- Wir haben zehn Müslis überprüft, die sich mit ihrer Produktaufmachung an Kinder richten. Darunter acht Produkte mit Bio-Zertifizierung. Einheitlich auf 500 Gramm gerechnet zahlten wir zwischen 2,47 und 6,70 Euro.
- Der Test zeigt: Eltern haben eine Auswahl an "sehr guten" Kindermüslis.
- Kritik üben wir an einem aus unserer Sicht "stark erhöhtem" Acrylamidgehalt, Pestizidrückständen, Mineralölbestandteilen und zu viel Zucker.
Wenn Eltern Müslis kaufen, die sich mit ihrer Produktaufmachung speziell an Kinder richten, dann sollten sie sich darauf verlassen können, dass es die Hersteller mit den Zuckergehalten nicht übertreiben oder andere kritische Inhaltsstoffe enthalten sind. Aber wie sieht die Realität tatsächlich aus?
Alnatura, dm & Co.: Kindermüsli im Test
Um das herauszufinden, haben wir zehn Kindermüslis gekauft und sie ins Labor geschickt. Das Ergebnis ist erfreulich: Wir können "sehr gute" Kindermüslis empfehlen. Andere überzeugen hingegen nicht. Minuspunkte verteilen wir unter anderem für Acrylamid, Pestizide, Mineralölbestandteile und zu viel Zucker.

Potenziell krebserregendes Acrylamid in Kindermüsli
Beginnen wir mit Acrylamid. Der Laborbefund, den wir als "stark erhöht" einstufen, führt zu gleich vier Notenabzügen. Denn die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stuft Acrylamid als potenziell krebserregend ein.
Der Schadstoff bildet sich ab Temperaturen von 120 Grad aus dem pflanzlichen Proteinbaustein Asparagin und natürlichen Zuckern. Im Fall der Knuspermüslis entsteht er vermutlich beim Rösten für den Knuspereffekt. Gesetzlich festgelegte Höchstwerte gibt es zwar nicht, die EU-Kommission hat aber je nach Produktart Richtwerte entwickelt, die dazu beitragen sollen, dass Acrylamidgehalte in Lebensmitteln reduziert werden.
Um die Gehalte in den Müslis zu bewerten, orientieren wir uns an dem Wert für Frühstückscerealien auf Vollkornbasis. Zwar ist der Wert rechtlich nicht bindend, unserer Ansicht nach sollten sich Hersteller dennoch daran halten, insbesondere bei Lebensmitteln für Kinder. Denn (Klein-)Kinder nehmen laut EFSA im Durchschnitt mehr Acrylamid auf, da sie im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht mehr essen als Erwachsene.
Labor findet Spuren von zwei Pestiziden
Nun zu den Pestizidrückständen. Die waren in diesem Kindermüsli-Test glücklicherweise kein allzu großes Thema. Das ist auch nicht wirklich überraschend, da die meisten getesteten Kindermüslis Bio-Produkte sind, bei deren Anbau keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet werden dürfen.
Anders sieht das bei konventionellen Produkten aus. So fand das Labor Spuren des Wirkverstärkers Piperonylbutoxid und des Wachstumsregulators Chlormequat. Die Gehalte im Spurenbereich sind zwar nicht akut giftig. Da aber noch nicht ausreichend geklärt ist, wie sich die Kombination aus mehreren Pestizidrückständen auf den Körper auswirkt, werten wir ab zwei Rückständen ab.
Mineralölbestandteile in Kindermüsli entdeckt
Für Notenabzüge sorgen außerdem Mineralölbestandteile. Konkret handelt es sich hierbei um die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH/MOSH-Analoge.
Das Problem: MOSH reichern sich im Körper an und gelten dort als größte Verunreinigung. Ob sie dort etwas anrichten und, wenn ja, was, ist bisher noch nicht ausreichend geklärt. Hersteller sollten unserer Ansicht nach dennoch dafür sorgen, dass solche Verunreinigungen, die schon auf dem Feld oder bei der Verarbeitung der Produkte entstehen können, ausgeschlossen werden und nicht in ein Kindermüsli hineingelangen.
Kindermüsli im Test: Es geht auch mit weniger Zucker
Kommen wir nun zum Zucker. Negativer Spitzenreiter ist ein Kindermüsli, das laut Deklaration ganze 29 Gramm Zucker auf 100 Gramm enthält. Mit einer Portion von 35 Gramm würde ein Kind die von der WHO für Vier-bis Siebenjährige höchste empfohlene Tagesaufnahme an Zucker von insgesamt 17,5 Gramm schon zu mehr als die Hälfte ausschöpfen. Dabei geht es auch mit deutlich weniger Zucker.
Zum Vergleich: Das Kindermüsli mit dem geringsten deklarierten Zuckergehalt im Test enthält 7,5 Gramm Zucker auf 100 Gramm. Beim Rest liegen die Gehalte zwischen 7,6 und 14 Gramm. In unserer Tabelle im ePaper haben wir die Zuckergehalte aufgelistet.
Hier endet unsere Kritik am Zuckergehalt aber noch nicht. Denn an dieser Stelle kommt auch die Aufmachung eines Kindermüslis ins Spiel. Laut WHO-Nährwertprofil-Modell sollten Frühstückscerealien ab 12,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm nicht an Kinder beworben werden. So sollen Kinder vor ungesunder Lebensmittelvermarktung geschützt werden.
Es gibt aber Produkte im Test, die sich unserer Ansicht nach an Kinder richten – und mehr als die 12,5 Gramm Zucker enthalten. Das bemängeln wir.
Süße aus Fruchtzutaten ist nicht unbedingt besser
Übrigens: Es ist aus unserer Sicht egal, woher die Süße in einem Müsli stammt. Ein Hersteller schreibt etwa sehr prominent "gesüßt mit Reissirup" auf seine Verpackung, ein anderer lobt "Süße nur aus Fruchtzutaten" aus und setzt als einzige Fruchtzutat 14,9 Prozent Dattelsaftkonzentrat ein. Aber: Nur weil auf Müslis steht, dass sie mit Fruchtzutaten gesüßt sind, heißt das nicht automatisch, dass sie gesünder sind.
Denn der eine Zucker ist nicht unbedingt besser als der andere. Auch Zucker aus Saftkonzentrat oder Sirup kann Karies, Übergewicht und Folgeerkrankungen wie Typ-2-Diabetes begünstigen. Auslobungen, die suggerieren, ein Produkt sei gesünder gesüßt, werten wir entsprechend ab.
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