Wassermalfarben im Test: Kein Kasten ist frei von Problemstoffen

ÖKO-TEST Jahrbuch Kleinkinder für 2009 | Autor: Kerstin Scheidecker | Kategorie: Kinder und Familie | 07.01.2009

Wasserfarben im Test: Welche Produkte sind empfehlenswert?
Foto: Irina WS/Shutterstocck

Wasserfarben braucht jedes Kind. Schadstoffe braucht kein Mensch. Leider sind die Malkästen in unserem Test nicht frei von umstrittenen oder bedenklichen Substanzen. Insgesamt 13 Produkte haben wir unter die Lupe genommen.

Aktualisiert am 07.01.2009 | Treffen die Farben im Malkasten auch den Ton, der in der Norm festgelegt ist? Das hat ÖKO-TEST exemplarisch an fünf Farbtönen aus den 13 untersuchten Zwölfer-Kästen überprüfen lassen. Zudem haben wir prüfen lassen, ob die Pöttchen umstrittene Farbstoffe oder bedenkliche Schwermetalle enthalten und ob im Deckweiß problematische Stoffe stecken.

Wassermalfarben im Test: Das Ergebnis

  • Bei fünf Kästen hat das Labor in einer oder mehreren Farbtabletten giftiges Blei gefunden. Der höchste Wert steckt mit 470 mg/kg im Cyanblau des Kreuzer Malkastens. Gerade wenn kleine Kinder malen, ist nicht auszuschließen, dass etwas danebengeht und die bunten Finger oder Pinsel auch mal im Mund landen.
  • Alle Produkte enthalten in einer oder in mehreren Farbtabletten umstrittene halogenorganische Verbindungen, die wahrscheinlich auf die Farbstoffe zurückzuführen sind. Halogenorganische Verbindungen sind eine große Gruppe von Stoffen, von denen viele Allergien auslösen können.
  • Zur Konservierung von Farben werden häufig Formaldehyd/-abspalter eingesetzt, die in acht Tuben stecken. Allerdings ist Formaldehyd ein krebsverdächtiger Stoff.

Wie gut ist die Qualität der Wassermalfarben?

Wie sieht es mit der Qualität der Farben aus? Entsprechen sie dem Farbton, den die Norm festlegt? Sind sie zu hell, zu dunkel? Sind sie satt genug oder zu wenig bunt?

Die von uns beauftragten Experten haben die für das Mischen wichtigen Farben Gelb, Cyanblau und Magentarot und zusätzlich Violett und Zinnoberrot gemessen, mit den Idealwerten in der Norm verglichen und Noten vergeben – je nachdem wie weit entfernt der Farbton vom Idealwert lag.

Am besten kommt der Kasten CMP 12 Deckfarben von Morocolor mit einer 2,1 weg, am schlechtesten schneidet der Eberhard Faber 12 Deckfarben mit 4,4 ab. Ein Drama sind schlechte Werte bei der Farbmessung nicht, schließlich herrscht beim Malen, anders als beim Reproduzieren von Druckvorlagen, auch künstlerische Freiheit. Nicht zuletzt werden die Kästen von Kindern benutzt, die ja noch keine Profiwerke damit erstellen sollen.

Auf Wassermalfarben sollten frei von bedenklichen Stoffen sein. Wir haben 13 Kästen mit je zwölf Farben getestet..
Auf Wassermalfarben sollten frei von bedenklichen Stoffen sein. Wir haben 13 Kästen mit je zwölf Farben getestet.. (Foto: Lisavetta/Shutterstock)

Alle Wassermalfarben bestehen den Falltest

Den Falltest haben alle Kästen überstanden. Einen Minuspunkt unter "Weitere Mängel" gibt es, wenn Farbtabletten nach dem Falltest Risse aufwiesen. Besonders ärgerlich ist es, wenn man die Farbschälchen nicht nachkaufen kann.

Pelikan, Lyra und Eberhard Faber haben uns geantwortet, dass es die Schälchen im Fachhandel zu kaufen gibt, laut Iden sind Ersatzschälchen in 400 Duo Schreib & Spiel Fachgeschäften zu bekommen. Da die Marke Pelikan sehr häufig angeboten wird, ist Ersatz hier sicher am einfachsten zu bekommen. Morocolor hat uns darauf hingewiesen, dass die Lyra-Schälchen auch in den Kasten CMP 12 Deckfarben passen.

So reagierten die Hersteller

Etliche Hersteller ließen uns wissen, dass halogenorganische Verbindungen Bestandteile vieler Farbmittel seien und in dieser Form keine Bedrohung für Mensch und Umwelt darstellten. Kein Hersteller hat uns jedoch mitgeteilt, welche Farbstoffe er einsetzt. Daten, die belegen, dass die eingesetzten Farbmittel unbedenklich sind, wurden auch nicht geschickt. Viele Farbstoffe am Markt sind aber toxikologisch noch nicht abschließend bewertet.

Tipps zu Wassermalfarben

Das rät ÖKO-TEST:

  • Bei etlichen Kästen kritisieren wir vor allem problematische Inhaltsstoffe im Deckweiß. Wenn kleine Kinder daheim malen, haben sie auch ohne Deckweiß Spaß – nehmen Sie die belasteten Tuben einfach heraus.
  • Wasserfarbflecken am besten sofort mit warmem Wasser und Seife oder Waschmittel auswaschen.
  • Sie können für Ihren Kasten nirgends nachkaufbare Farbschälchen finden? Große Fachgeschäfte für Schreibwaren und Bastelbedarf sind vielversprechende Adressen. Möglicherweise passt das Schälchen eines anderen Herstellers in Ihren Kasten. Einfach im Geschäft ausprobieren.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 9/2008 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2009 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

So haben wir getestet

Ausgewogen: 30 Prozent Farbe, 70 Prozent Wasser, dieses Verhältnis schreibt die DIN 5023 für das Anmischen der Deckfarben vor der Farbmessung vor.

Dick aufgetragen: Mit einem Rakel werden die aufgeschlämmten Farben auf einen weißen Karton aufgebracht.

Messgenau: Mit modernster Technik werden die Farben gemessen. Für den Vergleich haben die Experten die Farbwerte aus der DIN 5023 zugrunde gelegt und die Abweichungen von diesen Werten beurteilt. Das verwendete Messverfahren wird vor allem in der Drucktechnik eingesetzt, wo es darum geht, zu überprüfen, ob der Druck dem Original gleicht. Bei der Beurteilung der Wasserfarben waren die Experten natürlich nicht so streng wie bei Druckfarben. Trotzdem lassen sich die Farben anhand der Abweichungen vergleichen. Ist die Farbe unter dem vorgegebenen Prüfverhältnis nicht intensiv genug, verbraucht man beim Malen mit dieser Farbe möglicherweise mehr als bei einem guten Produkt, dessen Farben in der Prüfung in der gewünschen Intensität strahlen.

Dreimal hingeschaut: Jede Farbe im Test wurde dreimal gemessen. Für die Bewertung haben die Experten nicht einfach einen Mittelwert aus den drei Messungen genommen, sondern sie haben dem Wert mit der mittleren Helligkeit in ihrer Berechnung das größte Gewicht gegeben, um Ausreißer nicht so stark zu berücksichtigen.

Fallerie fallera: Dreimal wurde jeder Kasten aus 85 Zentimetern Höhe fallen gelassen. Die Kästen haben das gut überstanden. Allerdings rissen einige Farbtabletten (hier die gelbe).

Bewertungslegende

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Zur Abwertung um zwei Stufen führen: Formaldehyd/-abspalter im Deckweiß. Zur Abwertung um jeweils eine Stufe führen: a) halogenorganische Verbindungen im Deckweiß; b) halogenorganische Verbindungen in einer oder mehreren Farben; c) mehr als 16 mg/kg Blei in einer oder mehreren Farben.

Bewertung Testergebnis Farbmessung: Zunächst werden die Flächen mit dem mittleren Helligkeitswert für den Vergleich mit den Referenzwerten herangezogen. Die Abweichungen werden gemäß der Farbabstandsformel Δ E*94 berechnet und aus diesen der Mittelwert (MW 1) der fünf Farben gebildet. Ebenso werden für die beiden anderen Farbflächen die Abweichungen gemäß der Farbabstandsformel Δ E*94 berechnet. Nun wird pro gemessener Farbe die maximale Differenz der Δ E*94-Werte ermittelt, aus diesen Differenzen wird der Mittelwert berechnet (MW 2). Die Note für einen Prüfling ergibt sich wie folgt: Note = 1 + (MW 1)/2,5 + (MW 2)/6.

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter Weitere Mängel führt zur Abwertung um jeweils eine Stufe: a) eine oder zwei Farbtabletten nach dem Falltest gerissen; b) Farbschälchen, die nicht ausgetauscht und nachgekauft werden können oder keine Antwort des Herstellers auf die Frage, ob und wo Farbschälchen nachgekauft werden können.

In das Gesamturteil gehen das Testergebnis Inhaltsstoffe und das Testergebnis Farbmessung zu jeweils 50 % ein. Es kann nicht besser sein als das Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Weitere Mängel, das "befriedigend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Stufe.

Testmethoden 

Aromatische Amine: Prüfung auf Amine nach reduktiver Spaltung; Analytik entsprechend § 64 LFGB 82.02-2, Prüfung ohne vorherige Extraktion DIN EN 14362-1 (Juni 2004); bei Hinweisen auf 4-Aminoazobenzol zusätzliche Prüfung entsprechend § 64 LFGB 82.02-9 (September 2006); 1. Methode GC/MS; 2. Methode TLC; Bestimmungsgrenze 5 mg/kg, zusätzliche Prüfung auf Anilin und Xylidine; untersucht wurde eine Mischprobe aus Gelbgrün, Orange und Violett.
Formaldehyd/-abspalter: Saure Wasserdampfdestillation, Derivatisierung mit Acetylaceton, Ausschütteln mit n-Butanol, Bestimmung mittels Fotometrie.
Halogenorganische Verbindungen im Deckweiß: a) Wasserdampfdestillation, Binden der organischen Halogene an Aktivkohle; Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom; microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes. b) Reinigung der Proben mit Kieselgel; Extraktion mit Essigester; Verbrennung des Extraktes im Sauerstoffstrom; microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes.
Halogenorganische Verbindungen in den Farben: 1. Screening mittels Röntgenfluoreszenzanalyse; untersucht wurden alle 12 Farben. 2. Probe wird mit Reinstwasser aufgeschwemmt; Binden der organischen Halogene an Aktivkohle; Verbrennung der Aktivkohle im Sauerstoffstrom; microcoulometrische Bestimmung des Halogengehaltes; untersucht wurden Orange, Zinnoberrot dunkel, Gelbgrün oder Blaugrün.
Schwermetalle in den Farben: 1. Screening mittels Röntgenfluoreszenzanalyse. 2. Totalaufschluss in der Mikrowelle, Elementbestimmung mittels ICP-MS. PVC/PVDC/chlorierte Kunststoffe: Röntgenfluoreszenzanalyse. Farbmessung: Prüfung von Cyanblau, Magentarot, Gelb, Violett, Zinnoberrot dunkel. Pro Farbe werden drei Farbflächen hergestellt und gemessen. Anmischung der Farben nach DIN 5023. Auftragen der Farbe auf einen Zeichenkarton (weiß, matt, unbeschichtet) mittels Rakel, mithilfe einer Abdeckmaske (Folie mit drei rechteckigen Ausschnitten). Trocknung der Farben bei Raumtemperatur. Messung mit Spektralfotometer mit Messgeometrie 45°/0°, Normlichtart D65, 2°-Normalbeobachter. Messung der L*a*b*-Werte der einzelnen Flächen. Aus den in der DIN 5023 angegebenen Farbmaßzahlen in x, y, Y werden die zugehörigen L*a*b*-Werte berechnet. Vergleich der gemessenen Flächen mit den Referenzwerten, Berechnung der Farbabweichung gemäß der Farbabstandsformel Δ E*94.
Falltest: Jeder Kasten wurde je dreimal aus einer Höhe von 85 Zentimetern fallen gelassen. Untergund: Betonfußboden mit PVC-Belag. Vor dem Falltest wurde der feste Sitz aller Farbtablettenhalterungen überprüft und der Kastendeckel verschlossen.

Einkauf der Testprodukte: Mai – Juni 2008.

Diesen Test haben wir bereits im ÖKO-TEST Magazin 9/2008 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Jahrbuch Kleinkinder für 2009 sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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