Aftershave-Balsam im Test: Nicht jedes Produkt ist nur gut für die Haut

ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 | Autor: Jörg Döbereiner/Cordula Posdorf | Kategorie: Kosmetik und Mode | 14.10.2021

Aftershave-Balsam getestet: Nicht jeder ist nur gut für die Haut.
Foto: ÖKO-TEST

Dieses fiese Brennen und Jucken nach dem Rasieren kann wirklich unangenehm sein. Aftershave-Balsam soll das lindern. Doch tun die Pflegeprodukte der Haut wirklich nur Gutes? Wir haben 20 Aftershave-Balsame im Labor überprüfen lassen.

  • Im Test: 20 Aftershave-Balsame, darunter auch zertifizierte Naturkosmetik. 
  • Acht Testkandidaten schneiden mit Bestnote ab.
  • Ärgerlich: Einige Balsame enthalten problematische Inhaltsstoffe, die nicht unbedingt sanft zur Haut sind. 

Was ist der Unterschied zwischen Aftershave-Balsam und Rasierwasser?

Aktualisiert am 14.10.2021 | Rasieren bedeutet für unsere Haut vor allem eins: Stress. Die Klingen und der Druck reizen sie und können juckende oder brennende Rötungen entfachen. Aftershave bekämpft dieses Feuer und beugt ihm vor. Klassisches parfümiertes Rasierwasser auf Basis von Alkohol brennt allerdings erst mal selbst, bevor es kühlt.

Gerade für empfindliche Haut mag deshalb eine sanftere Lösung die bessere sein: Aftershave-Balsam. Er kommt zähflüssiger daher und enthält Stoffe, die die Haut beruhigen sollen, wie Aloe vera, Panthenol oder Bisabolol. Viele Balsame bringen außerdem pflegende Öle auf die Haut. Leider stecken in einigen Testkandidaten auch Stoffe, die wir kritisieren.

Aftershave im Test: Alle Ergebnisse finden Sie im ePaper

Nicht alle Inhaltsstoffe sind sanft zur Haut 

Eine Stoffgruppe, die wir häufig in Kosmetika bemängeln, findet sich auch in zwei Aftershave-Balsamen im Test: PEG-Verbindungen. Die Abkürzung steht für Polyethylenglykol. Diese Stoffe verbinden als Emulgatoren Wasser und Fett, können aber die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen. 

Außerdem kritisieren wir in einem Fall eine hohe Menge an Dimethicon. Dabei handelt es sich um ein künstlich hergestelltes Silikon. Das Problem? Es integriert sich nicht so gut ins Gleichgewicht unserer Haut wie natürliche Fette.

Auch auf Diethylphthalat (DEP) sind wir im Aftershave-Test gestoßen. Dieser Stoff wird von der Haut aufgenommen und beeinflusst ihren Schutzmechanismus. In Kosmetika wird er unter anderem zur Vergällung von Alkohol eingesetzt. 

Aftershave-Balsame im Test: Einen Duftstoff kritisieren wir

Nahezu alle Balsame sind mit Parfüm oder ätherischen Ölen versetzt. Die allermeisten Duftstoffe beanstanden wir nicht, führen sie aber im Test auf, damit besonders empfindliche Allergiker Bescheid wissen. Einen Duftstoff aber kritisieren wir: Cinnamal, ein besonders potentes Allergen.

Autsch nach der Rasur? Aftershave-Balsam soll die Haut beruhigen
Autsch nach der Rasur? Aftershave-Balsam soll die Haut beruhigen (Foto: Golubovy / Shutterstock)

Alkohol trocknet die Haut aus

Tatsächlich enthalten zwei herkömmliche Produkte im Test Alkohol. Alkohol kann Kosmetika davor schützen, dass sie durch Mikroorganismen verderben. Alle herkömmlichen Balsame, die keinen Alkohol enthalten, verdanken ihre Haltbarkeit dem künstlich hergestellten Konservierungsmittel Phenoxyethanol. Dieser Stoff ist in zertifizierter Naturkosmetik verboten.

Bleibt die Frage: Was findet sich stattdessen in den Naturkosmetik-Balsamen? Die Antwort: Alkohol. Wir sehen den Einsatz von Alkohol in Aftershave-Balsam zwar nicht so kritisch, dass wir dafür Noten abziehen würden. Allerdings wirkt er austrocknend auf die Haut. Falls Sie also von Natur aus eine sehr trockene Haut haben, raten wir Ihnen eher zu einem Balsam ohne Alkohol.

Flüssiges Plastik in Aftershave-Balsamen im Test 

Unnötig sind aus unserer Sicht die synthetischen Polymere, die in acht Aftershave-Balsamen stecken. Bei diesen Kunststoffverbindungen handelt es sich um flüssiges Plastik. Sie können über das Abwasser in die Umwelt gelangen. Was genau sie dort anrichten, ist noch nicht gut genug erforscht.

Eingesetzt wird es unter anderem, um die gewünschte Konsistenz des Balsams zu erzielen. Zertifizierte Naturkosmetik zeigt: Es geht auch ohne. Die Verwendung von synthetischen Polymeren ist in Naturkosmetik verboten.

Kritik an unnötigem Verpackungsmüll 

Schließlich kritisieren wir aus Umweltgründen solche Verpackungen aus Plastik, die nicht zu mindestens 30 Prozent aus Post-Consumer-Rezyklat (PCR) bestehen, also Recyclingmaterial aus der Wertstoffsammlung. Den PCR-Nachweis erbrachte nur ein Hersteller.

Besonders überflüssig finden wir es, wenn eine Plastikflasche auch noch von einem Umkarton umhüllt ist. Von der Kritik ausgenommen sind Kartons, die Glasflaschen schützen.

Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 09/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben in Drogerien, Supermärkten und Discountern 20 Aftershave-Balsame eingekauft, darunter auch fünf Produkte, die als Naturkosmetik zertifiziert sind. 100 Milliliter des teuersten Balsams kosten knapp 24 Euro, für die gleiche Menge der günstigsten Produkte haben wir 2,35 Euro bezahlt.

Ein Labor untersuchte für uns alle Produkte auf allergieauslösende Duftstoffe und problematische Moschusverbindungen. Es prüfte sie auch auf Formaldehyd/-abspalter, sie können Allergien auslösen und die Schleimhäute reizen.

Ein weiteres Labor analysierte die Pflegeprodukte auf halogenorganische Verbindungen, eine Gruppe von Stoffen, von denen viele als allergieauslösend gelten, manche Krebs erzeugen und sich fast alle in der Umwelt anreichern.

Außerdem ließen wir die Deklarationen der Produkte genau unter die Lupe nehmen und die Verpackungen auf chlorierte Verbindungen checken, die ein Umweltproblem sind.

Für Substanzen, die wir primär aus gesundheitlichen Gründen kritisieren, gibt es Notenabzüge unter den Inhaltsstoffen. Mängel, die sich vor allem auf die Umwelt auswirken, wie etwa bestimmte Kunststoffverbindungen oder überflüssige Umkartons, bewerten wir unter dem Testergebnis Weitere Mängel.

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) mehr als 1.000 mg/kg Diethylphthalat; b) Cinnamal; c) PEG/PEG-Derivate. Zur Abwertung um eine Note führt: mehr als ein Prozent Silikone.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führt zur Abwertung um zwei Noten: Silikone, wenn sie nicht schon unter den Inhaltsstoffen abgewertet wurden, und/oder synthetische Polymere als Kunststoffverbindungen (hier: Carbomer, Dimethicon, Dimethiconol, Acrylates/ C10-30 Alkyl Acrylate Crosspolymer, Sodium Polyacrylate, Divinyldimethicone/Dimethicone Copolymer, Ammonium Polyacryloyldimethyl Taurate). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) Umkarton, der kein Glas schützt; b) ein Anteil von Post-Consumer-Rezyklat (PCR) in der Kunststoffverpackung von weniger als 30 Prozent in Relation zum Gesamtgewicht der Verpackung oder keine Angabe des Anbieters hierzu.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "gut" ist, verschlechtert das Gesamturteil nicht. Aus rechtlichen Gründen weisen wir darauf hin, dass wir die (vom Hersteller versprochenen) Wirkungen der Produkte nicht überprüft haben.

Testmethoden

Testmethoden (je nach Zusammensetzung der Produkte): PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse. Halogenorganische Verbindungen: 1. Heißwasserextraktion, Zentrifugation und Membranfiltration, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle, Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. 2. Extraktion mit Essigester, Verbrennung des Extrakts im Sauerstoffstrom, microcoulometrische Bestimmung des Halogengehalts. Aluminium: EN 15763 (04/2010) Lebensmittel – Bestimmung von Elementspuren nach Druckaufschluss; quantitative Bestimmung gemäß DIN EN ISO 17294-2 (01/2017), ICP-MS. Deklarationspflichtige Duftstoffe, Diethylphthalat, Moschus-Verbindungen, Cashmeran: Extraktion mit TBME, GC-MS. Formaldehyd/-abspalter: saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Photometrie.

Einkauf der Testprodukte: Mai und Juni 2021.

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Diesen Test haben wir zuletzt im ÖKO-TEST Magazin 09/2021 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das ÖKO-TEST Jahrbuch für 2022 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.