Ewigkeitschemikalien: Wie steht es um PFAS in Backpapier?

Autor: Rebecca Welsch | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 04.08.2025

Ewigkeitschemikalien: Wie steht es um PFAS in Backpapier?
Foto: Pixel-Shot/Shutterstock

PFAS, die gesundheitsgefährdenden Ewigkeitschemikalien, sind überall. Wegen ihrer wasser- undfettabweisenden Eigenschaften kommen sie in vielen Alltagsprodukten vor. Doch sind sie auch ein Problem in Backpapier? Wir haben mit einem Experten vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gesprochen.

Das Kürzel PFAS steht für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Sie bilden eine große Familie von mehreren tausend industriell hergestellten Stoffen, die wasser-, schmutz-, fett- oder ölabweisend sind. Einmal in die Umwelt gelangt, bauen sie sich kaum mehr ab – daher auch der Name "Ewigkeitschemikalien".

Einige PFAS könnten außerdem gesundheitliche Probleme hervorrufen: Laut der Datenbank pfastoxdatabase.org sind beispielsweise ein verringertes Geburtsgewicht, Fettleibigkeit, Diabetes, hohe Cholesterinwerte, eine verminderte Reaktion auf Impfstoffe und Schilddrüsenerkrankungen möglicherweise mit PFAS verbunden. 

Dennoch lassen sich die Chemikalien in zahlreichen Alltagsgegenständen finden, unter anderem in wasserdichter Kleidung, beschichteten Pfannen, Lebensmittelverpackungen, Wachsen, Poliermitteln, Imprägnierungen, Farben, bedrucktem Papier, Klebeetiketten, Teppichen, Kosmetik, Bodenbelägen, Kabeln, Arzneimitteln und vielen mehr.

Sind PFAS ein Problem in Backpapier? 

Weil PFAS wasser- und fettabweisend sind, liegt der Gedanke nah, es könnte auch in Backpapier stecken. So schreibt auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), dass Backpapier PFAS enthält. Laut Manuel Fernández, BUND-Referent für Stoffpolitik, ist das in der Regel aber nicht der Fall: "Zumindest in Europa sind PFAS in Backpapier kein Thema."

Stattdessen seien die meisten bei uns angebotenen Backpapiere offenbar mit Silikon beschichtet. Eine gute Alternative ist das aber nicht: "Aus ökologischer Sicht ist das auch nicht zu empfehlen", so Fernández. Denn auch Silikon-Kunststoff sei langlebig und reichere sich im Sediment und Klärschlamm an.

Auch Kunststoff befinde sich mittlerweile überall in der Umwelt: im Boden, Wasser, auf dem Meeresgrund und sogar im menschlichen Körper. Zudem erfordere die Herstellung von Silikon einen hohen Energie- und Ressourceneinsatz

Was ist mit Backmatten und Backfolien?

Wer nun denkt, Backmatten und Backfolien seien eine ökologischere Alternative zu Backpapier täuscht sich: "Die bestehen oft aus dem Fluorpolymer PTFE, auch als Teflon bekannt", so Fernández.

Und bei Teflon handele es sich tatsächlich um eine kunststoffartige PFAS-Verbindung. "Schädliche, nicht-polymere PFAS können hier als Rückstände vorhanden sein oder bei zu hohen Temperaturen ausgasen", sagt Fernández. Schon bei der Produktion von PTFE dienen solche PFAS als Emulgatoren und werden in großen Mengen freigesetzt. 

Doch auch, wenn Manuel Fernández betont, dass PFAS ein Problem in Backmatten und -folien sein können, zeigt unser Test aus 2021, dass ein paar Produkte empfehlenswert waren. Vier Matten aus Silikon schnitten mit "sehr gut" ab. In einem Produkt aus Teflon fand das Labor aber Perfluoroktansäure (PFOA), eine PFAS-Verbindung. Und das sogar über dem in der EU zulässigen Grenzwert. Mehr dazu lesen Sie in unserem Test: 

Stattdessen Fett und Mehl aufs Blech

Doch was nutzt man nun am besten zum Backen? "Wir empfehlen, das Backblech mit Butter oder Pflanzenöl einzufetten", sagt Manuel Fernández.

Auch die Verbraucherzentrale Hamburg empfiehlt, das Blech mit Margarine oder einem hoch erhitzbaren Pflanzenöl einzupinseln. Anschließend etwas Mehl oder Paniermehl darauf verteilen, damit nichts am Blechboden festklebt. Andere Variante: Mehl und Öl direkt mischen und auf das Blech auftragen. 

Backpapier gehört nicht in den Papiermüll

Um die Umwelt zu schonen, kann Backpapier auch mehrmals verwendet werden. Ein Tipp der Verbraucherzentrale: Wischen Sie Krümel und leichte Verschmutzungen mit einem feuchten Lappen ab.

Hat das Papier dagegen nach Benutzung dunkelbraune, verbrannte Stellen sollte man es im Restmüll entsorgen. "Ansonsten können schwer abbaubare Silikone in den Recyclingkreislauf gelangen", so Manuel Fernández.

Das gilt auch für Backpapier, welches als "kompostierbar" gekennzeichnet ist. Denn Hersteller sind nicht verpflichtet, genau offenzulegen, woraus ihr Backpapier besteht: "Das Backpapier kann Stoffe wie Silikon und unter Umständen auch Rückstände von PFAS enthalten. Diese verbleiben dann in der Komposterde bzw. gelangen darüber in die Naturkreisläufe", erklärt Fernández. Deshalb sollte auch solches Backpapier vorsorglich im Restmüll entsorgt werden.

Hinweis: In einer vorherigen Version des Artikels vom 20.11.2024 hieß es: "Weil die langlebigen und gesundheitsgefährdenden PFAS wasser- und fettabweisend sind, kommen sie zum Beispiel auch in fast jedem Backpapier zum Einsatz. Die Werte sind zwar innerhalb der vorgeschriebenen Grenze, aber bei hohem Erhitzen können die Chemikalien verdampfen und in Luft und Lebensmittel übergehen", sagte eine BUND-Chemie-Expertin. Wir haben für die Aktualisierung des Artikels erneut mit dem BUND gesprochen.

Weiterlesen auf oekotest.de: