Gesichtscremes für trockene Haut im Test: Bestnote für 18 von 50 Cremes

Magazin Januar 2024: Gesichtscremes | Autor: Lisa-Marie Karl/Marieke Mariani/Lena Wenzel | Kategorie: Kosmetik und Mode | 09.01.2024

Welche der 50 Gesichtscremes für trockene Haut sind die empfehlenswert?
Foto: ÖKO-TEST

Viele Menschen, die zu trockener Haut neigen, cremen ihr Gesicht regelmäßig ein. Wir haben 50 Gesichtscremes für trockene Haut getestet: Einige sind mit "sehr gut" rundum empfehlenswert, von anderen raten wir ab. Hauptgrund dafür: kritische Inhaltsstoffe. 

  • In der Überprüfung: 50 Gesichtscremes für trockene Haut, darunter 21-mal zertifizierte Naturkosmetik. Eingekauft haben wir die Cremes in Apotheken, Drogerien, (Bio-)Supermärkten und im Internet. Umgerechnet auf 50 Milliliter zahlten wir dafür zwischen 1,95 Euro und 48,32 Euro.
  • Das Fazit: Mit "sehr gut" sind insgesamt 18 Gesichtscremes für trockene Haut rundum empfehlenswert. 
  • Minuspunkte gibt es für unerwünschte Inhaltsstoffe wie Paraffine, aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) und PEG-Verbindungen. 
  • Darüber hinaus bemängeln wir fragwürdige Versprechen in Hinblick auf Anti-Aging-Effekte und undurchsichtige Auslobungen zur Klimaneutralität bei neun Produkten. 

Um trockener Gesichtshaut entgegenzuwirken, greifen viele Menschen zu Cremes. Diese sollen helfen, wenn die Haut spannt und schuppt. Wir haben aktuell 50 Gesichtscremes für trockene Haut getestet, darunter auch zertifizierte Naturkosmetik. 

Das ist die beste Gesichtscreme für trockene Haut

Das Ergebnis: Gute Pflege muss nicht teuer sein. Unter den empfehlenswerten Gesichtscremes sind auch in diesem Test wieder Produkte, die weniger als 2 Euro pro 50 Milliliter kosten. Insgesamt schneiden 18 von 50 mit "sehr gut" ab.

Daneben gibt es aber auch Gesichtcremes, die aufgrund unerwünschter Inhaltsstoffe oder fragwürdiger Versprechen negativ auffallen. Gemeint sind hier Anti-Aging-Versprechen. Im Fokus des Tests stehen allerdings auch undurchsichtige Auslobungen zur Klimaneutralität eines Produkts. Wir erklären der Reihe nach, was es mit den Problemen auf sich hat. 

Im Test: 50 Gesichtscremes für trockene Haut
Im Test: 50 Gesichtscremes für trockene Haut (Foto: Hananeko_Studio/Shutterstock)

Einige Gesichtscremes für trockene Haut enthalten Paraffine

Einige getestete Gesichtscremes für trockene Haut setzen in ihren Rezepturen auf Silikone beziehungsweise Paraffine, die wir kritisieren, weil sie sich nicht so gut ins Hautgleichgewicht einfügen wie natürliche Fette und Öle.

Viermal wies das beauftragte Labor zudem aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) nach, die als Verunreinigung von Paraffinen ins Produkt gelangen und unter denen sich krebserregende Bestandteile befinden können. Unklar ist bislang, ob sie sich im Körper anreichern.

Natürliche Öle und Wachse sind Alternativen 

Wir finden: Hersteller sollten in ihren Rezepturen auf erdölbasierte Fette wie Paraffine verzichten. Es gibt gute Alternativen dafür. So haben natürliche Öle und Wachse wie etwa Sonnenblumenöl oder Sheabutter den Vorteil, sich besser ins Gleichgewicht der Haut einzufügen. Bei ihnen besteht nicht die Gefahr, dass MOAH als unerwünschtes Überbleibsel aus dem Erdöl zurückbleibt.

Im Test bemängeln wir außerdem mehrfach enthaltene PEG-Verbindungen, von denen einige die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen können. Auch diese gehören aus unserer Sicht nicht in Gesichtscremes und erst recht nicht auf Gesichtshaut, die sowieso schon strapaziert ist. 

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In der Kritik: Konservierer, UV-Filter & Co. 

Vereinzelt sind wir auf weitere unerwünschte Inhaltsstoffe gestoßen, für die wir Minuspunkte verteilen: 

  • BHT: Das Antioxidans ist potenziell hormonwirksam.
  • Octocrylen: ist ein UV-Filter, der ebenfalls in Verdacht steht, wie ein Hormon zu wirken. Die betroffene Creme mit Octocrylen wurde auf das Abbauprodukt Benzophenon, das als wahrscheinlich krebserregend gilt, geprüft. Das Labor hat es nicht nachgewiesen. Eine Tagescreme braucht unserer Meinung nach allgemein keine UV-Filter. Verwenden Sie auch im Gesicht lieber zusätzlich eine richtige Sonnencreme, wenn Sonnenschutz nötig ist.
  • Chlorphenesin: Dabei handelt es sich um eine halogenorganische Verbindung. Der Konservierungsstoff kann Hautirritationen auslösen.

Gesichtscremes für trockene Haut: Sechs fallen durch 

Auffällig: Eine Gesichtscreme für trockene Haut im Test wartet mit einem ganzen Cocktail an Problemstoffen auf: Sie enthält neben den bereits schon thematisierten Paraffinen und MOAH auch mehrere bedenkliche Duftkomponenten.

Darunter befinden sich die polyzyklischen Moschusverbindungen Galaxolid und Tonalid, die derzeit von der europäischen Chemikalienagentur ECHA wegen möglicher Auswirkungen auf das Hormonsystem geprüft werden und die sich im menschlichen Fettgewebe anreichern können. Darüber hinaus wies das Labor die stark allergisierenden Duftstoffe Hydroxycitronellal und Cinnamylalkohol nach.

Das Testurteil dafür lautet: Durchgefallen. Insgesamt rasseln sechs Gesichtscremes für trockene Haut mit "mangelhaft" oder "ungenügend" komplett durch. 

Was können die Cremes mit Anti-Aging-Versprechen?

Kommen wir zu den Gesichtscremes mit Anti-Aging-Versprechen. Viele Kosmetikanbieter versuchen uns immer wieder weiszumachen, dass wir unsere Falten wegzaubern können, indem wir regelmäßg Pflegecreme auftragen. Wie üblich, wollten wir Belege für solche Wirkversprechen sehen.

Unser Fazit: Große Worte, nix dahinter. Anti-Aging-Versprechen wecken Hoffnungen, die auch in diesem Test nicht ausreichend belegt werden. 

Darum ist die Werbung mit "klimaneutral" ein Problem

In diesem Test stehen nicht nur Auslobungen zu Anti-Aging-Versprechen in der Kritik, sondern auch Anbieter, die ihre Produkte als "klimaneutral" bewerben, ohne zu erläutern was sie damit meinen. An dieser Stelle müssen wir etwas ausholen: 

Was ist eigentlich das Problem an der Werbung mit "klimaneutral"? Umwelt- und Verbraucherschützer wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und auch existierende Gerichtsurteile kritisieren vor allem die fehlende Transparenz.

Ist auf einer Verpackung ohne weitere Erläuterungen von "klimaneutral", "klimapositiv" oder einem "CO₂-neutralen Standort" die Rede, können Verbraucherinnen und Verbraucher nicht erkennen, wie genau diese Bilanz erreicht wurde – ob lediglich über Kompensationsprojekte oder durch konkrete Klimaschutzmaßnahmen des Unternehmens, um die Emissionen bei der Herstellung seiner Produkte auf ein Minimum zu reduzieren.

Besser transparent auf Verpackung erklärt...

Besser als die Marken, die wir in diesem Test kritisieren, macht es aus unserer Sicht der Anbieter des Cosnature Hydro Creme Gel Wasserlilie: Er wirbt zwar mit einer umweltfreundlichen Verpackung, erklärt aber eindeutig anhand mehrerer Punkte, was damit gemeint ist. Zum Beispiel, dass durch die Verpackung entstandene Emissionen "CO₂-kompensiert" wurden. So ist erkennbar, was dahintersteckt.

ÖKO-TEST meint: Wenn Werbung in Bezug auf CO₂ oder Klima, dann transparent auf der Verpackung erklärt. In diese Richtung weist auch die geplante EU-Gesetzgebung: Laut der angekündigten Green-Claims-Richtlinie muss in Zukunft deutlich gekennzeichnet werden, was hinter den Umweltaussagen auf Produkten steckt.

Pauschale Werbeclaims ohne nähere Erläuterungen wären dann nicht mehr erlaubt. Hinzu kommt: Konsumgüter können nicht gänzlich ohne klimaschädliche Emissionen produziert werden. Wenn ein Hersteller mit "klimaneutral" oder "CO₂-neutral" wirbt, könnten Verbraucherinnen und Verbraucher es aber so deuten, als hätten das Produkt und damit ihr Konsum keine schädlichen Auswirkungen aufs Klima. Aus unserer Sicht ist das Greenwashing.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Insgesamt haben wir 50 Gesichtscremes für trockene Haut getestet, darunter 21-mal zertifizierte Naturkosmetik. Eingekauft haben wir die Cremes in Apotheken, Drogerien, (Bio-) Supermärkten und im Internet. Umgerechnet auf 50 Milliliter zahlten wir dafür zwischen 1,95 Euro und 48,32 Euro.

Unabhängige Labore prüften die Produkte auf halogenorganische Verbindungen, Formaldehyd/- abspalter, allergieauslösende Duftstoffe, Nitromoschus- und polyzyklische Moschusverbindungen, Cashmeran und Diethylphthalat. Je nach Deklaration ließen wir die Cremes auf Silikone, Paraffine und weitere Erdölverbindungen, MOAH oder Parabene und andere Konservierungsstoffe untersuchen. War ein Bestandteil mineralischen Ursprungs wie Hectorit, Bentonit oder Silica ausgelobt, ließen wir eine Elementanalyse durchführen. Enthielt eine Creme laut Deklaration den Inhaltsstoff Silber, ließen wir auch diesen im Labor bestimmen. Eine Creme mit Octocrylen wurde auf das Abbauprodukt Benzophenon geprüft. Anhand der Deklaration erfassten wir PEG/PEG-Derivate, synthetische Polymere, UV-Filter und BHT.

Auch die Verpackungen prüften wir: Schützt der Umkarton einen Glastiegel vor dem Zerbrechen oder umhüllt er nur aus unserer Sicht unnötigerweise ein Kunststoff- oder Aluminiumgebinde? Ist eine "klimaneutral"-Auslobung abgedruckt und wird diese konkret auf dem Produkt erläutert? Darüber hinaus fragten wir bei den Herstellern nach Nachweisen zum Anteil an Recyclingplastik aus dem Wertstoffkreislauf in den Kunststoffverpackungen. War ein Anti-Aging-Versprechen ausgelobt, baten wir die Anbieter um vollständige, produktbezogene Studien, die diese Wirkung überzeugend belegen.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) PEG/PEG-Derivate; b) MOAH; c) ein gemessener Gehalt von mehr als 1,0 mg/kg halogenorganische Verbindungen (deklarierte halogenorganische Verbindungen in der Tabelle genannt: Chlorphenesin); d) ein gemessener Gehalt von mehr als 10 mg/kg polyzyklische Moschusverbindungen (hier: Galaxolid (HHCB) und Tonalid (AHTN); in Tabelle: künstlicher Moschusduft). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) mehr als 1 Prozent Silikonverbindungen und/oder Paraffine/künstliche paraffinartige Stoffe; b) BHT; c) deklarationspflichtige Duftstoffe, die Allergien auslösen können (hier: Cinnamylalkohol, Hydroxycitronellal); d) bedenkliche UV-Filter (hier: Octocrylen).

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um vier Noten: keine vollständige, produktbezogene Wirksamkeitsstudie mit Ergebnissen für das konkrete Produkt zum Anti-Aging-Wirkversprechen vorgelegt. Zur Abwertung um jeweils zwei Noten führen: a) Vorteil des Produkts mit Anti-Aging-Wirkversprechen gegenüber einem herkömmlichen Pflegeprodukt nicht ausreichend durch die vorgelegte(n) Studie(n) belegt; b) Silikone und/oder künstliche paraffinartige Stoffe (hier: Cera Microcristallina, C13-14 Isoalkane, C15-C19 Alkane, Dimethicon, Dimethiconol, Paraffin, Synthetic Beeswax), wenn sie nicht schon unter den Inhaltsstoffen abgewertet wurden, und/oder weitere synthetische Polymere als weitere Kunststoffverbindungen (hier: Acryl- und/oder Methacryl [Co- und Cross-]Polymere, Hydrogenated Polydecene, Polyisobutene, Peg-45 Dodecyl Glycol Copolymer). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage; c) Werbung mit Klimaneutralität, CO₂-Neutralität oder einer missverständlichen CO₂-Bilanz ohne ausreichende Information dazu auf dem Produkt.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" oder "ungenügend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte – außer bestimmte Wirkversprechen durch entsprechende Studienabfrage – nicht überprüft haben.

Testmethoden 

(je nach Zusammensetzung der Produkte)
Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS
Deklarationspflichtige Duftstoffe: DIN EN 16274:2021-11 (mod.), GC-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Festphasenextraktion (SPE), Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Elemente: Totalaufschluss in der Mikrowelle, Bestimmung mittels ICP-MS.
Silikone/Paraffine/Erdölprodukte: LC-RI nach Extraktion (ggf. GC-MS) oder LC-CG/FID (Paraffine).
Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH): LC-GC/FID.
Konservierungsstoffe: LC-UV.
Benzophenon: Extraktion mit THF/Methanol, LC-MS/MS.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

Einkauf der Testprodukte: August bis September 2023 

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