Kindermüsli im Test: 6 von 10 sind empfehlenswert

Magazin Juli 2025: Stilles Mineralwasser | Autor: Vanessa Christa/Michelle Sensel/Hannah Pompalla | Kategorie: Essen und Trinken | 26.06.2025

Kindermüsli im Test: Wir haben zehn Produkte getestet.
Foto: ÖKO-TEST

Kindermüslis buhlen in den Verkaufsregalen um die Aufmerksamkeit von Eltern und ihrem Nachwuchs. Doch welche Produkte sind wirklich empfehlenswert? Wir haben zehn getestet und nicht wenige sind "sehr gut". Wir sind aber auch auf Problemstoffe gestoßen. Und: Manche Hersteller sollten aus unserer Sicht ihre Zuckergehalte senken. 

  • Wir haben zehn Müslis überprüft, die sich mit ihrer Produktaufmachung an Kinder richten. Darunter acht Produkte mit Bio-Zertifizierung. Einheitlich auf 500 Gramm gerechnet zahlten wir zwischen 2,47 und 6,70 Euro.
  • Der Test zeigt: Eltern haben eine Auswahl an "sehr guten" Kindermüslis. 
  • Kritik üben wir an einem aus unserer Sicht "stark erhöhtem" Acrylamidgehalt, Pestizidrückständen, Mineralölbestandteilen und zu viel Zucker. 

Wenn Eltern Müslis kaufen, die sich mit ihrer Produktaufmachung speziell an Kinder richten, dann sollten sie sich darauf verlassen können, dass es die Hersteller mit den Zuckergehalten nicht übertreiben oder andere kritische Inhaltsstoffe enthalten sind. Aber wie sieht die Realität tatsächlich aus?

Alnatura, dm & Co.: Kindermüsli im Test

Um das herauszufinden, haben wir zehn Kindermüslis gekauft und sie ins Labor geschickt. Das Ergebnis ist erfreulich: Wir können "sehr gute" Kindermüslis empfehlen. Andere überzeugen hingegen nicht. Minuspunkte verteilen wir unter anderem für Acrylamid, Pestizide, Mineralölbestandteile und zu viel Zucker.

Im Handel gibt es eine große Auswahl an Müslis für Kinder. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben zehn Kindermüslis getestet.
Im Handel gibt es eine große Auswahl an Müslis für Kinder. Doch welche Produkte sind empfehlenswert? Wir haben zehn Kindermüslis getestet. (Foto: Jelena Zelen/Shutterstock)

Potenziell krebserregendes Acrylamid in Kindermüsli

Beginnen wir mit Acrylamid. Der Laborbefund, den wir als "stark erhöht" einstufen, führt zu gleich vier Notenabzügen. Denn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Acrylamid als potenziell krebserregend ein.

Der Schadstoff bildet sich ab Temperaturen von 120 Grad aus dem pflanzlichen Proteinbaustein Asparagin und natürlichen Zuckern. Im Fall der Knuspermüslis entsteht er vermutlich beim Rösten für den Knuspereffekt. Gesetzlich festgelegte Höchstwerte gibt es zwar nicht, die EU-Kommission hat aber je nach Produktart Richtwerte entwickelt, die dazu beitragen sollen, dass Acrylamidgehalte in Lebensmitteln reduziert werden.

Um die Gehalte in den Müslis zu bewerten, orientieren wir uns an dem Wert für Frühstückscerealien auf Vollkornbasis. Zwar ist der Wert rechtlich nicht bindend, unserer Ansicht nach sollten sich Hersteller dennoch daran halten, insbesondere bei Lebensmitteln für Kinder. Denn (Klein-)Kinder nehmen laut EFSA im Durchschnitt mehr Acrylamid auf, da sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr essen als Erwachsene.

Kindermüslis im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Labor findet Spuren von zwei Pestiziden 

Nun zu den Pestizidrückständen. Die waren in diesem Kindermüsli-Test glücklicherweise kein allzu großes Thema. Das ist auch nicht wirklich überraschend, da die meisten getesteten Kindermüslis Bio-Produkte sind, bei deren Anbau keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden dürfen.

Anders sieht das bei konventionellen Produkten aus. So fand das Labor Spuren des Wirkverstärkers Piperonylbutoxid und des Wachstumsregulators Chlormequat. Die Gehalte im Spurenbereich sind zwar nicht akut giftig. Da aber noch nicht ausreichend geklärt ist, wie sich die Kombination aus mehreren Pestizidrückständen auf den Körper auswirkt, werten wir ab zwei Rückständen ab.

Mineralölbestandteile in Kindermüsli entdeckt

Für Notenabzüge sorgen außerdem Mineralölbestandteile. Konkret handelt es sich hierbei um die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge. 

Das Problem: MOSH reichern sich im Körper an und gelten dort als größte Verunreinigung. Ob sie dort etwas anrichten und, wenn ja, was, ist bisher noch nicht ausreichend geklärt. Hersteller sollten unserer Ansicht nach dennoch dafür sorgen, dass solche Verun­reinigungen, die schon auf dem Feld oder bei der Verarbeitung der Produkte entstehen können, ausgeschlossen werden und nicht in ein Kindermüsli hineingelangen.

Kindermüsli im Test: Es geht auch mit weniger Zucker

Kommen wir nun zum Zucker. Negativer Spitzenreiter ist ein Kindermüsli, das laut Deklaration ganze 29 Gramm Zucker auf 100 Gramm enthält. Mit einer Portion von 35 Gramm würde ein Kind die von der WHO für Vier-bis Siebenjährige höchste empfohlene Tagesaufnahme an Zucker von insgesamt 17,5 Gramm schon zu mehr als die Hälfte ausschöpfen. Dabei geht es auch mit deut­lich weniger Zucker.

Zum Vergleich: Das Kindermüsli mit dem geringsten deklarierten Zu­ckergehalt im Test enthält 7,5 Gramm Zu­cker auf 100 Gramm. Beim Rest liegen die Gehalte zwischen 7,6 und 14 Gramm. In unserer Tabelle im ePaper haben wir die Zuckergehalte aufgelistet.

Hier endet unsere Kritik am Zuckergehalt aber noch nicht. Denn an dieser Stelle kommt auch die Aufmachung eines Kindermüslis ins Spiel. Laut WHO-Nährwertprofil-Modell sollten Frühstückscerealien ab 12,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm nicht an Kin­der beworben werden. So sollen Kinder vor ungesunder Lebensmittelvermarktung geschützt werden.

Es gibt aber Produkte im Test, die sich unserer Ansicht nach an Kinder richten – und mehr als die 12,5 Gramm Zucker enthalten. Das bemängeln wir. 

Süße aus Fruchtzutaten ist nicht unbedingt besser

Übrigens: Es ist aus unserer Sicht egal, woher die Süße in einem Müsli stammt. Ein Hersteller schreibt etwa sehr prominent "gesüßt mit Reissirup" auf seine Verpackung, ein anderer lobt "Süße nur aus Fruchtzutaten" aus und setzt als einzige Fruchtzutat 14,9 Prozent Dattelsaftkonzentrat ein. Aber: Nur weil auf Müslis steht, dass sie mit Fruchtzutaten gesüßt sind, heißt das nicht automatisch, dass sie gesünder sind.

Denn der eine Zucker ist nicht unbedingt besser als der andere. Auch Zucker aus Saftkonzentrat oder Sirup kann Karies, Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes begünstigen. Auslobungen, die suggerieren, ein Produkt sei gesünder gesüßt, werten wir entsprechend ab.  

>> Lesetipp: Glukosesirup & Co.: Welche Süßmacher die Industrie statt Zucker einsetzt 

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben zehn Müslis eingekauft, die sich mit ihrer Produktaufmachung an Kinder richten, darunter acht Produkte mit Bio-Zertifizierung. Alle Produkte haben einen Schokoanteil, wodurch keine als Beikost ausgelobten Produkte mit im Test sind. Einheitlich auf 500 Gramm gerechnet zahlten wir zwischen 2,47 und 6,70 Euro.

Alle Produkte ließen wir auf Acrylamid, Mineralölbestandteile, Mykotoxine und Pestizide inklusive Glyphosat und die Wachstumsregulatoren Chlormequat und Mepiquat untersuchen. Zudem erfolgten Analysen auf Blei, Cadmium und Arsen bei Produkten mit Reiszutaten.

Wir prüften, ob die deklarierten Zuckergehalte mit den im Labor gemessenen Gehalten übereinstimmen. Wir überprüften außerdem, ob die für Kinder beworbenen Produkte den Leitlinien und dem damit verbundenen Nährwertprofil-Modell der WHO entsprechen. Über die Zutatenlisten erfassten wir Aromen. War natürliches Fruchtaroma deklariert, analysierte ein spezialisiertes Labor, ob das Aromaspektrum authentisch ist und ob auch wirklich kein synthetisches Aroma enthalten ist.  

Wir achteten darauf, ob die Produkte zusätzlich in einem Umkarton verpackt sind, ob die Anbieter den Ballaststoffgehalt sowie alle vorgeschriebenen Kennzeichnungen auf der Verpackung angegeben haben und ob sie mit Klima- und Umweltauslobungen ohne ausreichende erläuternde Informationen dazu werben. Auch Auslobungen wie "Süße nur aus Früchten" sahen wir uns genauer an. Gesundheits- und nährwertbezogene Angaben überprüften wir ebenso wie den Nutri-Score.   

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bei Richt- und Orientierungswerten handelt es sich um rechtlich nicht bindende Werte, die eingehalten werden sollten, während rechtlich bindende Grenzwerte eingehalten werden müssen. MOSH/MOSH-Analoge beinhalten gegebenenfalls auch POSH (Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons), PAO (Poly Alpha Olefins) und MORE (Mineral Oil Refined Products).

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führt zur Abwertung um vier Noten: ein gemessener Gehalt an Acrylamid von mehr als 300 μg/kg, in Anlehnung an den EU-Richtwert von 300 μg/kg für Frühstückscerealien (Kleie-Erzeugnisse und Vollkorngetreide, gepuffte Körner) (in Tabelle: "stark erhöht"). Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein gemessener Gehalt an Mineralölbestandteilen (MOSH/MOSH-Analoge) der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in Tabelle: "erhöht").

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Mehrfachrückstand an zwei bis sechs Pestiziden und/oder Wirkverstärkern; b) Aroma; c) ein deklarierter Gehalt an Zucker von mehr als 8,75 bis 17,5 Gramm pro Portion, der die WHO-Empfehlung von maximal 17,5 Gramm Zucker täglich mit einer Portion zu mehr als 50 bis 100 Prozent ausschöpft. Zugrunde gelegt wurde eine durchschnittliche Energiezufuhr eines vier- bis siebenjährigen Kindes von 1.400 Kilokalorien und eine Portion von 35 Gramm.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: eine an Kinder gerichtete Produktaufmachung, obwohl Frühstückscerealien mit mehr als 12,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm in Anlehnung an das Nährwertprofil-Modell der WHO Europa (Stand: 2023) nicht für Kinder beworben werden sollten. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle auf dem Produkt; b) Werbung, die suggeriert, dass das für Kinder ausgelobte Produkt zuckerarm ist oder "gesund" süß sei (hier: "gesüßt mit Reissirup", "Süße nur aus Fruchtzutaten"); c) zusätzliche Umverpackung aus Pappe, obwohl das Müsli schon in einem Kunststoffbeutel verpackt ist; d) eine fehlende Kennzeichnung, dass es sich bei "Dinkel" um eine Weizenart handelt. Nach der Bekanntmachung der EU-Kommission vom 13. Juli 2017 ist eine solche Kennzeichnung verpflichtend.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Testmethoden

Mineralölbestandteile:  ISO 20122:2024-04 mod. (Die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Pestizidscreening: DIN EN 15662:2018-07 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen). 

Chlormequat, Mepiquat: ASU L 00.00-76 : 2008-12 (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).              

Glyphosat: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Aflatoxine: HPLC/FLD (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Mykotoxine: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Blei, Arsen, Cadmium: DIN EN 15763 : 2010-04 (nach Aufschluss mittels DIN EN 13805 : 2014-12) (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).         

Acrylamid: LC-MS/MS (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Zucker: Titrimetrisches Verfahren (Bestimmung im homogenisierten Probenmaterial aus drei Packungen).

Aroma: Untersuchung der Aromastoffe durch LRI-Kapillar-Gaschromatographie/Full-Scan MS nach Destillation, Extraktion und Anreicherung, nach ASU L 00.00-106.

Einkauf der Testprodukte: März 2025

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