Vegane Burger im Test: 8 von 16 Patties enthalten Mineralölbestandteile

Spezial Vegetarisch und Vegan 2023 | Autor: Vanessa Christa/Lisa-Marie Karl/Annette Dohrmann/Lena Wenzel | Kategorie: Essen und Trinken | 07.11.2023

Vegane Burger im Test: Welche Burgerpatties sind die besten?
Foto: ÖKO-TEST

Lust auf vegane Burger? Fünf Produkte können wir nach unserem Test mit Bestnote empfehlen. Einige Burgerpatties fallen allerdings negativ auf, weil sie mit Mineralölbestandteilen verunreinigt sind. Zudem gibt es Kritik für zu viel enthaltenes Salz und zugesetzte Aromen. 

  • Wir haben 16 vegane Burgerpatties von Supermärkten und Discountern getestet, darunter sechs Bio-Produkte.
  • Die Bestnote gibt es für fünf vegane Burger im Test. 
  • Mineralöl ist immer noch ein Problem: In acht veganen Burgern bemängeln wir Mineralölbestandteile. Dreimal ist das von uns beauftragte Labor sogar auf die besonders bedenklichen MOAH gestoßen. 
  • Die gute Nachricht: Geschmacklich überzeugen die meisten geprüften veganen Burgerpatties. 

Aktualisiert am 7.11.2023 | Sie gehören zu den Klassikern unter den Fleischersatzprodukten: Burgerpatties auf Basis von Seitan, also Weizeneiweiß, Erbsen, Soja oder anderen Hülsenfrüchten. Die werden längst nicht mehr nur von Veganerinnen oder Vegetariern zwischen Brötchenhälften geklemmt, sondern immer häufiger auch von Flexitariern.

Das heißt von Menschen, die ihren Fleischkonsum aus ökologischen, ethischen oder gesundheitlichen Gründen bewusst reduzieren, aber auf den Geschmack und die Konsistenz des Originals nicht verzichten wollen. So tischt in Deutschland gut ein Drittel der Verbraucher und Verbraucherinnen laut Statista mindestens einmal pro Woche Fleischimitate auf.

Mineralölbestandteile in veganen Burgerpatties 

Wie schon in unserem Test 2019 sind Mineralölbestandteile auch dieses Mal echte Appetitverderber. Im aktuellen Test der veganen Burger hat das beauftragte Labor in drei Produkten sogar aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) gefunden. Sie gelten als hoch bedenklich, da sich unter den MOAH auch krebserregende Verbindungen befinden können.

Im Test: 16 vegane Burgerpatties.
Im Test: 16 vegane Burgerpatties. (Foto: Mironov Vladimir/Shutterstock)

Auch in der Kritik: Gefundene gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH). Von denen weiß man, dass sie sich im menschlichen Körper anreichern und dort die wohl größte Verunreinigung darstellen. Eine gesundheitliche Bewertung der langfristigen Folgen steht allerdings noch aus.

Besonders auffällig: Einmal hat das von uns beauftragte Labor sage und schreibe fast 650 mg/kg an MOSH nachgewiesen. Dieser Gehalt überschreitet nicht nur unsere höchste Abwertungsgrenze von 4 mg/kg um ein Vielfaches, sondern auch den Orientierungswert der Industrie von 11 mg/kg für vegane Burgerpatties. Hier sollte der Hersteller dringend nachbessern und die Ursache für solch eine starke Verunreinigung ausfindig machen.

Vegane Burger im Test: Das fällt positiv auf

Positiv fällt dagegen auf, dass die Labore in den Burgerpatties weder Fettschadstoffe noch Rückstände chlorhaltiger Reinigungsmittel oder Pestizide gefunden haben.

Ebenfalls erfreulich: Im Gegensatz zum vorausgegangenen Test sind alle veganen Burger mit Soja frei von gentechnisch veränderten Bestandteilen. Auch mikrobiologisch ist alles in Ordnung und appetitlich.

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Schmecken die veganen Burger?  

Abgesehen von den inneren Werten, ist die entscheidende Frage, wie die veganen Burger schmecken. Was das angeht, hatten die Sensoriker wenig auszusetzen. Die meisten Burgerscheiben rochen und schmeckten, wie vegane Burgerpatties riechen und schmecken sollen – würzig, nach Brataromen oder nach den maßgeblichen Zutaten.

Die Experten mäkelten nur vereinzelt: über eine gummiartige Textur, einen leicht bitteren, schwach angebrannten oder faden Geschmack. Die größte Kritik lautete: "zu salzig, verbrannt und bitter".

(Foto: ÖKO-TEST)

Zu viel Salz in einigen Burgerpatties 

Aus unserer Sicht meinen es jedoch auch einige Hersteller etwas zu gut mit dem Salz. Da ein dauerhaft hoher Salzkonsum Bluthochdruck verursachen kann, werten wir deklarierte Gehalte von mehr als 1,7 Gramm Salz pro 100 Gramm Patty ab. Dabei orientieren wir uns an der finnischen Salzreduktionsstrategie, die für Würstchen mit vergleichbaren Salzgehalten einen Warnhinweis vorsieht.

Punktabzug gibt es ebenfalls, wenn die Hersteller dem Geschmack ihrer Patties mit zugesetzten Aromen nachhelfen.  

Welche veganen Burger sind am besten? 

Fünf von 16 veganen Burgerpatties in unserem Test schneiden mit "sehr gut" ab. Sie überzeugen sowohl geschmacklich als auch mit ihren Inhaltsstoffen. Sie finden die Testsieger im ePaper

Wichtig: Frieren Sie aufgetaute Patties nicht wieder ein – und achten Sie bei (tief-)gekühlten Produkten auf die Kühlkette. Sie verderben nach dem Öffnen zum Teil ähnlich schnell wie Feisch.

Wie gesund ist ein veganer Burger? 

Fleischersatz gehört zu den hochverarbeiteten Lebensmitteln. Um möglichst nah an Geschmack und Konsistenz des fleischigen Originals zu kommen, greifen Hersteller veganer Bratlinge häufig zu Aromen und Zusatzstoffen. Die sind bei Bioprodukten übrigens tabu.

Die getesteten Patties enthalten pro Stück zwischen 153 und 298 Kalorien. Zusammen mit einem Brötchen, reichhaltigen Burgersaucen oder Mayo und (veganem) Käse kann man schon mal auf etwa 1.000 kcal kommen. Und hat vielleicht noch Appetit auf mehr...

Für vegan lebenden Menschen ist Eiweiß häufig ein Thema. Denn aus pflanzlichen Quellen verwertet der Körper den Nährstoff weniger gut als aus tierischen Lebensmitteln. Den mit Abstand höchsten Eiweißgehalt haben die getesteten veganen Burgerpatties auf Basis von Seitan aus Weizen.

Die sind jedoch ungeeignet für alle, die empfindlich auf Gluten reagieren oder gar unter Zöliakie leiden. Aber Vorsicht: Auch in anderen pflanzlichen Patties kann der Weizenkleber enthalten sein.

Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch für 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

Weiterlesen auf oekotest.de:

Wir haben diese Produkte für Sie getestet

Testverfahren

Im Test: 16 vegane Burgerpatties aus den (Tief-) Kühlregalen von Supermärkten und Discountern, darunter sechs Bio-Produkte. Die zwei Produkte aus den Lebensmittelabteilungen von Drogeriemärkten sind ungekühlt. Basis der Patties sind Erbsen, Seitan (Weizeneiweiß), Süßkartoffeln, Sonnenblumenkerne oder Linsen.

Wir haben auf der Deklaration nach Aroma-Zusätzen Ausschau gehalten und prüfen lassen, ob die deklarierten Nährwerte und Salzgehalte mit denen der Laboranalyse übereinstimmen. Ferner haben wir die Bratlinge auf Pestizide, Mineralölbestandteile sowie Rückstände aus chlorhaltigen Reinigungsmitteln untersuchen lassen, die bei der Herstellung hochverarbeiteter Lebensmittel ins Produkt übergehen können. Da einige Burgerscheiben vorgegart und frittiert sind, gaben wir außerdem eine Analyse auf Fettschadstoffe in Auftrag. Die können entstehen, wenn pflanzliche Öle hohen Temperaturen ausgesetzt sind.

Zum Prüfschema gehörte auch die mikrobiologische Qualität der Patties. Produkte auf Sojabasis ließen wir zudem auf gentechnisch veränderte Bestandteile checken und die Verpackungen auf umweltbelastende PVC-Verbindungen. Da Burgerpatties auch schmecken und eine gute Textur haben sollen, hat geschultes Sensorikpersonal die Produkte nach Packungsangaben zubereitet und anschließend verkostet.

Bewertungslegende 

Soweit nicht abweichend angegeben, handelt es sich bei den hier genannten Abwertungsgrenzen nicht um gesetzliche Grenzwerte, sondern um solche, die von ÖKO-TEST festgesetzt wurden. Die Abwertungsgrenzen wurden von ÖKO-TEST eingedenk der sich aus spezifischen Untersuchungen ergebenden Messunsicherheiten und methodenimmanenter Varianzen festgelegt.

Bewertung Testergebnis Inhaltsstoffe: Unter dem Testergebnis Inhaltsstoffe führen zur Abwertung um jeweils vier Noten: a) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analoga der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 4 mg/kg (in der Tabelle: Mineralölbestandteile "stark erhöht"); b) ein gemessener Gehalt von bis zu 1 mg/kg an aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH). Zur Abwertung um zwei Noten führt: ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analoga der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 2 bis 4 mg/kg (in der Tabelle: Mineralölbestandteile "erhöht"), sofern nicht schon für einen Gehalt an MOAH um vier Noten abgewertet wurde. Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) ein gemessener Gehalt an MOSH/MOSH-Analoga der Kettenlängen C17 bis C35 von mehr als 1 bis 2 mg/kg (in der Tabelle: Mineralölbestandteile "leicht erhöht"); b) ein als besonders bedenklich eingestuftes Pestizid in einem gemessenen Gehalt von mehr als 0,01 mg/kg. Als besonders bedenklich werden Pestizide eingestuft, wenn sie PAN-gelistet sind (in Gruppe 2 oder Gruppe 3 als bienentoxisch oder sehr bioakkumulierend und sehr persistent in Wasser, Böden oder Sedimenten) und/oder nach EU-Datenbank oder CLP-Verordnung (ECHA) kanzerogen oder reproduktionstoxisch sind, hier: Cypermethrin); c) ein deklarierter Salzgehalt von mehr als 1,7 g/100 g. Dies ist angelehnt an den Schwellenwert für einen Warnhinweis bei hohem Salzgehalt von Würstchen in Finnland; d) der Zusatz von (natürlichem) Aroma.

Bewertung Testergebnis Sensorik: Unter dem Testergebnis Sensorik führt zu Abwertung um zwei Noten: eine deutliche Fehlnote in Geruch und Geschmack (hier: "verbrannt, bitter"). Zur Abwertung um jeweils eine Note führen: a) eine leichte Fehlnote in Geruch und Geschmack (hier: "bitter" oder "leicht bitter, schwach angebrannt" oder "zu salzig" oder "fad"); b) eine leichte Abweichung in der Textur (hier: "gummiartig").

Bewertung Testergebnis Weitere Mängel: Unter dem Testergebnis Weitere Mängel führen zur Abwertung um jeweils eine Note: a) eine Abweichung des deklarierten Gesamtfettgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ±1,5 g bei deklarierten Fettgehalten unter 10 g/100 g bzw. von mehr als ± 20 % bei deklarierten Fettgehalten von 10–40 g/100 g. Dies entspricht den Kriterien des Leitfadens für zuständige Behörden in Bezug auf die Festlegung von Toleranzen für auf dem Etikett angegebene Nährwerte; b) eine Abweichung des deklarierten Salzgehalts vom im Labor ermittelten Wert von mehr als ±0,375 g bei deklarierten Salzgehalten unter 1,25 g/100 g bzw. von mehr als ± 20 % bei deklarierten Salzgehalten von mehr als 1,25 g/100 g. Dies entspricht den Kriterien des Leitfadens für zuständige Behörden in Bezug auf die Festlegung von Toleranzen für auf dem Etikett angegebene Nährwerte. Steht bei konkret benannten Analyseergebnissen "nein", bedeutet das unterhalb der Bestimmungsgrenze oder Nachweisgrenze der jeweiligen Testmethode.

Das Gesamturteil beruht auf dem Testergebnis Inhaltsstoffe. Ein Testergebnis Sensorik, das "ausreichend" ist, verschlechtert das Gesamturteil um eine Note. Testergebnisse Sensorik oder Weitere Mängel, die "gut" sind, verschlechtern das Gesamturteil nicht.  

Testmethoden 

Mineralölbestandteile: nach DIN EN 16995:2017-08 mod.; die Modifikation betrifft die Verseifung und eine andere Matrix; Messung mittels LC-GC/FID.
Chlorat/Perchlorat: LC-MS/MS.
Gesamtfett: Gravimetrisch nach Säureaufschluss
Natrium: Aufschluss nach DIN EN 13805:2014-12. Messung nach ASU L 00.00-144:2019-07.
Pestizide: nach DIN EN 15662:2018-07; Messung mittels GC-M/MS und LC-MS/MS
Gesamtkeimzahl, aerob: nach DIN EN ISO 4833-2:2014-05.
Enterobacteriaceen: nach ASU L 00.00-133/2:2019-12.
E. coli: nach ASU L 00.00-132/2:2021-03.
Präsumtive Bacillus cereus: nach ASU L 00.00-33:2021-03 (Oberflächenverfahren).
Listeria monocytogenes: nach ASU L 00.00-22:2018-03 (Oberflächenverfahren).
Koagulase-positive Staphylokokken: nach ASU L 00.00-55:2019-1222-08.
Clostridium perfringens: nach ASU L 00.00-57: 2006-12
Salmonellen: nach ASU L 00.00-20:2021-07.
Gentechnisch veränderte Bestandteile: PCR; P35S, NOS nach ASU L 00.00-122:2008-06; EPSPS, pat, bar nach ASU L 00.00-154:2014-08 mod.; die Modifizierung (EPSPS, pat, bar) bezieht sich auf die Konzentrationen der Primer und Sonden im PCR-Mix; cry1Ab/Ac mittels PCR.
Sensorische Prüfung, beschreibend, nach Zubereitung: nach ASU L 00.90-6, 2015-06 mod.; die Modifikation betrifft Umfang Prüfpanel, Anforderung Prüfraum, Verschlüsselung, Prüfklima, Angabe Bericht

Einkauf der Testprodukte: März 2023  

Diesen Test haben wir zuletzt im Jahrbuch für 2024 veröffentlicht. Aktualisierung der Testergebnisse/Angaben für das Spezial Vegetarisch & Vegan sofern die Anbieter Produktänderungen mitgeteilt haben oder sich aufgrund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse die Bewertung von Mängeln geändert oder wir neue/zusätzliche Untersuchungen durchgeführt haben.

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