Gesichtswasser: Welche Produkte im Test überzeugen – und wofür es da ist

Magazin Juli 2025: Schmerzsalbe | Autor: Hanh Friedrich/Sarah Becker/Heike Baier/Rebecca Welsch | Kategorie: Kosmetik und Mode | 31.07.2025

Gesichtswasser soll als Zwischenschritt in der Pflegeroutine die Haut "klären". Wir haben die Inhaltsstoffe von 22 Gesichtswässern überprüft.
Foto: ÖKO-TEST

Gesichtswasser als Zwischenschritt in der Pflegeroutine: Nach der eigentlichen Reinigung soll es die letzten Rückstände von Make-up oder Talg lösen und die Haut auf die nachfolgende Pflege vorbereiten. Aber sind die Produkte frei von Problemstoffen? Außerdem: Für wie sinnvoll ein Dermatologe Gesichtswasser hält. 

  • Nach der eigentlichen Reinigung wird Gesichtswasser entweder mit dem Wattepad oder der hohlen Hand aufs Gesicht aufgetragen. 
  • Im Test: 22 Gesichtswässer für unterschiedliche Hauttypen, darunter Produkte für normale Haut, für trockene und sensible Typen ebenso wie für Mischhaut.
  • Die Preisspanne ist sehr groß: Das teuerste Produkt im Test kostet 51 Euro pro 200 Milliliter, das günstigste 76 Cent für die gleiche Menge. 
  • Mit "sehr gut" empfehlenswert sind viele Produkte, wir sind aber auch auf unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen. 
  • Salicylsäure, PEG/PEG-Derivate und synthetische Polymere stehen in der Kritik. 

Aktualisiert am 31.7.2025 | Reinigungsmilch, Waschgel, Mizellen- oder Gesichtswasser: Die Vielzahl an Gesichtsreinigern auf dem Markt kann verwirren. Wir haben 22 Gesichtswässer unter die Lupe genommen. Ein Gesichtswasser, auch Toner genannt, verbleibt nach dem Auftragen auf der Haut und gehört streng genommen nicht zu den Reinigungsmitteln fürs Gesicht. Oder zumindest nur ein bisschen.

Kosmetikhersteller propagieren Toner vielmehr als zweiten Schritt in der Pflegeroutine: Nach der Reinigung soll er die Haut "klären", also letzte Rückstände von Make-up oder Talg lösen und sie auf die nachfolgende Pflegecreme vorbereiten. 

Bevor wir über unsere Testergebnisse sprechen, klären wir drei häufig gestellte Fragen:

  • Wie sinnvoll ist Gesichtswasser? 
  • Soll man Gesichtswasser abwaschen?
  • Was ist der Unterschied zwischen Gesichtswasser und Mizellenwasser?  

Wie sinnvoll ist Gesichtswasser?

Viele Gesichtswässer versprechen, die Haut zu "klären", andere wollen sie "tonisieren", "harmonisieren" oder "kräftigen". Alles klar? Nicht wirklich. Wir haben deshalb einige Dermatologen gefragt und wollten von ihnen wissen, wie sinnvoll Gesichtswasser in ihren Augen ist.

Der Rücklauf: mehr als mau. Was wir dahin gehend interpretieren, dass Experten offenbar weder eine ausgeprägt positive noch eine negative Haltung zu der Produktgruppe haben. Wer sich also mit einem Gesichtswasser in der täglichen Pflegeroutine wohler fühlt: Warum nicht?

Der Hamburger Dermatologe Volker Steinkraus sieht ein Gesichtswasser zwar nicht als Muss, kann ihm aber dennoch ein paar Vorteile abgewinnen: In Gegenden, in denen sehr kalkhaltiges Wasser die Reinigungsleistung von Tensiden herabsetze, könne so ein Toner tatsächlich nützlich zur Nachreinigung sein.

Außerdem eröffne ein Gesichtswasser mit feuchtigkeitsspendenden Inhaltsstoffen, zum Beispiel Aloe vera, Panthenol oder Glycerin, bei anspruchslosen Hauttypen die Möglichkeit, die nachfolgende Gesichtscreme einfach zu ersetzen: So angewendet, wäre Gesichtswasser dann kein Zwischenschritt, der zusätzlich ins Geld geht, sondern eine leichtere Form von Gesichtspflege.

Soll man Gesichtswasser abwaschen?

Alle Gesichtswässer in unserem Test verbleiben auf der Haut und werden nicht mit Wasser abgespült. Allerdings gibt es einen feinen Unterschied beim Auftragen:

  • Die Produkte mit nachreinigender Wirkung werden per Wattebausch aufgetragen, denn der nimmt Talg oder Schmutz mit seinen Fasern auf.
  • Ein paar wenige Gesichtswässer sollen lediglich aufgesprüht oder mit der Hand aufs Gesicht getupft werden: Hier entfällt dann der reinigende Aspekt, stattdessen stehen "Stärkung" oder Pflege im Vordergrund.  

Was ist der Unterschied zwischen Gesichtswasser und Mizellenwasser?

Mizellenwasser dient als eigenständiges Reinigungsmittel, ersetzt also das Waschgel oder die Reinigungsmilch. Die sogenannten Mizellen bezeichnen dabei spezielle Formationen von Tensiden, die Fett binden und in Wasser lösen können.

Die Kosmetikindustrie vermarktet diese Mizellen mit dem Versprechen, sie seien effektiver als herkömmliche Tenside und könnten deshalb Schmutz oder Make-up besonders gründlich und ohne zusätzliches Reiben von der Haut nehmen.

Gesichtswasser hingegen wird als als Zwischenschritt nach der Reinigung und vor der Gesichtspflege empfohlen, es ersetzt also nicht das Waschgel.

Problematische Stoffe entdeckt 

Nun zu unseren Testergebnissen. Wir wollten wissen, ob die Produkte Schaden anrichten können für Haut, Gesundheit oder Umwelt. Und in der Hinsicht haben wir tatsächlich wenig zu meckern: Viele Produkte schneiden mit Bestnote ab. 

In ein paar Produkten haben wir aber auch Inhaltsstoffe gefunden, die wir kritisieren. Dabei handelt es sich um: 

  • Salicylsäure: Sie ist in der EU jedoch als vermutlich reproduktionstoxisch (CMR-Stoff der Kategorie 2) eingestuft, steht im Verdacht, wie ein Umwelthormon zu wirken, und kann laut Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) außerdem die Augen schädigen.

    Auf ihren Einsatz sollten Anbieter lieber verzichten, finden wir. Das gilt auch für jene Salze wie Natriumsalicylat, die sich zu Salicylsäure umbilden können.  

  • PEG/PEG-Derivate: Aus unserer Sicht sind Polyethylenglycole (PEG) und ihre Derivate in Gesichtswasser überlüssig. Einige Vertreter dieser Gruppe können die Haut durchlässiger für Fremd- oder Schadstoffe machen. 

  • Synthetische Polymere: Auch sie gehören unserer Meinung nach nicht in Gesichtswasser. Die löslichen Kunststoffe lassen sich, wenn sie später über das Waschwasser in die Umwelt gelangen, dort teilweise schwer wieder abbauen.

  • Citronellol: Der Duftstoff ist wegen seines allergenen Potenzials deklarationspflichtig. Allerdings wirbt das Gesichtswasser, welches ihn enthält, mit der Aufschrift "ohne Parfum". In unseren Augen ist die Auslobung "ohne Parfum" damit fehl am Platz: Auch wenn das Citronellol wahrscheinlich aus dem deklarierten Rosenblütenwasser stammt und nicht aus einem willentlich eingesetzten Parfüm – für Duftsstoffallergiker spielt das keine Rolle.

Gesichtswasser im Test: Die Ergebnisse 

Wer sich für die Verwendung von Gesichtswasser entscheidet, hat die Wahl zwischen einigen "sehr guten" Produkten. Die detaillierten Testergebnisse finden Sie im ePaper: 

Gesichtswasser im Test: Jetzt Ergebnisse als ePaper kaufen

Dieser Test ist online erstmals am 24.7.2025 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 8/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de: 

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 22 Gesichtswässer für unterschiedliche Hauttypen getestet, darunter Produkte für normale Haut, für trockene und sensible Typen ebenso wie für Mischhaut. Kostenpunkt: zwischen 76 Cent und 51 Euro pro 200 Milliliter. Produkte gegen Pickel und Mizellenwasser ließen wir außen vor. Acht Gesichtswässer im Test tragen ein Naturkosmetiksiegel.

Spezialisierte Labore analysierten Gesichtswässer, die laut Deklaration Parfüm oder Duftstoffe enthalten, auf deklarationspflichtige Duftstoffe, polyzyklische Moschus- und Nitromoschusverbindungen sowie das Vergällungsmittel Diethylphthalat (DEP), weiterhin alle Produkte auf Formaldehyd/-abspalter und die Plastikflaschen auf PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen.

Deklarierte ein Produkt "Sodium Salicylate", ließen wir den Gehalt von Salicylsäure bestimmen. Über die Liste der deklarierten Inhaltsstoffe suchten wir nach enthaltenen PEG/PEG-Derivaten, Silikonen und anderen synthetischen Polymeren. Von den Verpackungen erfassten wir Vegan-Siegel und Umweltauslobungen ohne ausreichende erläuternde Informationen dazu oder ohne eine konkrete Fundstelle für solche Informationen im Netz. Die Anbieter fragten wir nach dem Einsatz von Post-Consumer-Rezyclat (PCR) in ihren Kunststoffflaschen und baten gegebenenfalls um Nachweise mit Bezug zur getesteten Produktcharge.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt, zugrunde gelegt werden die gemessenen Gehalte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das "unterhalb der Bestimmungsgrenze" der jeweiligen Testmethode.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PEG/PEG-Derivate; b) Salicylsäure.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) Silikone und/oder synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen; b) Auslobung "ohne Parfüm", "parfumfrei" oder Ähnliches, obwohl das Produkt einen oder mehrere deklarationspflichtige Duftstoffe enthält.

Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) Umweltauslobung ohne ausreichende Information oder konkrete Fundstelle dazu auf dem Produkt; c) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, welches "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht.

Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11, GC-MS. Analyse auf Amyl Cinnamal, Amylcinnamylalkohol, Benzylalkohol, Benzylsalicylat, Cinnamyl alkohol, Cinnamal, Citral, Cumarin, Eugenol, Geraniol, Hydroxycitronellal, Hydroxyisohexyl 3-Cyclohexene Carboxaldehyde, Isoeugenol, Anise Alcohol, Benzylbenzoat, Benzylcinnamat, Citronellol, Farnesol, Hexyl Cinnamal, Butylphenyl Methylpropional, Limonen, Linalool, Methyl 2-Octynoate, Alpha-Isomethyl Ionon.
Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS
Formaldehyd/-abspalter: Bestimmung mittels Fotometrie nach saurer Wasserdampfdestillation und Derivatisierung.
Salicylsäure: Probe in geeignetem Lösungsmittel lösen, LC-UV
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2025.

Dieser Test ist online erstmals am 24.7.2025 erschienen. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Magazin 8/25 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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