For Men: Bedenkliche Stoffe in bekannten Rasierschäumen und Rasiergelen

Jahrbuch Kosmetik für 2023 | Autor: Dimitrij Rudenko/Marieke Mariani/Hannah Pompalla | Kategorie: Kosmetik und Mode | 08.12.2022

Im Test: 22 Rasierschäume und Rasiergele.
Foto: ÖKO-TEST

Die gute Nachricht vorweg: Viele Rasiermittel für Männer schneiden in unserem Test mit Bestnote ab. Aber, es begegnet uns auch so manch altbekanntes Problem. Auffällig: Vor allem in beliebten Marken stecken Problemstoffe. 

  • Wir haben 22 Rasiermittel für Männer überprüft, darunter neun Rasiergele und 13 Rasierschäume.
  • Die Bestnote erhalten neun Rasiermittel im Test.
  • Notenabzüge gibt es vor allem für wenig hautfreundliche Stoffe, eine hormonverdächtige Substanz und Kunststoffverbindungen.

Aktualisiert am 08.12.2022 | Mehr als 70 Prozent der Männer rasieren Umfragen zufolge ihr Gesicht – über die Hälfte von ihnen nutzt dafür Rasierschaum oder -gel. Tendenz steigend. Die Nassrasur liegt also weiter im Trend und ist vor allem für Männer, die ihre Haut ganz glatt und geschmeidig mögen, die Technik der Wahl.

Denn sie bringt im Vergleich zur elektrischen Trockenrasur das makellosere Ergebnis – auch wenn die ersten Stoppeln unweigerlich nach kurzer Zeit wieder sprießen.

Rasiergel und -schaum sollen Rasurbrand vorbeugen

Obwohl die Vorteile der Nassrasur auf der Hand liegen, sorgt der regelmäßige Kontakt mit den scharfen Klingen des Rasierers jedes Mal für winzige Verletzungen der Haut. Rasurbrand ist vor allem an dünneren, empfindlicheren Hautpartien wie dem Hals häufig die Folge.

Um dem vorzubeugen, sollen Rasierschäume und Rasiergele die harten Barthaare vor der Rasur aufweichen und die Klinge leichter über die Haut gleiten lassen. Dazu versprechen viele Anbieter, dass ihre Produkte besonders sensitiv und hautschonend sind.

Ob das stimmt? Wir haben 22 Rasiergele und -schäume im Labor untersuchen lassen und sagen Ihnen, ob die Mittel wirklich die Hautschmeichler sind, als die sie beworben werden.

Für die Nassrasur gibt es viele empfehlenswerte Rasierschäume und Rasiergele, wie unser Test zeigt.
Für die Nassrasur gibt es viele empfehlenswerte Rasierschäume und Rasiergele, wie unser Test zeigt. (Foto: MAYA LAB/Shutterstock)

Im Test: Rasiergel und Rasierschaum für Männer

Das Testergebnis ist erfreulich: Neun Rasiermittel schneiden mit "sehr gut" ab. Wo aber viel Licht ist, ist bekanntermaßen auch Schatten – wenn auch in den meisten Fällen nur ein kleiner.

Vereinzelt sind wir auf problematische Inhaltsstoffe gestoßen, die aus unserer Sicht nichts in einem Rasierschaum oder Rasiergel zu suchen haben.

Männer-Rasierschaum und -gel im Test: Jetzt Ergebnisse kaufen

Kritik an wenig hautfreundlichen Stoffen

So enthält mehr als der Hälfte aller Rasiermittel PEG-Verbindungen. Sie werden von den Herstellern gerne und in vielen verschiedenen Kosmetikrezepturen eingesetzt, da sie mehrere Funktionen erfüllen können.

Unter anderem wirken sie als Tenside, also waschaktive Substanzen, oder als Emulgatoren, um dabei zu helfen, Wasser und Ölbestandteile besser zu vermischen. Zudem sorgen sie für einen schönen Schaum.

Kein Wunder, dass sie ausgerechnet in Rasiermitteln stecken. Aber sie können die Haut auch durchlässiger für Fremdstoffe machen, was vor allem dann zum Problem werden kann, wenn ein Produkt weitere umstrittene Substanzen enthält, die so die durch das Rasieren beanspruchte Hautbarriere noch leichter passieren können.

Hormonverdächtige Stoffe in Rasiermitteln

Etwas stärker verdunkelt sich der Himmel für einige Rasiermittel, die außerdem Butylhydroxytoluol (in der Inhaltsstoffliste: BHT) enthalten. Dieser Stoff wird als Antioxidans eingesetzt. Er steckt in den Produkten einiger bekannter Marken im Test.

Die Substanz steht unter Verdacht, wie ein Umwelthormon zu wirken. Außerdem haben sich in Tierversuchen unter anderem Hinweise auf eine Beeinträchtigung der Schilddrüsenfunktion gezeigt. Daher werten wir um eine Note ab.

Sind die Rasiergele und Rasierschäume umweltfreundlich?

Außerdem ärgerlich: Die Rezepturen von manchen Rasiermitteln enthalten synthetische Polymere, also Kunststoffverbindungen, die wir kritisieren. Sie sind ein Umweltproblem. 

Besonders ernüchternd ist dabei, dass es problemlos anders ginge. Das zeigen die meisten Produkte in diesem Test, aber auch andere Kosmetika in zahlreichen weiteren Tests. Die Kosmetikhersteller wissen und können das mittlerweile viel besser – warum also setzen es nicht alle längst um?

Ohnehin belastet bereits viel zu viel Plastikmüll unsere Umwelt, da braucht es nicht noch zusätzliche Kunststoffeinträge aus Körperpflegeprodukten. Aus diesem Grund fragen wir bei den Herstellern auch ab, ob sie recyceltes Plastik aus dem Gelben Sack für ihre Kunststoffverpackungen einsetzen. In diesem Test betrifft das lediglich einen Rasierschaum, alle anderen haben keine Plastikverpackung.

Tipps für die Rasur

Diese Tipps zur Nassrasur erleichtern die tägliche Bartpflege: 

  1. Vor der Rasur sollten Sie die Haut gut reinigen und von Kosmetikrückständen befreien. Tragen Sie den Rasierschaum oder das Rasiergel gleichmäßig und deckend auf die zu rasierenden Hautareale auf. Geben Sie dem Produkt anschließend ruhig ein paar Minuten Einwirkzeit, um die harten Barthaare anzuweichen, bevor Sie die Klinge ansetzen.
  2. Bei der Rasur ist Geduld und Fingerspitzengefühl gefragt. Rasieren Sie vor allem an empfindlichen Stellen zunächst mit der Haarwuchsrichtung. Indem Sie eine möglichst wenig abgenutzte, scharfe Klinge verwenden, beugen Sie Rasurbrand und eingewachsenen Haaren vor. Wenn die Klinge ohne großen Druck gleitet, machen Sie alles richtig.
  3. Nach der Rasur braucht die Haut vor allem Unterstützung beim Heilen der durch das Rasieren entstandenen Mikroverletzungen. Ein spezielles Aftershave-Produkt kann die Haut desinfizieren, pflegen und rückfettend wirken. Nehmen Sie hierfür am besten ein Balsam, dass in unserem Aftershave-Test mit "sehr gut" abgeschnitten hat.
  4. Rasierklingen schärfen: Aufsatzklingen von Systemrasierern landen früher oder später im Müll. Mithilfe eines Schärfgerätes bleiben die Klingen bis zu vier Mal länger scharf. 
  5. Rasiermittel ohne Parfum kaufen: Wer sehr empfindliche Haut hat, sollte ein Produkte ganz ohne Parfum benutzen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 22 Rasiermittel für Männer eingekauft, darunter 9 Rasiergele und 13 Rasierschäume. Eines der Produkte trägt ein Naturkosmetikzertifikat. Die Markenprodukte, Drogerie- und Supermarkteigenmarken kosten zwischen 63 Cent und 7,32 Euro für 200 Milliliter. Im Labor haben wir überprüfen lassen, ob die Kosmetika umstrittene oder bedenkliche Bestandteile wie Formaldehyd/-abspalter, halogenorganische Verbindungen, Diethylphthalat und problematische Duftstoffe enthalten. Je nach Deklaration ließen wir Produkte mit Paraffinen auf Mineralölbestandteilen, sogenannte MOAH untersuchen. Unter diesen können sich krebserregende Verbindungen befinden. Anhand der Deklaration der Inhaltsstoffe prüften wir, ob PEG/PEG-Derivate, BHT oder synthetische Polymere/Silikone enthalten sind.

Bewertungslegende

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) PEG/PEG-Derivate; b) BHT.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um zwei Noten: Silikone und/oder synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: Dimethicone, Glyceryl Acrylate/ Acrylic Acid Copolymer, Pvm/Ma Copolymer, Hydrogenated Polyisobuten, Polyisobuten, Polyquarternium-7). Zur Abwertung um eine Note führt: ein Anteil von Rezyklaten (Post-Consumer-Rezyklat, PCR) von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Kunststoffverpackung, keine Angabe hierzu und/oder kein ausreichender Nachweis auf unsere Anfrage hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die von den Herstellern versprochenen Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte):
Deklarationspflichtige Duftstoffe/Diethylphthalat/Polyzyklische Moschus- und Nitromoschus-Verbindungen/Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS.
Halogenorganische Verbindungen: a) Heißwasserextraktion mit anschließender Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts; b) Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts.
Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol und Bestimmung mittels Fotometrie.
Paraffine: LC-GC/FID.
MOAH: LC-GC/FID.
Parabene: LC-UV.
PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluorenszenzanalyse.
Weitere Inhaltsstoffe: per Deklaration.

Einkauf der Testprodukte: Mai 2022.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 9/2022 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kosmetik für 2023 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Tests und deren Ergebnisse sind urheberrechtlich geschützt. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags dürfen keine Nachdrucke, Kopien, Mikrofilme oder Einspielungen in elektronische Medien angefertigt und/oder verbreitet werden.

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