigen Inhaltsstoffe von Kosmetika fein säuberlich auf der Verpackung aufgeführt werden müssen, dürfen Duftstoffe unter dem Begriff "Parfüm" erscheinen. Von wenigen Ausnahmen abgesehen: 26 Duftstoffe, die häufiger im Zusammenhang mit Allergien stehen, müssen die Hersteller seit 2005 unter den Inhaltsstoffen nennen. Professor Wolfgang Uter von der medizinischen Fakultät der Universität Erlangen, der das EU-Papier aus dem Jahr 2012 federführend mitgestaltet hat, sagt: "Richtiger wäre es, alle eingesetzten Duftstoffe zu deklarieren."
Ein Vorschlag, der bei den Herstellern auf wenig Gegenliebe stößt. Aber auch Fachleute wie Professor Axel Schnuch vom Informationsverbund Dermatologischer Kliniken/Universität Göttingen, der auch ÖKO-TEST berät, hält die Liste der zu deklarierenden Stoffe für übertrieben lang; nicht bei allen Stoffen sei die allergene Eigenschaft ausre...