Attachment Parenting: Das steckt hinter dem Erziehungskonzept

Besondere Bindung zwischen Eltern und Kind

Ratgeber Kleinkinder 2015 | | Kategorie: Kinder und Familie | 11.09.2015

Bei Attachment Parenting steht die enge Beziehung zwischen Eltern und Kind im Fokus.
Foto: Wavebreakmedia L td / Thinkstock

Eine enge Beziehung zwischen Eltern und ihrem Kind und die ständige Aufmerksamkeit stehen im Mittelpunkt des Konzepts Attachment Parenting. Doch der intuitive Erziehungsansatz ist umstritten.

Wie bei den meisten anderen Familien, die ein Kind erwarten, standen auch bei Bianka Blavustyak Kinderwagen und Gitterbett, Windeln und Fläschchen vor der Ankunft des Nachwuchses bereit. Doch als ihre erste Tochter an einem Sonntag im März 2001 auf die Welt kam, wurde alles anders als geplant. Keine der Neuanschaffungen hat die Neu-Mama gebraucht. Sie wollte ihr kleines Mädchen einfach nicht nachts allein in ihrem Zimmer schlafen lassen, holte es zu sich und ihrem Mann Nino ins Bett - wo sie mehr als drei Jahre schlief.

Aus dem anfänglichen Bauchgefühl der jungen Mutter wurde für sie bald eine Philosophie von einer Elternschaft, die vor allem auf enge Bindungen setzt. Dieses Erziehungskonzept ist unter dem englischen Fachausdruck Attachment Parenting (AP) bekannt, aber nicht unumstritten – auch nicht unter Eltern.

Attachment Parenting ist ein intuitiver Erziehungsansatz, der darauf baut, Empfindungen von Babys früh zu erspüren und sie in den Mittelpunkt der Elternschaft zu stellen. Eltern sollen willens und in der Lage sein, sich in die Perspektive eines Kindes zu versetzen und seine Gefühle jederzeit ernst zu nehmen. Durch Empathie, Zuneigung und Vertrauen werde das Kind selbst fähig sein, stabile und dauerhafte Beziehungen aufzubauen.

Für Bianka Blavustyak wird Attachment Parenting ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie bekommt drei Kinder im Altersabstand von jeweils nur 20 Monaten, sie stellt sich, so gut es eben geht, auf deren Bedürfnisse ein, und sie betreibt heute einen Blog. "Es war eine harte Zeit", erzählt die 37-Jährige, "aber ich würde es zu 100 Prozent wieder so machen. Attachment Parenting macht vieles leichter." Ihre Kinder sind heute 14, 12 und zehn Jahre alt, und sie haben sich "super entwickelt", wie sie sagt. "Sie sind eigenständig, vertrauensvoll und machen viel mehr Freude als Sorgen."

Attachment Parenting: Dem Nachwuchs Wurzeln und Flügel geben 

Attachment Parenting, das heißt für die Social-Media-Managerin, Kinder als vollständige Persönlichkeiten zu sehen, ihre Bedürfnisse zu beachten und ihre Meinungen zu hören. Ihnen Wurzeln zu geben – und Flügel. "Ich will sie ja nicht ständig an mich fesseln." Eine der Bibeln der bindungsorientierten Elternschaft ist Das Attachment Parenting Buch des kalifornischen Kinderheilkundlers William Sears und seiner Frau Martha, übersetzt von Bianka Blavustyak. Die Sears haben zusammen acht Kinder und darüber wohl ebenso viele Bücher geschrieben. Als Dr. Bill ist Sears in vielen amerikanischen TV-Formaten aufgetreten. Das Dogma des heute 75-Jährigen lautet: "Hightouch statt Hightech" in der Erziehung.

Sears verspricht, dass Kinder dank Attachment Parenting mitfühlend, fürsorglich und zugänglich werden. "Wir glauben, Attachment Parenting immunisiert Kinder gegen viele der so...