Ein Werbespot im Fernsehen, beste Sendezeit: Zwei Senioren sitzen mit einem blonden Mädchen auf dem Teppichboden und spielen Memory. Der eine räumt ein Kartenpaar nach dem anderen ab. "Sag mal, wie kannst du dir das alles nur merken?", fragt der andere, während das mitspielende Kind genervt die Augen verdreht. "Ich nehm doch Ginkgo ...", antwortet der Gewinner.
Wenn es so einfach wäre. Gewinner sind in jedem Fall Hersteller und Verkäufer ginkgohaltiger Produkte. Laut Marktforschungsunternehmen IMS Health verdienten Apotheken im Jahr 2017 damit rund 195 Millionen Euro. Was Arzneimittel angeht, ließen besonders Tebonin aus dem Haus Dr. Willmar Schwabe, Gingium von Hexal und Ginkobil-Ratiopharm die Kassen klingeln.
Doch hilft es wirklich, zu Mitteln mit Ginkgo oder anderen Heilpflanzen zu greifen, wenn die Konzentration nachlässt und die Vergesslichkeit zunimmt? Gefragt sind sie allemal. Neben Ginkgoprodukten gibt es auch zahlreiche Präparate mit Ginseng oder Taigawurzel, die das Gedächtnis und die Konzentration stärken sollen. Wer sich im Alter Sorgen um seine Gedächtnisleistung macht, sollte die Ursachen abklären lassen. "Vor allem, wenn die Gedächtnisprobleme die Aktivitäten des täglichen Lebens beeinträchtigen", sagt Professor Peter Berlit von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. Klar ist: Memory zu spielen und das Hirn zu fordern, hilft im Zweifelsfall mehr gegen das Vergessen, als Pillen zu schlucken. Das zumindest sagt die Forschung zu Demenz.
Für diesen Test haben wir uns 28 Mittel vorgenommen. Die Hersteller preisen sie für das Gedächtnis, die Konzentration sowie zur Stärkung an. Darunter sind elf rezeptfreie Arzneimittel mit Ginkgo, sechs mit Ginseng und Taigawurzel und elf Nahrungsergänzungsmittel. Alle Mittel haben wir bezüglich Wirksamkeit und bedenklicher Substanzen geprüft.
Das Testergebnis
Vergiss es. Von 28 Produkten im Test fallen 18 mit "mangelhaft" und "ungenügend" durch. Gerade einmal ein Arzneimittel mit Ginkgo erhält die Note "gut", alle anderen Präparate mit Ginkgo sind nur "ausreichend" oder schlechter. Bei Arzneimitteln mit anderen Wirkstoffen und bei fast allen Nahrungsergänzungsmitteln sehen wir rot bis tiefrot.
Auf den Extrakt kommt es an. Von den elf Ginkgopräparaten sind lediglich die Tebonin konzent 240 mg, Filmtabletten zur Behandlung von hirnorganisch bedingten Leistungseinbußen mit Beschwerden wie Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen zu empfehlen.
Alle Mittel enthalten einen definierten Ginkgoblätterextrakt, der dem Europäischen Arzneibuch entspricht. Doch nur der Spezialextrakt in den Tebonin-Filmtabletten schneidet in der wissenschaftlichen Begutachtung "gut" ab. "Für diesen Extrakt liegen drei methodisch aktuelle Studien zu Patienten mit Alzheimer-Demenz und altersbedingten Gedächtnisstörungen vor. Bei zwei dieser Studien wurde eine signifikante Verbesserung der kognitiven Defizite bei einer Tagesdosis von 240 Mill...