- Egal ob zart oder Feinblatt oder kernig: Haferflocken sind immer Vollkorn.
- Wir haben 35-mal Haferflocken geprüft, darunter viele Bio-Produkte. Die Haferflocken sind als zart, blütenzart, extra zart, Fein-, Zart- oder Kleinblatt ausgelobt.
- Das Ergebnis ist erfreulich: 21 von 35 zarten Haferflocken schneiden mit "sehr gut" ab.
- In einigen Produkten sind wir auf die Schimmelpilzgifte T-2 und HT-2 gestoßen. Minuspunkte gibt es auch für mehrere nachgewiesene Pestizidrückstände.
Haferflocken sind beliebt – das Getreide passt in Müsli, Kuchen und Pfannkuchen. Außerdem sind sie reich an Ballaststoffen und liefern jede Menge essenzielle Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe wie Magnesium oder Zink.
Zarte Haferflocken im Test: Kölln, Lidl, Aldi & Co. im Vergleich
Nach unserem Test können wir auch viele zarte Haferflocken für den Einkauf empfehlen. Wie so häufig sind wir aber gleichzeitig auf Probleme gestoßen: Einige Haferflocken kritisieren wir, weil das von uns beauftragte Labor darin Schimmelpilzgifte und/oder mehrere Pestizidrückstände gefunden hat.
Unser größter Kritikpunkt in diesem Test ist die Belastung mit den Schimmelpilzgiften T-2 und HT-2. Diese vorwiegend von Fusarien-Pilzen gebildeten Toxine wirken unter anderem zellgiftig, können den Verdauungstrakt angreifen und das Immunsystem schwächen.
Labor findet Schimmelpilzgifte in Haferflocken
Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat deshalb eine maximale Tagesdosis empfohlen, bis zu der die Aufnahme von T-2/HT-2 über einen längeren Zeitraum noch als gesundheitlich tolerabel gilt – einen sogenannten TDI. An diesem orientieren wir uns – der Grund: der aktuell gültige Grenzwert, den alle Produkte einhalten, lässt höhere Gehalte zu. Das ist in unseren Augen aber abgekoppelt von toxikologischen Erkenntnissen.
Bei sechs zarten Haferflocken-Produkten im Test würde eine erwachsene, 60 Kilogramm schwere Person bereits mehr als die Hälfte der noch als unbedenklich geltenden Tagesdosis ausschöpfen, wenn sie davon täglich eine 40-Gramm-Portion vertilgt. Solche Gehalte ordnen wir bereits als "erhöht" ein, denn ein halb so schweres Kind hätte mit einer gleich großen Portion Haferflocken die maximal noch vertretbare Dosis an T-2/ HT-2 bereits überschritten. Zweimal wird der TDI im Test sogar überschritten.
Bio-Haferflocken im Test sind weniger betroffen
Auffallend ist: Es sind überwiegend Haferflocken aus konventionellem Anbau, die ein verschärftes Problem mit Schimmelpilzgiften haben. Doch was ist der Grund für dieses Muster, das wir auch schon in vergangenen Tests gesehen hatten?
Fusariengifte entstehen abhängig von bestimmten Witterungsbedingungen bereits auf dem Feld – und im Gegensatz zu konventionellen Landwirten dürfen Bio-Bauern sie nicht mit Fungiziden bekämpfen. Eine mögliche Erklärung könnte die im Öko-Landbau übliche Praxis der Fruchtfolge sein: Denn laut Saaten-Union, einem Verband deutscher Pflanzenzüchter, reduzieren bestimmte Fruchtfolgen das Fusarien-Risiko.
Keinen signifikanten Zusammenhang sehen wir zwischen den Anbauregionen und den T-2/HT-2-Gehalten: Belastete Produkte kommen sowohl aus Deutschland als auch aus anderen europäischen Staaten wie Finnland oder Dänemark.
Kritik an mehreren Pestizidrückständen in Haferflocken
Neben den Schimmelpilzgiften haben wir noch einen dicken Minuspunkt: In einigen zarten Haferflocken im Test wies das Labor Mehrfachrückstände von Spritzmitteln nach. Auch wenn wir die Gehalte nur als Spuren bewerten, sehen wir die Mehrfach-Belastungen kritisch. Denn mögliche Wechselwirkungen der Pestizide untereinander sind aus unserer Sicht noch nicht ausreichend erforscht. Für Belastungen mit zwei und mehr Pestiziden ziehen wir deshalb eine Note ab.
Unter den nachgewiesenen Pestiziden ist auch immer wieder Glyphosat, das im Haferanbau wieder auf dem Vormarsch zu sein scheint. Glyphosat ordnen wir als besonders bedenklich ein. Die Gründe: Der Unkrautvernichter trägt erheblich zum Verlust von Biodiversität bei und auch der Verdacht auf eine krebserregende Wirkung ist noch nicht vollends ausgeräumt.
Kernige Haferflocken bei ÖKO-TEST
2022 haben wir kernige Haferflocken unter die Lupe genommen. In diesem Test trübten Schimmelpilzgifte, Pestizide und Mineralölbestandteile das Image der gesunden Haferflocken. Er brachte aber auch viele empfehlenswerte Marken zum Vorschein:
Beta-Glucane in Haferflocken
Übrigens: Unter den zahlreichen gesunden Inhaltsstoffen von Haferflocken ist ein Grüppchen in den vergangenen Jahren besonders ins Rampenlicht geraten: die Beta-Glucane. Beta-Glucane gehören zu den löslichen Ballaststoffen und sollen den Cholesterinspiegel senken. Auch diverse Produkte in unserem Test werben mit diesem Vorzug – schließlich gilt zu viel Cholesterin im Blut als Risikofaktor für koronare Herzerkrankungen.
Doch gibt es diese cholesterinsenkende Wirkung auch wirklich? Ja, für diese Aussage gibt es tatsächlich wissenschaftliche Beweise. Deshalb dürfen die Hersteller sie laut Health-Claims-Verordnung auch auf die Packung von Haferflocken schreiben. Vorausgesetzt sie fügen hinzu, dass die Wirkung erst ab drei Gramm Beta-Glucanen pro Tag eintritt.
Diesen Hinweis drucken auch alle Hersteller im Test auf die Packung. Gut zu wissen: 40 Gramm Haferflocken – die Menge, die wir als Tagesportion annehmen – enthalten etwa 1,5 Gramm Beta-Glucan, genügen für eine Senkung des Cholesterinspiegels also noch nicht. Es braucht eine zweite Portion Haferflocken oder besser noch: Gerste, die ebenfalls voller Beta-Glucane steckt.
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