Mittel gegen Scheidenpilz im Test: Diese Medikamente helfen

ÖKO-TEST Juli 2019: Titelthema Mineralwasser | Autor: Christine Throl | Kategorie: Gesundheit und Medikamente | 27.06.2019

Mittel gegen Scheidenpilz im Test: Diese Medikamente helfen
Foto: ÖKO-TEST

Über Scheideninfektionen spricht man nicht, man will sie schnell loswerden. Wir haben 17 rezeptfreie Mittel gegen Scheidenpilz und bakterielle Infektionen bewertet. Zwei Drittel der Präparate können wir empfehlen, eins dagegen fällt im Test durch.

Infektionen im Intimbereich sind lästig, lassen sich aber gut behandeln. In der Apotheke gibt es dazu eine Reihe erprobter Mittel – ohne Rezept. Wer sich dort ein Arzneimittel kauft, muss allerdings wissen, was untenrum vor sich geht. Pilz oder Bakterien? Die Diagnose gehört in die Hand eines Arztes. Denn "die Infektionen sind jeweils ganz unterschiedlich zu behandeln", sagt Dr. Christian Albring vom Berufsverband der Frauenärzte. 

Mittel gegen Scheidenpilz im Test: Risiken untersucht

Meist handelt es sich bei den unangenehmen Leiden um Pilzinfektionen, verursacht von Hefepilzen der Gattung Candida. Dagegen wissen wir Rat: Viele Arzneimittel gegen Scheidenpilz in unserem Test schneiden "gut" ab. Komplizierter wird die Sache, wenn eine bakterielle Infektion vorliegt. Die Präparate, die dagegen helfen sollen, sehen wir kritischer.

Im Fokus des Tests stehen die Wirksamkeit und Risiken der rezeptfreien Präparate. Unser Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt hat dafür die aktuelle Studienlage gesichtet und ausgewertet. Auch haben wir die Zusammensetzung der Produkte auf bedenkliche oder umstrittene Hilfsstoffe geprüft.

Cremes die etwa Paraffinöl enthalten, haben wir von einem spezialisierten Labor auf Mineralöl-Verunreinigungen analysieren lassen, von denen einige krebserregend sein können. Denn wir finden: Produkte, die Frauen im empfindlichen Intimbereich anwenden, können nur "gut" sein, wenn sie wirken, sicher anzuwenden und nicht übermäßig mit bedenklichen Stoffen belastet sind.  

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Wirksamkeit mancher Präparate überzeugt nicht

Das Ergebnis: Mehr als die Hälfte der Präparate im Test können wir empfehlen, sie schneiden mit dem Gesamturteil "gut" ab. Drei bekommen die Note "ausreichend", eins fällt mit "mangelhaft" durch. Unsere Hauptkritik: Die Wirksamkeit mancher Mittel ist wenig überzeugend, in einem Fall ist sie sogar nicht belegt. Außerdem enthalten viele Mittel PEG/PEG-Derivate. Das sind bedenkliche Hilfsstoffe, sie können die Haut durchlässiger für Fremdstoffe machen.

Viele Mittel gegen Scheidenpilz in unserem Test können wir empfehlen, denn sie enthalten den gut untersuchten Wirkstoff Clotrimazol, der sicher wirkt. Die Substanz Nystatin wirkt vor allem gegen Candida-Arten, nicht aber gegen Derma­tophyhten. Dagegen hat Clotrimazol ein breiteres Wirkungsspektrum.

Cremes und Zäpfchen bei Scheideninfektionen 

Die meisten der Präparate kombinieren Vaginaltabletten oder -zäpfchen mit einer Creme. Die Tabletten wirken gut am Ort der Infektion – in der Vagina. Die Cremes helfen, Juckreiz oder Brennen am Scheiden­eingang und im äußeren Vaginal­bereich zu lindern. Die Antipilzstoffe hemmen das Wachstum der Pilze und töten sie ab.

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Ein getestetes Mittel gegen eine bakterielle Scheideninfektion enthält gleich mehrere umstrittene Bestandteile: den möglicherweise hormonell wirksamen Konservierungsstoff Propylparaben und Paraffine. Das von uns beauftragte Labor hat in den Vaginalkapseln problema­tische aromatische Mineralölbestandteile (MOAH) nachgewiesen, unter ihnen können sich auch krebserregende Substanzen befinden. 

Bakterielle Vaginose gefährlich für Schwangere

Neben einer Pilzinfektion können auch Bakterieninfektionen Probleme im Intimbereich bereiten. Gewinnen Keime wie Gardnerella vaginalis und andere aerobe Bakterien die Oberhand, sprechen Fachleute von bakterieller Vaginose. Sie kann das Risiko für eine Frühgeburt erhöhen, Schwangere sollten sie also unbedingt behandeln. Besser: behandeln lassen. "Von einer Selbstbehandlung ist abzuraten", sagt Dr. Christian Albring, "sie zögert eine effektive Therapie nur hinaus."

Die Frauenärztin oder der Frauenarzt verschreiben dazu meist ein Antibiotikum oder ein Mittel mit dem Wirkstoff Dequaliniumchlorid – dieser steckt zum Beispiel in einem "gut" getesteten Arzneimittel. In einer klinischen Studie war die Substanz ebenso wirksam wie ein Antibiotikum, schreibt Professor Manfred Schubert-Zsilavecz. Wir nehmen trotzdem eine Note Abzug vor, weil der Wirkstoff häufig, das heißt in mehr als einem von 100 Fällen, Reizungen verursacht.

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Einige rezeptfreie Mittel nur "ausreichend"

Einige Mittel gegen Vaginosen schneiden nur "ausreichend" ab. Sie enthalten die antiseptisch wirkenden Substanzen Hexetidin, Povidon-Jod oder eine Kombination aus Octenidindihydro­chlorid und Phenoxyethanol. "Es gibt für diese Wirkstoffe keine belastbaren Studien, die zeigen, dass sie effektiv gegen Vaginosen wirken", sagt unser Berater Schubert-Zsilavecz.

Ein Produkt schneidet "mangelhaft" ab. Es soll gegen bakterielle Vagi­nosen wirken. Der Hersteller wirbt sogar mit einer Studie für das Produkt. Aber: "Als Beleg für eine Wirksamkeit reichen die Ergebnisse keinesfalls aus", urteilt Gutachter Schubert-Zsilavecz.

Vaginalpilz: Darauf sollten Sie achten 

  1. Beschwerden im Intimbereich durch einen Arzt abklären lassen. Tritt Scheidenpilz wiederholt auf, spricht nichts gegen einen Behandlungsversuch mit einem "guten" rezeptfreien Mittel.
  2. Während der Behandlung Handtücher und Unterwäsche täglich wechseln und bei 60 Grad waschen.
  3. Vorsicht bei enger Kleidung und Synthetikwäsche. Beides fördert feuchtes Klima im Intimbereich und begünstigt so Probleme.

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Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Wir haben 16 rezeptfreie Arzneimittel in Apotheken eingekauft und ein Medizinprodukt, das auch in der Drogerie erhältlich ist. Zwölf Produkte sollen gegen Scheidenpilz wirken, vier Präparate gegen bakterielle Scheideninfektionen und ein Produkt laut Beipackzettel gegen beides. Unter den Testprodukten sind auch Kadefungin, Canesten Gyn, Clotrimazol Aliud, Canifug und Vagisan Myko, die nach den Daten des Marktforschungsunternehmens IQVIA für den größten Absatz sorgen. 

ÖKO-TEST-Berater Professor Manfred Schubert-Zsilavecz von der Universität Frankfurt hat die aktuelle Studienlage zu den Wirkstoffen und Produkten gesichtet, ausgewertet und die Wirksamkeit der Mittel und ihre Risiken beurteilt. Stecken bedenkliche oder umstrittene Hilfsstoffe in den Mitteln? Sind Cremes oder Kapseln, die Paraffinöl enthalten, mit problematischen Mineralölkomponenten, von denen einige krebserregend sein können, verunreinigt? Das haben wir durch ein spezialisiertes Labor überprüfen lassen.

Produkte, die Frauen im empfindlichen Intimbereich anwenden, können nur "gut" sein, wenn sie wirken, sicher anzuwenden und nicht übermäßig mit bedenklichen Stoffen belastet sind. Verunreinigungen mit Mineralölkomponenten verschlechtern das Gesamt­urteil ebenso wie bedenkliche Konservierer und Emulgatoren auf Basis von PEG/PEG-Derivaten.

Bewertungslegende: Mittel gegen Scheideninfektion

Bewertung Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel: Unter dem Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel führt zu einer Abwertung um vier Noten: Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien nicht überzeugend belegt (in der Tabelle "nein"). Zur Abwertung um drei Noten führt: Wirksamkeit durch wissenschaftliche Studien wenig überzeugend belegt. Zur Abwertung um eine Note führt: entzündliche Hautreaktionen als mögliche Nebenwirkung von Dequaliniumchlorid.

Bewertung Testergebnis Hilfsstoffe: Unter dem Testergebnis Hilfsstoffe führen zur Abwertung um jeweils zwei Noten: a) aromatische Kohlenwasserstoffe aus Mineralöl (MOAH); b) PEG/PEG-Derivate in Cremes. Zur Abwertung um jeweils eine Noten führen: a) mehr als 1 % Paraffine/paraffinähnliche Erdöl­produkte; b) Propylparaben (Natriumpropyl-4-hydroxybenzoat).

Bewertung Testergebis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur einer Abwertung um eine Note: PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel. Ein Testergebnis Hilfsstoffe, das "befriedigend" oder "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Ein Testergebnis Hilfsstoffe, das "mangelhaft" ist, verschlechtert das Gesamturteil um zwei Noten.

Testmethoden 

Testmethoden: Wirksamkeitsbelege und Beipackzettel: Begutachtung durch Gutachter. MOSH, MOAH: LC-GC/FID. PVC/PVDC/chlorierte Verbindungen in der Verpackung: Röntgenfluoreszenzanalyse.

Wir testen und bewerten regelmäßig Wirksamkeit und Nutzen von Produkten für die Gesundheit. Wie wir dabei im Detail vorgehen, erfahren Sie hier.

Einkauf der Testprodukte: März 2019. 

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