Ein unangenehmer Geruch zieht durch die Küche. Der Backofen qualmt. Die junge Mutter eilt zum Fenster, reißt es auf. Dann stellt sie schnell den Backofen aus. Auf dem Rost liegt ein völlig verkokeltes Kirschkernkissen. Das Kissen ist nicht mehr zu gebrauchen. Zum Glück ist nicht mehr passiert.
Tatsächlich gibt es immer wieder Zeitungsmeldungen über Wohnungsbrände durch im Ofen vergessene Kirschkernkissen. Doch mit ein wenig Umsicht lassen sich solche Unfälle leicht vermeiden. Schließlich sind Wärmekissen mit Kirschkern-, Traubenkern- oder Körnerfüllung ein gutes Hilfsmittel gegen Bauchschmerzen, auch für Babys. Allerdings nur unter Aufsicht, denn zu warm darf es den Kleinen nicht werden.
Kirschkernkissen in den Kinderwagen legen
Aleyd von Gartzen vom Deutschen Hebammenverband rät: "Wenn das Baby Bauchschmerzen hat und schreit, würde ich es herumtragen. Dabei kann man bedenkenlos ein Wärmekissen anwenden, weil man merkt, wenn es zu warm wird."
Außerdem hat sie noch einen guten Tipp für kalte Wintertage: "Legen Sie einfach, bevor Sie mit ihrem Kind rausgehen, ein warmes Kirschkernkissen in den Kinderwagen." Bevor Elten das Kind in den Wagen legen, sollten sie das Kissen aber wieder herausnehmen. Die Hebamme warnt: "Achten Sie immer darauf, dass Ihr Baby nicht überhitzt."
Kissen nach dem Erhitzen durchschütteln
Kleine Kinder sind generell hitzeempfindlicher als Erwachsene. Deshalb ist es auch wichtig, die Temperatur des Kissens sorgfältig zu prüfen. Nach dem Erhitzen in der Mikrowelle sollte man das Kissen auf jeden Fall noch einmal durchschütteln, um sicherzugehen, dass es gleichmäßig warm ist. Zum Testen empfiehlt die Hebamme, das Kissen einmal kurz mit den eigenen Lippen zu berühren.
Wärmekissen richtig aufbewahren
Ebenso wichtig ist es, das Wärmekissen mit Kern- oder Körnerfüllung trocken und luftig aufzubewahren. Keine gute Idee ist die Lagerung in einer Plastiktüte. Darin kann sich Feuchtigkeit bilden und die schafft wiederum optimale Bedingungen für das Wachstum von Schimmelpilzen.
Obstkerne und Körner sind natürliche Materialien. Es ist schwerlich möglich, ein Kissen mit solchen Füllungen herzustellen, das vollkommen frei ist von mikrobiellen Strukturen wie Pilzen und Bakterien. Mikroorganismen sind überall vorhanden, auch im und am menschlichen Körper.
Professor Sebastian Lemmen, Leiter des Zentralbereichs für Krankenhaushygiene und Infektiologie der Uniklinik Aachen, bringt es auf den Punkt: "Der Mensch hat mehr bakterielles und virales Genmaterial in sich als menschliches." Er erklärt: "Bei der Geburt ist der Mensch steril, doch bereits nach wenigen Minuten werden wir von innen und außen von Bakterien, Pilzen und Viren besiedelt." Ein Problem sind die allgegenwärtigen Keime für die meisten Menschen nicht.
Feuchtigkeit und starke Verschmutung vermeiden
Es ist dennoch wichtig und sinnvoll, darauf zu achten, dass sich Mikroorganismen in den Wärmekissen nicht übermäßig vermehren können. Konkret heißt das: Feuchtigkeit und starke Verschmutzung vermeiden. Gesunde Menschen müssen sich keine Sorgen machen, wenn sie Wärmekissen mit Naturmaterialien verwenden.
Abraten würde der Infektologe nur Menschen, die äußerst immungeschwächt sind, etwa nach einer Organtransplantation oder Krebspatienten nach einer Chemotherapie. Auch Schimmelpilzallergiker sollten Wärmekissen vorsichtig verwenden.
Wärmekissen im Test: Nur eins ist "sehr gut"
Doch nicht nur im Inneren des Kissens, sondern auch in den Hüllen können sich problematische Stoffe verstecken. Wir haben deshalb 15 Wärmekissen ins Labor geschickt und umfangreich untersuchen lassen. Das Ergebnis ist insgesamt erfreulich: Mehr als die Hälfte der untersuchten Wärmekissen können wir empfehlen. Zwar gibt es nur ein einziges "sehr gutes", aber immerhin sieben "gute" Produkte.
"Mikrobielle Strukturen" in vielen Kissenfüllungen entdeckt
Allergiker aufgepasst: Die mikroskopischen Untersuchungen haben gezeigt, dass zehn von 15 Kissenfüllungen einen mäßigen Besatz mit mikrobiellen Strukturen aufweisen. Viele dieser Strukturen sind nicht mehr lebensfähig, das heißt, die gefundenen Bakterien und Pilze sind überwiegend abgestorben und können sich nicht vermehren. Im Labor waren sie nicht mehr anzüchtbar. Aber auch die toten Zellstrukturen besitzen ein Allergiepotenzial, wenn sensible Menschen sie einatmen.
Die Art der Füllung scheint keinen großen Unterschied zu machen, betroffen sind sowohl die beiden Getreidekissen im Test als auch die meisten Kirschkern- und Traubenkernkissen.
Kritik an optischen Aufhellern
Bis auf vier Ausnahmen enthalten alle Wärmemissen im Test optische Aufheller. Kommen sie in Kontakt mit der Haut, so können manche von ihnen in Verbindung mit Sonnenlicht allergische Reaktionen hervorrufen. Außerdem sind optische Aufheller eine Belastung für die Umwelt, weil sie schwer abbaubar sind.
Nicht nur Etiketten, Nähgarn und ein Reißverschluss waren auffällig. Auch die Oberstoffe einiger Wärmekissen waren belastet. Dort wurden die Weißmacher eingesetzt, um die Motive – Elefanten, Schafe, Blümchen und Sterne – besser zur Geltung zu bringen.
Weitere bedenkliche Stoffe in Wärmekissen im Test
Was ist außerdem im Wärmekissen-Test aufgefallen? Das Labor ist in einem Klettverschluss auf den allergisierenden Farbstoff Dispers-Rot 1 gestoßen, in vereinzelten Fällen hat es außerdem halogenorganische Verbindungen nachgewiesen. Viele Vertreter dieser Stoffgruppe können ebenfalls Allergien auslösen. Halogenorganische Verbindungen können aus Farbstoffen stammen.
Außerdem in der Kritik: In einem Polyesterbezug haben die Laborexperten giftiges Antimon gefunden.
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