Gesichtscreme für trockene Haut im Test: Problemstoffe in sechs Marken

Magazin Februar 2021: Gute Milch | Autor: Christine Throl/Heike Baier | Kategorie: Kosmetik und Mode | 28.01.2021

Gesichtscreme für trockene Haut im Test: Nicht alle Marken überzeugen.
Foto: ÖKO-TEST

Gesichtscremes für trockene Haut versprechen verträgliche Pflege. Unser Test zeigt: Die meisten sind frei von Problemstoffen und damit vertrauenswürdig. Von vier bekannten Marken aber raten wir ab. Sie fallen durch den Test.

  • Genug Auswahl für empfindliche Haut: 13 Gesichtscremes für trockene Haut im Test sind mit Bestnote empfehlenswert.
  • Von vier Marken raten wir ab. Sie fallen aufgrund problematischer Inhaltsstoffe mit "mangelhaft" oder "ungenügend" durch. 
  • Hinter dem Wörtchen "Parfüm" auf der Inhaltsstoffliste können sich theoretisch Hunderte verschiedene Duftstoffe verbergen. Wer sehr sensible Haut hat, fährt unter Umständen mit einer Creme ohne Duft besser.

Je länger der Winter dauert, desto mehr geht die Haut auf dem Trockenen. Kälte, Wind, Heizungsluft – all das entzieht ihr Feuchtigkeit. Fett produziert sie in der kalten Jahreszeit schon von Natur aus weniger. Weil sie beides aber für eine intakte Hautbarriere braucht, kommen schnell auch noch Hautirritationen dazu. Trockene und sensible Haut, eigentlich zwei verschiedene Hautzustände, gehen deshalb häufig einher.

Wir haben 20 Cremes getestet, die für trockene oder sensible Haut – meistens für beides – ausgelobt sind. Das Ergebnis: An 13 Gesichtscremes für trockene Haut haben wir rein gar nichts auszusetzen. Sie schneiden "sehr gut" ab. Gleichzeitig gibt es aber auch Probleme: Vier Marken fallen mit "ungenügend" und "mangelhaft" durch, zwei sind nur mittelmäßig.

Kritische UV-Filter in Gesichtscremes für trockene Haut

Was ist im Test von Gesichtscremes für trockene Haut aufgefallen? Unter den Testprodukten sind solche, die explizit als Tagespflege mit Lichtschutzfaktor ausgelobt sind. Aus unserer Sicht muss eine Tagescreme nicht mit einem UV-Filter ausgestattet sein. In drei Gesichtscremes für trockene Haut haben wir aber die bedenklichen UV-Filter Octocrylen und Ethylhexylmethoxycinnamat gefunden.

Sie stehen im Verdacht, wie ein Hormon zu wirken; wir kritisieren diese Stoffe seit Langem. In einer tagtäglich angewendeten Pflegecreme halten wir sie für problematisch. Unser Rat: Lieber eine Tagescreme ohne UV-Filter verwenden und dann bei Bedarf ein Sonnenschutzmittel mit entsprechendem Lichtschutzfaktor ergänzen.

Gesichtscremes für trockene Haut im Test: Welche ist empfehlenswert?
Gesichtscremes für trockene Haut im Test: Welche ist empfehlenswert? (Foto: wavebreakmedia/Shutterstock)

Konservierung der Gesichtscremes für trockene Haut 

Als problematisch sehen wir es auch an, wenn eine Creme mit den falschen Mitteln haltbar gemacht wurde. So sind wir ein Mal auf Chlorphenesin gestoßen. Chlorphenesin gehört zu den halogenorganischen Verbindungen, gilt als hautreizend und hat deshalb aus unserer Sicht auf sensibler Haut nichts verloren.  

Eine andere Gesichtscreme für trockene Haut im Test enthält gleich zwei Stoffe, die im Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken: das Konservierungsmittel Propylparaben und das Antioxidans Butylhydroxytoluol (BHT).

Wie in fast jedem Kosmetiktest sind auch hier PEG-Verbindungen ein Thema. Diese können die Haut für Fremdstoffe durchlässiger machen.

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In den meisten Cremes für sensible Haut steckt Parfüm 

Muss eine Gesichtscreme für sensible Haut auf Parfüm verzichten? Nein, findet offenbar die Mehrzahl der Kosmetikentwickler: 17 von 20 Cremes im Test enthalten Parfüm. Allerdings halten sich die Hersteller zurück, was stark allergisierende Duftstoffe angeht.

Nur für eine Creme gab es wegen der Parfümierung Notenabzug: Sie enthält Lilial. Der Duftstoff kann laut EU-Einstufung die Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Zahlreiche Cremes enthalten deklarationspflichtige Duftstoffe wie Geraniol, Cumarin, Citral oder Eugenol. Diese besitzen ein – wenn auch außerordentlich schwaches – allergenes Potenzial. Sehr sensible Personen sollten besser darauf verzichten.

Gesichtscreme für trockene Haut im Test: Wir haben 20 Produkte überprüft.
Gesichtscreme für trockene Haut im Test: Wir haben 20 Produkte überprüft. (Foto: itakdalee/Shutterstock)

Was macht Gesichtscremes für trockene Haut aus? 

Bleibt die Frage, was die Cremes für trockene Haut ausmachen. Wir haben bei den Herstellern nachgefragt. In einigen wenigen Produkten im Test sind vor allem feuchtigkeitsspendende Wirkstoffe wie Glycerin höher dosiert. Die meisten Gesichtscremes für trockene Haut besitzen jedoch einen größeren Anteil an Fetten und Ölen. "Reichhaltig" heißt das dann in der Kosmetiksprache, und so steht es meist auch irgendwo auf der Packung.

Wie hoch genau dieser Fettanteil für eine trockene Haut sein sollte, dafür gibt es allerdings keine Standards. Die meisten Gesichtscremes sind sogenannte Öl-in-Wasser-Emulsionen (O/W), bei denen feine Öltröpfchen von Wasser umgeben sind. Sie lassen sich meist gut verteilen und ziehen schnell ein.

In Wasser-in-Öl-Emulsionen (W/O) ist es umgekehrt: Hier umhüllt Öl feine Wassertröpfchen. Solche Cremes ziehen langsamer ein und wirken schwerer. Gerade im Winter fühlen sich manche Menschen damit gut geschützt.

Doch was ist was? Auf den Verpackungen finden sich meist keine Angaben dazu. Bleibt nur der Selbsttest: Creme dick auftragen und Haut mit Wasser benetzen. Wenn das Wasser abperlt, dürfte es sich um eine W/O-Creme handeln.

(Foto: ÖKO-TEST)

Sensible oder trockene Haut: Welcher Hauttyp sind Sie?

Trockene Haut: Wenn die Haut spannt oder schuppt, kann das unterschiedliche Ursachen haben. Manchmal fehlt ihr Fett, manchmal nur Feuchtigkeit. "Häufig ist es beides – aber das ist für den Laien nicht ganz einfach zu unterscheiden", sagt Dermatologin Julia Welzel von der Uniklinik Augsburg.

Wenn Fett fehlt, kann die Haut auch automatisch schlechter Feuchtigkeit binden. Das erkenne man dann daran, dass die Haut sich rau anfühlt, keinen Glanz hat und mögliche Schuppen fein und weiß sind. Fehlt dagegen nur Feuchtigkeit, sind die Schuppen gröber und gelblich.

Sensible Haut: Sensible Haut reagiert auf äußere Reize oder Kosmetika leicht mit Hautirritationen – Juckreiz, Rötungen oder Brennen etwa. Sensible Haut ist nicht automatisch gleichzeitig trocken, aber umgekehrt ist trockene Haut sehr häufig auch sensibel. Denn eine lipid- und feuchtigkeitsarme Barriereschicht ist für jede Art von Substanzen durchlässiger. Dann kann eine reichhaltige Pflege die Hautbarriere "auffüllen". Aber immer daran denken: Bei Rötungen oder Juckreiz könnte auch eine Allergie im Spiel sein.  

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 20 Gesichtscremes, die für trockene und/oder empfindliche Haut ausgelobt sind, in Drogerien, (Bio-)Supermärkten, Apotheken, Discountern und im Reformhaus eingekauft. Darunter günstige und teure Cremes von rund 2 bis 22 Euro pro 50 Milliliter. Nicht im Einkaufskorb landeten Cremes mit einem Antifalten-Versprechen.

Alle Cremes haben wir in verschiedenen Laboren auf Problemstoffe untersuchen lassen: Sind allergieaus­lösende oder hautreizende Konservierungsstoffe oder Duftstoffe verarbeitet? Enthalten Cremes mit Erdöl­derivaten problematische Mineralölbestandteile? Die Verpackungen ließen wir auf chlorierte Verbindungen überprüfen und schauten, ob Plastiktuben und -tiegel in einem überflüssigen Pappkarton stecken. Umwelt­belastendes Flüssigplastik verschlechterte das Ge­samturteil. Eine "sehr gute" Creme belastet die Haut nicht mit Problemstoffen und die Umwelt nicht mit Kunststoffverbindungen.

Bewertungslegende 

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) halogenorganische Verbindungen; c) Butylphenylmethylpropional (Lilial); d) bedenkliche UV-Filter (hier: Ethylhexylmethoxycinnamat). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) mehr als ein Prozent Silikonverbindungen und/oder Paraffine/künstliche paraffinartige Stoffe; b) Propylparaben; c) BHT (Butylhydroxytoluol); d) bedenkliche UV-Filter (hier: Octocrylene), falls nicht schon wegen bedenklicher UV-Filter um zwei Noten abgewertet wurde.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: Silikone, wenn sie nicht schon unter den Inhaltsstoffen abgewertet wurden, und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: [Sodium] Acrylates/C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, [Sodium] Carbomer, Glyceryl Acrylate/Acrylic Acid Copolymer, Polyacrylamide). Zur Abwertung um eine Note führt: Umkarton, der kein Glas schützt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die vom Hersteller versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden 

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): Deklarationspflichtige Duftstoffe/ Diethylphthalat/ Moschusverbindungen: Extraktion mit TBME, GC-MS. Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie. Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Einkauf der Testprodukte: Oktober 2020 

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